• Keine Ergebnisse gefunden

Harninkontinenz bei der Frau

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Harninkontinenz bei der Frau"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

4 9 0 A R S M E D I C I 1 02 0 0 4

J A M A

Recht viele Frauen, nicht nur ältere, leiden unter Blasen- schwäche. In einem Beitrag für JAMA haben Jayna Hol- royd-Leduce und Sharon E.

Strauss die Grundzüge der Behandlung der Harninkonti- nenz vorgestellt.

Vertraut man einschlägigen Studien, dann erzählt nur eine Minderheit der inkonti- nenten Frauen ihrem Hausarzt von ihrer Blasenschwäche. Oft geschieht es in ei- nem Nebensatz, kaum je begeben sich die Frauen eigens aus diesem Grund in ärzt- liche Behandlung. Wenn der Arzt nicht gleich auf das Problem eingeht, traut sich die Patientin meist nicht, es noch einmal anzusprechen – oft wohl aus Scham oder aus Angst vor zu erwartenden Untersu- chungen oder bevorstehenden operativen Eingriffen. Es kommt für den Arzt folglich darauf an, dem Thema nicht auszuwei- chen, sondern die Beschwerden ernst zu nehmen und mit der Patientin zu bespre- chen.

Grundsätzlich sollte es nach Auffassung der Autorinnen dabei zunächst darum ge- hen herauszufinden, welche Bedeutung die Blasenschwäche für die Frau hat, ob sie darunter wirklich leidet und ob eine Motivation zur Behandlung besteht. Denn

diese ist unbedingt erforderlich und die Mitarbeit der Patientin unabdingbar, ist es doch mit der Einnahme eines Medika- ments in der Regel nicht getan. Das gilt für beide Inkontinenzformen, die Stress- inkontinenz und die Urgeinkontinenz, die im Folgenden dargestellt werden.

Stressinkontinenz

Eine Stressinkontinenz liegt vor, wenn bei körperlicher Belastung der Blasendruck den Harnröhrendruck übersteigt und in der Folge Urin abgeht. Die Stressinkonti- nenz wird in drei Schweregrade unterteilt:

●Grad 1: Urinverlust beim Husten, Niesen und Lachen

●Grad 2: Urinverlust beim Heben von Lasten, beim Treppensteigen und Laufen

●Grad 3: Urinverlust beim Stehen, nicht jedoch beim Liegen.

Stressinkontinenz kann sich auch bei jüngeren Frauen einstellen, vor allem, wenn in Folge einer Geburt Bandapparat, Beckenboden- oder Urethralmuskulatur geschädigt wurden. Andere Auslöser sind hormonelle Umstellungen in der Postmeno- pause, aber auch körperliche Inaktivität und chronische abdominelle Drucksteige- rung durch Obstipation oder Husten (bei chronischer Bronchitis).

Therapie

Die Behandlungsindikation erfolgt immer nach den individuellen Umständen. In manchen Fällen kann eine Grad-1-Inkon- tinenz durchaus behandlungsbedürftig sein, in anderen einer höhergradige nicht unbedingt.

Die konservativen Massnahmen bei Stress- inkontinenz sind grundsätzlich längerfris- tig angelegt. Hierzu gehören das Becken-

bodentraining und die Physiotherapie mit Biofeedback. Ziel dieser Therapien ist eine Automatisierung des Beckenboden- Kontraktionsreflexes bei intraabdmineller Druckerhöhung.

Ist die Beckenbodenmuskulatur der be- troffenen Frau gut kontraktionsfähig, ist das Beckenbodentraining eine sinnvolle Massnahme. Die Patientin lernt dabei, die Beckenbodenmuskulatur für wenige Se- kunden gezielt anzuspannen. Die Übung muss mehrmals am Tag erfolgen. Wichtig ist, dass sich der Arzt vergewissert, dass die Patientin wirklich die Beckenboden- muskulatur, und nicht die abdominelle oder die Glutealmuskulatur kontrahiert.

Ist die Frau nur mit fremder Unterstützung in der Lage zur Muskelkontraktion, hat das Beckenbodentraining wenig Sinn.

Bei diesen Patientinnen kann die Physio-

Harninkontinenz bei der Frau

Therapeutische Möglichkeiten

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Bei der Harninkontinenz müssen Urgeinkontinenz und Stressinkon- tinenz unterschieden werden.

●Konservative Massnahmen set- zen Bereitschaft und Fähigkeit der Patientin voraus. Becken- bodentraining, Physiotherapie mit Biofeedback und Blasen- training haben sich bewährt.

●Medikamente können bei der Urgeinkontinenz unterstützend eingesetzt werden.

●Inkontinenzoperationen sind bei Versagen der konservativen Massnahmen indiziert.

(2)

F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

A R S M E D I C I 1 02 0 0 4 4 9 3

therapie mit Elektrostimulation und Bio- feedback helfen. Im Rahmen des Biofeed- backs lernt die Patientin, die Funktion ih- res Beckenbodens wahrzunehmen und die richtigen Muskelgruppen zu aktivie- ren.

Eine medikamentöse Therapie ist bei Stressinkontinenz schwierig. Die Autoren halten einen Versuch mit Duloxetin (Cym- balta®), einem Serotonin- und Noradrena- lin-Wiederaufnahmehemmer für gerecht- fertigt. Sie weisen aber auf mögliche Nebenwirkungen hin, etwa Übelkeit, Schwindel, trockener Mund und Obstipa- tion.

Führen die bisher genannten Mssnahmen nicht zum Erfolg, kann ein operativer Ein- griff mit der Patientin diskutiert werden.

Nach Evidenzkriterien sind, den Angaben der Autoren zufolge, die offene retropubi- sche Kolposuspension und minimalinva- sive Eingriffe mit Schlingen und Tapes am besten geeignet.

Urgeinkontinenz

Die Urgeinkontinez bezeichnet den un- willkürlichen Harnverust bei imperativem Harndrang. Bei der motorischen Urge- inkontinenz treten Detrusorkontraktionen auf, die den Blasendruck ansteigen lassen und damit zum Urinabgang führen. Bei der sensorischen Urgeinkontinenz fehlen Muskelkontraktionen, stattdessen kommt es zu einer ungewollten Urethrarelaxa- tion. Die Urgeinkontinenz geht mit Pol- lakisurie und Nykturie einher, patho-

physiologisch liegt wohl ein Ungleich- gewicht zwischen Dehnungsafferenzen der Blase und zerebraler Hemmung mit Detrusorinhibition vor. Ursachen können sein: Harnwegsinfekte, Genitalatrophie und Deszensus. Sind keine Organschäden vor- handen, wird die Inkontinenz idiopathisch genannt. Oft liegt bei den Betroffenen ein Trinkfehlverhalten vor – will heissen, die Frauen trinken zu wenig. Nicht wenige Patientinnen weisen neurotische Störun- gen auf, befinden sich in Konfliktsitua- tionen oder in depressiver Stimmungslage.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach der zu- grunde liegenden Ursache. Bei der idiopa- thischen Form ist eine gute ärztliche Zu- wendung und gelegentlich auch eine psychologische Betreuung von besonde- rer Bedeutung.

Im Übrigen sind eine Veränderung des Trinkverhaltens und Blasentraining die wichtigsten therapeutischen Pfeiler. Dabei ist das Führen eines Miktionskalenders vorteilhaft, anhand dessen Arzt und Pa- tientin das irreguläre Trink- und Miktions- verhalten besprechen und korrigieren können. Eine Flüssigkeitsaufnahme von 2 Litern pro Tag sollte angestrebt werden.

Im Rahmen des Blasentrainings versucht die Patientin, die Harndrangepisoden zu unterdrücken und allmählich die Miktions- intervalle zu verlängern – um etwa eine Viertelstunde pro Tag –, bis eine reguläre Entleerung alle zwei bis drei Stunden er- zielt ist.

Diese Therapie kann zudem medika- mentös gut unterstützt werden. Hierbei kommen nach Angaben der Autoren vor allem die Anticholinergika Tolterodin (Detrusol®) und Oxbutinin (Ditropan®) in Frage. Tolterodin hat ein günstigeres Nebenwirkungsprofil, vor allem Mund- trockenheit kommt bei diesem Präparat nur selten vor. Allerdings ist die Substanz

teurer. Trospiumchlorid (Spasmo-Urgenin®), ein weiteres gebräuchliches Anticholiner- gikum, wird im Artikel nicht erwähnt. In der Praxis kann die anticholinerge Thera- pie vom Hausarzt probatorisch eingesetzt werden, wenn kein Restharn oder Harn- infekt besteht.

Bei ausbleibendem Erfolg von Blasentrai- ning und Pharmakotherapie können auch bei Urgeinkontinenz die Elektrostimula- tion (mit anderer Stromfrequenz und Im- pulsbreite als bei Stressinkontinenz) und Biofeedback versucht werden. Auf diesem Weg werden die Reflexbögen über den N. pelvicus stimuliert, um eine Tonusmin- derung des Detrusors zu erreichen.

Wann an den Spezialisten überweisen?

Inkontinenzpatientinnen können oft vom Hausarzt betreut werden. Eine Überwei- sung zum Spezialisten ist aber in der Regel unumgänglich wenn

● die Diagnose unsicher bleibt

●eine Hämaturie besteht

●der Therapieplan nicht eingehalten wird

●Harnwegsinfekte auftreten

●Schwierigkeiten bei der Harnblasen- entleerung bestehen

●bereits Beckenoperationen durch- geführt wurden oder

●neurologische Erkrankungen wie etwa Multiple Sklerose bestehen.

Jayna M. Holroyd-Leduce, Sharon E. Strauss:

Management of urinary incontinence in women. Clinical application. JAMA 2004;

291: 996–999.

Uwe Beise

Interessenkonflikte: keine

Harninkontinenz bei der Frau

In der Schweiz gibt die Arbeitsgemein- schaft für Urogynäkologie Auskünfte zu Fragen rund um die Harninkontinenz.

Die Internetadresse lautet:

www.urogyn.ch

www.puls.ch

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Eine Re- flexinkontinenz findet sich bei neurologischen Patienten mit Querschnittssymptomatik oder auch nach Apoplex (Tabelle

Aber es ist richtig, dass die Beratungen noch wirksamer sind, wenn die empfohlenen Machbarkeitsstu- dien auch finanziell unterstützt werden.. Da ist der Kanton

Nach Hamann leitet sich aus dem Verlauf der subjekti- ven Beschwerden und der la- ryngoskopischen Befunde bei 347 Patienten mit unbehan- delter, akuter Laryngitis eine

Schließ- lich sind psychische Ursachen häufig sehr wichtig: Kinder und Jugendliche, die sich nicht wohl- fühlen, zum Beispiel, weil es Pro- bleme in der Familie oder im so-

Majowski, bekannt aus zahlreichen Rollen in Theater, Film und Fernsehen (er spielte unter anderem in Rossini und Die sieben Zwerge mit und übernimmt 2013 und 2014 die Rolle des

Daher bedauert Ludger Braam, dass coronabedingt in diesem Jahr auch keine gemeinsame Spendenübergabe stattfinden kann: „Stiftung und Vereine ha- ben dabei auch immer die

Stellt das Jugendamt in Kenntnis des Umstands, dass der Minderjährige aus einem sicheren Herkunftsstaat stammt und eine Flüchtlingsanerkennung daher unwahrschein- lich ist,

Gute Nachricht für Be- troffene: Die für Mallorca- Akne typischen Knötchen bil- den sich nach einiger Zeit in aller Regel von ganz allein wieder zurück!. Andrea Neuen-Biesold,