PCI Thermodynamik G. Jeschke FS 2010
L¨ osung 6
6.1
a) Die Enthalpie h ist eine Zustandgr¨osse. Ihre ¨Anderung muss bei einem Kreispro- zess also ∆h = 0 sein. ¨Uber die einzelnen Betr¨age der ausgetauschten W¨arme q und die Arbeitw k¨onnen wir nichts sagen, da es sich um Prozessgr¨ossen handelt, die wegabh¨angig sind. Aus dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik folgt aber
∆u = q+w und da die innere Energie u eine Zustansgr¨osse ist, muss ∆u = 0 gelten. Die Summe von ausgetauschter W¨arme und Arbeit muss u = q+w = 0 sein.
b) In der Regel istα >0 positiv, weil die Teilchen sich mit zunehmender Temperatur schneller bewegen und daf¨ur im Mittel mehr Platz brauchen. Ausnahmen von der Regel sind Wasser zwichen 4◦C und dem Gefrierpunkt und manche Spezialkera- miken.
c) Wie schon in der Aufgabenstellung (und im Manuskript!) erw¨ahnt, ist das Quan- tensystem offen. Es muss also der Energie- und Materieaustausch mit der Umge- bung ber¨ucksichtigt werden. Die magnetische Energie darf nicht f¨ur sich genom- men betrachtet werden. Wenn die ben¨otigte magnetische Energie durch die bei der Rekombinationsreaktion freiwerdende Energie aufgebracht werden kann, ist der 1. Hauptsatz nicht verletzt. Der Schluss des Autors ist also unzul¨assig.
Hinweis zur L¨osung: Tats¨achlich ist auch die bei der Rekombination frei werden- de Energie viel gr¨osser als die Zunahme der magnetischen Energie. Die restliche freiwerdende Energie wird in W¨arme umgewandelt. Der Schluss des Autors ist also nicht nur auf dieser Grundlage unzul¨assig, zudem ist seine Behauptung auch falsch (machen Sie sich den Unterschied zwischen unzul¨assig und falsch klar).
6.2Der Joule-Thompson-Koeffizient f¨ur reale Gase ist durch ∂T
∂p
H
= 1 Cp
2a RT −b
(1) gegeben, wobei Cp sich aus der spezifischen W¨armekapazit¨at Csp = 0.520kJ kg−1K−1 und der Molmasse von Argon M= 39.948 g mol−1 berechnen kann.
Cp =Csp·M = 0.520 kJ kg−1 K−1·39.948 g mol−1 = 20.77 J mol−1 K−1 (2)
= 20.77 Pa m3 mol−1 K−1
Daraus folgt ∂T
∂p
H
= (3)
1
20.77 Pa m3 mol−1 K−1
2·0.1363 Pa m6 mol−2
8.3145 Pa m3 mol−1 K−1 ·213.15 K −32.19·10−6 m3 mol−1
(4)
= 153.82·10−6 m3 mol−1−32.19·10−6 m3 mol−1
20.77 Pa m3 mol−1 K−1 (5)
= 5.856·10−6 K Pa−1 (6)
Mit einem Druckunterschied von ∆p = 1.216·105 Pa −4·106 Pa = −3.878· 106Pa ergibt sich
∆T = ∆p ∂T
∂p
H
(7)
=−3.878·106Pa·5.856·10−6K Pa−1 =−22.71 K (8) Die Temperatur f¨allt damit von -60◦C auf −82.71◦C.
6.3Da beide Prozesse die gleichen Ausgangsbedingungen besitzen, l¨asst sich f¨ur beide mit einer Ausgangstemperatur von T1 = 298.15 K und einem Ausgangsdruck von p1 = 105 Pa das folgende Anfangsvolumen ermitteln.
V1 = nRT p1
(9)
= 5 mol·8.3145 J mol−1 K−1·298.15 K
105 Pa (10)
= 0.1239 m3 (11)
1. Bei einer isothermen Kompression wird Druck auf ein Gas ausge¨ubt und die bei der Kompression entstandene W¨arme an einen Thermostaten abgegeben. Das Gas befindet sich dabei in einem geschlossenen System. Im hier behandelten Idealfall geschieht das beliebig langsam, sodass das Gas seine Temperatur stets beibeh¨alt (dT = 0). Der umgekehrte Prozess erfolgt bei einer Expansion. Die ausgetausch- te Volumenarbeit entpricht dabei der an den Thermostat abgegebenen W¨arme.
Wenn die Temperatur konstant bleibt, so gilt mitT =pV /nR T =const.= p1V1
nR = p2V2
nR (12)
p1V1 =p2V2. (13)
Damit folgt f¨urV2
V2 = p1V1
p2
(14)
= 105 Pa·0.1239 m3
5·105 Pa (15)
= 24.78·10−3 m3. (16)
Dabei gilt nach Skript Gleichung (97) f¨ur die Volumenarbeit
wvol =
V2
Z
V1
− nRT
V dV (17)
=−[nRT ln V]VV21 (18)
=−nRT ·lnV2
V1
(19)
Einsetzen in Gleichung (19) gibt
wvol =−5 mol·8.314 J mol−1 K−1·298.15 K·ln0.02478 m3
0.1239 m3 (20)
= 19.95 kJ (21)
2. F¨ur eine adiabatische Kompression gilt, dass keine W¨arme das System verl¨asst.
F¨ur sie gilt nach Poisson (Herleitung siehe Skript Kapitel 6.5.3):
p1V1γ =p2V2γ (22) Damit ergibt sich bei gleichen Anfangsbedingungen (p1, V1 = 0.1239 m3 von Gleichung (11), und das Enddruckp2) f¨ur das Endvolumen V2 :
V2 = γ s
p1V1γ p2
(23)
= 1.4 s
105 Pa·(0.1239 m3)1,4
5·105 Pa (24)
= 0.03925 m3 (25)
Die Volumenarbeit wird berechnet nach
dwvol =−pdV (26)
Die Adiabatengleichung
p·Vγ =const. (27)
gibt
p=pi· Vi
V γ
(28)
Einsetzen und Integration f¨uhrt zu dwvol = −pi·
Vi
V γ
dV (29)
wvol = − Z Vf
Vi
pi· Vi
V γ
dV (30)
wvol =
−pi·Viγ· V1−γ 1−γ
Vf
Vi
=
pi·Viγ· V1−γ γ−1
Vf
Vi
(31) wvol = 105 Pa·(0.1239·m3)1.4
1.4−1 · (0.03926 m3)−0.4−(0.1239 m3)−0.4 (32)
wvol = 18.09 kJ (33)
Alternativ, die Endtemperatur T2 nach Poisson ist :
T1V1γ−1 =T2V2γ−1 (34) T2 = T1V1γ−1
V2γ−1 (35)
= 298.15 K·(0.1239 m3)0,4
(0.03925 m3)0.4 (36)
= 472.2 K (37)
Die Volumenarbeit l¨asst sich durch (Skript Gleichung (124)) berechnen dwvol =−
nRT
V dV =nCVdT (38)
− R
V dV = 1
TCVdT (39)
V2
Z
V1
− R V dV =
T2
Z
T1
1
TCVdT (40)
−RlnV2
V1
=CVlnT2
T1
. (41)
Es handelt sich in diesem Fall um die mittlere molare W¨armekapazit¨at C¯V=−
Rln(V2/V1)
ln(T2/T1) (42)
=−
8.314 J mol−1 K−1ln(0.03925 m3/ 0.1239 m3)
ln(472.2 K/298.15 K) (43)
= 20.79 J mol−1 K−1. (44)
Nach Gleichung (38) erh¨alt man dann wvol=
T2
Z
T1
nC¯VdT (45)
=nC¯V·(T2−T1) (46)
= 5 mol·20.79 J mol−1 K−1·(472.2 K−298.15 K) (47)
= 18.09 kJ. (48)
Die Anfangsbedingungen sind gleich. Im diesen Fall ist bei der isothermen Kompression mehr Arbeit aufgewandt werden, um bei gleichem Enddruck ein geringeres Volumen zu erreichen. Bei der adiabatischen Kompression (dq = 0) ist die Arbeit in innere Energie verwandelt worden. Nach dem 1. Hauptsatz gilt du = dq − pdV und ohne W¨armeaustausch (adiabatisch!) du = −pdV. Die Arbeit wird also direkt in innere Energie umgewandelt. Dies ist an einer Temperaturerh¨ohung des Gases zu erkennen.
Nach der idealen Gasgleichung hat eine Temperaturerh¨ohung bei gleichem Endruck ein gr¨osseres Gasvolumen zur Folge. Es ist bemerkenswert, dass die isothermische Arbeit bei Expansion und Kompression ¨ahnlich ist, aber dass es im adiabatischen Fall keine solche ¨Ahnlichkeit gibt. Die Arbeit, die bei adiabatischer Expansion verrichtet wird, n¨ahert sich schnell dem Limes wennp1/p2 zunimmt. Die Arbeit gesamthaft auf Kosten der inneren Energie (CVT1) verrichtet wird (und daher begrenzt ist). Es gibt keine solche Begrenzung f¨ur die Kompression. Die Unterschied in der isothermischen und adiabatischen Arbeit f¨ur die Kompression ist gegeben durch :
wisotherm−wadiabat =T1[Rlnp2
p1
+CV−CV(p2
p1
)R/CP] (49) Der Ausdruck ist positiv f¨ur niedrige Werte vonp1/p2 und negativ f¨ur h¨ohere.
6.4In der Anlage wird Luft adiabatisch komprimiert. Mit dem Ausgangsvolumen von V1 = 75 m3, den Dr¨ucken p1 = 105 Pa und p2 = 2·106 Pa l¨asst sich nach Poisson ein Volumen nach der Kompression ermitteln ¨uber (Skript Gleichungen (128) und (129))
p1V1γ =p2V2γ (50)
V2 = γ s
p1V1γ p2
(51)
= 1.4
r105 Pa (75 m3)1.4
2·106 Pa = 8.826 m3. (52) Die Temperatur nach der Kompression ergibt sich mit einer Anfangstemperatur von T1 = 293.15 K zu
T1V1γ−1 =T2V2γ−1 (53)
T2 = T1V1γ−1
V2γ−1 (54)
= 293.15 K·(75 m3)0.4
(8.826 m3)0.4 = 689.9 K. (55)
Nun wird die W¨arme an ein zweites mit Wasser gef¨ulltes Reservoir abgegeben, bis das komprimierte Gas eine Temperatur von T3 = 291.15 K hat. Die abgegebene W¨arme erh¨alt man aus
dq=nCpdT (56)
qLuft=
T3
Z
T2
nCpdT (57)
=nCp·(T3−T2). (58)
Einsetzen des Wertes nLuft = 75·103 l/ 24.3 l mol−1 = 3086.4 mol ergibt
qLuf t = 3086.4 mol·29.3 J mol−1 K−1·(291.15 K−689.9 K) =−36.06 MJ. (59) qLuf t besitzt dabei ein negatives Vorzeichen, weil W¨arme abgegeben wird. Diese W¨arme wird vom K¨uhlwasser aufgenommen. ¨Uber Gleichung (58) l¨asst sich damit prinzipiell auch die Molmenge des Wassers mitT1,H2O = 283.15 K;T2,H2O= 289.15 K undCp,H2O = 75.15 J mol−1 K−1 berechnen. (Nimmt ein System W¨arme auf, so ist das Vorzeichen positiv:qH2O= 36.06 MJ.)
qH2O =−qLuf t =nH2O·Cp,H2O·(T2,H2O−T1,H2O) (60) nH2O = qH2O
Cp,H2O·(T2,H2O−T1,H2O) (61)
= 36.06·106 J
75.15 J mol−1 K−1·(289.15 K−283.15 K) = 80004 mol (62) Dies entspricht einer Menge von 80004 mol·18.02·10−3 l mol−1 = 1456 l K¨uhlwasser pro Stunde.