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■ „Das ist wie Schatzsuche!“

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B I L D U N G / B E R U F

42 Physik Journal 16 (2017) Nr. 12 © 2017 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

B I L D U N G / B E R U F

Dr. Maren Walter hat Physik und Ozeanografie studiert und fährt als beobachtende Ozeanografin regelmäßig auf verschiedenen Forschungsschiffen zur See. Sie hat bereits an 24 Fahrten teilgenom- men, die jeweils zwischen drei und sechs Wochen dauerten. Wenn sie nicht auf hoher See ist, arbeitet sie als Wissenschaftlerin an der Universität Bremen und wertet ihre Daten aus bzw. bereitet neue Forschungsreisen vor.

Wie kommt man als Physikerin auf ein Forschungsschiff?

Der Wunsch, zur See zu fahren, stammt aus meiner Kindheit.

Mein Vater war Kapitän, und ich bin immer gern zur See gefahren.

Daher wollte ich auch Kapitän werden. Später war das wegen meiner schlechten Augen keine Option mehr.

Also haben Sie Physik studiert?

Ich war breit naturwissenschaftlich interessiert und wusste, dass mir mit Physik viele Türen offen stehen.

Deswegen habe ich in Marburg mit dem Physikstudium begonnen, bin dann allerdings nach dem Vordi- plom nach Kiel gezogen, um Physik mit Schwerpunkt Ozeanografie zu studieren.

Wann waren Sie das erste Mal auf einem Forschungsschiff?

1994 war ich als studentische Hilfskraft im sechsten oder siebten

Semester im östlichen Atlantik un- terwegs. Der Studiengang in Kiel ist recht klein. Deswegen kann jeder, der sich aktiv einbringen möchte, auch auf einem Forschungsschiff mitfahren und dort helfen.

Wissen Sie noch, wo Sie schon alles waren?

Ich war mehrmals im indischen Ozean unterwegs, in der Grön- landsee und in der Karibik. Am häufigsten im Atlantik. Da bin ich von 30 Grad südlicher Breite bis beinahe zum Nordpol fast überall gewesen.

Naiv könnte man sagen, das ist doch überall nur Wasser. Wieso untersucht man das alles?

Generell geht es darum, große Meeresströmungen zu analysieren, beispielsweise die thermohaline Zirkulation. Der Golfstrom bei- spielsweise bringt Wärme aus dem Golf von Mexiko quer über den Atlantik nach Europa. Außerdem gibt es Tiefenströmungen, die kaltes Wasser aus nördlichen Gebieten in der Nähe des Meeresbodens in Richtung Süden transportieren.

Diese großen Volumen- und Wär- metransporte im Ozean spielen ei- ne wichtige Rolle für Klimamodelle.

Woran forschen Sie selbst?

Mich interessieren unter anderem Hydrothermalquellen. Das sind

heiße, mineralreiche Unterwasser- quellen, so genannte heiße Raucher.

Daraus steigt Meerwasser auf, das mit Metallen und Gasen angerei- chert ist. Abhängig von Dichte, Temperatur und Salzgehalt erreicht es eine bestimmte Höhe und breitet sich dann horizontal aus. Diese Ausbreitung hängt wiederum ab von Gezeiten oder Hintergrund- strömungen und von der Beschaf- fenheit des Untergrunds.

Für die Untersuchung nehmen Sie an verschiedenen Stellen Wasserproben?

Bei den Hydrothermalquellen ma- chen wir das und analysieren darin die Spurengase. Üblicherweise las- sen wir aber Messgeräte vom Schiff ins Wasser bis zum Meeresboden, die Leitfähigkeit, Temperatur und Druck messen. Beim Hinablassen bekommen wir kontinuierlich Messwerte, aus denen wir die Schichtung und Strö mungen ablei- ten kö nnen.

Was sind für Sie die schönsten Momente auf den Reisen?

Das Gefühl, auf dem Wasser zu sein und den Horizont vor Augen zu haben. Außerdem finde ich es spannend, dass man sich an Bord mit dem behelfen muss, was man eingepackt hat. Wenn etwas nicht funktioniert oder unerwartete

„Das ist wie Schatzsuche!“

Nach ihrem Physikvordiplom hat sich Maren Walter auf die Ozeanografie spezialisiert.

Jonas Loeb

Maren Walter an Bord des Forschungsschiffs Poseidon mit dem CTD/Wasserschöpfer- System – CTD steht für Conductivity, Temperature, Depth Probe.

Janna Koehler

Maren Walter – zur Vita

1991 – 1993 Studium der Physik in Marburg

1993 – 1997 Studium der Ozeanografie in Kiel

1997 – 2000 Wissenschaftliche Tätigkeit am Institut für Meeres- kunde der Uni Kiel

2000 – 2004 Promotion in Umweltphysik an der Uni Bremen

seit 02/2004 Wissen- schaftlerin am Insti- tut für Umwelt- physik der Uni Bremen

Nach ihrem Physikvordiplom hat sich Maren Walter auf die Ozeanografie spezialisiert.

Porträt

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B I L D U N G / B E R U F

© 2017 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 16 (2017) Nr. 12 43 Sachen passieren, sind unkonven-

tionelle Lösungen gefragt. Das Schönste ist natürlich, wenn man etwas Neues entdeckt.

Zum Beispiel?

In der Hydrothermalforschung suchen wir nach Indikatoren für Hydrothermalismus, um abschät- zen zu können, wo sich die Quelle befinden könnte. Diese suchen wir dann mit einem Tauchroboter, der mit einer Kamera ausgestattet ist und am Meeresboden entlang fährt.

Das ist wie Schatzsuche!

In welcher Tiefe messen Sie?

An den Mittelozeanischen Rücken zwischen 3000 und 4000 Metern Tiefe. Der Tauchroboter braucht also erstmal einige Stunden, um am Meeresboden anzukommen. Dort ist er 10 bis 12 Stunden im Einsatz.

Die Steuerung des Roboters ist so anstrengend, dass der Pilot häufig wechseln muss.

Arbeiten Sie als Wissenschaftler auch in Schichten?

Normalerweise schon. Die For- schung läuft rund um die Uhr – das müssen wir abdecken.

Was sind an Bord die Heraus- forderungen?

Für viele ist Seekrankheit ein Pro- blem. Außerdem lebt man über mehrere Wochen sehr eng aufein- ander. Das führt schonmal zu Rei- bereien. Im normalen Arbeitsalltag geht man abends nach Hause, auf dem Schiff kann man sich dagegen kaum aus dem Weg gehen.

An was erinnern Sie sich noch gut?

Wir konnten schon mehrere Hydrothermalquellen entdecken,

das ist jedes Mal ein großartiges Erfolgserlebnis. In Erinnerung ist mir auch meine erste Fahrt auf dem Eisbrecher Polarstern geblieben.

Wenn die Eisschollen auf beiden Seiten des Schiffs hochbrechen, ist das sehr eindrucksvoll. Solche Erlebnisse möchte ich nicht missen.

Ich kann mir keine schönere Arbeit vorstellen.

Mit Maren Walter sprach Maike Pfalz

Haben Sie Physik studiert und nun einen ungewöhnlichen Job außer- halb der „traditionellen Physik“ oder kennen Sie jemanden, auf den dies zutrifft? Dann schreiben Sie uns eine Mail mit einer kurzen Beschreibung der genauen Tätigkeit. Vielleicht sind Sie dann die nächste Physikerin oder der nächste Physiker in unserer neuen Porträt reihe „Physiker/-innen im Beruf“.

redaktion@physik-journal.de

P H Y S I K E R I N N E N U N D P H Y S I K E R I M B E R U F

2016. 150 Seiten, ca. 250 Abbildun- gen, davon 250 in Farbe. Gebunden.

€ 29,90. ISBN: 978-3-527-33893-1

Physikalische Spielereien

H. Joachim Schlichting und Christian Ucke

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H. JOACHIM SCHLICHTING UND CHRISTIAN UCKE

Physikalische Spielereien

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„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“: Dass dieses Motto von Friedrich Schiller auch und gerade im Zusammenhang mit der Physik gilt, zeigen Christian Ucke und H. Joachim Schlichting eindrucksvoll im Buch

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Der Forscherdrang und die Lust am Ausprobieren können hier voll aus- gelebt werden und der Leser spürt so

physikalische Phänomene im Alltag auf. Die mehr als dreißig Kapitel, angereichert mit vielen tollen farbigen Abbildungen, verteilen sich auf die vier Bereiche Mechanik, Thermodynamik, Elektromagnetismus und Optik.

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Wiley-VCH • Postfach 10 11 61, 69451 Weinheim Tel. +49 (0) 62 01-60 64 00 • Fax +49 (0) 62 01-60 61 84 E-mail: service@wiley-vch.de

Visit www.wiley-vch.de

T. Walter

Mit dem Forschungsschiff Sonne war Maren Walter im vergan- genen Jahr vor Neuseeland unterwegs.

Referenzen

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