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439

Rig\'eda-Sarahitä und Sämavedärcika.

Nebst Bemerkungen über die Zerlegung der Bigveda - Hjmnen in

Theilhymnen und Stropben sowie über einige verwandte Fragen.

A'on H. Oldenberg.

Die Verse der beiden Sä m avedu rc ika sind, wie bekannt,

mit wenigen Ausnahmen der Sarnhitä des Riy veda entlehnt.

Diese Thatsache bedarf nach einigen Seiten einer näheren Prä-

cisirung und einer Zurückführung auf die, wie e.-> scheint, ziem¬

hch complicirten Vorgänge , als deren Ergebniss sie anzasehen

ist. Sind die Verse des Kigveda. welche in den Sämaveda über¬

gegangen sind . von denen . welche dies nicht sind . durch irgend

welche Characteristica, z. B. durch bestimmte Eigenthümlichkeiten

ibrer Stellung innerhalb der Mandala des Rigveda unterschieden V

Und eventuell , auf welchen technischen Ge.setzen der altindischen

Kunstübung, auf welchen .\nordnungsprincipien des Rigveda be¬

ruhen jene sich etwa herausstellenden Characteristica? Sind — diese

Frage hängt mit der vorher gestellten auf das engste zusammen —

die in die Sämasamhitä aufgenommenen Verse von vomherein zum

Zwecke des Sämangebrauchs gedichtet worden, während die übrigen

Bestandtheile des Rigveda für anderweitige sacrale oder profane

Verwendung bestimmt waren? Oder ist jenen Versen ihre specielle

Bestimmung erst nachträglich von den Liturgikern einer späteren

Zeit beigelegt worden ?

Die bisherigen vedischen Forschungen haben . wie sich von

selbst versteht, die bezeichneten Fragen vielfach berührt und ihre

Lösung vorbereitet. Eine zusammenhängende Untersuchung . wie

wir sie hier vorhaben, wird daher nicht durchaus Neues bieten

können, aber wir hotfen. da.ss sie manche altbekannte Thatsache

doch in neue Zu.samnienhUnge rücken und so zu ihrer Erklärung

beitragen wird. —

Wenn wir den oft gebrauchten .\usdruck wiederholen . dass

die Rik-Samhitä ein histori-th'-r Veda. die Säma-Sainhitä ein litur¬

gischer Veda ist, wird man ohne weitere Erläuterungen verstehen.

Bd. .XXXVIU i'J

(2)

440 Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika.

welchen Sinn wir diesen Bezeichnungen beigelegt wissen wollen.

Es ist nicht überflüssig, für einen Augenbhck dem Gedanken nach¬

zugehen: wäre als eine Vervollständigung dieses Vedensystems

nicht auch ein liturgischer, an den Gang der Opferceremonien sich

anschliessender ßigveda, und andrerseits ein historischer Sama-

veda zu denken?

Ein liturgischer Rigveda zunächst ist bekanntlich in der

üeberlieferung der ^igvedins nicht vorhanden und allem Anschein

nach nie vorhanden gewesen '), aber wir können uns ein genaues

Bild davon machen , welches seine Gestalt hätte sein müssen.

Wir könnten nöthigenfalls eine solche nach der Reihenfolge der

heiligen Handlungen arrangirte Zusammenstellung der vom Hotar

und seinen Gehülfen vorzutragenden Verse selbst herstellen. Läge

sie aber vor und fragte man uns dann nach dem Verhältniss dieses

liturgischen ßigveda zu dem — uns thatsächlich überlieferten -

historischen ICigveda, so würden wir zu zeigen haben, wie in dem

letzteren das Hymnenniaterial in einer Anordnung niedergelegt ist,

welche vielmehr auf der Entstehungsgeschichte dieser Poesien als

auf ihrer liturgischen Verwendung beruht, und wir würden dann

mit Hülfe unschwer zu gewinnender Sätze über die liturgische

Technik der Hotar - Priester den Weg , welcher von dem alten

historischen zu dem jungen liturgischen Rigveda geführt hat, auf¬

zuweisen im Stande sein. Das sind freilich Phantasien über die

Lösung eines Problems, das uns nun einmal nicht gestellt ist.

Aber von ihnen aus gelangen wir zu einer thatsächlich vor¬

handenen Frage. Wie sich der supponirte liturgische Rigveda

zu dem historischen lligveda verhalten würde , so müssten sich

die thatsächlich vorhandenen liturgischen Saman - Textbücher zu

einem vierten vorläufig ünbekannten verhalten : zu einer Sanun¬

lung, welche die Säman-Texte in der alten historischen statt in

der modemen liturgischen Ordnungsweise umfasste. Die Frage

nach einem solchen ältesten Sämavedärcika ist keineswegs gegen¬

standslos. Denn dass es von altersher Üdgätar-Priester gegeben

hat, welche Säman sangen, lehren bekannte Zeugnisse des Rigveda

znr Genüge ; dass aber die üdgätar jener Zeit kein Areika wie die

jetzt vorliegenden besassen , braucht nicht erst gesagt zu werden.

1) Wenn Hülebrandt (Bezzenberger's Beiträge VIII, 19S fgg.) die Opfer¬

tradition oder die Opforrocension des Kigveda von der gewöhnliclien Saiphitä unterscheidet, wird man, wie man sich auch im Uebrigen cu den von ihm ausgesprochenen Auffassungen stellen mag, doch sagen dUrfen, dass auf eineu liturgischen Kigveda in dem Sinn , wie wir den Ausdruck hier verstehen, weder die von ihm erörterten Facta noch irgend welche anderweitigen Data in dor vedischen Ueberlieferung nihren — aussor violleicht Jener zum Atharvaveda gerechneten Compilation, welche als das 20. Buch der Atharva-Sainhitä gezählt wird. Auf eine irntorsuchung dos Wesoiis jener Zusammenstellung können wir lüer nicht eingehen und verweisen nur auf OarM» Noto zum VaitäinsAtni 25, 11.

(3)

Oldenberg, Rigveda-Samhitd imd Sämavedärcika. 441

SoUte es nnmöglich sein, in der Weise wie wir den supponirten

jüngeren lligveda auf den alteren zurückzuführen hahen würden,

ebenso eineh ähnlichen Regressus von unsem Sämavedärcika zu

einer entsprechenden älteren Gestalt dieser Texte zu vollziehen?

Mir scheint, dass ein solcher Regressus in der That möglich

ist. Und ferner, dass, wenn wir ihn vomehmen, als das x der

oben aufgestellten Proportion, als das älteste Säraan-Textbuch sich

kein andrer Text herausstellen kann, als eben wieder der alte

historische Rigveda. Aus ihm — d. h. aus gewissen Bestandtheüen

von ihm — sind die Sämavedärcika ganz in derselben Weise

excerpirt, wie gleichfalls aus ihm — d. h., im Grossen und Ganzen

wenigstens, aus andem Bestandtheilen von ihm — der von uns

tingirte liturgische Veda des Hotar excerpirt zu denken wäre *).

Hätte es ausserhalb des Rigveda von altersher eine anderweitige

Sämantextpoesie gegeben, wie käme es, dass die Areika nicht aus

jener, sondern aus dem Rigveda schöpfen?

Mit einem Wort: der von uns gewöhnlich in specieUe Be¬

ziehung zu den Hotar - Priestern gesetzte Rigveda steht seiner

ursprünglichen Natur nach in derselben Beziehung auch zu den

— in ihren Functionen zweifellos schon damals von den Hotar

durchaus gesonderten —■ Udgätar-Priestera. Wäre eine Ausdrucks¬

weise erlaubt, bei welcher der Unterschied von Säman, d. h. Sang¬

weisen, und Säman-Texten ignorirt wird, könnte man geradezu

sagen: der Rigveda ist zugleich der älteste Säma¬

veda.

Wir verkennen nicht, wie viel ein Satz wie der hier gefundene in dieser Allgemeinheit und bei dem fast aprioristischen Charakter

der Erwägungen, welche auf ihn geführt haben, zu wünschen übrig

lässt. Wir steUen ihn auch überhaupt nicht als ein für sich

lebensfähiges Resultat hin, sondem als einen Wegweiser, welcher

der nunmehr vorzunehmenden Erörterung der bezüglichen concreten

Daten die Richtung geben soll.

Suchen wir aus dem Rigveda selbst zu ermitteln, welche Stücke

dieser Sammlung für den Udgätar bestimmt waren, so giebt uns

den nächstliegenden Anhalt das Auftreten des Verbums gä und

seiner Ableitungen , sowie des Wortes säman. Schon die Rik-

Samhitä braucht ganz so wie die jüngeren Ritualtexte gä in

specieller Beziehung zu denjenigen Priestern, denen der Vortrag

1; Dass die wenigen in unserin Kigveda niclit enthaltenen Verse des Sämavedärcika keine Ausnahme bilden, welche die Kegel vernichtet, wird zu¬

gegeben werden Uebrigens weist ja anch das Hotar-Kitual Verse auf, die im Kigveda nicht stehen und darum in den Brähmanas und Sütras in ihrem vollen Wortlaut (sakalapäthai aufgeführt werden. Vgl Koth, der Atharvaveda in Kashmir, S. 22.

29»

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443 Oldenherg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika.

der Säman oblag. Wir lesen VIII, 98, 1: Indräya säma gäyata,

und wir finden II, 43 die Bezeichnungen sämagä und vdgätar,

von denen die erstere X, 107, 6 dem Ausdrack ukthagäs, d. h.

einer Benennung des Hotar entgegengesetzt wird.

Es wird zur bequemeren Orientirung nützlich sein, die Stellen

des ßigveda, an denen sich die Worte säman, gä, gäyatra u. s. w.

finden, nach der Ordnung der Sainhitä hier aufzuführen. Wir

übergehen dabei diejenigen, welche die betreffenden Schlagworte

in einem für unsre Untersuchung belanglosen Zusammenhang ent¬

halten

I, 4, 10: yo räyo 'vanir mahän supärah sunvatah sakhä ] tasmä

Indräya gäyata.

I, 5, 1: ä tv etä ni shidatendram abhi pra gäyata | sakhäya

stomavähasah.

Ebendas. 4: yasya samsthe na vfinvate hari samatsu (jatravah \

tasmä Indräya gäyata.

I, 7, 1: Indram id gäthino bribad Indram arkebhir arkinah |

Indram vänir anüshata.

I, 10, 1: gäyanti tvä gäyatrino 'rcanty arkam arkinah.

I, 12, 11: sa na staväna ä bhara gäyatrena naviyasä { rayim

viravatim isham.

I, 21, 2: tä yajüeshu pra 9atnsatendrägnt 9umbhatä narah j

tä gäyatreshu gäyata.

I, 27, 4: imam ü shu tvam asmäkam sanim gäyatram na-

vyämsam | Agne deveshu pra vocah.

I, 37, 1: krilam vali 9ardho märutam anarvänam rathe(;u-

bham | Kanva abhi pra gäyata.

Ebendas. 4: pra vah 9ardhäya .... devattam brahma gäyata.

I, 38, 14: gäya gäyatram ukthyam.

I, 62, 2: pra vo mahe mahi namo bharadhvam ängüshyam

9avasänäya säma | yenä nah pürve pitarah padajfiä arcanto Aügi-

raso gä avindan.

I, 79, 7: avä no Agna ütibhir gäyatrasya prabharmani | vi9-

väsu dhishu vandya.

I, 120, 6: 9rutam gäyatram takavänasyähaip cid dhi rirebhä9-

vinä väm | äkshi 9ubhas pati dan.

I, 164, 25: gäyatrasya samidhas tisra ähuh. Vgl. auch

Vers 23. 24.

I, 167, 6: ästhäpayanta yuvatitn yuvänah 9ubhe nimigläm

vidatheshu pajräm | arko yad vo Maruto havishmän gäyad gäthaip

sutasomo duvasyan.

I, 173, 1: gäyat säma nabhanyam yathä ver arcäma tad

vävfidhänaip svarvat.

I, 188, 11: purogä Agnir devänäin gäyatrena sam ajyate |

svähäkptishu rocate.

1) Icil meine Stellen der Art wie I, 107, 2; V, 44, 14. 15; X, 36, 5 u.s.w.

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Oldenberg, Rigveda-SamMtd und Sämaveddrcika. 443

II, 43, 1: ubhe väcau vadati sämagä iva gäyatram ca traish-

tubhain cänu räjati.

Ebendas. 2: udgäteva ^akime säma gäyasi brahmaputra iva

savaneshu 9amsasi.

V, 25, 1: achä vo Agnim avase devarn gäsi sa no vasu^ |

räsat putra fishünäm fitävä parshati dvisha^.

V, 68, 1: pra vo Mi traya gäyata Varunäya vipä girä | mahi-

kshaträv ritam bphat.

V, 87, 8: advesho no Maruto gätum etana ^rotä havaip

jaritur evayämarut.

VI, 16, 22: pra vah sakhäyo Agnaye stomain yajflam oa

dhrishnuyä | area gäya ca vedhase.

VI, 40, 1: Indra piba tubbyatn suto madäyäva sya hari vi

mucä sakhäyä | uta pra gäya gana ä nishadyäthä yajnäya grinate

vayo dhah.

VI, 45, 4: sakhäyo brahmavähase 'rcata pra ca gäyata | sa

hi nah pramatir mahi.

Ebendas. 22: tad vo gäya sute sacä puruhütäya satvane |

(;am yad gave na (jäkine.

VII, 31, 1: pra va Indräya mädanam harya9väya gäyata |

sakhäyah somapävne.

VII, 102, 1: Parjanyäya pra gäyata divas puträya milhushe |

sa no yavasam ichatu.

VIII, 1, 7: alarshi yudhma khajakyit puraipdara pra gäyaträ

agäsishuh.

Ebendas. 8: präsmai gäyatram areata vävätur yah puramdara^i.

VIII, 2, 14: uktham cana (jasyamänam agor arir ä ciketa |

na gäyatram giyamänara.

Ebendas. 38: gätha^ravasam satpatim ^ravaskämam puru-

tmänam | Kanväso gäta väjinam.

VIII, 15, 1: tam v abhi pra gäyata puruhütam purushtutam

Indram girbhis tavisham ä viväsata.

VIII, 16, 9: tam arkebhis tarn sämabhis tarn gayatrai9 car-

shanayah | Indram vardhanti kshitayah.

VIII, 19, 22: tigmajambhäya tarunäya räjate prayo gäyasy

Agnaye.

Vlll, 20, 19: yüna ü shu navishthayä vrishnah pavakän abhi

Sobhare girä | gäya gä iva carkrishat.

VIII, 27, 2: ä pasurn gäsi pfithivim vanaspatin ushäsä nak¬

tam oshadhih.

VIII, 32, 1: pra kntäny rijishinah Kanvä Indrasya gäthayä

made somasya vocata.

Ebendas. 13: yo räyo 'vanir mahän supärah sunvatah sakhä

tam Indram abhi gäyata (= I, 4, 10).

Ebendas. 17: panya id upa gäyata panya ukthäni 9ainsata

brahmä kpnota panya it.

(6)

Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika.

Ebendas. 27: pra va ugräya nisht;ure 'shäjhaya prasakshine devattam brahma gäyata.

VIII, 33, 4: pähi gäyändhaso mada Indräya Medhyätithe.

VIII, 38, 6: imäm gäyatravartanim jushethäm sushtutim

mama ] Indrägni ä gatam narä.

Ebendas. 10: ähaip sarasvativator Indrägnyör avo vpne | yä-

bhyäm gäyatram ficyate.

VIII, 45, 21: stotram Indräya gäyata purunriranäya satvane }

nakir yam vpnvate yudhi.

VIII, 46, 14: abhi vo viram andhaso madeshu gäya girä mahä

vicetasam.

Ebendas. 17: gäye tvä namasä girä.

VIII, 61, 8: ä puraradaram cakfima vipravacasa Indram

gäyanto 'vase.

VIII, 66, 1 : tarobhir vo vidadvasum Indram sabädha ütaye j

bfibad gäyantah sutasome adhvare huve bharam na käritam.

VIII, 71, 14: Agnim ilishvävase gäthäbhih 9ira90cisham.

VIII, 81, 5: pra stoshad upa gäsishac chravat säma giyamä¬

narn I abhi rädhasä jugurat.

VIII, 89, 1: bfihad Indräya gäyata Maruto vfitrahantamam.

VIII, 92, 1: . päntam ä vo andhasa Indram abhi pra gäyata

vi9väsähaip 9atakratum mamhisbtham carshaninäm.

Ebendas. 25: aram a9väya gäyati ^rutakaksho aram gave j

aram Indrasya dhämne.

VIII, 95, 7: eto nv Indram staväma 9uddham 9uddbena

sämnä | 9uddhair ukthair vävridhvämsam 9uddha ä9irvän inamattu.

VIII, 98, 1: Indräya säma gäyata vipräya bphate bfihat |

dhannakfite vipa9cite panasyave.

VIII, 101, 5: pra Miträya präryamne sacathyam ritävaso

varüthyam Varune chandyam vaca stotraip räjasu gäyata.

VIII, 103, 8: pra mamhishthäya gäyata fitävne bfibate 9ukra-

90cishe | Upastutäso Agnaye.

IX , 11, 1: upäsinai gäyata nara1;i pavamänäyendave | abhi

devän iyakshate.

Eljendas. 4 : babhrave nu svatavase 'runäya divispri9e somäya gätham areata.

IX, 13, 2: pavamänam avasyavo vipram abhi pra gäyata

sushvänam devavitaye.

IX , 60, 1: pra gäyatrena gäyata pavainänaip viearshanim

indum sahasracakshasain.

IX, 65, 7 : pra somäya Vya9vavat pavamänäya gäyata | raahe

sahasracakshase.

IX, 86, 44: vipa9cite pavamänäya gäyata mahi na dhäräty

andho arshati.

IX, 96, 23: apaghnann eshi pavamäna 9atrun priyäm na järo

abhigita induh.

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Oldenherg, Rigveda-Samhüd und Sämaveddrcika.

IX, 97, 4: pra gayatäbhy. arcama devän somam hinota ma-

hate dhanäya.

IX, 99, 4: tam gäthayä puränyä punänam abhy anüshata".

IX, 104, 1: sakhäya ä ni shidata punänäya pra gäyata | 9i9uin

na yajfiaih pari bhüshata ^riye.

IX, 105, 1: tarn vah sakhäyo mädäya punänam abhi gäyata

^i^ ;.m na yajnaih svadayanta gurtibhih.

X, 71, 11: ricäin tvah posham äste pupushvän gäyatram tvo

gäyati 9akvarishu.

Bei der Verwerthung der vorstehenden Zusammenstellung iur

die Zwecke unsrer Untersuchung muss natürlich vor Allem ein

Unterschied gemacht werden zwischen den Stellen, welche die Aus¬

drücke gäyata, pra gäyata, gäyatra etc. sicher oder doch wahr¬

scheinhch in Bezug auf das jedesmal vorliegende Lied selbst

gebrauchen, dieses mithin als ein gäyatra u. dgl. characterisiren, und andrerseits denjenigen, welche in dieser Beziehung indifferente

Erwähnungen irgend welchen Singens, irgend welcher Gesänge

enthalten. Wenn, wie wir dies für wahrscheinlich ansehen, gewisse

Partien des Rigveda von Anfang an für die Zwecke des Udgätar

und nicht des Hotar bestimmt gewesen sind, so dürfen wir er¬

warten, dass diejenigen Stellen, welche der ersten jener beiden

Kategorien angehören , in Udgätar-Liedem stehen und uns , wenn

wir sie im Zusammenhang überblicken , auf Characteristica dieser

.\rt von Liedern fähren werden.

Prüfen wir die mitgetheilten Stellen in der bezeichneten Rich¬

tung, so erhalten wir den folgenden wichtigen Satz :

Die Udgätar-Partien des lligveda sind durch

das Vorherrschen der Metra Gäyatri und Pragätha

gekennzeichnet.

Wir haben in Gäyatri die folgenden Stellen der obigen

Serie: I, 4, 10; 5, 1. 4; 12, 11; 21, 2; 27, 4; 37, 1. 4; 38, 14;

79, 7; V, 68, 1; VI, 16, 22; 45. 4. 22; VH, 31, 1; 102, 1;

VIII, 2, 38; 32, 1. 13. 17. 27; 38, 6. 10; 45, 21; 81, 5; 92, 25');

IX, 11, 1. 4; 13, 2; 60, 1; 65, 7. In Pragätha (resp. Brihati):

VIII, 1, 7. 8; 19, 22; 20, 19; 27, 2; 33, 4; 46, 14; 61, 8;

66, 1; 71, 14; 89, 1; 101, 5; 103, 8. Den beiden bezeichneten

Versmassen ist als drittes die seltenere, aber doch unverkennbar

verhältnissmässig häufig vertretene Ushnih anzureihen: I, 120, 6;

vm, 15, 1; 98, 1; IX, 104, 1; 105, 1. ' Von anderweitigen Metris

behalten wir nur die folgenden Fälle: Trishtubh: 1, 62, 2;

173, 1; IX, 97, 4. — Anushtubh: V, 25, 1; VIII, 95, 7. —

Jagati und Atijagati: V. 87, 8; VIII, 46, 17; IX, 86, 44.

1) Auch VIII, 92, 1 ist offenbar bierlier zu setzen: die einzige Anush{ubh- Strophe eines sonst durchweg in Gäyatri abgefassten Liedes.

3 3

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446 Oldenberg, Rigveda-Samhitä nnd Sämaveddrcika.

Wie vollkommen verschieden die Vertheilung der Versmasse

auf unsre Stellen von derjenigen ist, die durchschnittlich für den

ganaen ßigveda gilt, fällt auch ohne genauere statistische Evaluirung

in die Augen. Man überblicke z. B. die Anukramani des siebenten

Mandala: fast das ganze Mandala ist in Trishtubh verfasst, aber

die beiden Stellen dieses Mandala, welche in unsrer Sammlung

erscheinen (pra va Indräya . . . gäyata; Parjanyäya pra gäyata),

gehören Gäyatri-Liedern an. Die Trishtubh — glauben wir

pchon jetzt sagen zu dürfen — ist das Hauptmetrum des

Hotar, Gäyatri und Pragätha sind die Hauptmetra

desUdgätar. —

Wir erinnern an den Gang, den unsre Untersuchung bisher

genommen hat. Wir suchten nach der Grenze, welche die Hotar-

Partien des Rigveda von den Udgätar-Partien scheidet. Ausgehend

von einei Sammlung der Stellen, welche Hindeutungen auf gesang¬

lichen Vortrag enthalten, glaubten wir diese Grenze im Grossen

und Ganzen so ziehen zu müssen , dass wir dem Udgätar die

Gäyatri- und Pragätha-Hymnen zuwiesen. Ist das richtig, so

lässt sich füglich als eine Bestätigung dieses Satzes erwarten, dass

die Gäyatri- und Pragätha-Hymnen auch nach andem Seiten hin

sich gemeinsam von den übrigen Theilen des Rigveda abheben

werden.

Dies ist in der That der Fall. Wir fangen mit einer Aeusser¬

lichkeit, den Namen der betreflFenden Metra an und machen darauf

aufmerksam , dass unter den Bezeichnungen der vedischen Vers¬

masse es eben Gäyatri und Pr ag ätha , und zwar gerade nur

diese beiden sind , welche durch ihre Ableitung von der Wurzel

gä auf die Sphiire des Udgätar hinweisen. Wenn in der jüngeren

indischen Literatur mehrfach die Ableitung des Wortes jrragätha

von grath behauptet wird, indem bei dieser Strophenform durch

Verflechtung der verschiedenen Bestandtheile aus zwei Versen

deren drei hergestellt werden '), so ist es mir unmöglich , mich,

wie Web er und Ludwig^) thun, dieser Auffassung anzu¬

schhessen. Denn um davon zu schweigen , dass das Wort nicht

pragrätha und noch weniger — was doch das zu Erwartende

wäre — irragrantha sondern iiragätha heisst, muss hervorgehoben werden, dass die Bezeichnungen pra-<p-ath, pragrathana allein aus

der spätem Sprache bekannt sind, während die alten Texte, wenn

sie von den Wiederholungen und Verflechtungen der Pragätha-

Recitation reden, hierfür andre stehende Ausdrücke besitzen (jmnar-

ädäyuni, kak.U2)häram). Dass dagegen 2>^a-gd als Bezeichnung

für die Thätigkeit des priesterhchen Sängers schon im Rigveda

1) So Säyaiia zum SAmaveda, vol. I p. 28 ed. Bibl. Ind.: prakarsbena gratbanam yatra sa pragathali.

2) Indische Studien VIU, 25.

3; Mantralitteratur S. 58.

3 3

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Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika. 447

ziemlich häufig ist, lehrt ein Ueberblick über die oben von uns

zusammengestellten Citate , und es mag hervorgehoben werden —

vielleicht ist dies mehr als ein blosser Zufall — dass wir im

ersten Liede des Pragathabuehes (Mand. VIII) lesen: pra gdyaträ

agäsishuh , und im letzten : jyra mamhishthdya gäyata. Somit

glauben wir im Recht zu sein, wenn wir für das Wort pragätha

die am natürlichsten sich darbietende Zurückführung auf gd fest¬

halten 1).

Eine weitere Bestätigung dafür, dass Gäyatri und Pragätha

in der poetischen Technik des Rigveda unter einander zusammen¬

gehören, dass sie gemeinsam gewissen andern Metris, vomehmlich

der Trishtubh, gegenüberstehen, und dass jene Zusammengehörig¬

keit wie dieser Gegensatz auf dem liturgischen Dualismus von

Hotar und üdgätar beraht, liegt in der Beobachtung, dass noch

in den vedischen Texten, welche die sacrale Praxis eines späteren Zeitalters repräsentiren, Gäyatri und Pragätha ebenso entschieden

da den Vorrang behaupten, wo die vom Udgätar und seinen Genossen

zu recitirenden Lieder angegeben werden, wie umgekehrt für die

Trishtubh das Gleiche in Bezug auf den Hotar gilt ^). Wer sich

die Mühe geben ^will, das Auftreten der in Rede stehenden Metra

in den beiden Areika der Säma-Sanihitä') zu beobachten und

andrerseits etwa die (Rästra, welche z. B. im Aitareya für die

Agnishtoma-Feier dem Hotar und seinen Gehülfen vorgeschrieben

werden, metrisch zu analysiren, wird an der Existenz eines solchen

ausgeprägten Gegensatzes in der Zeit dieser rituellen Texte nicht

zweifeln; dass derselbe nichts andres ist, als die Fortsetzung eben

derjenigen Erscheinungen, deren Spuren im Rigveda selbst wir

nachgehen, wird wohl als glaubhch gelten dürfen.

Wir schreiten weiter dazu fort, die den Gäyatri- und Pragätha-

Hymnen eigenthümlichen Erscheinungen in den folgenden von ein¬

ander nicht ablösbaren Beziehungen zu erörtern : betreffs der Stellung

1) Wir befinden uns hierbei in Uebereinstimmung mit dom Petersburger Wörterbuch. Vgl. als Belege für die Verwendung von pra-gd tür die Säman- Kecitation noch das metrische Summarium des Pushpasütra bei Burnell, Arshoya Br. p. XXIU: atha bluivän pravakuhyämah piagnnam yair vidhiyate, und don Ind. Studien IV, 141 citirten Commentator: pragitmii mantraväkyam edma^abdenocyate.

2) Wenigstens insofern es sich um den Grundbestandtbeil dor Ilotar- Vorträge, die Recitation ganzer Hymnen handelt. Die Tricas, Yoni-Verso dor Saman u. dgl. mehr, welche dor Hotar vielfach in deutlicher Parallelität mit den Udgätar-Priostern vorzutragen hat, kennzoicliiion sich auf don ersten Blick als eine Erweiterung der Hotar-Thätigkeit , welche für die Erforschung der ur¬

sprünglichen Characteristica derselben nicht in Betracht komrat.

3) Wir lesen im Paiicavim^a Brähmana 7, 3, 16: brihatydm bhüyishthäni sämäni bhavanti. Es ist bekannt, dass nach den technischen Gesetzen der Säman-Bildung das auf einen Pragätha zu singende Säman aufgefasst wird als auf der Biihati ruhend.

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448 Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärciha.

dieser Lieder innerhalb der Anordnung des Rigveda, ihrer Länge,

ihrer strophischen Gliederung.

Es ist bekannt — wir brauchen nur an die Bemerkungen

Grassmann's in seinerUebersetzungBd.il S. 384 zu erinnern

— dass im achten Mandala die Gäyatri-Lieder sowie die Pragätha-

Lieder über jedes Verhältniss überwiegen, Hymnen dagegen in

dem sonst von den vedischen Dichtem so entschieden bevorzugten

Trishtubh-Metram fast völhg fehlen. Es ist bedeutsam, dass eben

dieses selbe Nebeneinanderstehen von Gäyatri und Pragätha, und

zu gleicher Zeit das Pehlen der Trishtubh auch an andern Stellen

der Sarnhitä sich in ausgeprägter Weise beobachten lässt. So

zunächst in gewissen Abschnitten des ersten Mandala : in den

Liedern nämlich der Sängerfamilie, welcher auch die meisten Hymnen

des achten Mandala zuzuschreiben sind, der Känvas. Im Abschnitt I,

12—23 ist fast ausnahmslos das Gäyatri-Metram angewandt; in

den Abschnitten I, 36—43 und 44—50 theilen sich Gäyatri und

Pragätha in die Herrschaft '); in allen diesen Partien findet sich

nicht eine einzige Trishtubh-Strophe.

Ein femeres Gebiet der Rik-Satnhitä, in welchem wenigstens

das eine der in Rede stehenden Versmasse, das Gäyatri-Metram,

in characteristischer Weise vorwiegt, ist das neunte Mandala, welches

erheblich mehr Lieder in Gäyatri als in allen andem Vei'smassen

zusammengenommen aufweist ^). Alle Kennzeichen vereinigen sich

mit dem metrischen Kriterium, um die Zugehörigkeit der in diesem

Buch enthaltenen Pavamäna-Lieder an die Üdgätar-Priester darzu¬

thun : die erhebliche Reihe von Stellen, an welchen uns Ausdrücke

wie gäthd, gäyatra, pra gäyata etc. begegnen (s. unser obiges

Verzeichniss, S. 442 fgg.) — die grosse Häufigkeit von Entlehnungen

aus diesem Mandala in den beiden Areika des Sämaveda (nach

der Tabelle in den Ind. Studien II, 363 geht in dieser Hinsicht

das neunte Mandala allen übrigen voran; ihm zunächst kommt

das Gäyatri-Pragätha-Buch VIII) — endlich, im Contrast rait der

hervortretenden Bedeutung der Pavamäna-Texte für die Säman-

Priester ihr fast völliges Pehlen in den Liturgien, welche das

Ritual der Brähmanazeit dem Hotar und seinen Gehülfen vor¬

schreibt (ein Ueberblick über die Angaben des Aitareya genügt,

um hiervon zu überzeugen).

Wir müssen noch auf eine .andre Reihe von Fällen hinweisen,

in welchen sich die Gäyatri-Lieder zusammen mit den Pragätha-

Liedern innerhalb der Rik-Samhitä in eigenthümlicher Weise durch

1) Diese Beobaciitiing ist bereits von GroMinann Uebors. Bd. I, 37 und 46 ausgesprochen worden. Die Häufiglieit der Pragätha-Strophen in diesen Abschnitten ist um so bemorlionswerther, als sonst im ersten Mandala sich nur noch eine einzige Strophe dieser Art findet (84, 19—20).

2) Uebrigens auch von Pragätha-Strophen hat dies llaiidala eine immer¬

hin nieht unerhcblieho Anzahl in den Liedern 107 und 108.

(11)

Oldenberg, Rigved/t-Samhüd und Sämavedäreika. 449

ihre Stellung hervorheben. Delbrück') hat bekanntlich die

ebenso wichtige wie evident zutreffende Beobachtung ausgesprochen, dass innerhalb der einzelnen Man4ala die Reihen der Agni-Hymnen,

der Indra-Hymnen etc. nach absteigender Verszahl geordnet sind,

dass aber diese Ordnung durch einzelne Hymnen durchbrochen

wird, welche dann entweder in kleinere Hymnen aufgelöst oder

für spätere Hinzufügungen angesehen werden müssen. Wir wollen

hier die das bezeichnete Anordnungsprincip verletzenden Hymnen

auf die Gesichtspunkte hin , welche unsre bisherige Untersuchung

uns nahe gelegt hat, etwas eingehender untersuchen. Es versteht

sich von selbst, dass unsre Bemerkungen vielfach den Andeutungen,

welche Delbrück gegeben hat, und der grösstentheils sehr

treffenden Anwendung, die Grassmann in seiner Uebersetzung

von denselben gemacht hat, zu folgen haben; eine zusammen¬

hängende Erörterung der betreffenden Probleme, bei welcher eine

durchgehende Bezugnahme in jedem einzelnen Falle auf die genann¬

ten Vorgänger zu unterlassen gestattet sein möge, erscheint immer¬

hin nicht als überflüssig.

Wählen wir zur specielleren Veranschaulichung das siebente

Mandala, unter Weglassung der letzten Hymnen (93—104), in

welchen die reihenweise Anordnung fast ganz verschwindet und

aus naheliegenden Gründen verschwinden muss. Das Arrangement

ist das folgende:

Gottheit.

Lieder geordnet nach absteigen¬

der Verszahl.

Lieder aiuser- halb der Ord¬

nung stehend.

Agni 1- -14 15—17

18- -30 31—33

Vi9ve Devas etc. . . 34- -54 55

56- -58 59

Sürya , Mitra , Varuna 60- -65 66

67- -73 74

75- -80 81

Indra und Varuna . 82- -85 —

86- -89 —

Indra und Väyu . 90- -92 —

Die Lieder, welche die Reihenfolge durchbrechen, stehen also nie

in der Mitte, sondern stets am Ende der verschiedenen derselben

Gottheit gewidmeten Gruppen von Hymnen. Beachten wir nun

die Vertheilung der Metra auf die innerhalb und ausserhalb der

Reihenfolge stehenden Lieder. In den Partien, welche nach der

absteigenden Länge correct geordnet sind, herrscht ya«< aus-

1) Jen. Lit. Zeitung 1875, S. 867.

3 3 *

(12)

450 Oldenberg, JFligveda-SamMta und Sämavedärcika.

nahmslos das Trishtubh-Metrum vor oder doch, wie im 1. und

22. Hymnus, die aus drei Trishtubh-Stollen gebildete Viräj-Strophe.

Gäyatri- und Pragätha-Lieder treffen wir hier nicht aa '). ünter

den das Anordnungsgesetz verletzenden Liedern finden wir dagegen:

15, Gäyatri.

16, Pragätha.

31, grösstentheils Gäyatri.

32, grösstentheils Pragätha.

59, zur Hälfte Pragätha, in der andern Hälfte drei Gäyatrt-

Strophen.

66, grösstentheils Gäyatri; einige Pragätha-Strophen.

74, Pragätha.

81, Pragätha«),

Dass hier kein Zufall sondem ein ganz bestimmter Zusammen¬

hang obwaltet, bedarf keines Wortes. Das Zusammenstehen der

Gäyatri- und Pragätha-Strophen an diesen Stellen des siebenten

Buches und ihre Absondemng von den Trishtubh-Strophen muss,

wenn vielleicht nicht direet, so doch indirect auf denselben ürsachen

beruhen, auf welehe die gleiche Erscheinung im achten Mandala

und in den Känva-Theilen des ersten Mandala zurückzufuhren ist.

Könnte hier noch ein Zweifel obwalten , so würde er beseitigt .

werden dureh folgende Thatsache, die zugleich einen Fingerzeig

darüber enthält , in welcher Richtung wir die Erklärung der in

Rede stehenden Erscheinung zu suchen haben. Es ist bekannt,

wie entschieden die Sämavedärcika in ihren Entlehnungen aus

dem Rigveda das achte Mandala vor den meisten übrigen Partien

bevorzugen. Die aus dem siebenten Mandala entlehnten Verse

nun vertheilen sich auf die innerhalb und ausserhalb der be¬

sprochenen Anordnung stehenden Hymnen in folgender Weise *):

auf die 81 richtig geordneten Hymnen kommen 9 entlehnte Verse

im Pürvärcika, 15 im Uttarärcika ; auf die 11 aus der Reihenfolge

herausfallenden Hymnen kommen 22 entlehnte Verse im Pürv¬

ärcika, 33 im Uttarärcika. Die Verwerthung der letzteren Partien

des siebenten Mandala für den Säman - Gebrauch ist mithin im

Vergleich mit derjenigen der ersteren Partien eine ausserordentlich

viel erheblichere ■*). So bestätigt es sich von Neuem , dass die

Gäyatri- und Pragätha-Lieder im Rigveda wie in den jüngeren

1) Nur 14, 1 könnte man anfuhren. Dies soll eine Brihati sein, was ührigens Bedenken unterliegt.

2) Einige der betreffenden Lieder, wie 17 und 33, sind nicht in Gäyatri oder Pragätha verfasst, und die folgenden Auseinandersetzungen gelten von diesen Liedem nicht , die ohne Zweifel als späte Anhängsel aufzufassen sind.

3) Ich habe dieser Zählung und allen gleichartigen Angaben im Folgen¬

den die Tabellen Whitney's, Ind. Studien II, S. 324 fgg., zu Grunde gelegt.

4) An einen Zufall ist hier um so viel weniger zu denken, als die gleiche Erscheinung in den übrigen Mandala wiederkehrt.

3 3*

(13)

Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika. 451

Texten eine Sonderstellung einnehmen, und dass diese Sonder¬

stellung mit ihrer Natur als Säman-Texte zusammenhängt.

Nach dem bisher Gesagten würde sich als die nächsthegende

Erklärung der Stellung der erwähnten Lieder ausserhalb der sonst

herrschenden Reihenfolge die Auffassung darzubieten scheinen, dass

in die ursprüngliche Sammlung der Mandala II—VII nur die für

den Vortrag des Hotar bestimmten Hymnen aufgenommen wurden,

die Texte des Udgätar dagegen entweder später abgefasst oder

doch später an jene Sammlung angeschlossen worden sind. Eine

nähere Untersuchung jedoch hat mich bestimmt, einer andern Auf- \

fassung den Vorzug zu geben, in der ich mich mit Delbrück ,

und Orassmann begegne')- Mir scheint, jene Lieder sind den

nach absteigender Verszahl geordneten Hymnenreihen nicht nach- \

träglich angefügt, sondern von Anfang an zugehörig gewesen; sie •

stehen am Ende dieser Reihen nicht weil sie Säman-Texte sind, ■

sondem zunächst weil sie von allen Liedern die kürzesten sind ; ;

die kürzesten aber sind sie freihch eben weil sie S.äman-Texte

sind und die Technik des Udgätar eine bestimmte, sehr kurze

Gestalt des Textes verlangte oder doch begünstigte. Die schein¬

bare Länge dieser Hymnen ist durch Auflösung in ihre Theile zu

beseitigen.

Die Momente, welche für diese Auffassungen sprechen, müssen i

nun erörtert werden. i

Orassmann ist in der Zerlegung der Hymnen in kürzere]

Complexe vielfach mit glücklichem Scharfsinn vorgegangen. Es

muss bei derartigen Auflösungen jedoch möglichst scharf zwischen

zwei Fällen geschieden werden, deren Natur von Grassmann nichti

durchweg richtig beurtheilt worden ist. Entweder haben wir e in{

Lied, welches in Complexe von enger unter einander verbundenen]

^licas, sagen wir in Strophen, zerlegt werden muss. Oder wir]

haben etwas, das nur scheinbar ein Lied ist, das von der Kritik;

vielmehr in verschiedene, in unsrer Ueberheferang rein äusserlichi aneinander geschobene Lieder zu zerschneiden ist. Selbstverständ-i

lich wird es in vielen Pällen für uns unmöghch sein Sicherheiti

darüber zu gewinnen, ob ein Lied zu zerlegen ist, resp. welchei

von diesen beiden Arten der Zerlegung einzutreten hat 2). Diei

Hülfsmittel, mit welchen unsre Untersuchung immerhin, wie mirj

1) Gegen die eben angedeutete Weise die in Rede stehende Erscheinung zu erltlären inuss schon die Thatsache bedenlclich inachen, dass die Serien aus welchen Buch IX besteht ganz ähnliche die Reihenfolge verletzende Anhänge haben Wie die Serien der BUcher II — VII. Wir haben aber allen Grund das neunte Buch nicht für eine Vereinigung von Hotar- und Udgätar-Texten , son¬

dern für eine ausschliesslich oder doch nahezu ausschliesslich dem Udgätar gehörende Sammlung anzusehen.

2) Schon die Diaskeuasten des Rigveda haben, wie wir sehen werden, zu einer Zeit, wo man im Allgemeinen noch die richtige Ahtheilung der Hymnen kannte, die beiden Fälle einigemal in recht befremdender Weise confundirt.

(14)

452 Ohlenberg, Rigveda-Sarnhitä und Sämavedärcika.

scheint, an vielen Stellen eine Entscheidang hierüber ermöglichen

kann, werden sich zum Theil besser an den betreffenden einzelnen

Fällen veranschaulichen lassen. Einige Worte aber möge es gestattet

sein hier im Allgemeinen vorauszuschicken. Den Gedankengang

eines Liedes zu verfolgen , um über die Zerlegungen in's Klare

zu kommen, ist oft völlig vergeblich — was kann man in den

meisten Vedahymnen überhaupt Gedankengang nennen? Zuweilen

aber, namentlich wenn man längere Textcomplexe vor sich hat

vmd etwa noch andre Indicien ergänzend hinzutreten , wird doch

das Vorhandensein oder das Abreissen der Gedankenverbindung

zwischen den verschiedenen Strophen zu Ergebnissen führen. Man

setze z. B. folgenden Fall. Es sei ein Lied oder noch besser

eine Gruppe mehrerer aus irgend welchen Gründen als parallel

zu bebandelnder Lieder zu untersuchen. Es stelle sich heraus,

dass die Verszahl eines jeden derselben durch dr e i theilbar ist.

An einigen Stellen finden sich Verse des Inhalts: Wir rufen den

Gott N. N. — oder: Singet dem Gott N. N. ein neues Lied. An

andern Stellen trifft man auf Versanfänge, welche an das Voran;

gehende anschhessen, wie z. B. in VIII, 43 Vers 20 tarn tvän»^ • • i

V. 23 tarn tvä . . . , V. 32 sa tvam Agne . . . ; oder in fX, 61

V. 6. 9. 12: sa nah . . . , V. 29 asya te . . . Es möge sich

nun finden , dass die Verse der ersten Art , die den Anfang eines

Gedankenganges zu markiren scheinen , lauter vierte , siebente,

zehnte u. s. w. Verse sind, also an Stellen stehen, welche bei

der Zerlegung des Liedes in Tricas auf den Anfang eines Trica

fallen würden ; jene andem Verse dagegen, die nicht geeignet sind

eine Anfangsstelle einzunehmen, mögen an zweiter, dritter, fünfter, sechster u. s. w. Stelle stehen, nicht aber an vierter oder siebenter.

Man wird in einem Fall dieser Art kaum irren, wenn man die

Zerlegung vornimmt ; ob freilich eine Zerlegung in getrennte Lieder

oder in Strophen, wird, wenn es sich überhaupt ausmachen lässt,

von weiteren Erwägungen abhängen müssen. — Andre Momente,

die auf eine Zerlegung hinführen, sind die folgenden : häufig werden drei auf einander folgende Ricas, die nach ihrer Stellung innerhalb

des ganzen Sükta in die Dreitheilung numerisch hineinpassen

würden, unter einander durch gemeinsamen Refrain zusammen¬

gehalten, während die vorangehenden und folgenden Verse keinen

oder einen andem Refrain haben — oder sie werden durch gemein¬

same Anfangsworte als zusammengehörig characterisirt (wie VIII,

96, 16—18 tvam ha tyad) — oder ihre Anfangsworte sind zwar

nicht identisch aber werden doch deutlich als correspondirend

empfunden (wie IX, 61, 16 - 18 die verschiedenen Casus von pava¬

mäna, oder VIII, 64, 7—9 die Frageworte kva, kasya, kam) —

oder irgend ein durch drei Verse häufig wiederholtes Schlagwort

zeigt die Zusammengehörigkeit derselben (wie IV, 32, 19—21

bhüri und bhüridä; IH, 27, 13—15 vrishan; ebenso IX, 64, 1—3;

VIII, 96, 13—15 drapsa) — oder metrische Eigenthümlichkeiten

(15)

Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika. 453

wie die Bevorzugung der Länge an der vorletzten Stelle des

Gäyatri-Päda , oder die Combination einer Anushtubh mit zwei

darauf folgenden Gftyatris ') ergeben das nämliche Resnltat —

oder es führen darauf Specialitäten des Inhalts, Preis der vom

Sänger empfangenen Gaben, der sich vom Rest des Liedes der

Tfica-Theilung entsprechend absondert; Fälle wie VIII, 76, wo

in jedem Verse der ersten drei Tficas Indra zusammen mit den

Maruts, in jedem Verse des letzten Trica Indra allein angerufen

wird; die habhrd IV, 32, 22—24, u. dgl. mehr. Zuweilen wird

auch das Eintreffen eines dieser Indicien, z. B. des gemeinsamen

Anfangswortes mehrerer Ricas nicht in Bezug auf alle drei aber

doch auf zwei der zu einem Tfica verbundenen Verse characteristisch

genug erscheinen um beachtet zu \verden; so VI, 45, 10. 11 tam

u tvä; VIII, 32, 17. 18 panya id , panya ä; VIII, 64, 10. 11

ayam te. Von besondrer Wichtigkeit endlich ist die Beobachtung

der Verbindungen und Trennungen der verschiedenen Verse bei

ihrem Erscheinen in den übrigen vedischen Samhitäs , namentlich

im zweiten Sämavedärcika, sowie bei ihrer rituellen Verwendung,

wie dieselbe sich aus dem Aitareya etc. ergiebt; wir werden auf

diesen Gesichtspunkt eingehender zurückzukommen haben. So

viel ich sehe, führt ein derartigen Indicien folgendes Aufsuchen

der Strophentheilung innerhalb des Rigveda zu dem Satz, dass die

Verbindung mehrerer metrisch gleichwerthiger Ricas zu kleineren

Einheiten innerhalb desselben Hymnus durchaus von der Drei¬

zahl beherrscht wird ^) — wie denn Rigv. VIII, 76, 12 der

Dichter sein in der häufigsten unter allen vedischen Triadenformen,

der Gäyatri-Triade abgefasstes Lied als väcam ashtäpadim nava-

araktim (mit 3X3 Pädas) bezeichnet, und Ait. 3, 23 die Regel

aufgestellt wird : tisribhir hi säma sammitam.

Die Bemerkung darf nicht unterdrückt werden , dass die ab¬

weichenden Auffassungen, von welchen Oeldner und Kaegi

sich in ihren „Siebenzig Liedern" in Bezug auf Strophentheilung

haben leiten lassen , mir nicht auf sicherem Grunde zu ruhen

scheinen. Täusche ich mich nicht, so haben jene beiden Gelehrten

es unterlassen , umfassendere Beobachtungen darüber anzustellen,

was äussere Indicien und Anhaltspunkte in der Ueber-

1) Siehe die Bemerltunf? Grassmann'a in seiner Uebersetzung I, 588 unter Nr. 672 und 677.

2) Diese Bestimmung muss hinzugefügt worden , um den Fall der /Va- gäthaStrofhe auszuschliessen : falls man es nicht — was ich übrigens kaum befürworten möchte — vorzieht auch diese Strophe , sofern das pragrathana mit ihr vollzogen wird, als einen trica zu betrachten.

.S) Fälle in denen die Zerlegung in je vier Uicas sich als geboten heraus¬

stellt, bilden natürlich dann keine Instanz gegen diese Kegel, wenn diese vier- versigen Complexe nieht Strophen eines Liedes, sondern eigne, in unsrer Saqi- hitä rein äusserlich zu einem Sükta zusammengeschobene Lieder sind. Uebrigens sind solche Lieder im Vergleich mit den dreiversigen recht selten.

(16)

454 Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämaveddrcika.

Heferung (den andem Samhitäs, den Brähmana-Texten etc.)

betreffs der Strophenbildungen im Rigveda lehren. Untersuchungen dieser Art sind meines Erachtens das , wovon methodischerweise ausgegangen werden muss, wenn die auf die Herstellung des Strophen¬

baus gerichteten kritischen Operationen nicht einer in sich zu¬

sammenhängenden Grundlage entbehren sollen. Statt dessen sind,

wenn ich recht sehe, Geldner und Kaegi direet an die einzelnen

Lieder herangetreten, um von Fall zu Fall durch Beobachtungen

über den Gedankengang derselben — Beobachtungen, deren subjec¬

tiver Character jenen einsichtigen Forschem selbst am wenigsten

entgehen kann — die Strophenghederang herzustellen : wobei dann

Ausstossungen , Umstellungen , Annahmen von Lücken durch die

erwachsenden Schwierigkeiten hindurchhelfen müssen. Man betrachte

z. B. das 33. Lied bei G eidner - Kaegi , das Lied vom tran-

kenen Indra (Rigv. X, 119): die Uebersetzer lösen dasselbe in

Strophen von je zwei Gäyatris auf und schieben den ersten Vers

zwischen den fünften und sechsten. Gegenüber solchen Gäyatri-

Dyaden scheint mir, so lange ihre Annahme nicht durch greifbare

äussere Characteristica gesichert sondem allein auf leisesten und

bestreitbarsten Nuancen des Gedankenganges und Ausdrucks ')

aufgebaut wird, das fiifivaa' äniareiv imbedingtes Gebot. Der

tmnkene Indra disponirt , dünkt mieh , aueh in der überlieferten

Gestalt jenes Hymnus seine Reflexionen soweit leidlich correct,

wie man es von einem Gott in seiner Situation nur erwarten

kann , und wir haben nicht nöthig Umstellungen zu machen um

der Ueberlieferung zuwider das lustige Lied mit dem was 0 eidner -

Ka eg i einen „korrekten Strophenbau" nennen , auszustaffiren ^).

1) Allem Anschein nach hahen die Uebersetzer V. 2 und .S zu einer Strophe zusammen geordnet , weil in beiden der Ausdruck un mä j)Uä ayani- sata, V. 4 und 5, weil in beiden die mati vorkommt. Abor gehört dann nicht auch V. 6 (nahi me akshipac cana . . .) mit V. 7 (nahi me rodasi ubhe . . .), und V. 8 (imäm prithivtm) mit V. 9 (prithivim imäm) mit demselben Recht zusammen ?

2) Ich habe sämmtliche Lieder, welche Geldner-Kaegi in Strophen zu zwei Ricas zerlegen, hinter einander gelesen; nirgends sind mir dabei Erscheinungen entgegengetreten, welche meine Bedenken gegen jene Theilung und gegen die von ihr vielfach untrennbaren kritischen Operationen hätten beschwichtigen können. Ein unbefangener Leser z. B. des siebenten Mandala wird, meine ich, die an Varuna gerichteten Lieder 8G— 88 als formell einander durchaus gleich¬

artig empfinden. Bei 6. K. (Nr. III — V) ist das erste in zweiversige Strophen zerlegt , das zweite ohne Zerlegung , das dritte wiederum zerlegt mit oinem überschüssigen Schlussvers (dazu die Bemerkung: das Lied könnte ursprUng¬

lich mit V. G geschlossen haben). Uas Lied 10, 129 (näsad äsit etc.; 6. K.

Nr. LXVII) ist in zweiversige Strophen getheilt, indem vor V. 5 der Ausfall einer Ric augenommen wird. Beruht die Annahme dieses Ausfalls auf derjenigen der Strophentheilung ? Oder hat umgekehrt die letztere die erstere zur Voraus¬

setzung, welche dann ihrerseits wieder auf andern Momenten sich begründen müsste? S. VIII sagt uns Roth das eine: dass ein Vers, wenn nicht mehrere ausgefallen sei, ergebe sich mit Evidenz aus dem strophischen Bau. S. 166

(17)

Oldenherg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika. 455

Doch wir kommen in Gefahr den Faden unsrer Untersuchung

zu verheren. Wir fragen, wie auch G rassmann gefragt hat:

weisen die scheinbar ausserhalb der Reihenfolge stehenden Hymnen

Indicien auf, welche eine Zerlegung in kleinere Hjrmnen und auf

diese Weise die Durchführung des allgemeinen Anordnungsprincips

auch in Bezug auf diese Lieder ermöglichen resp. erfordern?

Ich halte es für zweckmässig die bezeichnete Frage zunächst

speciell in Bezug auf das neunte Mandala zu erörtern. Hier führen

schon Beobachtungen über die Verszahl der in und ausser der

Reihe stehenden Hymnen, verglichen mit den entsprechenden Daten

der andern Mandala, auf Resultate, die fiir unsre Erwägungen

nicht ohne Werth scheinen. Bekanntlich sind die Somalieder des

neunten Buches zunächst nach den Versmassen und sodann inner¬

halb dieser Ahtheilungen nach absteigender Verszahl geordnet;

am Ende der betreffenden Reihen finden sich , ganz wie in den

Büchem II — VII , Lieder , welche das Anordnungsprincip , sei es

wirklich sei es scheinbar, verletzen und welche, wie dies auf der

Hand liegt, in derselben Weise beurtheilt werden müssen wie die

entsprechenden Hymnen der Familienbücher. Es schien mir an¬

gezeigt , da wo grössei'e , leicht und sicher zu erkennende Reihen

nach der Verszahl geordneter Hymnen vorliegen, Zählungen über

diese Verszahl — zunächst unter Nichtberücksichtigung der die

sagt uns Geldner das andre: es ist ein Vers ausgefallen, denn der Oedanken¬

gang zeigt eine Lücke. Mir scheint, dass weder auf dem einen noch auf dem andern Wege die Sache zu irgend welcher Wahrscheinlichkeit gehracht ist — von Evidenz sproche ich üherhaupt nicht, denn diesen Ausdruck wird, meine ich, der Meister vedischer Forschung, der ihn gebraucht hat, selbst nicht auf¬

recht erhalten wollen. Was den Gedankengang anlangt — soll wirklich bei diesem Dichter, dessen Inneres, von dem Gähren neuer, grosser Ideen übervoll, nach mühsamem Ausdruck des zuvor kaum Ausgedrückten ringt, jedes Wort und jeder Satz sich in der correcten Gezähmtheit an das Vorangehende scbliessen, welche den gebildeten Autor von heutzutage ziert? (Uebrigens ist der Anstoss in Geldner's Uebersetzung stärker als im Text; das beide in V. 5, zu welchem die Beziehung fehlt, setzt G. auf seine eigne Verantwortung; der Text hat viel weniger befremdend eshäm.) Und der strophische Bau, der die Annahme jenes Ausfalls nothwendig machen soll , worin verräth er sich eigentlich? Ist

V. 2 wirklich mit V. 1, oder V. 4 mit V. 3 so viel enger zusammengeschlossen, als V. 2 und V. 3 unter einander? Und wenn in der That hinter V. 5 ein fühlbarer Abschnitt ist und die beiden hinter demselben folgenden , das Lied schliessenden Verse mit einander eng verbunden sind — ist dies ein genügen¬

der Grund , um das ganze Lied in Versdyaden aufzulösen ? Ich meiue , eben je zahlreichere und bestimmtere Spuron die Triadentheilung grosser Massen von Liedern in der Ueberlieferung zurückgelassen bat, und je deutlicher der Zu¬

sammenhang ist, in welchem diese Theilung mit der liturgischen Technik der vedischen Priesterschulen stand, um so misstrauischer mUssen wir gegen Zer- theiluugsweisen wie jeue Dyadentheilungen sein, welche in der Ueberlieferung keine StUtze haben. — Was von den Dyaden Geldner-Kaegi's gesagt ist, wird man , meine ich , bei einer Prüfung der von Grassmann ähnlich zerlegten Hymnen (wie 3, 2; 3, 33; 6, 47) oder des von ihm und Delbriick in Pentaden getbeilten Liedes 1, 35 in gleicher Weise bestätigt finden.

Bd. XXXVUI. 80

(18)

456 Oldenherg, Rigveda-Sarnhitä und Sämavedärcika.

Ordnung verletzenden Lieder — vorzunehmen; ich habe dies einer¬

seits für die Gäyatri-Reihe , die Jagati-Reihe , die Trishtubh-Reihe

und die Ushnih-Reihe von Buch IX, und andrerseits zur Ver¬

gleichung für die Agni- und Indra-Reihen der Bücher II — VII

ausgeführt. Das Resultat war das folgende. In den angegebenen

Partien vo" II — VII fanden sich :

Hymuen mit 25—16 Versen : 13

t) n 15 n 8

» ^ 13 n 8

D » 12 JJ 6

T! Ti 11 j» 25

) n 10 Jt 11

» n 9 » 18

» »1 8 JJ 13

<n * 7 JJ 16

y> j, 6 JJ 22

n fl 5 JJ 48

ff 1 4 II 8

n n 3 JJ 3

In den bezeichneten Abschnitten des neunten Buches dagegen :

Hj^mnen mit 11 Versen: 1

Jl n 10 » 7

» 1» 9 ff 13

» « 8 f) 6

« f» 7 n 8

II n 6 fl 28

II n 5 n 19

fl n 4 m 8

Das Verhältniss stellt sich mithin im neunten Buche wesent¬

lich anders als in den Familienbüchern. Längere Hymnen (über

11 Verse) fallen in den bei unsrer Zählung berücksichtigten Partien

von Mand. IX ganz fort, während sie in II — VII nicht selt«n sind.

Die Zahl 11 überwiegt in II — VII auffallend; sie ist mehr als

viermal so häufig vertreten als 12, mehr als doppelt so häufig

als 10; es liegt der Art der vedischen Dichter nicht fern, auch

durch die Verszahl der Hymnen eine Anspielung auf die für das

Trishtubh-Metrum chäracteristische Zahl 11 zu machen. Im neunten

Buche dagegen , welches nur wenige Trishtubh - Lieder hat —

welches, dürfen wir nach den früher gegebenen Auseinandersetzungen

bereits sagen, im Wesentlichen ein Buch des Udgätar und nicht

des Hotar ist —, fehlt die Verszahl 11 ganz bis auf einen ein¬

zigen Fall, und zwar einen Apri-Hymnus — den wie es scheint

auf einer reinen Spielerei beruhenden auf Soma übertragenen Apri-

Hymnus — , dessen rituelle Natur eben diese Verszahl mit sich

bringt. Wir weisen noch darauf hin , dass in Maijd. II — VII die

Verszahl 5 weitaus am häufigsten hervortritt: ebenso wie die gleich-

(19)

Oldenberg, Rigveda-Samhitd und Sämavedärcika. 457

falls hervortretende Zahl 11 eine Primzahl und mithin Stropuen-

theilung nicht zulassend ; in Mand. IX dagegen überwiegt die 6 zahl

die 5 zahl auf das entschiedenste — in II — VII stehen nur 22

Lieder piit 6 Versen gegen 48 mit 5 Versen —, so dass wir,

wenn wir zugleich das Hervortreten der 9 zahl im neunten MaQiJ&la berücksichtigen, uns der Annahme zahlreicher dreiversiger Strophen zuneigen werden.

Wir. finden es , wenn wir die Sämaveda-Literatur daraufhin

untersuchen , bestätigt , dass der stehende rituelle Gebrauch für

die Pavamäna - Lieder eben den beschränkten Umfang verlangte,

welchen die von uns aufgestellten Zahlen ausdrttcken. Für jetzt

aber beschäftigen wir uns mit den ausserhalb der Beihenfolge

stehenden Liedem, die den oben aufgeführten Serien des neunten

Buches angehängt sind. Dieselben sind zwölf an der Zahl, und

kein einziges unter ihnen hält sich in den Grenzen

des Umfanges , welche wir als für die richtig ge¬

ordneten Lieder ausnahm slos massgebend erkannt

haben. Und zwar handelt es sich nicht um unerhebliche Ueber¬

schreitungen, sondern um ein Ueberspringen dieser Grenzen, wie

es schrofier kaum gedacht werden kann. Wir finden nämlich je

einen Hymnus zu 68, 48, 32 Versen ; sechs Lieder zu 30 Versen,

und je eines zu 24, 14, 12. Die meisten dieser Lieder über¬

schreiten also das ira Uebrigen geltende Maximum des Umfangs

um das Dreifache oder noch stärker. Wie sollen wir bei Liedem,

die in ihrem Inhalt durchaus den innerhalb der Ordnung stehen¬

den gleichartig sind und für welche eine von jenen abweichende

rituelle Verwendung schlechterdings unerfindlich ist, diesen so

auffallenden und ausgeprägten Unterschied des Umfanges er¬

klären ?

Dass Zerlegungen wie G rassmann sie vorgenommen hat

das richtige Mittel zur Lösung der bezeichneten Schwierigkeiten

bilden , wird , so hoflFe ich , nach dem bisher Erörterten von vom

herein als glaubhch erscheinen. Die Verszahlen — vor Allem

das sechsmalige Auftreten der Zahl 30 — weisen darauf hin,

dass im Ganzen Triaden zu erwarten sein werden. Und diese

Erwartung wird durch die Untersuchung der Texte selbst durch¬

aus bestätigt. In den Liedern zunächst, welche am Schluss der

Gäyatri-Serie stehen (61 — 67'), finden wir Anknüpfung eines

Verses an den vorangehenden oder Zusammenschliessung mehrerer

Verse durch irgend eines der oben erörterten Momente immer

1) Den Scbluss von 67 möchte ich von diesen Bemerliungen auggenommen wissen; hier liegen allem Anschein nach Anhängsel vor, die flir sich zu be¬

urtheilen sind. Bis V. 18 i.st Alles klar; aueh V. 19—21 scheinen noch in der gewöhnlichen Weise zusammenzugehören. Dann möchte ich ein Lied 22—27 und eines 28—30 annehmen, auf welche in V. 31—32 als angehängter Schluss der Freis des Studiums der Pavamäna-Verse folgt.

80*

(20)

458 Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika.

nur 80, dass die verbundenen Verse in dieselbe Triade fallen

wahrend die vierten , siebenten , zehnten u. s. w. Verse vielfach

einen mehr oder minder fühlbaren Neuanfang markiren. Selbst¬

verständlich würde der Eindruck, welchen eine einzelne Stelle in

dieser Beziehung auf den Leser macht, ein zufälliger und irre¬

führender sein können ; die consequente Wiederkehr aber der

bezeichneten Erscheinung in einer grösseren Reihe von Fällen lässt

kaum einen Zweifel übrig. Für entscheidend endlich werden wir

es ansehen dürfen, dass die zahlreichen Entlehnungen der Säma-

Saqihitä aus den in Rede stehenden Hymnendurchweg die

Triadentheilung bestätigen ; die im ersten Sämavedärcika stehenden

einzelnen Yoni-Verse finden sich im Rik-Text durchweg an erster,

vierter, siebenter u. s. w. Stelle "); die im Uttarärcika aufgeführten Tficas wie auch die leeren Räume, welche häufig zwischen mehreren

im Sämaveda sich findenden Entlehnungen übrig bleiben , ent¬

sprechen den Triaden 1—3, 4—6, 7—9 etc. des Rigveda. Eine

weitere Bestätigung des sogleich auszusprechenden Resultates wird

sich alsbald finden ; wir glauben aber das letztere , in Ueberein¬

stimmung mit Grassmann, schon hier dahin formuliren zu dürfen,

dass die scheinbar das Anordnungsprincip verletzenden langen

Hymnen 61—67 in kurze dreiversige Lieder zu zerlegen sind,

welche in der That an eben der Stelle der Sammlung stehen , an

welcher wir sie jenem Princip entsprechend zu finden erwarten

müssen.

Von den beiden Hymnen, welche am Ende der Jagati-Reihe

die Anordnung verletzend ihre Stelle gefunden haben (85. 86),

gestattet und verlangt nur der zweite die Zerlegung in Triaden*).

Bei dem ersten, aus 12 !^icas bestehenden, markirt sich deutlich

zwischen dem Ende von V. 8 und dem Anfang von V. 9 ein Ab¬

schnitt; die Verse 9 —12 werden durch den Sinn zusammen¬

gehalten *). So hat Grassmann ohne Zweifel auch hier das Richtige

getroffen, wenn er dies Sükta in Tetr aden zerlegt hat. Hier

haben wir nun die klarste Bestätigung dafür, dass die Anordnung

1) Anlinüpfung irgend welcher Art an den vorangehenden Vers: 61, 2.

6. 8. 9. 12. 29; 62, 2. 3. 6. 8. 17 24; 63, 21. 29; 64, 5. 6. 12. 20. 23. 26;

65, 9. 11; 66, 3. 14. 23. Zusammenschliessung der drei Verse eines Trica

oder zweier von ihnen: 61, 16—18; 62, 4—6. 17—18. 26—27; 63, 7—9.

25—27 ; 64, 1—3. 14—15; 65, 17—18. 22—24. 25—27. 28-30; 66, 5—6.

16—18. 19—21. 25 — 27; 67, 1—3. 10—12. 16—18.

2) Indische Studien II, 339—340.

3) Ausgenommen ist nur Sv. I, 492 = Uv. IX, 63, 24. Der Inhalt des Verses macht es wahrscheinlich, dass er auch für sich allein, von seiner Stellung im Trica losgelöst, als Beschwörungsformel verwendet werden kounte.

4) Han beachte die Zusammengehörigkeit von V. 5. 6; 8. 9; 11. 12;

14. 15; 19. 20; 28 — 30; 41. 42, sowie die Entlehnungen im Samaveda (Ind.

Studien II, 341).

ö) Der Samaveda bietet hier leider keiuen Anhalt.

(21)

Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika. 459

nach absteigender Länge auch für diese Hymnen gilt: auf die

Jagati-Hymnen in 5 Versen (75 — 84) folgen die in 4 Versen (drei

Lieder zusammengefasst zu Sükta 85) und dann die in 3 Versen

(sechzehn Lieder zusammengefasst zu Sükta 86).

Genau die gleiche Erscheinung kehrt auf dem Gebiet der

Trishtubh-Serie wieder. Die Hymnen 96 und 97, zu 24 resp.

58 Ricas, verletzen hier scheinbar das Anordnungsprincip. Für 96

erweist der Sämaveda deutlich die Tetradenbildung '); für 97 er¬

geben sich Triaden in derselben Weise wie auch aus den Indicien,

welche der Text selbst liefert*). Im Hymnus 106 endlich, am

Schluss der Ushnih-Reihe , ist die Triadentheilung deutlich an¬

gezeigt, bis auf die letzten Verse, bei welchen Störungen ein¬

getreten sind.

Wenden wir nun die am neunten Mandala gewonnenen Er¬

fahrungen auf die Familienbücher an, so kommen wir auch hier

mit Hülfe von Beobachtungen, die den eben mitgetheilten durch¬

aus analog sind , zu dem Resultat , dass die aus der absteigenden

Reihenfolge anscheinend herausfallenden Hymnen zum grossen Theil

in Tficas resp. bei Pragäthas in zweiversige Complexe aufzulösen

und dadurch mit dem Anordnungsprincip in Einklang zu setzen

sind ■''); erst hinter diesen kürzesten , die geordnete Reihe ab¬

schliessenden Hymnen folgen in der Regel solche, die eine wirk¬

liche nicht zu beseitigende Ausnahme von dem Anordnungsgesetz

darstellen und ohne Zweifel als spätere Anhänge aufgefasst werden

müssen*). Eine eigenthümhche Anomalie ist jedoch zu beachten:

1) Als Yonis werden nSmlich die Verse 1, 5, 13 verwandt; im Uttarär¬

cika begegnen die Gruppen 5 — 7, 17—19, also jedesmal die drei ersten Verse einer Tetrade, ganz so wie in den Hymnen 75, 76, 82, 83 die drei ersten Verse von Pentaden verwandt wordon sind.

2) Nur am Scbluss des Ganzen ist eine Störung des regelmässigen Ver¬

hältnisses ersichtlich.

3) Die rituelle Verwendung der Hymnen, wie sie aus den Brähmana- uud Sütratexten für uns hervorgeht, ist im Allgemoinen von dem richtigen Bewusstsein davon beherrscht, was ein einheitlicher Hymnus ist und was nicht (s. unten den Anhang über die Itik-Citate im Aitareya). Wenn jedoch an bestimmten Punkten des Rituals auch die Hymnen, in welchen wir nur äusser¬

lich zusammengeschobene Complexe verschiedenartiger Elemente erkennen, in ihrem vollen Umfang verwandt werden, so darf uns dies nicht irre machen:

in einem rituellen Zusammenhang nämlich wie dem des Prätaranuväka , des Äfvina^astra, der Hahävrata-Litanei, wo grosse, nach den Versmassen geordnete Complexe von Liedem aus der ganzen Samhitä zusammengestellt sind und viel¬

fach auch Reihen sicher von einander unabhängiger Hymnen in demselben Versmass (wie VII, 3-4; 7—12; siehe Ä^v. (Jraut. 4, 13, 7) an einander geschoben werden. Finden wir etwas, das in unsrer Saqihitä ein Hymnus heisst, seinem ganzen Umfange nach in einer solchen Litanei verwandt, so kommt dies natürlich für die Frage, ob es thatsächlich ein Hymnus iet, schlechterdings nicht in Betracht.

4) Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass bei der Zusammenschiebuug der ursprünglich von einander gesonderten Stucke auch Elemente beider Gattungen, die schliessenden Lieder der geordneten Reihe und jüngere Anhangs-

(22)

460 Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika.

wenn in der Regel die Auflösung, durch welche die richtige Reihen¬

folge herzustellen ist, eine Auflösung grösserer Versmassen in

selbstständige Lieder sein muss, so finden sich einige Stellen, an

welchen nur in Strophen aufzulösen ist: so bleibt ein grösseres,

aus Strophen zusammengesetztes Lied bestehen, welches dem An¬

ordnungsprincip streng genommen widerspricht '). Die Resultate

unsrer Untersuchungen würden, dies kann nicht geläugnet werden,

sich besser abrunden, wenn Fälle dieser Art nicht vorlägen; doch

vrird die Sicherheit der gewonnenen Ergebnisse durch dieselben

kaum gefährdet werden; dazu sind die Momente, von denen unsre

Untersuchung ausgegangen ist, zu zahlreich und zu gewichtig und

die Richtung zu constant, auf welche unsre Vermuthungen durch

jene Momente hingeführt werden. Allem Anschein nach sind die

Ordner des ^ligvöda selbst durch das Nebeneinanderexistiren von

Strophenreihen, die zu Liedem zusammengehören, und von äusser¬

lich ähnlichen Reihen, bei welchen jede Strophe für sich allein

steht, hier und da in die Irre geführt worden, so dass sie durch

eine Vermischung beider Pälle das von ihnen sonst befolgte An¬

ordnungsprincip durchbrochen haben.

Werfen wir nun, nachdem wir uns mit den dreiversigen über¬

wiegend in Gayatri abgefassten Liedem und den zweiversigen

Pragäthaliedem beschäftigt haben, einen vergleichenden Blick auf

die längeren Hymnenreihen, welche in der Ordnung der Famili^-

bücher jenen vorangehen : fast durchgängig verhalten sich diese

zu den von uns angewandten Fragestellungen entgegengesetzt wie

die Tficas resp. Pragäthas, und Alles deutet darauf hin, dass dieser

Gegensatz zuletzt in der Verschiedenheit der von Hotar und Ud¬

gätar adoptirten Liedformen wurzelt. Wir erinnem an die schon

oben (S. 446) berührte Thatsache, dass das Trishtubh-Metram in

den längeren Hymnen ebenso entschieden dominirt, wie es in den

dreiversigen Hymnen selten ist, und dass dort umgekehrt Gäyatri

und Pragätha ebenso sehr zurücktreten, wie sie in den drei- resp.

zweiversigen Hymnen überwiegen *). Hier und da tritt allerdings

stUcke zu einem Sfikta vereinigt werden konnten. Ich möchte glauben, dass dies z. B. V, 51 und 78 geschehen ist; wir werden V, 51, 1—4. 5—7. 8—10;

78, 1—3 als Schluss der geordneten Keihe, dagegen 51, 11—15; 78, 4—9 als Anhang anzusehen haben.

1) Han vergleiche z. B. IV, 30; VII, 31. Vielfach mögen Fälle dieser Art sich unter den Liedern vorfinden, bei welchen die Zerlegung offenbar an¬

gezeigt igt, es jedoch an Anhaltspunkten dafiir fehlt, ob Strophen oder selbst¬

ständige Lieder vorliegen.

2) Zur Veranschaulichung mögo folgende Zählung in Bezug auf das siebente Maiidala dienen (mit Ausschluss der Anhangshymen hinter den ge¬

ordneten resp. durch Zerschneidung in die Ordnung einzufügenden Liedern, sowie mit Nichtberücksichtigung der Schlusslieder von 93 an) : unter den Liedem von mehr als drei Versen finden sich 502 Verse in Trish(ubh oder Jagati, wozu noch 33 in Viräj (drei statt vier Trishtubb-Pädas) kommen; da¬

gegen nur 4 Verse in Gäyatri und keine Pragäthas. Unter den dreiversigen

(23)

Oldenberg, Rigveda-Samhitä und Sämavedärcika. 461

auch unter den "mehr als dreiversigen Liedern das Gäyatri-Metrum auf (II, 6—8; III, 37 ; IV, 8. 9 etc.), gelegentlich auch ein Gäyatri-

Lied, welches aus Trica-Strophen componirt ist (II, 41), oder ein

Pragätha-Lied von mehreren Strophen (III, 16). Aber diese ver¬

hältnissmässig seltenen Erscheinungen können die Thatsache nicht

verdunkeln, dass als Grundtypen sich in den Familienbüchern

herausstellen auf der einen Seite das Gäyatri-Lied in drei Versen

und das zweiversige Pragätha-Lied , auf der andem Seite das

längere Lied meistens in dem Metrum Trishtubh. Wir sammelten

oben die Zeugnisse für die Verwendung der Gäyatri- und Pragätha-

Lieder als Gesangtexte; wir geben hier eine Auswahl von Stellen,

welche die liturgische Bedeutung des andern Hymnentypus, dessen

der Trishtubh-Lieder erkennen lassen.

II, 19, 7: evä ta Indro ca tham ahema ^ravasyä na tmanä

väjayantah.

IV, 2, 20: etä te Agna ucäthäni vedho 'vocäma kavaye

tä jushasva (vgl. Vers 16).

IV, 20, 10: navye deshne gaste asmin ta ukthe pra bra¬

väma vayam Indra stuvantah.

V, 45, 3 : asmä ukthäya parvatasya garbho mahinärn janushe

pürvyäya vi parvato jihita sädhata dyaur äviväsanto dasayanta bhüma.

VI, 67, 10: vi yad väcam kistäso bharante (jaipsanti ke cin

nivido manänäh äd väm braväma satyäny ukthä nakir devebhir

yatatho mahitvä.

VII, 26, 1: tasmä uktharn janaye yaj jujoshan npvan naviyah

9rinavad yathä nah.

Diesen den Familienbüchern entnommenen Stellen füge ich aus

dem ersten Mandala noch die folgenden bei :

I, 73, 10: etä te Agna ucäthäni ye.d\io jushtäni santu manase hfide ca.

I, 100, 17: etat tyat ta Indra vrishna ukthani Värshägirä

abhi gfinanti rädhalj.

I, 140, 13: abhi no Agna uktham ij juguryäh.

Der technische Gebrauch von uktha in stehender Verbindung

mit dem Verbum earns in den Brähmanatexten für die grossen

Recitationen des Hotar ist allbekannt und es bedarf darüber keiner

Nachweisungen; wer es beobachtet, dass uktha mit gatns auch

in der Riksamhitä in ebenso fester , technischer Verbindung steht

(ein Blick auf die betreffenden Artikel in Orassmann's Wörter¬

buch genügt um dies zu zeigen) , wird die specielle Beziehung

Liedern (resp denen die von den Ordnern dor Sammlung als solche hehandelt sind, während in der That längere Lieder mit dreiversigen Strophen vorliegen, s. ohen Seite 460) haben wir Trishtubh nur 23 mal, V'iTii 3 mal, dagegen Gäyatri 33 mal; ausserdem sind 31 Pragätha-Strophen da. Allerdings wUrden die andern Mandala nicht vollkommeu ebenso ausgeprägte Zahlen Uber das Vorherrschen der Trishfuhh in den längeren Hymnen ergeben.

(24)

462 Oldenberg, RtgreAa-Samhitä und Sämavedärcika.

dieses Ausdruckes auf die liturgische Thätigkeit des Hotar auch

für die Samhitä-Zeit anzunehmen kein Bedenken tragen '). Von

den directen Zeugnissen aus dem ßigveda, welche zur Bestätigung

dieser Auffassung geltend gemacht werden können, ipöge es genügen

hier die folgenden anzuführen:

IV , 21, 6: upa yo namo namasi stabhayann iyarti väcaip

janayan yajadhyai, fifijasanah puruvära ukthair endraqi kfi^vita

sadaneshu hotä.

VII, 66, 18: ä vo hotä johaviti sattah saträcim rätim Maruto

gri^änah, ya ivato vfishano asti gopäh so advayävi havate va

ukthaih.

VII, 33, 14: ukthahhr\ta,m «awiabhritam bibharti.

VIII , 96, 7: eto nv Indrarn staväma 9uddharn ^uddhena

sämnä, 9uddhair ukthair vävfidhvämsam.

Die schlagendste Stelle aber ist III, 53, 3:

(jayisävädhvmjo prati me grinihi ...athä ca, hhAd uktham

Indräya gastam.

Hier haben wir — allerdings in einem der ursprünglichen

Ordnung des dritten Mandala angehängten" Liede — dieselben

technischen Details der Hotarrecitation, welche wir aus den späteren

Ritualtexten kennen : die Aufforderung des Hotar an den Adhvaryu

zum gemeinsamen Vortrage mit dem Wort gam säv a oder wie

dies mit Trübung des Vocals der ersten Sylbe und mit angehängtem

om geschrieben wird, gomsävom (Ait. Br. 3, 12^), die Be¬

zeichnung des Respondirens , welches dem Adhvaryu obliegt, mit

prati-(jar , endlich die Ausdrücke uktha und gams für die

vorzutragende Liturgie selbst.

Man kann danach nicht zweifeln, dass die Uktha-Lieder des

Rigveda, die wir im Grossen und Ganzen durch erheblichere Länge,

durch das seltene Vorkommen strophischer Ghederung und durch

das Hervortreten des Metrums Trishtubh characterisirt fanden,

für den Hotar und seine Gebülfen verfasst worden sind, sogut wie

die Säman - Texte mit ihren drei resp. zwei Versen und ihrer

Bevorzugung der Metra Gäyatri und Pragätha für den Udgätar

und seine Genossen bestimmt waren.

An einer Stelle tritt uns eine Vermischung der beiden Typen

entgegen , zu deren vollem Verständniss ich bis jetzt nicht habe

gelangen können : eben hier reisst, so viel ich sehe, die Ueberein¬

stimmung der liturgischen Pormen des ^ligveda und der späteren

vedischen Tradition ab. Ich meine den Typus, welcher der herr-

1) Ich kann nicht linden aus welchem Grunde das Petersburger Wörterbuch neben der technischen Bedeutung von uktha die allgemeine Bedeutung ,,Spruch , Preis , Lob" aufstellt und dieser die grosse Mehrzahl der Stellen aus den vedischen Samhitäs zuordnet.

2) Vgl. aueh die von Garbe zum Vaitänasütra 2U, 18—20 gesammelten Stellen.

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