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inmal im Jahr fuhr die ganze Fami- lie in die Klinik. Am Hei- ligen Abend, dem Abend der Rituale. Für die sechs Maskes bestand das Ritual im We- sentlichen aus einem Kran- kenhausbesuch, denn Busso Maske wollte allen seinen Pa- tienten ein gesegnetes Weih- nachtsfest wünschen. So ge- gen Mittag, wenn andere Fa- milien gerade die letzten Weih- nachtsgeschenke einpacken, brachen sie auf. Von Berlin- Zehlendorf bis ins Lazarus- Krankenhaus in der Bernauer Straße brauchten sie fast eine Stunde. Vier kleine Maskes rein in den Kombi und wiederraus aus dem Kombi – das konnte dauern.
Also mussten sie zeitig los, um den Gottesdienst in der kleinen Krankenhauskapelle nicht zu verpassen. Dann ka- men die Stunden in Bussos Wartezimmer. Während der Chefarzt seine Patienten be- glückte, saßen die Kinder, be- aufsichtigt durch ihre Mutter, ruhig gestellt mit einer gro- ßen Tüte Kekse, auf Vaters Krankenliege. Das war kein Fest, aber auch nicht wei- ter schlimm. So ein Heiliger Abend verbindet; vor allem die Rückfahrt durch die leer
gefegten Straßen Berlins war schön. Sie zählten die er- leuchteten Weihnachtsbäume in den Wohnzimmern und freuten sich auf ihr Bett. Zu Hause angekommen, gab es nur ein paar belegte Brote.
Total erschöpft wollten alle nur schnell die Bescherung hinter sich bringen und dann schlafen.
Bis sich irgendwann ein Nachbar der Misere annahm.
Sechs Maskes am Heiligen Abend ohne warme Mahlzeit, ein unhaltbarer Zustand für den Zahnarzt aus Zehlendorf.
Der ehemalige Pati- ent spendierte nun all- jährlich einen Präsentkorb aus dem KaDeWe. Busso be- kam viele Präsentkörbe von dankbaren Patienten zu Weihnachten, aber der Zahn- arzt ließ jedes Jahr eine war- me Hummersuppe schicken.
Das war ein Fest. Ein etwas anderes zwar, eben das Weih- nachtsfest eines Chefarztes.
Aber keiner mochte es mis- sen. Am wenigsten die Hum- mersuppe, die auch nach dem Tod des Zahnarztes noch jah- relang pünktlich geliefert wurde. Der dankbare Patient hatte es testamentarisch so verfügt. Ulrike Demmer
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ass kaum ein Fondsma- nager in der Lage ist, den auf seinen Fonds zuge- schnittenen Index zu schlagen, pfeifen mittlerweile schon die Spatzen von reichlich vielen Dächern. Eigentlich ist das nicht normal, wie kommt das denn also? Wer beispielsweise einen deutschen Aktienfonds professionell betreut, legt die Messlatte seines Erfolgs so an, dass er möglichst besser ab- schneidet als der dazugehörige Deutsche Aktienindex DAX.Fakt ist aber, leider, dass kaum einer der hoch gelobten Experten in der Lage ist, über diese Messlatte zu springen.
Der fassungslose Beobachter kann dieses Phänomen in die- sem Jahr ganz besonders gut studieren, wo der DAX ziem- lich unter die Räder geraten ist, aber die an den DAX gekop- pelten Fonds meist ein paar Prozente mehr als der Index selbst verloren haben.
Der Grund ist so schlicht wie lapidar: Die (happigen) Kosten, die der Fonds verur- sacht hat, schlagen in schwa- chen Börsenzeiten mit unver- minderter Härte zu. Steigen die Kurse, sind gleichwohl die gleichen Gebührensätze rele- vant, nur dann merkt es halt keiner, wohl aus lauter Freu- de darüber, dass der Invest- mentfonds Gewinne erwirt- schaftet hat.
Nun folgt jeder leidvollen Erfahrung, so hoffe ich doch wenigstens, die prima Er- kenntnis, dass sich viele Anle- ger sagen, dann muss ich halt wieder auf die ehemals klas- sische Art und Weise loszie- hen und meine Aktien selber kaufen. Das ist durchaus
keine schlechte Idee, weil aus dem eben getroffenen Entschluss der Einzelanlage ziemliche Kostenersparnisse herausspringen.
Guter Rat, aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
Welche Einzelwerte soll der kluge Investor meiden, wel- che Titel sind verkannte Per- len, die nur ihrer Entdeckung harren? Die Qual der Wahl will ich wenigstens versuchen zu lindern, indem ich Ihnen heute und in der nächsten Ausgabe eine kleine Auswahl von Werten nenne, von denen ich recht überzeugt bin.
In meiner Favoritenliste taucht mit Leoni (WKN 540888) ein alter Bekannter auf. Den Automobilzulieferer
habe ich schon mit Kursen um 20 Euro zum Kauf empfohlen.
Das gilt bei einer aktuellen Börsennotiz von 30 Euro im- mer noch. Das M-DAX-Un- ternehmen hat soeben einen Großauftrag von NMW erhal- ten, der die eh schon guten Zahlen von Leoni weiter ver- golden dürfte. Mein Kursziel ziehe ich auf 50 Euro hoch, auf Sicht von 18 Monaten.
Eine Perle der besonderen Art glaube ich in Salzgitter (WKN 620200) gefunden zu haben. Der Titel besticht für meinen Geschmack durch Profitabilität sowie einen enormen Substanzwert, und die Dividendenrendite ist auch nicht zu verachten. Mit einem Wort: Ein Juwel, gleichwohl unbeachtet, liegt in der Auslage. Wer zugreift, kann sich vielleicht in ein, zwei Jahren ein schönes Weihnachtsfest selbst besche- ren. Wohl bekomm’s. ) S C H L U S S P U N K T
[80] Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 5013. Dezember 2002
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Zeichnung: Ralf Brunner