ringen Beeinflussung des Gerin- nungspotentials besteht andererseits nach H. Blanke bei dieser Substanz der Vorteil, Folgetherapiemaßnah- men — wie Angioplastie oder aorto- koronare-Bypass-Operation — schon kurze Zeit nach der Lysetherapie durchzuführen.
III Verbrauchs- koagulopathie
H. G. Lasch, Gießen, referierte über kardiale und extrakardiale Fol- gen einer Verbrauchskoagulopathie.
Neben den bekannten Organkom- plikationen — wie Schocklunge und Nierenversagen — kommt es im sy- stemischen Schockgeschehen zu Verbrauchsreaktionen und zu einer lokalen Vasokonstriktion durch Pro- staglandinfreisetzung, Thromboxan- bildung und Fibrinspaltprodukte und damit zur kardialen Belastung.
Kalziumantagonisten könnten einer hypoxisch verursachten Vasokon- striktion sinnvoll entgegenwirken.
Die disseminiert auftretenden Mi- krothrombosen dürften nach H. G.
Lasch auch zu mikrovaskulären Stö- rungen im Myokard führen. Auf ei- ne mikrovaskulär bedeutsame ver- mehrte Aktivierung und Adhäsion von Leukozyten durch Fibrinspalt- produkte wies H. G. Lasch aus- drücklich hin. Bei überschießenden Gerinnungsvorgängen kann eine Thrombolysetherapie durch Besei- tung von Mikrothrombosen in der Mikrozirkulation eine periphere Ge- fäßöffnung bewirken.
Hämodilution
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H. Rieger, Engelskirchen, wies in seinem Hauptreferat „Hämodilu- tion bei arterieller Verschlußkrank- heit" einleitend auf erhöhte Fibrino- genwerte als Folge einer chroni- schen Umsatzerhöhung bei der peri- pheren arteriellen Verschlußkrank- heit hin. So bezweckt die Hämodilu- tionsbehandlung eine Reduktion des Hämatokrits und damit eine Abnah- me des viskösen Widerstandes mit dem Ziel einer verbesserten Perfu- sion des Randbereiches einer Isch- ämiezone. Als wesentliche makro-zirkulatorische Konsequenzen resul- tieren eine Steigerung des Herzzeit- volumens (Kontraindikation: koro- nare Herzerkrankung) mit Abnah- me des peripheren Widerstandes und Perfusionszunahme der ischämi- schen Extremitäten, wobei trotz Aderlaßbehandlung die Sauerstoff- transportkapazität unverändert bleibt. Im mikrozirkulatorischen Be- reich kommt es zur meßbaren Ab- nahme von Vollblutviskosität, Plas- maviskosität und Erythrozytenag- gregation und zum Anstieg des Sau- erstoffpartialdrucks im Gewebe. Als klinische Effekte können eine be- schleunigte Heilungstendenz und ein verminderter Ruheschmerz infolge verbesserter Sauerstoffversorgung und einer verbesserten Gewebsent- sorgung beobachtet werden. Auf Grund der vorliegenden Ergebnisse liegt die Indikation zur Hämodilu- tionsbehandlung im Stadium III nach Lafontaine.
Dr. Matthias Leschke Zentrum für Innere Medizin
— Schwerpunkt Kardiologie — B aldingerstraße
3550 Marburg
FÜR SIE REFERIERT
Invasiv-Kardiologie
im internationalen Vergleich
Gestützt auf Marktanalysen der Industrie aus dem ersten Quartal 1986 wurden die kardiologischen und kardiochirurgischen Untersu- chungs- und Behandlungskapazitä- ten in 13 westeuropäischen Staaten und den USA untersucht. Mit etwa 4,0 Erwachsenen-Linksherzkathe- termeßplätzen pro eine Million Ein- wohner führen die USA, danach fol- gen die Niederlande mit 3,2, die Schweiz mit 2,3 und die Bundesre- publik mit 2,0 Plätzen. In den USA gibt es etwa 3,0 herzchirurgische Kli- niken, in der Schweiz 1,4, in Belgien und Norwegen 1,2 und in Finnland und Frankreich 1,0 Zentren für eine Million Einwohner. Die Bundesre- publik liegt in Europa mit 0,6 Zen- tren pro eine Million Einwohner auf dem letzten Platz. Während in Großbritannien, Dänemark und Spanien zu etwa 100 Prozent Opera-
tionsbereitschaft bei elektiver trans- luminaler Koronardilatation be- steht, haben nur 75 Prozent aller amerikanischen und nur 60 Prozent aller Schweizer kardiologischen Zentren eine eigene Herzchirurgie im gleichen Hause. Dieser Prozent- satz beträgt in den Niederlanden und der Bundesrepublik nur jeweils 28 Prozent.
Obwohl die Anzahl der herz- chirurgischen Kliniken in der Bun- desrepublik in den letzten drei Jah- ren von 23 auf 35 angestiegen ist, be- stehen in einigen Zentren weiterhin finanzielle und personelle Engpässe.
Vom Department of Health and Human Services (Gesundheits- und Sozialministerium) der USA wird ei- ne Mindestfrequenz von 300 Links- herzkatheteruntersuchungen und 200 offenen Herzoperationen pro Jahr für ein Erwachsenen-kardio-
chirurgisches-Zentrum vorgeschrie- ben. Für die Bundesrepublik bleibt in dieser Situation aus finanziellen Gründen und zur Wahrung eines ausreichenden Behandlungsstan- dards in erster Linie eine instrumen- telle und personelle Aufstockung der vorhandenen herzchirurgischen Klinik zu wünschen. Ob im Rahmen der thrombolytischen Therapie des akuten Myokardinfarktes zusätz- licher invasiver kardiologischer oder kardiochirurgischer Behandlungsbe- darf entstehen wird, ist zur Zeit Ge- genstand multizentrischer Studien in Europa und den USA. cas
Dörr, R. und S. Eifert: Möglichkeiten der invasiven kardiologischen Diagnostik und Therapie in der Bundesrepublik Deutsch- land. Dtsch. med. Wschr. 112 (1987) 675-679
Dr. R. Dörr, Prof. Dr. S. Effert, Abt. In- nere Medizin I, Klinikum der Technischen Hochschule, Pauwelsstraße, 5100 Aachen
Dt. Ärztebl. 84, Heft 33, 13. August 1987 (49) A-2185