Operationen bei
HIV-positiven Patienten
Bluter mit einer HIV-Infektion haben ein erhöhtes Risiko von bakteriellen und opportunistischen Infektionen. Bei diesen Patienten ist das Risiko einer In- fektion nach einer chirurgisch-orthopä- dischen Intervention erhöht. Eine Er- hebung von US Hämophiliezentren von Ragni et al.(11) untersuchte das Auftre- ten einer postoperativen Infektion bei HIV-positiven Blutern mit einem CD4- Wert von unter 200. Bei 66 Patienten mit 74 orthopädischen Operationen kam es in einem Zeitraum von fünf Mo- naten postoperativ bei 13 Prozent zu ei- ner Infektion. Staph. aureus war mit 60 Prozent der häufigste Keim, und ein endoprothetischer Gelenkersatz hatte ein zehnfach erhöhtes Risiko als andere Operationen. Nach Greene (1) ist das Risiko einer Infektion bei diesen Pati- enten zwar erhöht, aber insgesamt im- mer noch gering. Zwar ist das Risiko ei- ner Spätinfektion nach einer Totalen- doprothese (TEP) deutlich höher, aber der Gewinn an Lebensqualität bei Pati- enten mit Funktionseinschränkungen und großen Schmerzen rechtfertigt sol- che Operationen, insbesondere unter der heute üblichen HAART (hoch- aktiven antiretroviralen Therapie). Ei- ne ausführliche Aufklärung über die Ri- siken ist gerade bei solchen Patienten unerlässlich.
Orthopädische Operationen bei Hemmkörperhämophilen
Im Rahmen der Substitutionstherapie bei der Hämophilie A kann sich die Entwicklung von Antikörpern gegen den Faktor VIII : C (so genannte Hemmkörperhämophilie) als schwer- wiegende Komplikation entwickeln.
Sind einmal Hemmkörper gegen Fak- tor VIII aufgetreten, ist eine weitere Substitution mit Faktor VIII nicht mehr möglich und wegen des Hemm- körpertiteranstiegs sogar gefährlich.
Unfälle und notwendige elektive Ope- rationen können fatale Folgen haben.
Für diese Patienten stehen zurzeit ver- schiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, akute Blutungen zu vermei- den. Neben der Immuntoleranzthera-
pie und der extrakorporalen Entfer- nung des Faktor-VIII-Hemmkörpers, stehen aktivierte Prothrombinkom- plexkonzentrate, rekombinanter akti- vierter Faktor VIIa und porciner Fak- tor VIII zur Verfügung. An unserem Zentrum wurden in den vergangenen beiden Jahren bei fünf Patienten mit einer Hemmkörperhämophilie sieben elektive Operationen durchgeführt.
Durch eine extrakorporale Hemm- körperentfernung konnte der Hemm- körper präoperativ bis fast auf Null re- duziert werden. Perioperativ und in den ersten Tagen postoperativ sprach eine Faktor-VIII-Substitution gut an.
Es kam zu einer ausreichenden Blutge- rinnung. Mit einem Anstieg des Hemm- körpers wird die Wirkung dieser Sub- stitution inaktiviert. Zur notwendigen Blutgerinnung wird an unserem Zen- trum anschließend eine Substitution mit rekombinantem Faktor VIIa durch- geführt. Damit ist trotz hohem Hemm- körper eine adäquate Blutgerinnung zu
erreichen. Auch Operationen unter ausschließlicher Substitution mit re- kombinantem Faktor VII a wurden in den vergangenen beiden Jahren erfolg- reich durchgeführt (2). In allen Fällen kam es zu keiner außergewöhnlichen Blutungskomplikation, und die Nach- behandlung unterschied sich nicht von der unserer übrigen Hämophilie- patienten.
Manuskript eingereicht: 28. 5. 2002, revidierte Fassung angenommen: 9. 7. 2002
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2928–2935 [Heft 44]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas A. Kurth Orthopädische Klinik
Klinikum der J. W. Goethe-Universität Marienburgstraße 2
60528 Frankfurt
E-Mail: A.Kurth@em.uni-frankfurt.de M E D I Z I N
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 441. November 2002 AA2935
Bei Probiotika handelt es sich um leben- de Mikroorganismen wie Streptococcus thermophilus, Lactobacillus bulgaricus, Bifidobacterium bifidum, B. longum, Enterococcus faecium, Saccharomyces boulardii, L. acidophilus, L. casei und L. GG, deren Einsatz zur „Regulierung“
der Darmflora in der wissenschaftlichen Medizin umstritten ist.
Die Autoren führten eine Metaana- lyse in Medline und der Cochrane Library durch und konnten neun ran- domisierte, doppelblinde, placebokon- trollierte Studien aus den Jahren 1966 bis 2000 auswerten. In zwei Studien wurde der Einsatz von Probiotika bei Kindern untersucht, vier Studien beschäftigten sich mit Hefe (Saccha- romyces boulardii), vier mit Lacto- bacillus und eine mit einem Enterococ- cus-Stamm, der Milchsäure produzier- te. In drei Studien kam eine Kom- bination von probiotischen Bakterien- stämmen zum Einsatz. In allen neun Versuchsreihen wurden die Probiotika in Kombination mit Antibiotika ge-
geben. Die Kontrollgruppen erhielten Placebo und Antibiotika.
Die Metaanalyse ergab, dass Pro- biotika erfolgreich eingesetzt werden können zur Prävention Antibiotika- assoziierter Durchfälle. Dies betraf in erster Linie S. boulardii und Lacto- bacillen. Nicht eindeutig gesichert ist der Effekt der Probiotika bei der Therapie der Antibiotika-assoziierten, durch Clostridium difficile Toxin aus- gelösten, Diarrhö.
Die Autoren weisen darauf hin, dass das praktische Fehlen von unerwünsch- ten Wirkungen der Probiotika bei der Prävention Antibiotika-assoziierter Durchfallserkrankungen von besonde- rer Bedeutung sein könnte. w D’Souza AL, Rajkumar C, Cooke J: Probiotics in preventi- on of antibiotic associated diarrhoea: meta-analysis.
BMJ 2002; 324: 1361–1364.
Dr. A. L. D’Souza, Care of the Elderly Section, Faculty of Medicine, Imperial College School of Medicine, Ham- mersmith Hospital, London W12 ONN, Großbritannien, E-Mail: aloysius.dsouza@ic.ac.uk
Probiotika zur Prävention
Antibiotika-assoziierter Diarrhö
Referiert