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Katholische Morgenfeier vom 28.11.2021 Dietmar Kretz, Würzburg

Angst und Erlösung

Zusammen mit den anderen Teilnehmenden einer Gruppe stehe ich frühmorgens vor meinem ersten Besuch im Hochseilgarten am Volkersberg in der Rhön. Sorgfältig legen wir Sicherheitsgurte und Helme an. Unsere Trainerin führt uns ein, erklärt ausführlich alle Regeln, dann geht es zu zweit in die unterschiedlichen Höhen. Bis zu 14 Meter hoch. Mit den ersten Übungen komme ich gut klar. Natürlich habe ich auch weiche Knie, ein Kribbeln im Bauch. Manchmal stockt mir der Atem. Das gehört dazu. Doch dann kommt die letzte Aufgabe, an die ich mich bis heute sehr genau erinnere: Ein einfacher 14 Meter hoher Baumstamm mit 30 cm Durchmesser steht vor mir. Kletterhilfen unterstützen meinen Weg nach oben. Doch am Ende wird es schwer für mich. Um auf diese kleine Scheibe zu kommen, muss man mit Schwung hoch. Doch bei diesem letzten Schritt, erstarre ich bei dem Versuch, mich aufzuschwingen. Ich schaff es nicht. Zig mal setze ich an. Ich rufe laut nach unten:

„Ich breche ab.“ Da kommt es mir entgegen: „Du schaffst das!“ Doch meine Angst ist größer „Nein. Ich komme wieder runter.“ Auf einmal feuert mich die ganze Gruppe

Sendung: Katholische Morgenfeier Autor: Dietmar Kretz

Redaktion: Religion und Orientierung Datum: 28.11.2021

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laut schreiend an. Tausend Dinge gehen mir durch den Kopf. Ich setze noch 2-mal an und dann bin ich oben, strecke meine Arme aus und blicke stolz in die Weite der Rhön.

Die Angst hatte mich da oben ganz schön im Griff, doch die Ermutigung hat mich davon befreit. So funktioniert ein Hochseilgarten. Die Aufgaben führen Dich an Deine Grenze und zeigen Dir, wie Du damit umgehst bzw. wie andere Dir dabei helfen.

Menschen suchen immer wieder solche Kicks und Nervenkitzel, um sich ihrer Angst zu stellen: In Sportarten wie dem Klettern und Fallschirmspringen, in der Geister- oder Achterbahn, beim Horrorfilm oder auch nur beim sonntäglichen Tatort.

Kinder hören gerne Gruselgeschichten, machen Mutproben und wollen ausprobieren.

Eltern erzählen oft später ihren Kindern, in welchen Situationen sie diesen einen Satz gesagt haben: Ganz alleine. Der Wunsch nach Eigenständigkeit. Auf diesem Weg gehört die Angst und ihre Überwindung dazu: Beim berühmten Gang in den dunklen Keller, auf dem ersten Schulweg ohne die Eltern. Das kann mir niemand abnehmen, dazu braucht es Mut. Aber wie so oft im Leben ist man doch nicht ganz so allein, wenn zum Mut die Ermutigung kommt, um sich seinen Ängsten zu stellen: ein gutes Wort, ein Lied, ein Vorbild oder eine Mutmachgeschichte.

Die Angst und ihre Überwindung gehört von Anfang zu unserem Leben dazu.

Manche Menschen brauchen diese ganzen Nervenkitzel nicht. Eine Kollegin sagt gerne: ich brauch kein Tatort, mein Leben ist aufregend genug.

Da gibt es die großen Ängste in meinem Leben. Oft sind sie mit Entscheidungen verbunden: Welchen Beruf schlage ich ein oder wechsle ich meine Arbeitsstelle?

Verändere ich meinen Wohnort? Ängste gehen auch einher mit Sorgen: Wenn das Kind auf einer Feier ist oder die Volljährige die ersten Male allein mit dem Auto unterwegs ist. Und überhaupt: Hoffentlich passiert den Kindern nichts auf ihrem Lebensweg. Bleibe ich und Menschen, die mir vertraut sind, gesund und behalte ich auch im Alter meinen Verstand und meine Erinnerungen.

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Manche großen Ängste sind nicht nur mein Thema, sondern in aller Munde. Vor allem wenn wir Menschen es nicht mehr im Griff haben. Natürlich kommt bei den Gedanken wieder die Pandemie hoch. „Nicht schon wieder.“ Den Satz habe ich bei mir in den letzten Tagen immer wieder entdeckt. Erinnerungen und Befürchtungen werden mit diesen schwindelerregenden Zahlen wieder wach. An der Rezeption sagt die Kollegin bei dem Thema: Bitte nicht noch einmal Kurzarbeit. Alles bloß das nicht.

Ein Künstler erzählt mir, wie wieder alle Termine abgesagt sind. Wieder steht die Existenzangst im Raum. Muss ich erneut so lange warten? Er sagt: „Nicht schon wieder, kann das nicht endlich einfach rum sein.“ Der Lockdown schwebt wie ein Damoklesschwert über uns. Nicht schon wieder.

Es gibt auch noch andere solcher großen und öffentlichen Ängste: die Klimakrisen sind mit all ihren Auswirkungen sichtbar. Bekommen wir das mit dem Gesundheitssystem und hier vor allem die Pflege in den Griff? Terror ist immer wieder einmal gegenwärtig und erschüttert meist eine ganze Gesellschaft – manchmal entfernt und manchmal ganz nah. Solche öffentlichen Ängste können sich verändern oder verschwinden: die Angst vor einem Atomkrieg war in meiner Jugend viel präsenter. Der saure Regen ist kein Thema mehr. Mache Ängste kommen immer wieder hoch wie die unterschiedlichen Formen von Wirtschaftskrisen. Und sie sind in Regionen sehr unterschiedlich: Wenn in einem Land Krieg oder Bürgerkrieg herrscht, wollen die Menschen einfach nur Überleben. In Hungergebieten geht es um das Wasser und das Brot für den nächsten Tag.

Diese großen Ängste sind im öffentlichen Raum sehr präsent. Mich erschreckt es, wenn so manche Gruppen und Parteien damit auch noch spielen und Ängste schüren. Und so machen Zeitgenossen verstricken sich in absurde Verschwörungstheorien oder erwarten wieder einmal das Ende der Welt.

Musik

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Doch diese hohe öffentliche Präsenz der Angst steht im Widerspruch zu einer anderen Beobachtung: in meinem persönlichen und individuellen Bereich ist das Thema Angst mehr oder weniger mit einem Tabu belegt. Über die Angst vor dem Alter oder dem Sterben wird eben eher selten gesprochen: weder in der Familie noch im Freundeskreis. Die Angst vor der neuen Aufgabe im Betrieb wird im Kollegenkreis brav übergangen. Augen zu und durch. Und das Tabu wird noch deutlich gesteigert, wenn die Angst krankmacht. Phobien, Panikattacken oder Zwangsstörungen nehmen immer mehr zu. Mit einer Angst vor Spinnen kann ich leben. Aber andere Angststörungen machen das Leben unerträglich und brauchen professionelle Hilfe.

Zusammen mit den Depressionen gehören sie zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Und sie teilen eben mit der Depression die Tabuisierung und Stigmatisierung. Und das obwohl um die 25% aller Menschen in ihrem Leben eine oder mehrere Angststörungen haben.

Solche Tabus haben immer mehrere Gründe. Einer davon liegt sicher in der Gleichsetzung von Angst und Schwäche. Und die darf es in einer Gesellschaft nicht geben, in der Du allein für Dein Glück verantwortlich bist. Wenn ich etwas in meinem Leben nicht auf die Reihe kriege, dann bin ich daran selbst schuld. Wo Schwäche also keinen Platz hat, darf es schon gar nicht zu einem Gespräch über die Angst als Ausdruck von Schwäche kommen.

Sieht man einmal von der krankmachenden Störung ab, hilft die Angst im Leben und zum Überleben: Wo wären die Menschheit hingekommen, wenn die Menschen keine Angst vor wilden Tieren gehabt hätte und weggelaufen wäre. Angst hilft mir, dass ich mich aus den großen und kleinen Gefahrenzonen möglichst schnell herausbringe.

Die Angst unterstützt mich beim Überqueren der Straßen, wenn ich nach rechts und links schauen. Wenn es die Treppe hochgeht halte ich mich am Geländer fest und bei einem Sturm gehe ich nicht aus dem Haus.

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Doch nicht wenige Ängste möchte ich schlicht und einfach loswerden und abstreifen.

Sie setzen sich im Körper fest und ich kann sie spüren: Adrenalin wird freigesetzt, der Puls geht hoch und die Hände werden feucht. Manche Ängste setzen sich im Gehirn fest, wenn ich mir bei drohenden Verlust der Arbeitsstelle den Kopf zerbreche. Die Sorge, wieder von einem Menschen enttäuscht zu werden, macht mein Herz immer enger. Wie viele Ängste schlagen sich auf den Magen und können sogar bis zum Erbrechen führen: Prüfungsängste, das Unwohlsein, wenn ich auf eine Fortbildung gehe und ich in eine Gruppe wildfremder Menschen komme. Das ist sicher bei jedem von uns ganz unterschiedliche, wo sich diese Angst im Körper festsetzt.

Auch das heutige Evangelium führt uns in so ein Angstszenario. Ausgerechnet am 1.

Advent. Wo doch beim Entzünden der ersten Kerze der liebe Advent angesagt wird, der auch noch eine heilige Zeit sein soll.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres.

Die Menschen werden vor Angst vergehen

in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.

Musik

Was geht denn da ab? Der Himmel und die Erde werden erschüttert und ganze Völker bestürzt. Nicht nur für einen kurzen Moment, sozusagen als Knall bei dem es halt mal Kracht. Das dauert. Es spielt sich mit der Sonne am Tag und mit Mond und Sterne auch noch in der Nacht ab. Rund um die Uhr sind die Menschen ratlos über das Toben und Donnern des Meeres. Kein Wunder, denn ganz am Anfang hat Gott

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in der Schöpfung das Tohuwabohu, das Chaos, geordnet und den Anfang des Lebens gesetzt. Ausgerechnet im Meer geht es nun wieder Chaotisch zu. Hier steht nicht nur einem einzelnen Menschen, sondern gleich der ganzen Menschheit steht das Wasser bis zum Halse. Endzeitstimmung. Die Menschen werden vor Angst sogar vergehen und in Erwartung der Dinge erschüttert. Die Menschen damals kannten nur zu gut diese Bilder. Jesus verwendet sie in seiner letzten großen Rede Jesu, bevor es nach Jerusalem geht. Wenn wir hier stehen blieben, dann könnten wir Jesus auch in die Schublade der Verschwörungstheoretiker stecken oder er war halt auch einer der vielen Apokalyptiker, deren Vorhersage des Weltuntergangs nun mal doch nicht eintreffen. Wie geht Jesus mit diesen Ängsten um?

Musik

Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit. Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter;

denn eure Erlösung ist nahe.

Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, wie eine Falle; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen.

Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.

Am Beginn des neuen Kirchenjahres wird unser Blick auf das Ende gelenkt. Wir müssen dabei keine großen gedanklichen Verrenkungen machen, denn wir haben es ja erst am letzten Sonntag gefeiert: Christkönig. Mit ihm steht die Erlösung im Raum.

Heute zeigt uns das die Rede vom Menschensohn an, vor den wir treten können und sollen, weil mit ihm die Erlösung nahe ist. Erlösung - was für ein großes Wort: In unserem Alltag kommt es nicht mehr so häufig vor. Am ehesten im Zusammenhang mit Krankheit und Sterben. Wenn ein Mensch lange leiden musste und gestorben ist,

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dann heißt es: Er oder sie wurde von den Leiden erlöst. Oder eine Redewendung drückt für mich Erlösung noch aus: da fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Wenn ich meinen Schlüssel Stunden gesucht und endlich gefunden habe. Wenn ich einen Fehler gemacht habe und mein Gegenüber reagiert völlig anders als erwartet.

Erlösung hat etwas mit Befreiung zu tun. Da bekomme ich wieder einen klaren Kopf, wenn ich nicht mehr nur um mich und meine Probleme kreise. Wie gut tut es mir, wenn ich traurig bin und ich in den Arm genommen werde. Dann wird mein Herz weit.

Oder wenn mir etwas schwer im Magen liegt. Eine schwere Arbeit. Wenn ich das geschafft habe – allein oder mit anderen zusammen, da wird es mir sowohl im Bauch.

Nicht nur die Angst, auch die Erlösung zeigt sich in meinem Geist, meiner Seele und in meinem Körper.

Ist dann aber diese Erlösung etwas, das ganz am Ende kommt? Als eine Befreiung von allen körperlichen und seelischen Schmerzen? Im Himmel oder in einem Jenseits sind wir dann erlöst, wenn wir dieses irdische Jammertal hinter uns gelassen haben. Natürlich hat es einen gewissen Trost, wenn ich in der Hoffnung lebe, dass am Ende nicht alles aus ist.

Am letzten Wochenende besuchte ich ein eindrucksvolles Theaterstück einer 12.

Klasse. Es hieß 36000 Sekunden. Was würdest Du tun, wenn die Welt in 36000 Sekunden, also nach 10 Stunden untergeht? In dem klugen und absurden Gedankenexperiment führt der Blick auf das Ende zu der Frage, was Dir in deinem Leben wirklich wichtig. Immer wieder ertappe ich mich während dem Stück, wie ich auf die Hoffnung setze, dass am Ende eben nicht alles einfach aus ist, dass am Ende alles gut wird. Eine solche Hoffnung kann in vielen Situationen zu einem wichtigen Rettungsanker zur Erlösung werden. Aber wenn es dabei stehen bleiben würde, dann wird eine solche Botschaft zu einer billigen Vertröstung. Wenn wir im Evangelium heute hören, dass unsere Erlösung nahe ist, dann will uns der Text nicht in ein Schlaraffenland oder in das Paradies führen. Den Himmel auf Erden wird es

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nicht geben. Vielleicht tun wir uns auch deshalb so schwer mit dem Thema Erlösung, weil wir sie eben in dieser Vollkommenheit hier nicht erfahren können. Es wird weiterhin die großen und die kleinen Ängste geben. Das Schwere und das Zerbrochene wird immer noch zu uns gehören. Die Welt ist nicht heil. Und manchmal muss ich darüber weinen oder es bleibt mir die Wut, weil ich ohnmächtig vor Leid und Schmerzen stehe. Über diese Zerrissenheit und das Unvollkommenen könnte ich mich ärgern, ich könnte es bedauern oder daran verzweifeln: Wenn ich unzufrieden bin mit meinem Geld, meinem Aussehen, wenn mir meine Fähigkeiten so schwach vorkommen, wenn mich der Neid zerfrisst – dann bin ich unerlöst. Die Erlösung im hier und jetzt drückt sich für mich in der Gelassenheit aus. Das ist etwas anderes als die Hände in den Schoß zu legen. Sie meint auch keine fatalistische Schicksalsergebenheit.

Gelassenheit rechnet zum einen mit dem Guten wie Bösen im Leben. Zum anderen braucht die Gelassenheit nicht den Himmel auf Teufel komm raus auf die Erde zu holen.

Doch wenn uns heute am Anfang des Kirchenjahres, am ersten Advent, das Ende vor Augen geführt wird, dann will uns das keine Angst einflössen. Im Gegenteil: Die Bibel belässt die Erlösung ganz bei Gott. Das entlastet mich, denn ich muss mich nicht selbst erlösen, ich muss nicht perfekt sein und mich optimieren. Vielleicht können deswegen so wenig Menschen bei der Erlösung anknüpfen. Wir wollen doch alles am liebsten selbst machen. Aber zur Erlösung gehört halt immer auch der Erlöser.

Und wenn ich Gott als Erlöser entgegentreten, dann befreit das auch meine ganzen Beziehungen: Kein anderer Mensch muss mir den Himmel auf Erden breiten: Keine Eltern, keine Kinder und kein Partner.

Unsere Erlösung ist nahe – das hat viel mehr mit der Gegenwart zu tun als mit dem Jenseits. Auch wenn wir hier auf Erden diese Erlösung nicht vollkommen erfahren, so dürfen wir sie erahnen und schmecken. Immer dann, wenn wir Befreiung erfahren:

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wenn wir vor einem Konfliktgespräch Angst hatten und am Ende alle zufrieden sind.

Wenn ich nach einem Streit ein Schwamm drüber höre, werden meine Gedanken hell. Oder wenn Eltern und Kinder nach einer langen und harten Zeit der Pubertät wieder zueinander finden. Wenn ich ein Lied höre, das mein Herz berührt oder ein Kunstwerk mich so in den Bann zieht, dass anscheinend Zeit und Ewigkeit zusammenfallen. Ich schmecke diese Erlösung, wenn ich nicht perfekt sein muss.

Wenn ich auch perfekt glücklich sein kann und darf. Ich erahne Erlösung, wenn mir Menschen die Hand auf die Schulter legen und sagen: halt durch. Oder im Hochseilgarten von unten rufen: „Du schaffst das.“ Solche Spuren der Erlösung können wir jetzt schon in unserem Leben entdecken, die befreien mich aus meiner Angst und stärken meinen Glauben, dass sich das Gute durchsetzen will.

Bei allen Nöten und Ängsten sollen wir Mut und Vertrauen fassen.

Musik

Wer die Erlösung in seinem Herzen entdeckt, ist aufgefordert davon zu künden.

Gerade den Menschen, die in der Not sind. Ein Gedicht von Joachim Dachsel bringt das auf den Punkt. Er nimmt das Hier und Jetzt auch vom Ende, vom letzten Tag, her in den Blick:

An jenem Tage, der kein Tag mehr ist - vielleicht wird er sagen:

Was tretet ihr an

mit euren Körbchen voller Verdienste, die klein sind wie Haselnüsse

und meistens hohl?

Was wollt ihr

mit euren Taschen voller Tugenden,

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zu denen ihr gekommen seid aus Mangel an Mut,

weil euch Gelegenheit fehlte oder

durch fast perfekte Dressur?

Habe ich euch davon nicht befreit?

Wissen will ich:

Habt ihr die andern angesteckt mit Leben?

Mit Leben anstecken. Was für eine schöne Aufgabe, eine adventliche Aufgabe. Mit Leben anstecken – das ist im Grunde die einzige Aufgabe aller Erlösten, deren Gemeinschaft wir Kirche nennen. Ihre Aufgabe ist es mit Leben anzustecken. Wenn ich anderen Mut zuspreche, dann stecke ich mit Leben an. Wenn ich eine fünf einmal gerade sein lasse, dann stecke ich mit Leben an. Wenn ich Traurige tröste, dann stecke ich mit Leben an. Wenn ich Kranken besuche, dann stecke ich mit Leben an.

Wenn ich Menschen am Boden aufrichte, dann stecke ich mit Leben an. Wenn ich zu einem Menschen Ja sage, dann stecke ich ihn mit Leben.

Adventliche Menschen nehmen das Leben in den Blick. Erlösung heißt, zum Leben Ja zu sagen mit allem, was dazugehört. Ein solche Erlösung können wir uns nur schenken lassen. Für mich ist der Advent eine Spurensuche der Erlösung in meinem Leben. Besser können wir uns gar nicht auf die Geburt des Erlösers vorbereiten. Und dann wird der Advent trotz Angst und Schrecken tatsächlich ein lieber Advent. Eine heilige Zeit.

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Auf diesem Weg und in dieser Zeit segne Sie der Gott der Befreiung und des Lebens: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

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