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Nächstenliebe, die 10 Gebote und das Gesetz der Freiheit

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Nächstenliebe, die 10 Gebote und das Gesetz der Freiheit

Von: Philip Svetlik, Johannes Lessmann, Christian Achenbach, Ernst-August Bremicker

Der Jakobusbrief ist ein unglaublich praktischer Brief. Es geht um echten Glauben, es geht um unsere Glaubenspraxis. Wir sind jetzt bei Jakobus 2,8-13 angekommen und in diesen Versen geht es darum, wie wir denken, wie und nach welchen Maßstäben wir urteilen, ob das durch unseren Glauben beeinflusst ist oder ob wir genauso denken wie Ungläubige, wie die Welt.

Jakobus macht das am Beispiel von sozialen Unterschieden deutlich. Die Empfänger hatten in ihren Zusammenkünften in der Synagoge Reiche bevorzugt und Armen den letzten Platz eingeräumt.

Darüber sagt Jakobus: „Ihr denkt ja genau wie die Welt. Ein Gläubiger sollte doch ganz anders denken, der sollte doch den Herrn der Herrlichkeit vor Augen haben und sich danach ausrichten.“

In dem Abschnitt, der nun vor uns steht, kommt Jakobus dann auf ein weiteres Argument zu sprechen und stellt uns jetzt das Gesetz vor und sagt, wie sich das Gesetz zu diesen Fragen positioniert. Das wollen wir jetzt vor uns haben:

„Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ so tut ihr recht. Wenn ihr aber die Person anseht, so begeht ihr Sünde und werdet von dem Gesetz als Übertreter überführt. Denn wer irgend das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden. Denn der gesagt hat: „Du sollst nicht ehebrechen“, hat auch gesagt: „Du sollst nicht töten.“ Wenn du nun nicht ehebrichst, aber tötest, so bist du ein Gesetzes-Übertreter geworden.

So redet und so tut als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der keine Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit rühmt sich gegen das Gericht“ (Jakobus 2,8-13).

Jakobus steigt jetzt mit dem „königlichen Gesetz“ ein, und ich habe mir die Frage gestellt: Warum kommt Jakobus überhaupt auf das Gesetz zu sprechen? Als Christen sind wir ja eigentlich nicht mehr unter Gesetz, der Römerbrief macht das ja deutlich. Aber trotzdem schreibt Jakobus jetzt hier von dem königlichen Gesetz, also von einer Zusammenfassung der Gesetze, die am Sinai gegeben wurden, letztendlich also die Zehn Gebote. Meine Frage war: Warum bringt er jetzt auf einmal das Gesetz, was denkt ihr?

Es fällt ja sowieso auf, dass er in dem Abschnitt mehrfach von dem Gesetz spricht. Er nennt das

„königliche Gesetz“ (V. 8), dann spricht er in Vers 9 von „dem Gesetz“, in Vers 10 von „dem ganzen Gesetz“ und in Vers 12 von einem „Gesetz der Freiheit“. Mindestens die ersten drei beziehen sich tatsächlich auf das Gesetz aus dem Alten Testament, und die Frage, die Philip gestellt hat, ist da natürlich berechtigt. Was haben wir damit noch zu tun?

Der offensichtliche Grund, dass er von dem Gesetz spricht, ist für mich erst einmal der, dass er ja an Empfänger schreibt, die aus der Zeit des Gesetzes stammen. Er schreibt ja an die zwölf Stämme, die das Gesetz in- und auswendig kannten. Wir werden ja sehen, dass unser Maßstab nicht mehr das Gesetz ist, dass wir ein viel höheres Niveau haben, aber ich glaube, um das Thema bei den Empfängern anzubringen, benutzt Jakobus das Gesetz.

Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass diese Leute noch Eiferer für das Gesetz waren (vgl.

Apg 21,20). Das war ja noch die Anfangsphase des Christentums, und Gott hat das auch akzeptiert.

Diese Leute kannten ja auch noch nicht die Belehrungen von Paulus über das Gesetz und unsere Haltung zum Gesetz. Das darf man dabei nicht ganz vergessen.

Aber trotzdem hat das ja auch uns etwas zu sagen. Wir können das ja nicht wegwischen und sagen:

„Wir haben mit dem Gesetz nichts mehr zu tun, wir stehen nicht unter Gesetz, also geht uns das hier

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nichts an.“ Wenn das so wäre, stünde das nicht in der Bibel. Die Frage bleibt also: Was haben wir mit dem Gesetz heute zu tun?

Als moralischen Kompass kann man das Gesetz durchaus nutzen. Es ist ja letztendlich gegeben worden, um dem Menschen auch seine Schuldigkeit zu zeigen und auf Christus hinzuweisen, den einzigen Retter. Es richtet sich also zunächst an Ungläubige, die ihre Unzulänglichkeit erkennen sollen, weil sie das Gesetz nicht erfüllen können. Da kommen wir auch gleich noch drauf zu sprechen.

Aber für uns ist das ja letztendlich etwas, was uns moralisch trotzdem einen Kompass gibt. „Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht begehren, sondern du sollst eben lieben“, das sind trotzdem genau die Dinge, die dem entsprechen, was der Herr uns vorgelebt hat.

Diese Moralanforderungen werden deshalb im Neuen Testament auch alle wiederholt. Die gelten für uns ganz genauso. Es ist klar, dass das Gesetz für uns nicht der Weg zur Rettung ist und dass es uns auch nicht zu besseren Menschen macht, aber die Moralanforderungen des Gesetzes sind für einen Christen eigentlich die Minimalanforderungen. Paulus schreibt in Römer 8,4, dass die Rechtsforderungen des Gesetzes in uns erfüllt werden, wenn wir nach dem Geist wandeln. Dann erfüllen wir die moralischen Anforderungen.

Das Gesetz zeigt ja, wie bereits erwähnt wurde, die Schuldigkeit des Menschen. Das finden wir hier ja auch in Vers 9, wo davon geschrieben wird, dass man von dem Gesetz als Übertreter überführt wird. Das ist ja genau der Sinn des Gesetzes nach Römer 7: Das Gesetz zeigt mir meine Sündhaftigkeit, meine Schuldigkeit.

Aber schon in Vers 8 bei dem königlichen Gesetz: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, stellen wir fest, dass der Herr uns einen höheren Maßstab gegeben hat, wenn Er sagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, … wie ich euch geliebt habe“ (Joh 13,34).

Unser Maßstab ist also die Liebe des Herrn zu uns und nicht nur unsere Liebe zu uns selbst, obwohl das ja schon schwierig genug ist.

Das ist für mich übrigens auch so ein Grund, warum das hier königliches Gesetz genannt wird.

Einmal eben im Sinne von Römer 13, wo das die „Summe des Gesetzes“ genannt wird. Der Herr sagt über dieses Gebot auch, dass es das erste Gebot ist, das wichtigste. Es ist also sozusagen der König der Gesetze.

Aber gleichzeitig wird auch deutlich, dass es immer noch das Niveau des Königreichs ist. Es ist das Niveau der Bergpredigt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Aber Christus hat uns einen höheren Maßstab gegeben, nämlich sich selbst.

Es gibt ja diesen jungen Mann, der mal zu dem Herrn kam und gefragt hat: „Was ist das größte Gebot?“ Da antwortete der Herr Jesus und sagte sinngemäß: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand“, aber Er fügt dann auch hinzu: „Ein zweites, ihm ebenbürtiges Gebot ist:

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Daran hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“

Das heißt: Wenn du das praktizierst, dann erfüllst du automatisch auch die anderen Gebote.

Es ist auch interessant, dass diese Liebe zu Gott am Ende von Vers 5 erwähnt wird und dass jetzt der zweite Teil des königlichen Gesetzes vor uns kommt, nämlich den Nächsten zu lieben.

Interessanterweise sehen wir das später in diesem Kapitel bei Abraham und Rahab auch. Auch da finden wir Liebe gegenüber Gott bei Abraham und Liebe gegenüber dem Volk Gottes bei Rahab.

Das ist tatsächlich interessant, wie das alles so miteinander verzahnt ist.

Die Stoßrichtung der Aussage von Jakobus ist hier doch letztendlich: „Selbst wenn ihr nur das Gesetz kennt und beachten wollt, hättet ihr doch schon merken müssen, dass das Ansehen der Person nicht biblisch ist und nicht dem Gesetz und den Gedanken Gottes entspricht.“ Selbst wenn man nur diesen Maßstab zugrunde legt, hätte man das schon merken müssen.

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Richtig, denn das ist ja die Aussage von Vers 9: „Wenn ihr aber die Person anseht“, da kommt er auf das vorher behandelte Thema zurück, „so begeht ihr Sünde“, Sünde ist Zielverfehlung, „und ihr werdet von dem Gesetz als Übertreter überführt.“ Ein Übertreter ist jemand, der irgendwo eine rote Linie überschreitet und ein Gesetz bricht.

Für mich war das immer ein ganz allgemeines Thema, was Jakobus hier in diesem zweiten Kapitel anspricht. Natürlich geht es hier um soziale Unterschiede, aber ich für mich denke, dass man das biblisch berechtigt auch verallgemeinern kann. Man kann eigentlich sagen, dass unser Denken hier auf dem Prüfstand steht. Ist unser Denken weltlich oder ist es biblisch, ist es auf den Herrn der Herrlichkeit ausgerichtet? Wodurch lassen wir unser Denken prägen? Das macht unser Glaubensleben ein Stück weit aus.

Es gibt hier dann mindestens drei Ausrichtungspunkte oder Maßstäbe. Zum einen finden wir den Herrn der Herrlichkeit, also den Charakter Gottes selbst, an dem wir Dinge messen, zum anderen gibt es ja dann in Vers 5 das Handeln Gottes als Vorbild und hier geht es schließlich um die Gebote Gottes. Das sind die Kernpunkte, um die es immer geht, wenn wir irgendetwas beurteilen, wenn wir uns fragen, wie eine Sache im Licht Gottes zu sehen ist. Wir können das messen am Charakter Gottes, an Seinem Vorbild nach dem Motto „What would Jesus do?“ oder aber auch an konkreten Anweisungen.

Was ich interessant finde, ist, dass Jakobus in Vers 10 dann noch weiter ins Gesetz einsteigt und sagt: „Wenn ihr ein Gebot übertretet, dann seid ihr des ganzen Gesetzes schuldig geworden.“ Ich habe mich gefragt: Warum macht Jakobus das hier eigentlich? Ich glaube, dass das schon auch Bezug hat zu dem, was wir in den Versen 1-7 haben, dass er ja letztlich die Empfänger dieses Briefs darin überführt, dass sie böse Gedanken hatten, indem sie nicht Gottes Maßstab im Blick auf alle Menschen berücksichtigt haben, sondern Unterschiede gemacht haben. Aber vielleicht haben sie dennoch geglaubt, dass sie gute Christen seien oder eine gute Moral hatten.

Aber Jakobus muss ihnen hier zeigen: „Ihr könnt noch so eine gute Moral haben, aber wenn ihr in diesem einen Gesetz, in diesem einen Gebot, das euch eigentlich das Gesetz selbst gibt, Übertreter seid, übertretet ihr das ganze Gesetz, weil Gott dahinter steht.“

Irgendjemand hat mal gezählt, dass es 613 Einzelgebote gibt. Jetzt könnte man also sagen:

„Jakobus, jetzt stell dich mal nicht so an, wenn ich ein einziges Gebot nicht beachte, aber die anderen 612 schon, dann wird das ja wohl nicht so schlimm sein.“ Ich glaube, dass Jakobus diesen typisch menschlichen Vorwand entkräften möchte, indem er sagt: „Passt auf, Leute! Schon die Übertretung eines Gesetzes macht euch zu Gesetzesübertretern.“

Das ist vergleichbar mit jemandem, der an einem Seil mit ganz vielen Knoten über einem Abgrund hängt. Wenn ein einziger Knoten durchgeschnitten wird, dann ist der weg, dann ist es für ihn vorbei.

Es ist egal, wie viele andere Knoten gehalten haben, dann ist es vorbei.

Ich finde diese Erklärung sehr gut, denn ich habe mir auch dieselbe Frage gestellt, und wahrscheinlich ist der Grund wirklich, dass Jakobus den falschen Bekennern, die ein Bekenntnis hatten, aber kein echtes Leben, deutlich zu machen: „Ihr braucht echten Glauben, um gerettet zu werden. Ihr könnt nicht durch Gesetzeswerke gerettet werden.“ Glaubenswerke sind noch etwas anderes, da kommen wir später noch zu, aber Gesetzeswerke retten nicht.

Dann kommt hier ein ziemlich krasses Beispiel, das aber genau das deutlich macht. Wenn ich jemanden totgeschlagen habe und Mörder bin, dann nützt es mir wenig, zu sagen: „Ich habe meine Ehe immer geehrt und gehalten.“ Oder wenn ich umgekehrt meine Ehe gebrochen habe, dann kann ich nicht sagen: „Das ist nicht so schlimm, ich habe ja niemanden totgeschlagen.“ Das Beispiel macht ganz deutlich, was Jakobus meint.

Das würde man auch bei jedem menschlichen Vertragswerk so sagen. Wenn man sagt: „Ich habe zwar einen Paragraphen verletzt, aber dafür habe ich die anderen ja alle gehalten“, dann würde jeder sagen: „Sorry, aber du hast gegen den Vertrag verstoßen.“ Das ist also eine Einheit, die ich nicht

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auseinanderdividieren kann.

Man sieht das ja auch bei Mose in 2. Mose 32. Als er von Gott die Gesetze bekommt und dann das Volk unten im Tal sieht, wie es das goldene Kalb gebaut hatte, da kommt er vom Berg herab und streicht nicht irgendwie ein Gesetz oder ein Gebot von den Tafeln weg, sondern wirft die Tafeln auf den Boden, sodass die Gesetzestafeln zerstört wurden. Das ganze Gesetz wurde gebrochen.

Dann kommt er aber jetzt in Vers 12 wieder auf ein anderes Gesetz zu sprechen, das Gesetz der Freiheit. Wir hatten das schon einmal in Kapitel 1 vor uns, wo wir gesagt haben, dass die neue Natur, das neue Leben, das wir haben, sich danach sehnt, den Willen Gottes zu tun. Sie findet darin ihre Erfüllung, ihre Befriedigung. Das ist also kein Zwang, sondern Freiheit und Freude.

Letztendlich gilt das auch für das geschwisterliche Miteinander, dass man einander eben in Liebe begegnet.

Die Natur Gottes ist Liebe und es kennzeichnet die Kinder Gottes, dass sie einander lieben. Wer aus Gott geboren ist, der liebt seinen Bruder. In 1. Johannes 3,14 heißt es: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben.“ Das ist also etwas ganz natürliches, und das verlangt Gott von uns, und wenn wir dem neuen Leben Raum geben und unter der Kraft des Heiligen Geistes leben, dann wird diese Sache auch sichtbar.

Jakobus zieht das Niveau jetzt also höher. Das ist jetzt nicht mehr das Gesetz vom Sinai, sondern er spricht jetzt hier von einem Gesetz der Freiheit. Das ist deutlich mehr und danach werden wir auch beurteilt. Gott beurteilt uns nicht nur nach dem Gesetz, nach Seinen Moralanforderungen im Alten Testament, sondern Er beurteilt uns nach einem höheren Maßstab.

Das Gesetz der Freiheit ist ja deswegen ein Gesetz der Freiheit, weil es sich an die neue Natur in uns richtet, die das sowieso tun möchte, was in dem Gesetz gefordert wird. Insofern heißt eigentlich

„nach dem Gesetz der Freiheit gerichtet werden“, dass wir nach diesem Standard unseres neuen Lebens gerichtet werden, und das schließt auch die Gesinnung mit ein.

Das vorher ist ja so ein richtiges Korinthenkacken könnte man sagen, wenn man versucht, diese Gebote auseinanderdividieren, das ist ja ein totaler Formalismus. Das zeigt ja schon, dass man hier nur eine To-Do-Liste vor sich hat, die man irgendwie einhält. Das hat nichts mit der Gesinnung zu tun, das hat auch nichts mit der Person des Gesetzgebers zu tun, die dahintersteht. So kann man nicht leben. Wir werden nach dem Maßstab des neuen Lebens beurteilt.

Ist „gerichtet“ hier „beurteilt“ oder „verurteilt“?

Ich würde sagen, dass „beurteilt“ in dem Sinne gemeint ist, dass wir einmal vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen, und da werden wir beurteilt werden nach unserer Verantwortung, und da wird Gott fragen: „Was habe ich dir gegeben? Ich habe dir neues Leben gegeben, ich habe dir den Heiligen Geist gegeben, ich habe dir die Kapazität gegeben, so zu leben, wie Christus gelebt hat, und daran beurteile ich dich jetzt.“ Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel verlangt werden, und das ist vielleicht auch so ein bisschen die Brücke zu dem, was dann in Vers 13 kommt, denn da sagt Gott das auch in gewisser Hinsicht, dass wir uns so verhalten sollen, wie Gott letztendlich mit uns umgegangen ist.

Der Vers 13 ist ja auch noch einmal ein Appell im Blick auf das Miteinander. Das Thema Barmherzigkeit wird dabei sehr unterstrichen, und das ist genau das, was gerade erwähnt wurde: So ist Gott mit uns umgegangen, nämlich mit Barmherzigkeit, mit Mitempfinden mit Elend und Hilfe in der Not für jemand anderes, und dieser Vers 13 ist dann ein sehr deutlicher Appell, Barmherzigkeit zu üben, dass man also anderen, die in Not sind, hilft.

In gewisser Hinsicht ist das wieder ähnlich wie Kapitel 1,27, wo es darum geht, Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen. Das ist auch ein Stück weit, dass man Barmherzigkeit zeigt. Es hat mich echt beeindruckt, wie oft Jakobus dieses Thema der Barmherzigkeit aufgreift. In Kapitel 3 kommt das nämlich auch noch einmal vor, denn Barmherzigkeit ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass neues Leben und vor allem ein lebendiger Glaube da ist, dass Handlungen der Barmherzigkeit

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in unserem Leben sichtbar werden.

Das kann eigentlich auch nicht anders sein. Wenn da gar nichts von sichtbar wird, dann stimmt irgendetwas überhaupt nicht.

Genau, und interessanterweise stellt jemand dem Herrn Jesus die Frage: „Wer ist denn eigentlich mein Nächster?“, und dann sagt der Herr: „Ich erzähle dir jetzt mal die Geschichte von dem Samariter, und tue du genauso, und dann wirst du schon sehen, wer dein Nächster ist.“

Das ist die schönste Erklärung für Barmherzigkeit, dieser Abschnitt über den barmherzigen Samariter.

Wenn man den Vers 13 mit Vers 9 und dem königlichen Gesetz in Vers 8 in Verbindung bringt, dann heißt das ja eigentlich auch, dass ich mir eigentlich gar nicht aussuchen kann, wer mein Nächster ist und an wem ich Barmherzigkeit üben sollte. Das ist ja irgendwie so in uns drin, dass wir zwar gerne Barmherzigkeit üben, aber bitte da, wo wir das selbst entscheiden können. Aber diese Begebenheit vom barmherzigen Samariter macht ja eigentlich klar, dass Gott uns auf den Weg legt, wer mein Nächster ist und dass ich das nicht wählen kann. Der, der in Not ist und letztlich „vor meine Füße fällt“, der ist mein Nächster.

Das entspricht dann auch wirklich dem Gesetz der Freiheit, der neuen Natur in uns, denn die würde ja auch nicht solche Unterschiede machen.

Es heißt hier dann ja: „Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der keine Barmherzigkeit geübt hat.“ Das ist eine allgemeine Aussage Gottes. Für Ungläubige bedeutet das natürlich: Wenn du kein echtes Glaubensleben hast, wenn du keine echte Barmherzigkeit zeigst und gar kein neues Leben hast, dann wirst du auch keine Barmherzigkeit erfahren, wenn du einmal vor Gott erscheinen wirst und gerichtet wirst.

Aber vielleicht können wir das auch für uns anwenden: Mit dem Maß, mit dem wir messen, mit dem wird auch uns wieder gemessen werden. In 2. Timotheus 1,16-18 wird dem Haus des Onesiphorus Barmherzigkeit an jenem Tag gewünscht, also im Blick auf den Richterstuhl des Christus. So wie wir mit anderen umgehen wird auch mit uns umgegangen werden in einem gewissen Maß. Das ist schon auch ein ernster Gedanke.

Aber auch der letzte Satz ist sehr schön: „Die Barmherzigkeit rühmt sich gegen das Gericht.“ Das zeigt auch nochmal den Charakter Gottes. Gott ist reich an Barmherzigkeit (Eph 2,4) und Er ist langsam zum Zorn. Gott sehnt sich also grundsätzlich danach, Barmherzigkeit zu zeigen, und das sollte auch bei uns so sein. Anstatt darauf ausgerichtet zu sein, zu richten, sollten wir darauf ausgerichtet sein, Barmherzigkeit zu üben. Das sollte nicht auf Kosten der Heiligkeit Gottes geschehen, das ist klar, aber trotzdem mit dieser generellen Ausrichtung, wie das auch im Leben des Herrn Jesus sichtbar wurde.

Ich versuche mal, eine kleine Zusammenfassung von dem zu geben, was wir gesehen haben.

Jakobus spricht hier auf einmal von dem königlichen Gesetz, und das ist letztendlich das Gesetz der Nächstenliebe: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Der Herr Jesus hat einmal gesagt, dass das höchste Gebot ist, Gott zu lieben, und dass das ebenbürtige Gebot ist, dass wir einander lieben sollen wie uns selbst. Wenn wir das tun, dann machen wir auch keinen Unterschied zwischen irgendwelchen Personen, sondern dann handeln wir alle gleich.

Es ist interessant, dass Jakobus hier das Gesetz anführt. Er tut das wahrscheinlich, weil die Empfänger immer noch mit dem Gesetz verbunden waren und Eiferer waren für das Gesetz, und Jakobus zeigt ihnen hier: „Wenn ihr so viel Wert auf das Gesetz legt, dann schaut euch mal an, was das Gesetz eigentlich gefordert hat. Wenn ihr Ansehen der Person habt, dann übertretet ihr das Gesetz.“

Er geht dann sogar noch weiter und geht noch näher darauf ein, und wahrscheinlich wendet er sich da an solche, die überhaupt kein neues Leben aus Gott haben, sondern nur ein Glaubensbekenntnis ohne Realität, und sagt ihnen: „Wenn ihr ein Gebot übertretet, dann seid ihr aller Gebote schuldig

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und dann werdet ihr keine Barmherzigkeit haben, wenn ihr einmal vor Gott steht. Ihr werdet nämlich dann gerichtet werden und in die Hölle kommen.

Aber wir werden nach einem ganz anderen Gesetz gerichtet, nämlich nach dem Gesetz der Freiheit.

Wir haben das neue Leben, und das neue Leben sehnt sich danach, den Willen Gottes zu tun, und deswegen sollte es uns eigentlich eine Freude sein, Barmherzigkeit und Nächstenliebe zu zeigen und auf diese Weise keinen Unterschied der Person zu machen.

Wir haben gesehen, dass Barmherzigkeit das ist, was Gläubige kennzeichnen sollte. Die Glaubenswerke in unserem Leben sollten unter anderem durch Barmherzigkeit gekennzeichnet sein, das heißt wir sollen denen helfen, die in Not sind, und die können wir uns nicht aussuchen, sondern Gott legt sie uns letztendlich auf den Weg.

Aber darin liegt auch ein ernster Gedanke: Mit dem Maß, mit dem wir andere messen, wird auch uns einmal gemessen werden. Gott erwartet also, dass wir Seine Nachahmer sind und unseren Glauben auf diese Weise auch praktisch unter Beweis stellen.

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