MITGLIEDERNACHRICHTEN.
Neue Mitglieder:
2715 Herr Dr. Otto Walter, Eickhof b. Liebenau (Hannover).
2716 Herr cand. phil. Wilhelm Hoenerbach, Köln-Nippes, Kueastr. 19.
2717 Herr stud. theol. Werner Schmidt, Bonn, Haerstr. 43.
2718 Herr cand. phil. S.Wohl, Bonn, Gangolfstr. 6.
2719 Herr Oscar R. Henschel i. Fa. Henschel & Sohn A.-G., Kassel, Henschel- straße 2.
2720 Herr cand. phil. Johann Albert Potratz, Leipzig C 1, Zöllnerstr. 4.
2721 Herr Dr. Hans Wehr, Halle a. S., Königstr. 1.
2722 Herr stud. theol. phil. Hans Flöter, Halle a. S., Schimmelstr. 16 II.
2723 Herr cand. theol. et phil. Fritz Diening, Bonn a. Rh., Orientalisches Seminar, Poppelsdorfer Allee 25.
2724 Herr Dr. W. Henning, Charlottenburg 4, Waitzstr. 20.
2725 Herr cand. theol. Joh.-Joachim Massner, Köln-Deutz, Tempelstr. 33.
2726 Herr stud. theol. Hans Walter Wolff, Bonn, Humboldtstr. 42.
An die Stelle eines ordentlichen Mitgliedes ist ab 1934 eingetreten:
170 Lytton Library, Muslim University, Aligarh, U.P.Indien.
171 University of Toronto, Library, Toronto 5, Canada.
Mitglied bleibt:
Herr Dr. Hermann Weller, Studienrat i. R., Tübingen a. N., Waldhäuserstr. 35.
Anschriften-Änderungen :
(Mit der Bitte um Abänderung Im MitgUeder-Verzoichnla, Bd. 84, N. F., Bd. 9, H. 1.) Herr Dr. Ludwig Alsdorf, Scheidt (Saar).
Herr Prof. Dr. Walter Björkman, Berlin-Falkensee, Falkenkorso 60.
Herr cand. phil. Rolf Deuster, Hills Vaikunth Bungalow, Solan, Simla, Brit.
Indien.
Herr Lic. Dr. Ernst Ludwig Dietrich, Landesbischof, Wiesbaden, Adolfs¬
allee 45.
Herr Dr. Richard Ettinghausen, London NW 1, 104 Regents Park Road.
Herr Joseph Fleming, Wiesbaden, Freseniusstr. 29.
Herr Dr. Salomon B. Freehof, Pittsburgh, Pa., USA., Hotel Ruskin.
Herr Pater Cassian Fr ins, Paderborn i. W., Westernstr. 19, Franziskanerkloster.
Frl. Dr. Annemarie v. Gabain, Berlin-Lichterfelde, Baseler Str. 5.
»2* Mit^liedernacbricbten.
Herr Dr. Hans Gottschalk, Freiburg i. Br., Günterstal, Reutestr. 1.
Frau F.LI. Griffith, Oxford (England), „Sandridge", Boars Hill.
Herr Prof. Dr. Lazar Gulkowitsch, Tartu (Dorpat) Estland, Universität.
Herr Prof. Dr. Martin Heepe, Berlin-Charlottenburg, Suarezstr. 21.
Herr Dr. Alfred Hermann, Kairo-Gezire, Deutsches Institut für ägypt. Alter¬
tumskunde, Sharia Kamil Mohammed 5, Zamalek.
Herr Prof. Lic. Dr. Alfred Jepsen, Rostock, Horst-Wessel-Str. 101 II.
Herr Dr. Kurt E. von Kamptz, Leipzig S 3, Liebfrauenstr. 4.
Herr Dr. Georg Albert Kapp, Lehrer, Mannheim C 7, 6 part.
Herr Prof. Dr. Robert J. Kellog, Ottawa, Kansas, USA., 415 S. Cedar St.
Herr Dr. Friedrich Kreis, Derendingen-Tübingen, Horst-Wessel-Str. 22.
Herr Joseph Kuhnert, Städt. Anstaltspfarrer, Breslau 16, Drosselbart-Weg 10.
Herr Prof. Dr. Julius Lewy, Bagneux (Seine), Frankreich, Citi du Champs des Oiseaui, Croupe A, Rue de Verdun.
Herr David L. R. Lorimer, Lt. Colonel, C.J.E.I.A., c/o Messrs. Thos. Cook &
Son, Bombay (Indien), Post Box 46.
Herr Prof. Dr. Tokumyo Matsumoto, Bonn a. Rh., Nassestr. 2.
Herr Dr. Walter Meckauer, Rom, Via Feiice Cavalletti 26.
Herr Vic Montaldi, Victoria, Brit. Columbia, Canada, 2736 Graham Street.
Herr John Pauli Naish, Pemberley, Beech Road, Headington, Oxford (Eng¬
land).
Herr Prof. Dr. Otto Neugebauer, Osnabrück, Lümannstr. 28.
Herr Prof. Dr. Henrik Samuel Nyberg, Upsala (Schweden), 10 Nedre Stotts- gatan.
Herr Geheimrat Prof. Hanns Oertel, München 27, Pienzenauerstr. 36.
Herr Priv.-Doz. Dr. Rudi Paret, Heidelberg, Kaiser Str. 9.
Herr Studienrat Dr. Max Pieper, Berlin W 50, Regensburger Str. 16.
Herr Prof. Dr. Otto Pretzl, München 23, Morawitzkystr. 3 III.
Herr Dr. Friedrich Risch, Kirchenrat a. D., Landau (Rhpf.), Schlageterstr. 6.
Herr Prof. Dr. Hellmut Ritter, Istanbul-Bebek, Yali Boyu 16.
Herr Dr. Alexander Rüstow, Istanbul-Kadiköy, MUhürdar Caddesi 123.
Herr Prof. Dr. Mohammed Sadrud Din, M.A., D.Litt., Lahore (Indien), Government College, Sadr Manzil, Data Ganj Bakhsh Road.
Herr stud. phil. Herbert D. Schaedel, Bad Klosterlausnitz (Thür.).
Herr cand. phil. Siegfried Schwarz, Bonn, Goebenstr. 25 II.
Herr Dr. Wolfram von Soden, Göttingen, StegemUhlenweg 57.
Herr Dr. A. Sperber, Privatdozent, Jerusalem, Kerem Avraham Qtr. Spich- ler's House.
Herr Heinz Starke, Vikar, Grünberg i. Schles., Bahnhofstr. 25 II.
Herr Dr. Kurt Stegmann von Pritzwald, Privatdozent, Kiel, Universität, Philos. Fakultät.
Herr Wdh. Teßmann, Elbing (Wpr.), Adolf-Hitler-Str. 54.
Herr Dr. Karl Tiemann, Frankfurt a. M., NO. 14, Saalburgallee 26.
Herr Prof. Dr. Max Vasmer, Berlin-Wilmersdorf, Bar-Str. 55.
Mitgliedernachrichten.
Herr Prof. D. W. Windfuhr, Pastor, Hamburg 39, Sierichstr. 162a.
Herr Walter L. Wright, Jr., 20 Maple Street, Princeton, N.J., USA.
Herr Dr. Ernst Zyhlarz, Hamburg 13, Rothenbaumchaussee 5, Seminar für afrikanische Sprachen.
An die Stelle des Mitglieds Arno Pries tritt die Firma August Pries — J. B.
Hirschfeld, LeipzigCl, Brüderstr. 59.
Ausgetreten:
(Hit der Bitte um StreichonK Im HltgUeder-Venelctmis, Bd. 84, N. F., Bd. 9, H. 1.) Herr Prof. Dr. W. F. Albright, Baltimore, Md., USA., Johns Hopkins Uni¬
versity.
Herr Ludwig Bisschopinck, M.-GIadbach, Regentenstr. 97.
Herr Dr. Frank R. Blake, Baltimore, Maryland, USA., 2205 Arden Road, Mt. Washington.
Herr cand. phil. Ernst Eisen, München, Schwanthaler Str. 95.
Herr Dr. Rudolf Humbert-Droz, Kematen bei Innsbruck, Raffel-Villa.
Herr Prof. Dr. W. Lehmann, Berlin-Lichterfelde-West, Margaretenstr. 37III.
Sir Purshottamdas Thakurdas, Bombay (Indien), Malabar Castle, Ridge Road, Malabar Hill.
Verstorben :
Herr Prof. Dr. Francis Llewellyn Griftith, Oxford (England), ,, Sandridge", Boars Hill.
Herr Geh. Rat Dr. Hans Schnorr von Carolsfeld, München, Franz-Josef- Str. 15.
Herr Dr. Johannes Kolmodiu, Addis-Abeba (Abessinien), Boite Postale 219.
Herr Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Theodor Zachariae, Halle a. S., Händelstr. 29.
2 5«
BERICHT
über die Mitgliederversammlung der
DEUTSCHEN MORGENLÄNDISCHEN GESELLSCHAFT
am 29. August 1934 in Bonn.
Die Mitgliederversammlung wird um 3,30 Uhr im Auditorium XVI der Universität Bonn eröffnet. Zu Protokollführern werden bestimmt K. Kobn- Bonn und F. DiBNiNG-Bonn.
Der I.Vorsitzende, Gesandter Dr. C. Peüfeb, eröffnete die Versamm¬
lung mit einem Dank für seine Wahl bei der vorigen Mitgliederversammlung in Halle. Er sei stolz darauf, der Nachfolger eines so verdienten Mannes wie Exzellenz Rosen zu sein. Wenn es ihm, der einst ja auch Orientalist gewesen sei, auch nicht mehr möglich sei, der eigentlichen Wissenschaft aktiv zu dienen, so sei sein Interesse für den Orient naturgemäß immer rege und jedenfalls werde er es sich angelegen sein lassen, die Interessen der Gesellschaft in jeder Hinsicht zu fördern.
Der Geschäftsführer, P. KAHLE-Bonn, erstattet darauf den Vorstands¬
bericht (s. Anlage 2).
Herr K. Müller von der Firma F. A. Brockhaus-Leipzig legt die Jahres¬
abrechnung vor (s. Anlage 3). Die Abrechnung ist einstweilen durch Prof. Walter WoLP-Leipzig geprüft worden; die Prüfung durch Herrn Hans Habrassowitz- Leipzig, der gerade verreist war, vrird noch nachgeholt.
Der Geschäftsführer verliest den von dem Bibliothekar der Gesellschaft, W. PBiNTz-Halle, erstatteten Bibliotheksbericht (s. Anlage 4) und legt das Zugangsverzeichnis zur Bibliothek der Gesellschaft für die Zeit von Dezember 1931 bis Mai 1934 vor, das der Bibliothekar verfaßt hat. Dieses Verzeichnis (112 Seiten) ist durch Manulverfahren vervielfältigt worden aut Grund einer Schreibmaschinenkopie, die Prof. Printz selbst geschrieben hat. Ihm wird für die große Mühe der Dank der Mitgliederversammlung ausgesprochen. Das Zu¬
gangsverzeichnis wird als praktisch befunden und es wird in Aussicht genommen, ahnliche, die Zugänge einiger Jahre umfassende Verzeichnisse, auch in Zukunft herauszubringen.
Der Geschäftsführer weist darauf hin, daß im Oktober dieses Jahres die Tausendjahrfeier des großen persischen Nationaldichters Firdosi in Teheran feier¬
lich begangen werden soll. Ein von Fritz Wolff, einem Schüler Bartholomae's, in fast 25 jähriger Arbeit liergestelltes konkordanzartiges Wörterbuch zu Firdosi's
• 6 * Bericht Uber die MitgliederrersammluDg der D. M. G. zu Bodd.
Schatiname ist aus diesem Anlaß in Dniclc gegeben worden. Die Mittel für den Druck sind von verschiedenen offiziellen deutschen Seiten zur Verfügung gestellt worden. Die ersten ausgedruckten Bogen des Werkes werden unter dem Titel
Glossar zu Firdosis Schahname. Festgabe des Deutschen Reiches zur Jahrtausendfeier für den Persischen Dichterfürsten. Herausgegeben von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft in Verbindung mit der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft. Berlin 1934. Gedruckt in der Reichsdruckerei,
bei der Firdosifeier in Teheran überreicht werden. Die Widmung des Werkes lautet:
Im Oktober 1934 feiert die Persische Nation die tausendjährige Wiederkehr des Geburtstages ihres erhabensten Dichters, des Schöpfers des gewaltigen nationalen Epos der Perser, Abulqasim Firdosi. In seinem Schahname hat er die ältere Sage und Geschichte seines Volkes dichterisch verklärt und dem persischen Genius ein die Jahrhunderte überdauerndes Denkmal gesetzt. Er hat der persischen Poesie in der Weltliteratur in weithin sichtbarer Höhe auf immer ihren Rang angewiesen. Sein Name und der Ruhm seines Gedichtes sind zu allen Kulturvölkern gedrungen.
Seit den Tagen Goethe's ist die Deutsche Nation bestrebt, die Schätze des Schahname unter ihre geistigen Güter aufzunehmen. Deutsche Dich¬
ter, wie Friedrich Rückert und Graf Adolf Friedrich von Schack, haben ihre Kunst in den Dienst seiner Verdeutschung gestellt, deutsche Gelehrte haben das Leben des Firdosi, die Geschichte seiner Zeit und die Ent¬
stehung seines Gedichtes erforscht. Die Größe seiner Gesinnung und seiner Kunst findet in Deutschland dankbare Bewunderung, die Feier seines Andenkens wärmste Teilnahme.
Das Deutsche Reich schätzt sich glücklich, der Persischen Nation aus Anlaß dieser Feier als Zeichen deutscher Dankbarkeit für Firdosi's Werk und zum Ausdruck der geistigen Verbundenheit des deutschen und des persischen Volkes ein Werk deutscher Wissenschaft zu überreichen, das dem Schahname gewidmet ist und eine längst erkannte Aufgabe löst.
In mehr als zwanzig Jahren hat der durch seine deutsche Obersetzung des Awesta bekannte Iranist Dr. Fritz Wolpf in selbstloser, sorgsamer und unermüdlicher Arbeit den gesamten Wortschatz des Schahname gesammelt und geordnet. Das Wörterbuch, das er geschaffen hat, enthält zusammen mit sämtlichen Worten und Namen des großen Gedichtes auch sämtliche Stellen, an denen sie vorkommen, außerdem eine vergleichende Übersicht über die drei bekanntesten Ausgaben des Schahname. Verfasser und Herausgeber hegen die Hoffnung, daß das Werk dazu beitragen möge, das Studium und die Kenntnis des unsterblichen persischen Gedichtes zu fördern und zu vertiefen.
In der heutigen Wende seines Geschicks hat das deutsche Volk zu den Werten zurückgefunden, die das ahnungsvolle Dunkel vorzeitlicher Sage für alle kommenden Geschlechter in sich birgt. Möge der Segen, der
Bericht Uber die Mitgliederversammluug der D. M. G. cu Bonn. • 7 * diesen Kräften entströmt, auch die Persische Nation, die heute voll ge¬
rechten Stolzes ihrer heroischen Vergangenheit gedenkt, in alle Zukunft begleiten I
Berlin, Herbst 1934.
Der Umfang des Werkes ist auf etwa 1000 Quartseiten veranschlagt.
Der Druck geht in schnellem Tempo vorwärts und es ist zu erwarten, daß um Ostern 1935 das Werk fertig vorliegen wird.
Der von der Kommission zur Ausarbeitung eines einheitlichen Transkrip- tionssystems für die islamischen Sprachen (Fb. Taeschner, C. Bbockelmann, A. Fischer, W. Heppenino) bei der letzten Mitgliederversammlung erstaltete Bericht ist gemäß den Beschlüssen der vorigen Mitgliederversammlung auf weitere Literatursprachen des Ostens ausgedehnt worden und auch an eine Reihe von in- und ausländischen Fachgenossen versandt worden. Auf Antrag von Fb. TAESCHNER-Münster wird beschlossen, den neuen Bericht im Manulverfahren in einer größeren Anzahl von Exemplaren herzustellen, so daß er bei dem nächsten
Internationalen Orientalistenkongreß (Rom 1935) als Grundlage für weitere Verhandlungen dienen kann.
Der Geschäftsführer weist auf den anschließenden Orientalistentag hin und teilt mit, daß gegenüber dem zuletzt herausgegebenen Programm einige Ände¬
rungen sich als notwendig ergeben haben. Leider sei Prof. GsfiooiRE-Brüssel durch eine Erkrankung in seiner Familie im letzten Augenblick am Erscheinen verhin¬
dert worden. Er hat den von ihm in Aussicht genommenen Vortrag ,, Byzan¬
tinisches Epos und islamischer Ritterroman" im Manuskript eingesandt; der Vortrag wird in dem nächsten Heft der ZDMG veröffentlicht werden. Prof.
A. ALT-Leipzig ist durch dringende Aufgaben in Leipzig festgehalten worden.
Auch sein Vortrag ,,Die syrische Staatenwelt vor dem Einbruch der Assyrer"
wird demnächst in der Zeitschrift erscheinen. Statt seiner wird Prof. Th. Ro- BiNSON-Cardiff einen Vortrag halten über ,,Die Ehe des Hosea".
Eine Anfrage von H. GRiMME-Münster nach dem Schicksal der für die Zeitschriften der Gesellschaft zur Rezension eingesandten Werke wird dahin beantwortet, daß diese Zeitschriften nicht die Aufgabe haben, als eigentliche Rezensionsorgane zu dienen; das sei Aufgabe der Orientalistischen Literatur¬
zeitung. So werde speziell in der ZDMG über die eingesandten Werke im allge¬
meinen nur kurz referiert und nur solche Werke eingehender besprochen, für die sich geeignete Rezensenten finden. Die Zeitschritten der Gesellschaft sind im wesentlichen der Publikation wissenschaftlicher Arbeiten vorbehalten.
Schluß der Versammlung: 4.45 Uhr.
Anlage 1.
Liste der Teilnehmer
bei der Mitfliederversammlung bzw. beim Orientalistentag.
Basel: R. Tschüdi. — Berlin: L. Alsdorf, A. Estelleb, A. Grapow, G. Hahn u. Frau u. Tochter, E. Heinbich, O. Kümmel, H. Lüdebs u. Frau, M. Prh. VON Oppenheim, M. Piepeb, C. Prüpeb, H. H. Schaedeb, H. Scblo-
» 8 * Bericht über die Mitgliederversammlung der D. M. G. zu Bonn.
BIBS U.Frau. — Bonn: L.Ahbens, R. vonAmbldnxen. H.Abntz, B.Bbblobb, C. Clbmen, F. Diening, H. Fbank, W. Heffening, R. Hertz, L. Hiloenbebg, F. Horst, P. Kahle u. Frau, Fr. Kernu. Frau, W. Kirfel, K. Klinobmann,
K. Korn, O. Kressleb, K. Levy, H. Losch, J. Meinhold, R. Meissner u.
Frau, H. Naumann u. Frau, H. Neef, Fr. Oelmann, L. Pauly, W. Pbeüssneb, K. Roedeb, H. Rupp, W. Schmidt, E. Schmitt, A. Schott u. Frau, S. Schwarz,
Shantilal Shah, J. Steinberq, Toewb, F. Waqenseil, Kwano-chi Wang,
H. Wangelin, M. Ziegler. — Calcutta: Ali Mujtabi Syed. — Cardiff:
T. H. Robinson. — Chicago : A. von Rohr-Sauer. — Frankfurt : W. Ruben.
— Freiburg: H. Gottschalk. — Fulda: Leimbach. — Böttingen:
J. Hempel, W. Frh. von Soden u. Frau. — Halle: 0. Eissfeldt. — Ham¬
burg: R. Strothmann, A. Zieseniss. — Heidelberg: R. Paret. — Istan¬
bul: H.Ritter. — Jena: G. von Rad. — Kairo: Fuad Ali, M. Madi. —
Kiel : Th. Menzel, F. O. Schräder, K. Steqmann von Pritzwald. — Köln :
W. Speiseb. — Königsberg: H.A.Fischeb, J.Schacht. — Leiden: J. J.L.
Duyvendak, J. H. Keamebsu. Frau. — Leipzig: E. Bräunlich, F. A. Brock¬
haus (K. Müller). — London: A. S. Atiya, V. Minorsky, A. Pbobsthain.
— MUnchen : O. Pretzl. — Münster: A. Baumstark, H. Christensen,
H. Gbimme, F. Hestermann, G. Kettleb, C. Peters, P. Taeschner. — Ox¬
ford: D. S. Margoliouth. — Paderborn: C. Frins. — Tokio: T. Matsu¬
moto. — Tübingen: E. Littmann. — Uppsala: H. S. Nybbbo. — Würz¬
burg: Fb. Stummer.
Anlage 2.
Bericht des Vorstandes.
a) Die Publikationen der Gesellschaft.
Das letzte Heft des von G. Steindobff herausgegebenen 12. Bandes der Neuen Folge der ZDMG und das erste des von P. Kahle herausgegebenen 13. Bandes sind erschienen. Das zweite Heft soll in Kürze herauskommen; ihm wird der Bibliotheksbericht beigelegt werden. Das dritte und vierte Heft ist für das Ende des Jahres vorgesehen.
Von der Zeitschritt für Semitistik und verwandte Gebiete ist das letzte Heft des von E. Littmann herausgegebenen 9. Bandes erschienen, das erste Heft des von C. Brockelmann herausgegebenen 10. Bandes ist in Druck.
Auch von der Zeitschrift für Indologie und Iranistik, herausgegeben von W. Geiger, ist Band 9 fertig geworden und das erste Heft des 10. Bandes ist in Druck.
Von den Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes ist das zweite Heft der Arbeit von E. Leumann ,,Das nordarische (sakische) Lehrgedicht des Buddhismus", herausgegeben von Manu Leumann, fertig geworden, das dritte (Schluß-)Heft ist in Druck. Damit wird der 20. Band der Abhandlungen abge¬
schlossen. Als viertes Heft des 19. Bandes ist die Arbeit von K. Ahrens „Muham¬
med als Religionsstifter" in Druck und wird in einigen Wochen erscheinen. — Die große Arbeit von W. Ruhen über das Rämäyana soll dann in Angritt genommen
werden.
ßericht über die MitgliederTersammluDg der D. M. G. zu Bonn. * 9 • Von der durch H. RiTTER-Stambul im Auftrage der Gesellschaft heraus¬
gegebenen Bibliotheca Islamica liegt Band 7 fertig vor: Ibn Halawaih's Samm¬
lung nichtkanonischer Koranlesarten, herausgegeben von G. Berostrasseb.
Dem Werke ist ein Bildnis Bebgsträsser's beigegeben, ferner ein von H. Ritter verfaßter Nachruf ,,Gotthelf Bergsträßer (1886—1933) zum Gedächtnis" und ein von Arthdr JEFFERY-Kairo verfaßtes ,, Foreword" in englischer Sprache.
Im Druck befindet sich vom .5. Bande der Bibliotheca Islamica jetzt der dritte Teil der Chronik des Ibn Ijäs, der im wesentlichen die Zeit des Sultans Qait Bay (872—906 H) behandelt. Dazu sollen Indices und ein Glossar für die drei Bände erscheinen. Eine Herausgabe der früheren Bände der Chronik des Ibn Ijäs ist einstweilen nicht beabsichtigt, da er hier im wesentlichen auf älteren Chroniken (besonders den Suluk des MaqrTzI und den Chroniken des Tagriberdl) beruht und eine Neuherausgabe dieser Teile des Ibn IjOs als nicht erforderlich erscheint, wenn diese früheren Werke in zuverlässigen Ausgaben vorhanden sind.
Als 8. Band der Bibliotheca Islamica ist sodann in Aussicht genommen die Herausgabe vom Kitäb at-tanbTh wa-r-radd 'alä ahl al-ahwä' wa-l-bida' des Muhammed b. Alimed al-MalatI (f 377 H). Das Werk wird von Dr. Sven Dede- BiNG-Uppsala herausgegeben. Es ist eine sehr alte refutatio haereticorum und stellt, da sie Nachrichten enthält, die sonst nirgends zu finden sind, eine wertvolle Ergänzung dar zu den bereits in der Bibliotheca Islamica erschienenen Werken des As'ari und Nauba^tr. Die Schrift ist nur in einer einzigen sehr alten Hand¬
schrift der Zähirlje in Damaskus erhalten, die Dr. Dedebing in Photokopie vor¬
gelegen hat. Die Kosten des Druckes sollen im wesentlichen vom Längmann- schen Kulturfonds in Uppsala gedeckt werden.
M. WEiswBiLEB-Berlin hatte aut Anregung der DMG von der Preußi¬
schen Staatsbibliothek zu Berlin einen halbjährigen Urlaub bekommen zum Zwecke der Untersuchung von Traditionshandschritten in den Bibliotheken Stambuls. Das Ergebnis dieser Studien ist eine umfangreiche Arbeit, in der er 150 Werke in etwa 400 alten Handschriften aufgenommen hat. Der Herausgeber der Bibliotheca Islamica hat die Aufnahme dieser Arbeit mit folgenden Aus¬
führungen begründet:
Unsere Kenntnis des islamischen Hadith-Wesens beschränkt sich gemeiniglich auf die 6 kanonischen Sammlungen und das, was Goldziher über den kritischen Wert der Hadithe und die Technik der Hadith-Über- lieferung dargestellt hat. Eine eigentliche Literaturgeschichte des Hadith fehlt, was um so bedauerlicher ist, als die Hadith-Überlieferungsmethode im Islam maßgebend für die Buchüberlieterung überhaupt gewesen ist, so daß ihre genaue Kenntnis eigentlich von jedem gefordert werden müßte, der mit Textüberlieferungsgeschichte, also mit philologischen Problemen im engeren Sinne, zu tun hat. Wie auf allen Gebieten der orientalischen Literaturgeschichte weist jedoch unsere Kenntnis selbst des äußeren Bestandes der Hadith-Literatur, soweit sie über die gewöhnlichsten Samm¬
lungen hinausgeht, die größten Lücken aut. Diese auszufüllen konnte es keinen besseren Weg geben, als die Aufnahme der in den Bibliotheken eines politisch-religiösen Zentrums wie Konstantinopel vorhandenen Hadith-Handschritten, insbesondere derjenigen Werke, die sich mit Hadith-Methode und Hilfswissenschaften des Hadith befassen. ... Ich
Obersicht über die Einnahmen und Ausgaben der D. M. G. im Jahre 1933 Anlage 3.
Einnahmen 1033.
SUnd vom 31.12.1932 Mitgliederbeitrftge
Auslieferung der Publikationen der D. M. G
Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft: Leu mann, Heft I
Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt: Zinsen aller Kon¬
ten
Ausgeloste Wertpapiere Zurttckbezahlte Porti . . Besonderes Konto . . . Verschiedenes
JIM Aktiva.
Allg. Deutsche Credit-Anst. : Laufendes Konto . . . Allg. Deutsche Credit-Anst.: Konto ,,Festes Geld"
a) Harrassowiti-Stiftung XJC 2000.—
b) D. M. G .. 575.87
Allg. Deutsche Credit-Anst.: Konto „Rosen-Stiftung"
F. A. Brockhaus Besonderes Konto
JIJl MC 1272 8593 9099
800
240 725 17 31 59
70
96
05
20840 03 Ml 1318
2575 2155
361 i 63 28 I 13
3617.34 3659.79 1088.15 2000.— 1300.— 28.70 224.25
Ausaraben 1933.
Herstellungskosten :
Zeitschr. d. D. M. G Jf Jr
Zeitschr. f. Semitistik Zeitschr. f. Indologie Waldschmidt . . .
Leumann ....
Sonstige Papieranschaffung
Bibliothek der D. M. G., Halle TT . : .
Mitgliedsbeitrage Besonderes Konto
Allgem. Deutsche Credit-Anstalt: Spesen Barremittenda
Verschiedenes F. A. Brockhaus:
Portoauslagen 1933 XJl 756.49
Pauschale L Versendung d. ZDMG . . ,, 500.—
Prov. V. Absatz d. PubUkat. d. D. M. G. „ 1813.59 Bestand am 31.12.
JLM 3i
1933
11918 469
38 371 13 98 737
3070 4123
XJC 20840
6440 I 42
Passira.
Vorschuß bei dem Auslieferungs-Konto der Bibliotheca { Islamica
Saldo
2317 4123
23 90 34 38 98 04
08 08 03 XM
34 08
• t—k O
XJC \\ 6440 42
Bericht Uber die ItfitgliedervenainmluDg der D. M..G. zu Bonn. * H * verspreche mir von der Publilotion dieser Arbeit eine wesentliche Ver¬
tiefung unserer Kenntnis des islamischen Hadith-Wesens und damit des islamischen Buchwesens überhaupt.
Es ist beschlossen worden, diese auf Anregung der DMG unternommene Arbeit in den Stambuler Bibliotheken als Band 9 der Bibliotheca Islamica er¬
scheinen zu lassen.
b) Die Bilanz:
Die Bilanz, die die Deutsche Morgenländische Gesellschaft per 31. XII. 33 der Mitgliederversammlung vorlegen kann, ist gesund. Das Vorschußkonto, das bisher zu Sorgen Anlaß gab, ist beseitigt, es besteht nur noch in Höhe von XJl 2317.—, und zwar auf dem Auslieferungskonto der Bibliotheca Islamica;
da das aber mehr eine Berechnung innerhalb der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft ist, so muß zwar auf Tilgung dieses Kontos Bedacht genommen werden, aber diese Tilgung kann langsam vor sich gehen.
Der Saldo in Höhe von XJC 4123.08, mit dem die Deutsche Morgen¬
ländische Gesellschaft in das neuo Geschäftsjahr eingetreten ist, ist eine gesunde Reserve, um den wirtschaftlichen Anforderungen des neuen Jahres gewachsen zu sein.
Der Eingang der Mitgliedsbeiträge ist zwar schlechter geworden, hat aber doch nicht den katastrophalen Rückgang erfahren, den wir seinerzeit befürchteten.
Auch die Auslieferung der Publikationen in Höhe von XJC 9099.— ist nicht ganz unbefriedigend.
Von den Publikationen der Gesellschaft ist schon berichtet worden.
Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft wäre ohne die Unterstützung der Notgemeinschaft nicht in der Lage gewesen, alle ihre Aufgaben zu erfüllen;
sie dankt der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft aufrichtig für das ihr bewiesene Entgegenkommen.
Anlage 4.
Bibliotheksbericht.
Die Statistik für 1933 ist bereits im letzten Bericht gegeben worden.
Herr Major a. D. ZACHABIAK-Lingenthal hat uns den handschriftlichen Nachlaß seines Oheims Thbodob Zachabiae sowie ein Bildnis überwiesen. Ein gedruckter Aufsatz wird voraussichtlich noch veröffentlicht werden.
Im Mai/Juli dieses Jahres wurde die Vorlage für die Manul-Vervielfältigung des Zugangsberichtes 1932/34 hergestellt. Für mancherlei kleine Schönheitsfehler bittet der Bibliothekar um Nachsicht. Wer in dem Bericht so manche wertvolle Neuerscheinung der letzten Jahre vermißt, möge bedenken, daß die Mittel der Bibliothek ganz unzulänglich sind.
Wilhelm Pbintz.
DER VII. DEUTSCHE ORIENTALISTENTAG
Bonn 1934
wurde am Mittwoch, den 29. August um 6 Uhr in der Neuen Aula der Universität Bonn durch einen Orgelvortrag eingeleitet, in dem Prof. Hans Bachem-KöIu Präludium und Fuge G-Dur von J. S. Bach auf der neuen Orgel der Universität zu Gehör brachte. Der I.Vorsitzende der Gesellschaft, Gesandter Dr.C. Fbüper, begrüßte namens der Gesellschaft die Gäste sowie die Teilnehmer vom In- und Auslande. Er dankte der Regierung des Dritten Reiches, daß sie es den deutschen Orientalisten ermöglicht habe, diese Tagung zu veranstalten und betonte die große Wichtigkeit derselben.
Der Prorektor der Universität Bonn, Prof. Hans Naumann, übermittelte die Grüße des Reichskultusministers Rust und des Rektors und des Kurators der Universität. Er erinnerte als Germanist daran, daß der Germanist August Wilhelm von Schlegel schon vor mehr als hundert Jahren die große Bedeutung der orientalistischen Studien erkannt und als erster Gelehrter an der Universität Bonn Orientalia getrieben habe. Solche Tagungen seien durchaus im Sinne des Dritten Reiches, das sich der Einsicht nicht verschlösse, daß nur durch di«
gründliche Pflege der Wissenschaft vom Nahen und Fernen Orient das gegen¬
seitige Verständnis gefördert und eine gedeihliche Zusammenarbeit geleistet werden kann. Er beschwor die Manen des großen Deutschen, dessen West¬
östlicher Diwan seinerzeit schon auf die besondere Bedeutung der Beziehungen zwischen Ost und West hingewiesen habe und schloß mit den besten Wünschen für den erfolgreichen Verlauf der Tagung.
Herr Oberbürgermeister Rickbbt hieß die Anwesenden im Namen der
Stadt Bonn willkommen und bat, besonders die ausländischen Gelehrten, die erschienen waren, sich unser neues Deutschland mit offenen Augen anzusehen.
Als Vertreter Englands überbrachte der Präsident der Royal Asiatic Society, Prof. D. S. MABOOLiouTH-Oxford, der deutschen Wissenschaft und den deutschen Fachgenossen die Grüße seiner Landsleute. Als Vertreter Schwedens dankte Prof. H. S. NYBBBO-Uppsala mit großer Herzlichkeit den deutschen Fachgenossen, daß sie ihm durch diese Tagung Gelegenheit gegeben hätten, wieder in engere Fühlung mit ihnen zu treten. Als Vertreter Hollands betonte Prof. J. H. KBAMEBS-Leiden die bedeutende und in vieler Hinsicht oft führende internationale Stellung der deutschen Orientalisten.
Im Anschluß an diese Begrüßungen trug Prof. Hans Bachem-KöIu F. G.
Handels' Orgelkonzert G-Moll vor. Dann hielt Geheimrat H. LÜDBBS-Berlin im
Der VII. Deutsche OrientaliBtentag zu Bonn 1934. * 13 * Auditorium X den Festvortrag über: Die Ausgrabungen von Mohenjodaro in Indien.
Ein Begrüßungsabend im Hotel Königshof, zu dem die Stadt Bonn ein¬
geladen hatte, vereinigte die Teilnehmer der Tagung mit Vertretern der Stadt und der Universität Bonn. Der Oberbürgermeister hieß die Gäste namens der Stadt willkommen, und Geheimrat E. LiTTMANK-Tübingen dankte namens der Gesellschaft und brachte ein Hoch auf die Stadt Bonn aus. Prof. Krambrs- Leiden dankte im Namen der ausländischen Fachgenossen.
Am Donnerstag begann die eigentliche wissenschaftliche Tagung, deren endgültiges Programm hier wiedergegeben sei (die Autoreferate über die gehalte¬
nen Vorträge folgen unten S. * 16 *ff.).
Donnerstag 9—11: J. SCHACHi-Königsberg: Zur soziologischen Betrachtung des islamischen Rechtes.
J. H. KRAMBBS-Leiden: Die mohammedanische geographi¬
sche Literatur als Kulturerscheinung.
11.20—1.15: 0. EissFBLDT-Halle: Die religionsgeschichtliche Bedeutung der Funde von Ras Schamra.
W. Rüben -Frankfurt: Der erste Schritt zum Materialismus in Indien.
R. STBOTHMANN-Hamburg: Die Gegenwartskatastrophe der Orientchristenheit im Rahmen der Kirchengeschichte.
Am Nachmittag um 3 Uhr fand eine Besichtigung des Orientalischen Seminars statt, andere Teilnehmer besuchten um diese Zeit das Beethovenhaus und Beethoven-Archiv unter Führung von Privatdozent Dr. Schmidt-Görg.
Um 4 Uhr fand ein Ausflug in den schönen der Stadt Bonn gehörigen Autobussen nach Haus Ernich bei Remagen statt, wo die herrliche Aussicht auf den Rhein genossen werden konnte und sich reichliche Gelegenheit zu zwangloser Aussprache bot.
Abends 8 Uhr Vorträge mit Lichtbildern:
H. ScHLOBiES-Berlin: Neue Funde zur Archäologie und Kunstgeschichte des alten Südarabien.
W. SPEiSBB-Küln: Die Südschule in der chinesischen Malerei.
Nach den Vorträgen Autorundfahrt durch die Stadt zur Besichtigung der von dem Herrn Oberbürgermeister anläßlich des Orientalistentages angeordneten Stadtbeleuchtung. — Dann geselliges Zusammensein im Bürgerverein.
Freitag 9—11: R. STROTHMANK-Hamburg: Jemenisches Ismaelitentum nach
ungedruckten Polemiken.
H. S. NTBEBG-Uppsala: Grundfragen der alttestament¬
lichen Textkritik.
11.20—1.15: A. BADMSTABK-Münster: Neue orientalistische Probleme biblischer Textgeschichte.
J. J. L. DüTVENDAK-Leiden: Eine holländische Gesandt¬
schaft nach China.
Th. RoBiNSON-Cardiff : Die Ehe des Hosea.
V^r VII. «Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1934.
Am .Narlimittag um 3 Uhr tagte im Orientalischen Seminar die islamische Sektion, in der H. RiTTER-Stambul seinen Vortrag hielt: ,, Religiöse Typen in der persischen Mystik". Die Sitzung wurde abends 8 Uhr in der Universität fort¬
gesetzt.
Um 4 Uhr Abfahrt mit der Elektrischen Bahn nach Godesberg zur Redoute, wo im Beethovensaal das Kirchenmaier-Quartett das Beethoven'sche Streich¬
quartett Opus 18 Nr. 5 zum Gehör brachte. Dann wurden im Gartensaal Er¬
frischungen eingenommen und eine Promenade durch den schönen Park der Redoute gemacht.
Abends 8 Uhr Vortrage mit Lichtbildern:
F. O. Schbadeb- Kiel: Indische Beziehungen eines nordischen Fundes.
E. HEiNBicH-Berlin: Neues zur Sumererfrage aus den Gra¬
bungen der letzten Jahre.
Im Anschluß daran Geselliges Zusammensein im Königshof.
Samstag 9—11: H. H. ScHAEDEB-Berlin: Der geschichtliche und der mythi¬
sche Omar Chaijam.
W. Frhr. von Soden -Göttingen: Religion und Sittlichkeit nach den Anschauungen der Babylonier.
11.20—1: A. ScHOTT-Bonn: Die Triebkräfte im Werden der baby¬
lonisch-assyrischen Astronomie.
A. GBAPOW-Berlin: Über anatomische Kenntnisse der alt- ägyptischen Ärzte.
A. ZiESBNiss-Hamburg: Eine Vorstufe der ^aivasiddhänta in der altjavanischen religiösen Literatur.
Bei der Schlußsitzung am Samstag um 1 Uhr dankte der zweite Vor¬
sitzende der Gesellschaft, H. LÜDEBS-Berlin, allen, die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben, dem Auswärtigen Amt, das durch eine Beihilfe die Tagung ermöglicht hat, der Universität Bonn für die Bereitstellung ihrer schönen Räume für die Tagung, der Stadt Bonn für ihre Gastfreundschaft, den Vortragenden, allen Teilnehmern, die erschienen sind, insbesondere den ausländischen Fach¬
genossen, schließlich allen denen, die diese Tagung so ausgezeichnet vorbereitet und durchgeführt haben. Er betonte die Wichtigkeit dieser Orientalistentagungen und wies darauf hin, daß sie den Forschern wichtige Anregungen brächten;
solche Tagungen seien für die Orientalisten besonders notwendig, da sie ja zu¬
meist an ihren Universitäten allein lebten und es deshalb für sie besonders nötig sei, sich von Zeit zu Zeit zu einer Aussprache zusammen zu finden. Die gegen¬
wärtige Tagung sei für alle besonders reich an Anregungen gewesen, weil in ihr von der Einrichtung besonderer Sektionen abgesehen sei und die Vorträge so ausgewählt seien, daß sie über den Rahmen engerer Fachgenossen hinaus An¬
regung geboten hätten und daß alle von dem weiten Kreis der Wissenschaften, aus denen Vorträge gehalten worden sind, etwas haben konnten. Auch ferner¬
stehende Kreise hatten sehen können, daß die Orientalisten nicht ganz so welt¬
fremde Leute seien, wie man oft annimmt, die sich nur mit fernen und toten
Der VII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1934. • 15 * Dingen beschäftigten, mit Problemen, die längst vergangen seien. Die Welt sei enger geworden. Wie weit sei es heute noch bis zum Fernen Osten, zumal wenn man an die neuesten Verkehrsmöglichkeiten denkeI In Indien erklinge heute noch von hunderttausenden von Stimmen das uralte Vedische Gebet und von der immer wachsenden Bedeutung des Islam hätten wir gerade in dieser Tagung so manches erfahren. Nicht tot und nicht fern sei der Orient und in den nächsten 50 Jahren werde es sich zeigen, daß der Orient für Europa eine ganz andere Bedeutung habe, als es heute noch vielfach scheinen könnte.
Der Vorstand der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft habe — nach einer ganzen Anzahl von Jahren — diese Tagung wieder einmal zum Anlaß genommen, eine Reihe von verdienten Fachgenossen zu Ehrenmitgliedern der
Gesellschaft zu ernnenen. Er freue sich, diese Ernennungen hier bekannt geben zu können. Zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft vrarden ernannt:
Prof. W. Geiger, München.
Prof. Sten Konow, Oslo,
Prof. lONAZ Kratschkowsky, Leningrad, Prof. D. S. Margoliouth, Oxford, Prof. Carlo A. Nallino, Rom, Prof. R. A. Nicholson, Cambridge, Prof. Paul Pelliot, Paris, Prof. Th. Stcherbatsky, Leningrad, Prof. F. W. Thomas, Oxford.
Die Gesellschaft habe ferner anläßlich der Jahrtausendfeier zum Gedächt¬
nis Firdosi's zu Ehrenmitgliedern ernannt:
S. Exzellenz Herrn Mirza Hossein Khan Ala, den Präsidenten der Per¬
sischen Nationalbank, Sekretär des Firdosi-Komitees (nunmehr Gesandter in London).
S. Exzellenz Herrn Mirza Ali Asohab Khan Hbkmat , Gerent des Per¬
sischen Ministeriums für Unterricht.
Er schließt mit einem Dank an die, die die Tagung in Bonn so erfolgreich gestaltet hatten, daß schon der Oedanke aufgetaucht sei, auch die nächsten Tagungen wieder in Bonn abzuhalten.
Prof. D. S. MARGOLIOUTH-Oxford dankte darauf zunächst für die ihm persönlich erwiesene Ehre, die ihm vollkommen unerwartet gekommen sei und die er sehr hoch zu schätzen wisse. Als Ältester der am Kongreß teilnehmenden Ausländer sei er beauftragt worden und fühle sich verpflichtet, der Stadt und der Universität Bonn, den Herren Vorsitzenden der Gesellschaft und vor allem auch dem Bonner Kollegen zu danken, der in hervorragender Weise diese Tagung wissenschaftlich und gesellschaftlich organisiert habe. Im Namen der Ausländer gab er seiner Hochachtung gegenüber der deutschen Forschung und der Dank¬
barkeit für die deutsche Gastfreundschaft Ausdruck, die die Ausländer bei dieser Tagung erfahren hatten. ,,Omne tulit punctum qui miscuit utile dulci", das habe man in Bonn verstanden und auf ganz denkwürdige Weise geleistet.
P. KAHLE-Bonn dankte allen, die zu dem glücklichen Verlauf der Bonner
Zeitscbrift d. D.M. G. Neue Folge Bd. XIII (Bd. 88) 15
2 6
*16* IJer VII. Deutsche OrientaliBtentag zu Bonn 1934.
Tagung beigetragen haben. Die Erkenntnis der großen Wichtigkeit dieser Tagung in verschiedenster Hinsicht sei ihm der Ansporn dafür gewesen, alles zu tun, was den erfolgreichen Verlauf der Tagung gewährleisten konnte.
Am Sonnabend nachmittag fuhren noch etwa 60 Teilnehmer der Tagung nach Köln zur Besichtigung des dortigen Museums für Ostasiatische Kunst, wobei Dr. W. Speiser Grüße der erkrankten Direktorin Frau Fischer-Wieruszowski übermittelte und die Führung durch das einzigartige Museum übernahm. Danach wurden Erfrischungen auf der Rheinterrasse im Ausstellungsgelände in Deutz eingenommen. Abends vereinigten sich die Teilnehmer in der Lese.
Den Abschluß fand die Tagung in einem äußerst gelungenen Ausflug in die Eifel mit Besichtigung des Laacher Sees, der Kirche in Maria Laach, der Nürburg mit Fahrt auf dem Nürburgring, einer Wanderung in Altenahr, einem Kaffee in der althistorischen Lochmühle und einer Weinprobe im Winzerverein in Dernau, bei der der Bürgermeister von Altenahr die Grüße seines Bezirks übermittelte und ihm von den Teilnehmern der Tagung in mehr als einem Dutzend orientali¬
scher und europäischer Sprachen gedankt wurde.
[Ein ausführlicher Bericht über die Tagung von O. Eissfeldt ist erschienen in der Oktobernummer der Theolog. Blätter, Sp. 273—285.]
Referate über die Vorträge.
(Im vorliegenden Heft werden die Vorträge von Eissfeldt und
Schräder vollständig publiziert. Für das nächste Heft sind die Vor¬
träge von Alt, Baümstark, Gb£ooire, Stbothmann (Orientchristenheit)
in Aussicht genommen. Für den Vortrag von Schacht sei auf das
Referat in Verslag van het Zevende Congres, gehouden te Leiden op
13—15 September 1933, derOostersch Genootschap in Nederland, S. 36—37, verwiesen. )
J. J. L. DüYVENDAK-Leiden : Eine holländische Gesandt¬
schaft nach China.
Gelegentlich der sechzigjährigen Regierungsfeier des Kaisers
Ch'ien-lung wurde die Holländische Ost-Indien Compagnie vom kan-
tonesischen Vizekönig angeregt, eine Gesandtschaft nach Peking zu
schicken (1794—95). Sie stand unter der Führung Isaac Titsingh,
des früheren Chefs der Holländischen Faktorei in Decima (Japan), und
Andr6e Everard van Braam Houckgeest, des Vertreters der Compagnie
in Kanton. Ref. besprach die ungeheuren sprachlichen Schwierigkeiten, die im brieflichen Verkehr mit den Chinesen überwunden werden muBten, wie diese aus der neuerdings aufgefundenen chinesischen Übersetzung des an den Kaiser gerichteten Briefes der Compagnie klar ersichtlich sind. Die Gesandtschaft ist berüchtigt wegen der schlechten Behand¬
lung, die sie auf der Hinreise nach Peking erfuhr. Ref. zeigte auf Grund eines neu entdeckten kaiserlichen Erlasses, daß die unerfreulichen Er¬
fahrungen der Gesandten jedenfalls nicht von den höheren Behörden
beabsichtigt waren. Als neue Quelle für die Gesandtschaft wurde vom
Der VII. Deutsche OrientalisteDtag zu Bonn 1934. • 17 * Ref. der ausführliche handschriftliche Bericht des Isaac Titsinghs an die O. I. C. herangezogen. Die bibliographischen Daten bei Cordibr, Bibliotheca Sinica^, 2350—2351 wurden berichtigt.
H. GRAPOw-Berlin : Über die anatomischen Kenntnisse
der altägyptischen Ärzte.
Als Quellen für das, was die altägyptischen Ärzte um etwa
1500 V. Chr. vom Bau des menschlichen Körpers wußten, kommen vor¬
nehmlich in Betracht alte Listen der Körperteile und die bisher ver¬
öffentlichten medizinischen Papyri, deren jüngster (selbst wieder eine Kompilation aus älteren) um 1200 geschrieben ist, deren Hauptmasse
aber im 16. Jahrh. v. Chr. entstanden ist, zum guten Teil auf Grund
sehr viel älterer Texte. In ihnen sind uns drei für die Anatomie besonders ergiebige Bücher erhalten: ein altes ,,Buch von den Wunden" (im Pap.
Edwin Smith) und zwei Abhandlungen über das Herz und die Gefäße
(im Pap. Ebers und teilweise auch in zwei der anderen Papyri). Leider
ist das , .Wundenbuch" von dem Schreiber des Pap. Smith nur etwa
zur Hälfte abgeschrieben worden, so daß wir diese sorgsamen, auf guter
Beobachtung beruhenden Beschreibungen nur von Wunden an Kopf,
Hals, Schultergürtel und Brustkorb besitzen. Die entsprechenden Fälle
von Wunden des Bauches, des Beckens und der Beine sind für uns
verloren.
Die Listen der Körperteile (deren älteste uns schon in den uralten
Pyramidentexten vorliegen) und ebenso das Wundenbuch befolgen
stets dieselbe Anordnung: Kopf, Hals, Schultern und Arme, Rumpf,
Beine; sie nennen also die Arme an ihrer natürlichen Stelle zwischen
Hals und Rumpf im Gegensatz zu unserer Folge: Kopf, Hals, Rumpf
und Gliedmaßen (Arme und Beine). Bei den Namen der Körperteile
ergab sich unter anderm, daß offensichtlich eine Anzahl derselben medi¬
zinische Fachwörter sind, die sonst in der Sprache kaum vorkommen,
wie etwa die Namen für das Schläfenbein, das Schulterblatt, die
Schlüsselbeine, den Gelenkkopf, das Brustbein. Im einzelnen ist die
Nomenklatur teils überraschend genau, teils aber auch sehr unklar, so
daß beispielsweise derselbe Name zugleich Gefäß, Ader, Muskel, Band
und Nerv bezeichnet, da die Ägypter sowenig wie die älteren griechischen Ärzte imstande waren, hier richtig zu scheiden.
Als grundsätzlicher und für die Beurteilung der altägyptischen
Medizin entscheidender Unterschied gegenüber der unsrigen ist anzu¬
sehen, daß die ägyptischen so wenig wie irgendwelche anderen vor¬
griechischen Ärzte die Bedeutung des Gehirns (von dessen Vorhanden¬
sein sie übrigens wußten) als Zentralnervenorgan und Sitz des Bewußt¬
seins kannten, sondern daß sie im Herzen als dem Mittelpunkt des
Körpers und dem eigentlich Lebendigen des ganzen Organismus auch
das Organ des Denkens usw. sahen. So ist das Herz für die ägryptischen
Ärzte von besonderem Interesse gewesen, dem wir die beiden schon '
15»
• 18 ♦ I5cr VII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1984.
erwähnten Abhandlungen über das Gefäßsystem mit dem Herzen als
Mittel- und Ausgangspunkt verdanken.
Im Verfolg der anatomischen Beschreibung des Körpers (all¬
gemeiner Aufbau; Knochen, Muskeln, Bänder, Gelenke; Herz und Ge¬
fäße; Auge und Ohr; Eingeweide; Geschlechtsorgane) vom ägyptischen
Arztstandpunkt aus ergab sich eine merkwürdige Vermischung von
gutem, auf Beobachtung gegründeten Wissen und von manchmal sehr
wunderlichen Theorien, insbesondere über die Anatomie und Physiologie
der Organe im Leibesinnern. Wie sich Auge und Ohr, Magen und Herz,
Lunge und Leber und Milz organisch und funktionell zueinander ver¬
halten oder vielmehr voneinander unterscheiden, ist diesen alten Ärzten ebensowenig wirklich klar gewesen wie der Verlauf der Adern und deren
grundsätzliche Verschiedenheit von anderen Gefäßen im Körper, wie
Harnleiter, Samenstrang oder Tränenkanal. Außerdem glaubten sie
auch, daß die Gebärmutter nach dem Leib hin offen sei, so daß eine
Schwängerung durch den Mund für möglich gehalten wurde, wenn dies
auch in erster Linie wohl eine volkstümliche Ansicht gewesen sein mag, die sich übrigens auch bei anderen Völkern findet.
Im Hinblick auf die wirklich guten Beobachtungen und ent¬
sprechenden Beschreibungen etwa des unter den Fingern des Wund¬
arztes pulsierenden Gehirns bei einer klaffenden Schädelwunde oder
der Gelenkverbindung des Unterkiefers, die uns im „Buch von den
Wunden" vorliegen, überrascht jenes theoretische Unwissen sehr, zumal
bei einem Volke, das gewohnheitsmäßig die Leichen für die Mumien¬
bereitung aufzuschneiden pflegte. Es muß angenommen werden, daß
diese nicht im Beisein von Ärzten erfolgte oder gar durch solche, sondern
durch Leute, denen es mehr auf ein Ausweiden als auf ein Sezieren
ankam, das zuerst von den griechischen Ärzten bewußt vorgenommen
worden ist.
In der ärztlichen Heilpraxis aber müssen die Ägypter gleichwohl Großes geleistet haben, sonst würden nicht die klassischen Autoren mit
solcher Bewunderung von der ägyptischen Medizin gesprochen haben,
deren Einfluß auf die frühe griechische gewiß nachhaltiger war als wir zur Zeit noch sehen können.
E. HKiKRicH-Berlin : Neues zur Sumererfrage aus den Gra¬
bungen der letzten Jahre.
Der Referent behandelte die von H. Frankfobt in seiner Studie
„Archaeology and the Sumerian Problem" aufgeworfene und beant¬
wortete Frage nach der Herkunft der Sumerer an Hand der in den
letzten Jahren durch die Grabungen im Irak neu bekanntgewordenen Tatsachen. Als ,, Sumerer" werden die Bewohner des südlichen Zwei¬
stromlandes im Beginn des 3. Jahrtausends bezeichnet, die ein reiches
Inschriftenmaterial in sumerischer Sprache und viele Spuren einer
ihnen eigentümlichen Kultur hinterlassen haben. Es ist dies die „Früh-
Der VII. Deutsche OrieDtalistentag zu Bonu 1934. * 19 • dynastische Periode", von den deutschen Ausgräbern nach dem für sie bezeichnenden Baumaterial ,,Zeit der plankonvexen Ziegel" genannt.
Die Schichten der früheren Zeiten, die also im wesentlichen ins 4. Jahr¬
tausend fallen, werden zu drei Kulturperioden zusammengefaßt: die
Dschemdet Nasr-, die Uruk- und die ObSdperiode, benannt nach ihren
hauptsächlichsten Fundorten. Jede von ihnen unterscheidet sich von
der andern, und ihr Verhältnis zueinander ist zur Beantwortung der
gestellten Frage zu untersuchen.
Der anscheinend besonders weite Schritt von der Plankonvex- zur
Dschemdet Nasr-Periode wird z. T. überbrückt durch im letzten Winter
von der deutschen Expedition in Uruk-Warka gemachte Funde. Die
Bausitten der Dschemdet Nasr-Zeit leben in gewissen Formen bis in die jüngere Periode fort, und ebenso ist das Vorkommen der unbemalten
Dschemdet Nasr-Keramik für Warka und das der bemalten für Fara
und Kisch bezeugt. Prachtvoll ausgeführte Tierfiguren und skulpierte
Gefäße, die in Uruk in einem Gebäude der Dschemdet Nasr-Zeit ge¬
funden wurden, stellen sich als Vorläufer der Plastik aus der Plan¬
kon vex-Zeit dar, und die Darstellungen von Menschen zeigen in beiden Zeiten dieselbe Prägung. Vor allem aber ist der enge Zusammenhang
beider Zeiten bewiesen, seitdem die Sprache der in Dschemdet Nasr-
Schichten gefundenen Tontafeln als sumerisch erkannt ist. Die Menschen
der Dschemdet Nasr-Zeit dürfen darum mit großer Sicherheit (in dem
oben angedeuteten Sinn) Sumerer genannt werden. In ähnlich engem
Zusammenhang steht die nächstältere Periode, die der Urukschicht IV
mit der Dschemdet Nasr-Zeit. Die Verbindung wird hier geschaffen vor
allem durch die Schriftentwicklung und durch die Bausitten. Dazu
stimmt das vorläufig wenig umfangreiche archäologische Material. Was
vorhanden ist, so vor allem die Bauten, ist besonders schön und gro߬
zügig, und läßt auf einen Höhepunkt der Kultur in der Schicht IVB
schließen. Die älteren Urukschichten VI — V sind mit IV vorläufig nur
durch die Bausitten und durch das allerdings wichtige Vorkommen ein
und desselben Tempelschemas in allen diesen Schichten verbunden.
Daß die Bevölkerung in ihrer Zeit sumerisch war, läßt sich vermuten,
aber nicht bündig beweisen, besonders da Schrifturkunden fehlen
und auch nicht zu erwarten sind. Für die ältesten Perioden vollends,
nämlich für die unteren Uruk- und die Obedschichten, kann über die
völkische Zugehörigkeit ihrer Bewohner nichts gesagt werden, da die
Mittel fehlen, sie zu der Gesamtheit an Erscheinungen, die wir ,, Sume¬
risch" nennen, in sichere Beziehung zu setzen. Damit stellte sich der Vortragende in Gegensatz zu Frankfort, der die Verfertiger der Ob5d- keramik als ,,die Sumerer" bezeichnet.
Die Ausdehnung des sumerischen Kulturbereichs nach Norden
ist neuerdings belegt durch H. Frankfort's Grabungen in Chaffadschi
und Tel Asmar und A. Parrot's neue Grabung in Tel Hariri (Mari).
In Zusammenhang damit sind die älteren Entdeckungen in Assur und
2 6«
»20* Der VII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1934.
Baron Oppbnheim's Funde am Djebelet el Beida zu betrachten. Alle
diese Dinge zeigen durchaus sumerisches Gepräge, doch ist damit nicht
gesagt, daß die Bevölkerung dieser Gegend sumerisch war. Das Gegen¬
teil beweisen z. B. für Mari im letzten Winter dort gefundene semitische
Inschriften. Auch zeigen die aus Tel Asmar und Assur bekannten
Tempelgrundrisse das Herdhausschema, und ähnliches wird jetzt auch
aus Mari bekannt. Damit unterscheiden sich die Tempel jener Gegenden
sowohl von den (wahrscheinlich) altsumerischen Tempeln Uruks, wie
auch von dem später im Süden des Landes üblichen babylonischen
Grundrißschema.
J. H. KsAJiBBS-Leiden : Die muhammedanische geographi¬
sche Literatur als Kulturerscheinung.
Zweck des Vortrags ist, einige besondere Züge hervorzuheben, die
dazu dienen können, die geistige Umgebung zu erhellen, aus der die
geographische Literatur besonders im 9. und 10. Jahrh. hervorgegangen
ist. An erster Stelle wurde untersucht, inwieweit diese Literatur in
den genannten Jahrhunderten eine eigene literarische Gattung bildete.
Dies war noch nicht ganz der Fall, denn diese Literaturgattung hat
sich zusammengesetzt aus ursprünglich sehr verschiedenen Arten von
Schriftstellerei, von denen die wichtigsten die philologische, die wissen¬
schaftlich-astronomische und die Reiseliteratur ist. Diesem Umstand ist es zu verdanken, daß die Geographie im Islam nie in solchem Maße erstarrt ist wie wir es bei einigen anderen Literaturgattungen beobachten.
Dadurch ist es auch möglich gewesen, daß die geographische Literatur auf lange Zeit aufnahmefähig geblieben ist für allerlei nicht rein-geo¬
graphische wissenswerte Sachen der höheren weltlichen Kultur, welche in anderen Gattungen nicht so leicht Platz finden konnten.
Ein zweiter Zug dieser Literatur ist ihre langwährende enge Ver¬
bundenheit mit altarabischen Verhältnissen. Dies kommt daher, daß
neben dem Studium der altarabischen Philologie gleich auch die zur
Erklärung der alten Dichtung notwendige Erforschung der altarabischen
Geographie getreten war. Aus diesem Zusammenhang erklärt sich auch
die in späteren Jahrhunderten so beliebte alphabetische Darstellung
des geographischen Stoffes. Es ist weiter von großer Bedeutung ge¬
wesen, daß ursprünglich nur in arabischer Sprache über geographische
Gegenstände geschrieben wurde, weil diese Sprache im Anfang, neben
einer Fülle von Ausdrücken für altarabische Verhältnisse, noch kein
geeignetes Vokabular für die mehr allgemeine Länderkunde besaß.
Weiter darf man einen kulturhistorisch wichtigen Zug erblicken in dem Verhältnis, in dem die Geographie zu der sog. astronomischen
Geographie steht. Bekanntlich haben die Übersetzungen von ptole-
mäischem Material eine wichtige Anregung zu der systematischen Be-
schäftigfung mit geographischen Dingen gegeben. Von Anfang an hat
hier aber die bekannte Einteilung der bewohnten Welt in sieben Kii-
Der YII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1934. * 21 * mata vorgewaltet, eine Einteilung, die nicht unmittelbar ptolemäischen
Ursprungs ist und die im Orient auf vorptolemäische Anschauungen
zurückgeht. Nun sehen wir aber, daß die beschreibende Geographie sich eigentlich nie mit astronomischen Anschauungen hat abfinden können.
Die Bal^i-Schule im 10. Jahrh. hat sich bewußt von der astronomischen
Geographie losgesagt und als im 12. Jahrb. al-ldrisi und andere ver¬
suchen, beide wieder zu vermählen, muß das Resultat als höchst un¬
zulänglich betrachtet werden. Die Astronomen ihrerseits haben mit
wenigen Ausnahmen (al-Birünl) ebensowenig Verständnis für geogra¬
phische Realitäten gezeigt.
Das Verfassen von geographischen Arbeiten an sich und besonders
von Karten steht in der islamischen Welt noch zum Teil unter einer
Tradition, die in der Anfertigung von Länderbeschreibungen und -dar- stellungen eine Herrscherprärogative erblickt. Die erste literarische
Beschäftigung der Muhammedaner mit Geographie geschah am Hof
des Kalifen al-Ma'mün in Bagdad, der ja auch eine Weltkarte hat an¬
fertigen und weitere geographische und astronomische Beobachtungen
hat ausführen lassen. Die Literatur der Bal^I-Schule entstand in der
Umgebung des Samanidenhofes, und König Roger von Sizilien, der
Auftraggeber al-ldrisi's, folgte damit derselben Tradition. Es gibt noch verschiedene andere Beispiele dafür in der islamischen Welt.
Ein weiterer wichtiger Zug ist der Zusammenhang zwischen Erd¬
beschreibung und Geschichtschreibung, ein Zusammenhang, der sich
nie ganz gelöst hat. Viele der älteren Geographen waren zur selben Zeit Historiker. Wir dürfen hiermit auch verbinden die Neigung der geogra¬
phischen Schriftsteller, festzuhalten an uralten traditionellen — und
sogar mythologischen — kosmologischen Vorstellungen, mit denen sie
das vorhandene Material in Einldang zu bringen versuchten, besonders
wenn man im Koran eine Bestätigung solcher Vorstellungen fand. Es
geht aber aus verschiedenen Stellen hervor, daß die Geographen sich
dessen bewußt waren, daß das von ihnen vorgeführte Weltbild nicht
im Einklang stand mit Berichten von Seefahrern und Reisenden. Es
hat jedoch lange gedauert, bevor diese reellen Beobachtungen einen
Platz in der islamischen geographischen Literatur gefunden haben.
Merkwürdigerweise geht die muhammedanische Geographie über
politische Ländereinteilungen einfach hinweg und bringt damit klar
die Unwichtigkeit der im Mittelalter stark fluktuierenden politischen Grenzen zum Ausdruck. Um so ausgeprägter ist das Gefühl für die rein geographischen Unterschiede der Landstriche. In einer Hinsicht ist aber
auf die Dauer eine scharfe Linie gezogen worden, nämlich zwischen
islamischem und nichtislamischem Gebiet ; dieser Zug haftet besonders an den zu der Balbl-Schule gehörigen Werken (al-Ista^ri, Ibn Hauqal, al-MaqdisI).
Diese starke Ausprägung einer spezifischen Islamgeographie geht
zusammen mit der sich besonders bei den Geographen des 10. Jahrh.
* 22 * I)cr VII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1934.
zeigenden Einheit der Islamkultur. Alle Länder des Islams haben da
gemeinsame Züge, welche sich sowohl auf die materielle Kultur (Handel, Industrie, Landwirtschaft, Bewässerung, Städtebau usw.) beziehen wie auf die geistige Kultur. Die Einheit der geistigen Kultur ist uns zur
Genüge aus anderen Literaturgattungen bekannt, aber durch die ver¬
streuten Mitteilungen der Geographen erhält sie eine deutlichere und lebensvollere Gestaltung.
Zum Schluß brachte der Vortragende einige Mitteilungen aus einer
unveröffentlichten Handschrift Ibn Hauqal's über Kulturzustände in
Sizilien im 10. Jahrh.
H. LüDEBs-Berlin: Die Ausgrabungen von Mohenjodaro.
Durch das große Werk von Sir Johh Marshall, ,,Mohenjo-Daro
and the Indus Civilization", London, Probsthain, 1931, ist das materielle
Ergebnis der großen Ausgrabungen allgemein bekannt und zugänglich
geworden. Freilich ist Mohenjodaro nicht die einzige Fundstätte dieser
alten Kultur, sie ist auch in dem 600 km entfernten Harappa fest¬
gestellt worden. Die sogenannte Indus-Kultur hat sich also über Sindh und das Penjab erstreckt ; Spuren hat sie auch im östlichen Baluchistan hinterlassen.
Die Funde in Mohenjodaro, ein paar Hauptstraßen, an die .sich
zahlreiche Nebenstraßen anschließen, ein sorgfältig angelegtes Kanali¬
sationssystem, zeigen uns, daß dort eine typische Stadtkultur geherrscht hat; von besonderem Interesse ist eine große Badeanstalt, vielleicht sogar mit hypokaustischen Anlagen.
Die sieben Schichten von Mohenjodaro, die wir bis heute kennen, umspannen einen Zeitraum von etwa 500 Jahren. Die außerordentlich rasche Abfolge der Schichten ist hervorgerufen durch die zerstörende
Wirkung der häufigen Überschwemmungen des Indus. Tiefere Schich¬
ten, die sicherlich vorhanden sind, lassen sich schwer feststellen, da die
Ausgrabungen durch das Grundwasser, das in den verflossenen
5000 Jahren um 3— 4*/j m gestiegen ist, gehindert werden.
Eine absolute Datierung ist durch Parallelen aus dem mesopota¬
mischen Kulturkreis möglich. Die charakteristischen Siegel von Mo¬
henjodaro haben sich in der beträchtlichen Zahl von 26 Stück in Sumer, Akkad und Elam, vor allem bei den Grabungen in Ur, wiedergefunden
und können nur auf direktem Import oder — wahrscheinlicher — auf
Nachbildung indischer Muster beruhen. Da man diese Funde datieren
kann, ergibt sich für die Indus-Kultur die Zeit von etwa 3250 bis
2750 V. Chr.
Die Sprache des Indus-Volkes muß uns so lange ein Rätsel bleiben, als wir der Bilderschrift keine Bedeutung abgewinnen können, nur soviel scheint sicher, daß diese Bilderschrift von rechts nach links gegangen ist. Für die volkliche Zugehörigkeit der Indus-Leute muß man sich auf historische Erwägungen stützen. Die gefundenen Skelette zeigen bereits
Der VII. DeutBche Orientalistentag zu Bonn 1934. » 23 •
ein derartiges Rassegemisch, daß anthropologische Schlüsse daraus
nicht zu ziehen sind. Daß diese alte Kultur nicht indogermanisch-arisch sein kann, ergibt sich aus folgenden Gesichtspunkten: 1. Die Indus-
Kultur hatte gewaltige Ziegelbauten, die Arier verwandten nur Holz¬
bauten, und wo in späterer Zeit Steinbau bei den Ariern auftritt, ist die
Architektur deutlich Nachahmung des Holzbaues. 2. Die Leute der
Indus-Kultur lebten in Städten, die arischen Inder ebenso wie die Ger¬
manen in Dörfern. 3. Der Indus-Kultur fehlt trotz der großen Zahl
ihrer Haustiere das Pferd, das bei den Indern seit indogermanischer Zeit Haustier ist. 4. Das Würfelspiel ist beiden bekannt, unterscheidet sich aber charakteristisch in der Art der Ausführung. 5. Die Religion
der Indus-Kultur schloß sicherlich die Phallenverehrung ein. Die
indischen Arier standen dem Phallenkult feindlich gegenüber.
Man kann danach mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß die
Indus-Kultur vorarisch ist und daß sie ihr Ende fand eben durch den
Einbruch der Arier. Diese werden schon 1000 Jahre früher nach Indien eingedrungen sein, als man bisher anzunehmen pflegte. Die Datierung, die wir aus dem Rigveda gewinnen, ist sehr unsicher. Viele Lieder des
Rigveda, die von Kämpfen mit den Ureinwohnern berichten, sind wahr¬
scheinlich erst Jahrhunderte nach den Ereignissen entstanden, die sie erwähnen. Darauf weist auch die bereits eingetretene Mythenbildung
hin. Die Annahme einer Periode von rund 1000 Jahren zwischen dem
Ende der Indus-Kultur und dem Einbruch der Arier ist auch deshalb
sehr unwahrscheinlich, da im Hinduismus religiöse Kulte weiterleben, die sich in der Indus-Kultur finden. Die Funde lassen das deutlich er¬
kennen und damit ist, so vieles im einzelnen noch unklar bleibt, die
Wandlung des Ariers zum Hindu durch die Entdeckung der Indus-
Kultur aus dem Dämmer vager Vermutungen in das helle Licht der
Tatsachen gerückt worden.
H. S. NYBERG-Uppsala : Grundfragen der alttestament¬
lichen Textkritik.
Redner wies nach, daß in der klassischen Philologie seit dem
vorigen Jahrhundert ein vollständiger Umschwung eingetreten sei: wo
früher eine rein willkürliche Konjekturalkritik freien Spielraum hatte, herrsche jetzt wieder Respekt vor der handschriftlichen Überlieferung.
Die alttestamentliche Textkritik, unter dem Stern jener älteren
philologischen Richtung geboren, habe sich noch nicht von ihren Me¬
thoden freigemacht; jetzt sei aber auch hier wieder eine strengere Be¬
achtung der einheimischen Textüberlieferung zu fordern. Als Beispiele
einer neuen textkritischen und philologischen Methode wurden einige
Stellen des als besonders verderbt betrachteten Hoseabuches bespro¬
chen: 4,16—19; 6,1—6; 7,4—7. Als Ergebnis der Betrachtung sei
festzuhalten: 1. Der masoretische Text des Hoseabuches kann im
großen und ganzen als gut und zuverlässig betrachtet werden; nur im
* 24 * Der VII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1934.
letzten Stadium der Textgeschichte sind Entstellungen eingetreten, die aber meistens leicht zu erkennen sind. 2. Die griechischen und syrischen Übersetzungen sind auf Grund von Vulgärtexten des A. T. angefertigt worden, die nur selten wirkliche Varianten und nur ganz vereinzelt wertvolle Varianten, meistens aber schlechtere oder erleichternde Les¬
arten bieten. 3. Die Interpretation der Übersetzer ist meistens sehr willkürlich und regellos.
H. RiTTEB-Istambul sprach über Ferldeddln 'Attär.
Er analysierte die literarische Form der Mesnevis des Dichters, die sich durch eine Idare, straffe Gliederung und Disposition vorteilhaft von den sonstigen Dichtungen dieser Art abheben. Er sprach dann über den Inhalt der drei Mesnevis Asrärnäme, Ilählnäme und Musibetnäme und stellte drei Typen mystischer Religiosität heraus, die in diesen
Dichtungen mit besonderer Vorliebe behandelt werden: den Asketen,
den mystisch Liebenden und den mystischen Narren. Jeder Typus
wurde durch eine Reihe typischer, den genannten drei Dichtungen
'Attär's entnommenen Erzählungen charakterisiert.
Th. H. RoBiNsoN-Cardiff : Die Ehe des Hosea.
Wie die meisten Prophetenbücher neben den poetisch gehaltenen
Worten (Orakel) der Propheten auch Prosa-Erzählungen über sie ent¬
halten, und zwar in der doppelten Form des Er- (Fremd-) und des Ich- ( Selbst ) Berichts, so ist das auch bei Hosea der Fall. C. 1 ist Er-Be-
richt und C. 3 Ich-Bericht, und beide Erzählungen beziehen sich auf
dieselbe Sache. C. 3 ist also nicht, wie es meistens verstanden wird,
Fortsetzung von C. 1. Die Ehe Hoseas muß man sich demnach durch
Kombinierung der beiden Parallelerzählungen rekonstruieren. Tut man das, so eigibt sich dies Bild : Hosea heiratet ein Weib, das schon einmal verheiratet war, aber die Ehe gebrochen, sich dem Beruf einer Tempel¬
dirne hingegeben und während dieser Zeit Kindern das Leben gegeben
hat. So heiratet, wie 1, 2 erzählt, Hosea wirklich ,,ein Weib der Hurerei mit Kindern der Hurerei". Weil dies Weib, die Gomer bat-Diblaim
von 1, 3, vorher als Tempeldirne von einem Fluidum der Heiligkei
umgeben war, mußte sie, ehe sie Hoseas Weib wirklich werden konnte
eine Art Quarantäne durchmachen, wie das 3, 3 angekündigt wird
Nach Ablauf dieser Frist beginnt Hosea den ehelichen Umgang mit
ihr und erhält von ihr drei Kinder, die er auf Jahwes Gebot mit den
symbolischen Namen „Jesreel", „Nichtbegnadigte" und „Nichtmein- volk" nennt. — Der Vortrag wird in Heft 3 oder 4 von Band 106 der Theologischen Studien und Kritiken erscheinen.
W. RüBBN-Frankfurt : Der erste Schritt zum Materialis¬
mus in Indien.
Die Alternative Idealismus-Materialismus kommt weder für das
magische Denken der „Primitiven" Indiens in Betracht, noch für die
— vielleicht dem Gilgamesch-Epos ähnliche — Induskultur, noch für
Der VII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1934. • 25 *
das älteste Denkmal der Sanskrit-Kultur, den Rg-Veda, in dem sich
trotz Deussbn keine Spuren materialistischer Kritik an der Religion
oder Skepsis finden lassen. Damals war das alte Stammesleben noch
lebendig, und ein revolutionärer Stand oder rebellische Individuen als Träger materialistischer Aufklärung gab es nicht.
Aber in der nächstjüngeren Literaturschicht der Brähmaiias
spiegelt sich die Periode der Umgestaltung des Stammes zur Kaste, des
alten Herzogs-Königs zum Oberkönig und Beherrscher eines Gro߬
staates. In dieser Literatur begegnet denn auch ein solcher Großkönig, der seinem brahmanischen Priester nicht glaubt.
In der dritten Schicht der Sanskrit-Literatur, den Upanisaden, ist ein ausdrücklicher Gegensatz von Idealismus und „relativem" Ma¬
terialismus bezeugt, und zwar ist der Ideadist ein Vertreter der damals neuen Erlösungsreligion, als Materialist gilt der Vertreter der alten heldisch-magischen Religion des Kg-Veda, der von der neuen Erlösungs¬
idee noch nichts weiß.
Erst in der vierten Schicht, dem buddhistischen und jinistischen
Kanon, tritt dann in der Gestalt des Königs Päyäsi ein echter Ma¬
terialist auf, der die Erlösung bewußt leugnet. Ein König kann kein
Asket sein, er muß handeln, und zwar oft gewaltsam gegen innere und
äußere Feinde. Einer der vielen damaligen Versuche einer Ideologie der
königlichen Gewaltsamkeit war der erste indische selbstbewußte Ma¬
terialismus.
( Ist inzwischen als 1. Aufsatz einer Reihe :, ,Materi8dismus im Leben des alten Indien" in den Acta Orientalia XIII, 128—162 erschienen.)
Hans Hsinbich ScHAXDEB-Berlin : Der geschichtliche und der
mythische Omar Chäjjam.
Die kritische Arbeit an den Vierzeilern, die unter dem Namen des
Omar Chäjjam umlaufen, ist erst verhältnismäßig spät, durch V. Zhu-
KOvsKi, eingeleitet worden (1897). Die Versuche, die angestellt worden sind, um zu einem ,, echten", dem Omar selber zuzuschreibenden Grund¬
bestand vorzudringen, haben rasch zu einer Skepsis geführt, der schon
1906 E. G. Bbownb einen zugespitzten Ausdruck verlieh (Lit. Hist.
II 257). Der letzte und in sich bedeutendste Versuch dieser Art ist
1927 von A. Chbistbnsen unternommen worden (Critical Studies in the
Rubä'iyät of 'Umar-i-Khayyäm). Aus der Vergleichung von achtzehn
Handschriften, deren älteste der bereits von E. Fitzoebau) benutzte
Bodleianus Ouseley 140 vom Jahre 1460 war, ergaben sich ihm drei
Klassen von Zeugen; wenn ein Vierzeiler in bestimmten Hauptver¬
tretern dieser Gruppen gleichmäßig auftrat, so galt er als „echt". Diese Arbeit hat einen Aufsatz von H. Rittbb hervorgerufen, der das Omar-
Problem um einen großen Schritt negativ und positiv gefördert hat
(Zur Frage der Echtheit der Vierzeiler 'Omar Chajjams, OLZ 1929,
156—163). Rittbb stellt fest, daß durch Chbistbrsbn's Verfahren nichts
* 26 * ^'I- Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1934.
weiter gewonnen wird als ein Grundbestand der Vierzeiler-Überlieferung um die Mitte des 15. Jahrh. ; jede neu auftauchende ältere Handschrift
muß seine Berechnung umstürzen. (Tatsächlich hatte Chkistensen auf
Grund seines Verfahrens von 13 unter Omars Namen überlieferten
Vierzeilern in der 1340, also 120 Jahre vor dem Bodleianus geschriebenen Anthologie des 6ägarmi fünf als ,, unecht" und einen als unsicher be¬
zeichnen müssen. Inzwischen hat H. Ritter in einer anderen, noch um
neun Jahre älteren Anthologie, der Nuzhat al-ma|älis, zwölf Vierzeiler
unter Omars Namen gefunden, von denen vier bisher unbekannt sind:
damit ist Christensen's Berechnungsverfahren als unhaltbar erwiesen.) Ritter hat ferner darauf hingewiesen, daß es seit dem 15. Jahrh. eine rasch in außerordentlichem Maße anwachsende Vierzeiler-Überlieferung gibt, vorher so gut wie gar keine. Er schließt daraus, daß es sich hier nicht um eine eigentlich literarische, sondern um volksliedmäßige Über¬
lieferung handelt.
Eine Frage, die jetzt gestellt werden kann und muß, lautet:
wissen wir aus alten und zuverlässigen biographischen Angaben und
aus dem schriftstellerischen Nachlaß Omars genug über seine geschicht¬
liche Persönlichkeit, um diese mit der im ganzen einheitlichen dichte¬
rischen Lebensanschauung der unter seinem Namen überlieferten Vier¬
zeiler vergleichen zu können? Die Frage wird in ihrem ersten Teil be¬
antwortbar, wenn man — was bisher unterlassen worden ist — die
biographischen Nachrichten über Omar nicht untereinander und mit
dem poetischen Gehalt der Vierzeiler harmonisiert, sondern sie unter strenger Beachtung ihrer chronologischen Abfolge jede für sich unter¬
sucht. Die Lösung des zweiten Teils der Frage wird durch eine ent¬
sprechende Prüfung der bisher bekannten wissenschaftlichen Arbeiten Omars und besonders der von ihm herrührenden metaphysischen Traktate in arabischer Sprache ermöglicht, von denen drei in der Omar-Mono¬
graphie von Syed Solaiman Nadvi (Bombay 1933) anhangsweise gedruckt sind (1. c. 373—411); dazu tritt ein vierter, den H. Ritter neuerdings in einer Konstantinopler Sammelhandschrift (As'ad 1933, 167 a — 171a) entdeckt hat. Das gemeinsame Ergebnis beider Untersuchungen lautet:
der aus reichen und unzweideutigen Zeugnissen zu erkennende ge¬
schichtliche Omar Chäjjam steht seiner geistigen Haltung nach zu der
typischen Welt- und Lebensansicht, die in den ihm zugeschriebenen Vierzeilern zutage tritt, in einem durchgängigen und ausschließenden
Gegensatz.
Der ausführlichste und wichtigste Bericht über Omar steht in der vor 1154 abgeschlossenen Gelehrten-Geschichte eines ihm persönlich bekannten jüngeren Zeitgenossen, des Baihaqi. (Dieser Bericht wurde
1912 — Islam III 43fL — von G. Jacob und E. Wiedemann nach
der Berliner Handschrift übersetzt, blieb völlig unbeachtet und wurde
1929 von E. D. Ross und H. A. R. Gibb — BSOS V 467 ff. — als ein
Novum aus der gleichen Berliner Handschrift veröffentlicht.) Er zeigt
Der VII. Deutsche Orientalistentag zu Bonn 1984. ♦ 27 • zunächst, daß die Omar-Biographie in der 1193 vollendeten Gelehrten¬
geschichte des Sahrazürl keinen selbständigen Wert hat, sondern mit
unbedeutenden Auslassungen und unter Hinzufügung einiger arabischer
Gedichte von Omar, deren Echtheit keinem Zweifel unterliegt, aus
Baihaqi abgeschrieben ist. Bei diesem, und ebenso in den Cahär maqäla des Nizämi 'Arüdi (um 1157) — die sich bereits als wichtigste Quelle
für die Firdausi-Biographie erwiesen haben — sowie in der Charidat
al-qasr des 'Imädaddin Isfahan! (1176), erscheint Omar lediglich als der überragende, in den islamischen wie in den profanen Wissenschaften allseitig bewanderte Gelehrte, dessen Weltanschauung sich in seinen bei Baihaqi zuverlässig überlieferten letzten Worten zusammenfaßt: „Gott,
du weißt, daß ich dich nach Maßen meines Vermögens erkannt habe;
darum verzeih mir, denn dich zu erkennen ist der Weg, auf dem ich
mich dir nahe" (fa-inna ma'rifati ijäka wasilati üaika). Keiner der Berichterstatter des 12. Jahrh. kennt Omar anders denn als Gelehrten
und Philosophen in der Gefolgschaft des Avicenna und als Verfasser
arabischer Verse. Keiner weiß davon, daß er persische Vierzeiler ver¬
faßt hätte; und mit den Anschauungen der ihm später zugeschriebenen Vierzeiler läßt sich weder das aus diesen Berichten zu gewinnende Bild seiner Persönlichkeit noch auch der Inhalt der von ihm überlieferten arabischen Gedichte in Einklang bringen.
Eine radikale Wendung im Urteil über Omar wird zu Beginn des
13. Jahrh. erkennbar. Aus süfischen Kreisen, vertreten durch Nagm-
addin Räzi gen. Däja (um 1223) und durch seinen größeren Zeit¬
genossen Farldaddin 'Attär — Hinweis von H. Ritteb —, erhebt sich
die Anklage wider Omar als den Vertreter einer von höherer Erkenntnis
abgeschnittenen, vergeblich die Wahrheit suchenden und daher in
Skeptizismus und Blasphemie endenden profanwissenschaftlichen Hal¬
tung. Damit ist in polemischer Form der Inbegriff der sich später in
der Vierzeilerpoesie positiv kundtuenden Weltanschauung bereits ge¬
geben. Sie steht in unvereinbarem Gegensatz zu der durchaus positiven Auffassung von den Möglichkeiten wissenschaftlicher und metaphysi¬
scher Erkenntnis bei dem geschichtlichen Omar. — Die weiteren bio¬
graphischen Zeugnisse aus dem 13.—16. Jahrh. zeigen bei fortschreiten¬
der Verflüchtigung des geschichtlichen Gehalts das allmähliche Über¬
wuchern der Legende, die Omar zu einer faustischen Gestalt, zum In¬
begriff glaubensloser Freigeisterei und zum Träger bedenklicher Künste
stempelt. Diese Anekdoten, die aus der Omar-Biographie mit Recht
ausgeschieden worden sind, fordern erneute Beachtung, da sie den all¬
mählichen Wandel des Omar-Bildes veranschaulichen und es verständ¬
lich machen, daß die im 14. und 15. Jahrh. anschwellende Vierzeiler-
Überlieferung an seinen Namen angeschlossen wurde. —
Von den unter Omars Namen gehenden Prosaschriften sind zweie
als unecht zu erweisen : der von A. Chbistensen bearbeitete metaphy¬
sische Traktat in persischer Sprache (Monde Oriental I, 1906, 1—16)