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Archiv "Altersvorsorge: Strategisch angehen" (02.04.2004)

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eder Arzt übernimmt bei der Ausübung seines Beru- fes eine überdurchschnitt- liche Verantwortung für ande- re Menschen. Angesichts der stetig steigenden Herausfor- derungen menschlicher wie fachlicher Art übersieht je- doch so mancher Arzt die Verantwortung für sich selbst.

Über den Zeitraum einer Ge- neration hinweg leistet der Arzt die Aufgabe, das Leben und die Gesundheit seiner Pa- tienten sicherzustellen, muss jedoch gleichermaßen mit sei- nen im aktiven Berufsleben erwirtschafteten Überschüs- sen so geschickt haushalten, dass er im Ruhestand oh- ne weitere Einnahmen aus- kömmlich leben kann. Das ist schon deshalb nicht einfach, weil ein selbstständiger Arzt, der überwiegend gesetzlich Krankenversicherte behan- delt, im Schnitt zu 85 Prozent ein öffentliches Einkommen erhält, das er nur in engen Grenzen beeinflussen kann.

Und auch die Praxisausgaben sind weitestgehend vorgege- ben: Der Arzt muss zwangs- läufig die erforderlichen Res- sourcen bereithalten. Hinzu kommt, dass durch die Ent- wicklungen im Gesundheits- wesen die Überschüsse in den letzten Jahren immer stärker geschrumpft sind.

Bei Befragungen der Ärz- teschaft bezüglich der Finan- zierung des Ruhestandes wer- den mehrheitlich der Erlös aus dem Praxisverkauf, die An- sprüche an das Versorgungs- werk und das eigene Haus an- geführt. Wie gefährlich es ist, sich auf stabile Praxis-Ver- kaufserlöse zu verlassen, zeigt die Tatsache, dass in einigen Regionen schon jetzt Praxen nahezu unverkäuflich sind.Das eigene Haus erspart zwar Mie- te, bindet aber auch gleich- zeitig Kapital, das nicht an- derweitig eingesetzt werden kann. Und die Wertsteigerung des eigenen Objekts ist nur dann liquiditätswirksam, wenn die Immobilie verkauft wird, was zumindest bei selbst ge- nutztem Eigentum kaum in- frage kommt. Als sicher ver- bleiben somit nur die Renten der Versorgungswerke. Ob die-

ses Geld ausreicht, um die Be- dürfnisse des Ruhestands fi- nanzieren zu können, hängt von den Ansprüchen ab.

Dabei wird häufig, und nicht nur von Ärzten, vernach- lässigt, dass eine frühe Be- schäftigung mit dem Thema viele Probleme lösen könnte.

Legt ein Vater seinem neuge- borenen Sprössling einen mo- natlichen Sparplan von nur 100 Euro in die Wiege, so kann sich der Nachwuchs – soweit er die Zahlungen im erwach- senen Alter durchhält – mit 65 Jahren über ein stattliches Vermögen von 2,3 Millionen Euro erfreuen (bei acht Pro- zent Rendite per annum). Ein niedergelassener Arzt steht im Durchschnitt 33 Jahre im Berufsleben. Legt er monat- lich 1 000 Euro auf die hohe Kante, so sind dies bei Eintritt in den Ruhestand immerhin 1,83 Millionen Euro (bei acht Prozent Rendite per annum).

Lässt er sich diese Summe über 30 Jahre auszahlen, so langt dies (bei fünf Prozent Verzinsung) zu einer monatli- chen Zusatzrente von 9 500 Euro. Wer erst zehn Jahre vor Eintritt in das Rentenalter mit dem Sparen beginnt, muss be- reits 40 Prozent vom Durch- schnittsumsatz eines Allge- meinmediziners beiseite le- gen. Das Aufschieben eines Sparplans um nur ein Jahr kann am Ende der Laufzeit mehr als 10 000 Euro kosten.

Das „Anlegerleben“

Wie das Berufsleben, so lässt sich auch das „Anlegerleben“

in unterschiedliche Phasen un- terteilen. Diese Phasen wer- den im Wesentlichen dadurch bestimmt, ob Vermögen auf- gebaut, ausgebaut oder ver- braucht wird. Das folgende

„Lebensphasenkonzept“ gibt einen Überblick (Grafik).

In den Phasen „Studieren“

und „Investieren“ sind Kapi- talanlagestrategien für den Arzt weniger erforderlich – hier geht es mehr um die sorg- fältige Trennung des Machba- ren vom Wünschenswerten und die richtige Finanzierung der Synthese.

In der Etablierungsphase – jetzt steht der Erwerb der ei- genen Immobilie an – wird das Spannungsverhältnis zwi- schen „wünschenswert“ und

„machbar“ noch deutlicher.

Die Baufinanzierung ist im Regelfall die Finanzierung von Investition und Konsum gleichermaßen. Das ist für sich genommen nicht schäd- lich. Bei den weiteren Anla- gen muss jedoch berücksich- tigt werden, dass der Anteil

„Konsumgut“ am eigenen Haus für die Existenz und Al- terssicherung verloren ist.

Kaum jemandem gelingt die Beschaffung der eigenen vier Wände zu den ursprüng- lich geplanten Kosten. Des- halb ist die Phase „Konsoli- dieren“ zum Abbau der zuvor eingegangenen kurzfristigen Verpflichtungen im Regelfall erforderlich. Sie dient auch zum Aufbau der stets notwen- digen Liquidität sowie des Kapitals, das für die Phase

„Expandieren“ ratsam ist.

V A R I A

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A952 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 142. April 2004

Altersvorsorge

Strategisch angehen

Je früher der Arzt die Finanzierung seines Ruhestandes in die Wege leitet, desto besser

Wirtschaft

Grafik

Finanzielle Lebensphasen

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Expansion ist kein Muss.

Ohne sie reduziert sich die wirtschaftliche Lebensleistung allerdings auf die Arztpraxis und die Wohnung, was zu- mindest bedenklich ist. Zwar investiert nicht jeder Arzt in einen ganzen Straßenzug oder ein frei stehendes Haus.

Es kann auch eine Eigen- tumswohnung sein oder eine Beteiligung, auch Anteile an offenen oder geschlossenen Immobilienfonds, nicht zu- letzt Wertpapiere oder Versi- cherungsverträge. Die Men- talität des Anlegers, seine Ziele und finanziellen Mög- lichkeiten sind hier bestim- mend.

Rechtzeitige Ergebniskontrolle Geldanlagen in fremd genutz- te Immobilien – so denn ge- wünscht – gehören zwingend in die Expansionsphase. Da eine Sofortrendite bei diesen Finanzobjekten selten ist, müssen sie bereits zu diesem Zeitpunkt angeschafft wer- den, damit der Arzt sie in der „Erntezeit“ für Konsum- zwecke nutzen kann. Hinzu kommen weitere betriebliche Investitionen – zum Ersatz von Abnutzung, zur Anpas- sung an den neueren techni- schen Stand oder aber zur Abrundung beziehungsweise Schärfung des eigenen fachli- chen Profils.

Nicht selten wird die Not- wendigkeit übersehen, das Er- gebnis der vielen Einzelfall- entscheidungen auf das lang-

fristige Anlageziel hin zu ju- stieren. Wer mit 50 oder 55 Jahren nicht weiß, ob und in welchem Ausmaß er späte- stens mit dem Eintritt in den Ruhestand auf das berufliche Einkommen verzichten kann, muss mit schmerzlichen Über- raschungen rechnen. Frühere Generationen konnten Schief- lagen durch verlängerte Be- rufstätigkeit ausgleichen; heu- te ist mit 68 Jahren für den Kassenarzt Schluss.

Die Zeit von dieser Ergeb- niskontrolle bis zum Eintritt in den Ruhestand sollte lang genug sein, um ohne größere Friktionen gegensteuern zu können. Mit 60 ist es meistens sehr spät, und die Anpas- sungsmaßnahmen können ein- schneidend werden. In die Phase „Justieren“ gehört auch die Planung des Einstiegs in den Ausstieg. Ein behutsa- mer Schwenk von rendite- starken, aber auch risikorei- chen Anlageformen hin zu Anlagen mit stetiger – wenn auch geringerer – Rendite steht hier im Mittelpunkt.

Das Risiko einer Anlage soll- te umso geringer sein, je kurzfristiger das Kapital wie- der benötigt wird. Eine re- gelmäßig verwendete Faust- formel lautet „Aktienanteil = 100 – Lebensalter“.Auch wenn diese Formel auf den er- sten Blick sehr pauschal scheint, so beinhaltet sie doch einen grundlegend richtigen Ansatz.

Was nun folgt, ist die „Ern- tezeit“. Um diese Phase gut

bestehen zu können, braucht das Vermögen eine „altersge- rechte“ Struktur. Beispiels- weise verändert sich die Ri- sikobereitschaft mit dem Al- ter. Ausbleibende Praxisüber- schüsse bedingen eine ande- re Liquiditätshaltung. Dieses und die spätestens jetzt er- forderliche Frage nach dem Vermögensmanagement im Pflege- oder Todesfall schaf- fen weiteren Kalkulations- und Beratungsbedarf. Wenn die Ausgaben im Alter von den Renten und Kapitalein- künften finanziert werden können, ist es ideal. Im Regel- fall ist jedoch – was für sich genommen nicht falsch ist – der Verzehr von Kapitalteilen unabwendbar. Die Bestim- mung des richtigen Anteils von Kapitalverzinsung und Kapitalverzehr bedarf einer genauen Kalkulation.

Die langfristigen Ziele im Blick behalten

Häufig ist die Beratung in Fi- nanzdienstleistungen überwie- gend an einzelnen Geldan- lageformen orientiert. Es wird nicht gefragt, welches Finanz- produkt für die Erreichung des Global- oder eines Teil- ziels benötigt wird. Sehr oft wird nur der Nutzen des ein- zelnen Investments (Wertpa- pier, Beteiligung, Immobilie oder Versicherung) betrach- tet, ohne zu prüfen, ob diese Form der Geldanlage der Ziel- erreichung nützt oder schadet.

Wenn, nach gesicherter Er-

kenntnis, die Produktauswahl nur zu fünf Prozent zum Er- folg beiträgt, kann dieses Vor- gehen nicht richtig sein. Er- forderliche strategische Bera- tung ist nicht nur ein initialer Akt. Sie muss den Arzt durch sein Leben als Kapitalanle- ger begleiten und sich an sei- nen Zielen und seiner aktu- ellen Lebensphase orientie- ren, ohne die noch ausstehen- den Phasen aus dem Blick zu verlieren.

Dabei müssen die Produk- te, in die investiert wird, nicht kompliziert sein. Es reicht beispielsweise völlig aus, erst- klassige Investmentfonds an- zusparen oder aber den Man- tel einer fondsgebundenen Lebensversicherung zu nut- zen.

Solange die folgenden Grundsätze beachtet werden, kann eigentlich wenig schief gehen:

> Die Portfoliobestandtei- le müssen dem Risikoprofil und den Zielen des Anlegers entsprechen.

> Mindestens drei Mo- natsausgaben sollten immer – auch im Ruhestand – kurzfri- stig zur Verfügung stehen.

> Diversifikation ist not- wendig, vom Sparplan über Versicherungen bis hin zu Wertpapieren.

> Für die künftige Versor- gung sind hohe Realzinsen wichtiger als hohe Nominal- zinsen.

Reinhold Fahlbusch, Uwe Zeidler Deutsche Apotheker- und Ärztebank V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 142. April 2004 AA953

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