Psychotherapie
Umstrittene Studie
Bundesministerium für Gesund- heit, Bonn (Hrsg.): Indikatoren zur Ermittlung des ambulanten psychotherapeutischen Versor- gungsbedarfs.Band 125, Schrif- tenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit, Nomos Verlags- gesellschaft, Baden-Baden, 1999, 430 Seiten, kartoniert, 88 DM Den Berufsverbänden ist die Studie schon längst bekannt:
15 Monate nach Abschluss ist sie schließlich auch als Buch erhältlich. Prof. Dr. phil. Pe- ter Löcherbach et al. führten im Auftrag des Zentralinsti- tuts für die kassenärztliche Versorgung von Januar 1996 bis März 1999 eine Studie durch, die Indikatoren zur Bedarfsermittlung und An- gebotsplanung in der ambu- lanten Psychotherapie ent- wickeln sollte.
Dabei kamen die Autoren zu Erkenntnissen, die eigent- lich gar nicht Gegenstand der Untersuchung waren: Nur et- wa 50 Prozent der potenziel- len Patienten können dem- nach von den im Rahmen der Gesetzlichen Kranken- versicherung zugelassenen Psychotherapeuten versorgt werden. Die Autoren gehen von 0,6 Prozent, also 480 000 therapiebedürftigen Men- schen aus, versorgt werden
könnten aber nur 225 000 – bei großen regionalen Unter- schieden und Stadt-Land- Gefälle.
Das Problem dieser Schät- zungen liegt zum einen darin, dass es gerade in der Psycho- therapie besonders schwierig ist, die Behandlungsbedürf- tigkeit zu messen. Zum ande- ren sind nicht alle, die einer Therapie bedürfen, auch be- reit dazu. Zurzeit könnte das Angebot an Psychotherapeu- ten nur auf Kosten der bereits tätigen Kollegen und der Fachärzte aufgestockt wer- den. Daher ist nicht damit zu rechnen, dass die entwickel- ten Indikatoren in absehbarer Zeit zur Bedarfsplanung der KBV eingesetzt werden.
Die Studie deckt aller- dings ein Problem auf, das die Berufsverbände seit länge- rem beklagen: die gemein- same Bedarfsplanung für Erwachsenen- und Kinder- und Jugendlichenpsychothe- rapeuten. Diese täusche ein Angebot vor, das nicht einem
„bedarfsgerechten Soll“ ent- spricht. In einigen Regionen sei weder ein psychologischer noch ein ärztlicher Kinder- und Jugendlichenpsychothe- rapeut zugelassen. Löcher- bach et al. fordern eine eige- ne Bedarfsplanung für die Kinder- und Jugendlichen- psychotherapie. Petra Bühring
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A2308 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 36½½½½8. September 2000
B Ü C H E R
„Going International – Kurskalender 2000“
Einen umfassenden Überblick über Bildungsmöglichkeiten für Mediziner und Gesundheitsexperten in Tropen- und Reisemedizin, Entwicklungszusammenarbeit, International Public Health, Katastrophen-Management bietet der vom Auslandsbüro der Ärztekammer für Wien herausgegebene
„Kurskalender 2000“. Bei den aufgeführten Kursen handelt es sich sowohl um ein- bis mehrjährige Masterprogramme, mehrmonatige Diplomkurse als auch ein- bis mehrtägige Intensivworkshops im deutschsprachigen Raum. Informiert wird über Kursinhalte, Kursorte, Zielgruppen und Anforde- rungen für die Kursteilnahme.
„Going International – Kurskalender 2000“ ist ein frei finanziertes Non-Profit-Projekt des Auslandsbüros der Ärztekammer für Wien. Die 200 Seiten umfassende Bro- schüre (DIN A4) kostet 25 DM und kann in Deutschland angefordert werden bei: Deutscher Ärzte-Verlag, Formu- larverlag und Praxisorganisation, Dieselstraße 2, 50859 Köln, Telefon: 0 22 34/70 11-3 35, Fax: 0 22 34/70 11-4 70. TG
Psychische Folgen politischer Haft
Bei politischen Häftlingen in der DDR wurden ab den Siebzigerjahren vor al- lem psychische Druckmit- tel eingesetzt: Schikanen durch das Gefängnisper- sonal, Bespitzelung durch Mitgefangene, Isolations- haft, Androhung von psychiatrischer Zwangsbe- handlung. Unter Angster- krankungen, Depressionen oder posttraumatischer Belastungsstörung leiden die Opfer noch jahrelang.
Die Informationsbroschüre „Psychische Störungen nach politischer Inhaftierung in der DDR“ – mittlerweile in der dritten Auflage erschienen – gibt Auskunft über die Beson- derheiten der Haft in der DDR. Mögliche psychische Fol- gestörungen, deren Behandlung, Entschädigung der Opfer und Begutachtung der Haftfolgeschäden sind die Themen.
Erhältlich ist die Broschüre kostenfrei: Abteilung für So- zialpsychiatrie, Freie Universität Berlin, Platanenallee 19, 14050 Berlin. Telefon: 0 30/84 45 84 01. pb
Praxishandbuch
In Ruhe
durchblättern
Gunnar Stierle (Hrsg.): Das Neue Praxis-Handbuch für Ärzte von A–Z. Band 1. Steuern &
Recht. EDV & Organisation. Per- sonal & Mitarbeiter. Arzt Spezial.
Das Wichtigste für Aufbau und Führung einer erfolgreichen Arzt- praxis. 2. Erg.-Lfg. 2000. Stand 1. Juni. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 1998, Loseblattausgabe, Gesamtpreis 198 DM, quartals- weise Erg.-Lfg. 48 DM
Eines sollten Sie nicht ma- chen: Sich das „Neue Praxis- Handbuch für Ärzte von A–Z“ gleich ins Regal stellen und dann pünktlich die Nach- lieferungen einordnen. Die Erfahrung zeigt, dass man dann doch nicht mehr hinein- schaut. Genau so kann es mit dem Praxis-Handbuch gehen.
Nach wenigen Tagen wandert es unbesehen zur weiteren Bestaubung ins Regal.
Die Herausgeber sind sich dieser Gefahr bewusst. Ein
„Praxis-Findex“ soll deshalb dem Arzt den schnellen Zu- griff auf die Themen sichern.
Wenn er nicht weiterweiß, kann er auch eine Redakti-
ons-Hotline anrufen. Seinen eigentlichen Nutzen entfaltet das Handbuch erst, wenn man sich die Mühe gibt, darin ausgiebig zu stöbern.
Nehmen wir den Arzt, des- sen Praxis gerade nicht so gut
„läuft“. Er wird beim Durch- blättern sicher bei den Ka- piteln „Konkurrenzanalyse“
und „Schwachstellenanalyse“
stoppen. Anregungen findet er vielleicht auch unter „Krea- tivitätstraining“. Vielleicht hilft ihm auch das Kapitel
„Medienumgang“ (das zeigt, wie man gekonnt das Wer- beverbot umgeht). Patienten lassen sich auch durch speziel- le „Patienteninformationen“
oder durch Schulungen in der Praxis gewinnen. Das Hand- buch gibt Tipps, wie man diese am besten organisiert. Überall gibt es etwas zum Festlesen.
Sei es die Idee, seine Praxis in ein „Gesundheitsinstitut“ um- zuwandeln, oder die Frage, ob die Farbgestaltung der Praxis verbessert werden kann.
Deshalb der Rat zum Um- gang mit diesem Ratgeber:
Zunächst einmal an einem freien Samstagnachmittag al- les in Ruhe durchblättern und erst dann ins Regal stel- len. Rüdiger Meyer