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Archiv "Freiberufler in der Politik: Bedeutsamer Beitrag zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts" (06.07.1989)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Der Zentrumsabgeordnete Konstantin Fehrenbach (Mitte, mit Parlamentskollegen) wurde im Februar 1919 zum Präsidenten der Weimarer Nationalversammlung gewählt, nachdem er bereits im Juni 1918 zum Reichstagspräsidenten gewählt worden war. Der stets auf den Ausgleich von Gegensätzen bedachte Jurist übernahm, auf die Siebzig zugehend, im Juni

1920 sogar die Kanzlerschaft einer von Zentrum, Deutscher Demokratischer Partei und Deutscher Volkspartei getragenen und von der SPD geduldeten Minderheitsregierung.

„Freiberufler in der Politik" lau- tet der Titel einer Ausstellung und eines Buches, die zum 40jährigen Bestehen des Bundesverbandes der Freien Berufe in der Friedrich-Nau- mann-Stiftung in Königswinter bei Bonn präsentiert wurden. Die Aus- stellung wandert seither durch die Bundesrepublik Deutschland. Am Montag, dem 3. Juli, wird sie um 18 Uhr in der Kreissparkasse Friedberg eröffnet (Träger: FDP und Bundes- verband der Freien Berufe) und am Dienstag, dem 12. September, um 18 Uhr in der Bank für Gemeinwirt- schaft, Hamburg, Valentinskamp (Träger: Bundesverband und Lan- desverband Hamburg der Freien Be- rufe).

Politische und gesellschaftliche Strömungen - so bestätigt der Vor- sitzende des Vorstands der Fried- rich-Naumann-Stiftung, Wolfgang Mischnick, MdB, Tendenz und In- halt der Ausstellung und des Buches - haben durch die Freien Berufe we-

sentliche Impulse erhalten, und - so ergänzt Prof. J. F. Volrad Deneke, der Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe (BfB), in einem Geleitwort - Angehörige Freier Be- rufe haben sich vielfältig und hoch- rangig für Entwicklung, Ausbau und Fortbestand der Demokratie einge- setzt.

Der Beitrag der Freien Berufe zur deutschen Politik des 19. und 20.

Jahrhunderts beschäftigt den Bun- desverband der Freien Berufe seit geraumer Zeit. Vor zwei Jahren hat der Verbandsgeschäftsführer, Diet- rich Rollmann, eine Schrift „Freibe- rufler in der deutschen Politik" ver- öffentlicht, die offensichtlich Anstoß auch für Zeitungen und Zeitschrif- ten war, sich diesem Thema zu wid- men. Der Bochumer Historiker Klaus Füßmann und der Kölner Fo- tograf Jürgen Sieckmeyer haben nun die Ausstellung und das Buch zum Thema eindrucksvoll gestaltet. Auch wer keine Gelegenheit hat, die Aus-

Historischer Prototyp des „politischen Arz- tes": der Anthropologe Rudolf Virchow, der mit dem Rechtsanwalt Max von Forcken- beck und den Ärzten Jacoby und Löwe-Cal- be Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die „Deutsche Fortschrittspar-

tei" gründete, die erste moderne deutsche Partei überhaupt,

stellung zu besuchen, erfährt durch das Buch einen Überblick über die politischen Aktivitäten der Freibe- rufler seit dem Wiener Kongreß (1815).

Das reiche Bildmaterial (auf diesen Seiten drei kleine Beispiele) reicht von einer Anwaltskanzlei der Biedermeierzeit, von Heinrich Heine und dem Wartburgfest der deut- schen Burschenschaften zum „Aka- demikerparlament" der Frankfurter Nationalversammlung und zu den konfliktreichen nachfolgenden Jahr- zehnten, von der Gründung der Deutschen Fortschrittspartei bis zum Wachsen der sozialistischen Arbei- terbewegung, von der Frauenbewe- gung an der Wende des 19. zum 20.

Jahrhundert bis zur Weimarer Re- publik und zum Widerstand gegen die Machthaber des Dritten Reiches, schließlich bis hin zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der parlamentarischen Arbeit im Deutschen Bundestag.

Buch und Ausstellung ver- schweigen aber auch nicht, daß ne-

Freiberufler in der Politik

Bedeutsamer Beitrag zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts

Dt. Ärztebi. 86, Heft 27, 6. Juli 1989 (29) A-1987

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Rechtzeitig vor der Einschulung

Ministerin Ursula Lehr

kündigt neunte Vorsorgeuntersuchung an

Rudolf Hilferding (zweiter von links): Der gebürtige Wiener praktizierte nach Medizin- studium und Promotion einige Jahre als Km- derarzt in der österreichischen Metropole.

Er wandte sich schon frühzeitig dem Sozia- lismus zu. 1910 veröffentlichte er sein be- kanntestes theoretisches Werk „Das Finanz- kapital", mit dem er die marxistische Theo- rie im Zeitalter der Hochindustrialisierung weiterentwickeln wollte. In zwei Regierun- gen (1923 und 1928/29) war er Reichsfinanz- minister (im Bild rechts: Reichsaußenmini- ster Gustav Stresemann).

„Erkenntnisse aus Forschungs- vorhaben belegen, daß das Früher- kennungsprogramm für Kinder auf den verschiedensten Ebenen noch weiterentwickelt werden muß", er- klärte die Bundesministerin für Ju- gend, Familie, Frauen und Gesund- heit, Professor Dr. Ursula Lehr, auf einem Pressegespräch zum zehnjäh- rigen Bestehen der Vorsorge-Initia- tive der Aktion Sorgenkind Dabei kündigte sie die Einrichtung einer neunten Vorsorgeuntersuchung für Kinder an, die derzeit in Vorberei- tung ist.

Eine Lücke muß überbrückt werden

Eine neunte Vorsorgeuntersu- chung soll die bisher bestehende Lücke zwischen der letzten Untersu- chung des Kindes mit vier Jahren und dem Einschulungstest überbrük- ken Ministerin Lehr sieht darin „ein wichtiges Instrument, um noch

ben den Freiberuflern, die in der Wi- derstandsbewegung gegen das „Drit- te Reich" gestanden haben, sich an- dererseits viele für den Nationalso- zialismus engagiert hatten. Aber von der weiterhin lebendigen Kraft libe- raler Werte, das unterstrich Wolf- gang Mischnick MdB in seinem Grußwort, künden die Ausstellung und das Buch in eindrucksvoller Weise.

(Klaus Füßmann: Freiberufler in der Politik. Das Buch zur Ausstel- lung zum vierzigjährigen Bestehen des Bundesverbandes der Freien Be- rufe 1989; herausgegeben von der Friedrich-Naumann-Stiftung und vom Bundesverband der Freien Be- rufe mit Unterstützung der Ludwig Sievers Stiftung im Comdok-Verlag, St. Augustin) EB

rechtzeitig vor der Einschulung und mit größeren Erfolgschancen Behin- derungen vorzubeugen."

Bei der neunten Vorsorgeunter- suchung soll neben der körperlichen Untersuchung auch auf flüssige und grammatikalisch richtige Sprache und Satzbildung geachtet werden.

Dazu sollte nach Meinung von Mini- sterin Lehr auch eine psychologische Untersuchung auf Selbständigkeit und soziale Kontaktfähigkeit kom- men. Dafür möchte die Ministerin auch Diplom-Psychologen in die Vorsorgeuntersuchungen einbezie- hen. Ein genauer Rahmen für die neunte Vorsorgeuntersuchung sei aber noch nicht erstellt.

Insgesamt kann sich die Bilanz nach fast dreißig Jahren Kinderfrüh- erkennungsuntersuchung sehen las- sen: Knapp 90 Prozent der An- spruchsberechtigten gingen 1986 zur dritten bis achten Vorsorgeuntersu- chung — die ersten beiden Untersu- chungen werden noch im Kranken- haus vorgenommen Allerdings

nimmt die Teilnehmerzahl mit dem Alter des Kindes ab. Zur dritten Un- tersuchung werden noch 95 Prozent der Kinder gebracht, zur achten aber nur noch 80 Prozent.

Positive Bilanz...

Auch die Zahl der Teilnehme- rinnen an den Schwangerschaftsun- tersuchungen hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. 78 Prozent der Frauen gingen 1988 frühzeitig, das heißt vor der 13. Schwanger- schaftswoche zum Arzt. Immer mehr Frauen nehmen auch das gesamte Vorsorgeprogramm von zehn Unter- suchungen in Anspruch: Während dies 1977 noch nur 44,8 Prozent der Schwangeren taten, waren es 1988 70,7 Prozent.

Trotz der positiven Bilanz gibt es, das hob Dr. Günter Flatten, Ge- schäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, hervor, noch Defizite auf dem Ge- biet der Prävention von Behinderun- gen bei Kindern. Gerade die Pro- blemgruppen wie ausländische Fa- milien oder junge Eltern nähmen die Vorsorgeuntersuchungen am wenig- sten in Anspruch. Bei ausländischen Kindern ist das Risiko der Totgeburt und der Sterblichkeit im ersten Le- bensjahr um 30 Prozent gegenüber deutschen Kindern erhöht. Für diese Gruppen gehe es zunächst nicht so sehr darum, zusätzliche Leistungen anzubieten, sondern sie zur Nutzung der bestehenden zu motivieren.

... aber noch mehr Aufklärung nötig

Dazu forderte Flatten gemeinsa- me kommunikative Anstrengungen aller Krankenkassen, Sozialversiche- rungsträger, staatlicher Stellen, Ex- perten und privater Organisationen auf dem Gebiet der Gesundheitsvor- sorge. Zur geplanten neunten Vor- sorgeuntersuchung merkte Flatten an, daß er es im Sinne einer vollstän- digen Teilnahme nicht für sinnvoll halte, die Vorsorgeuntersuchungen von einem Arzt auf mehrere Exper- ten zu verteilen. sk A-1988 (30) Dt. Ärztebl. 86, Heft 27, 6. Juli 1989

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