Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Mitramycin
bei Hyperkalziämie
Bei paraneoplastischer Hyperkal- ziämie (ektope Bildung von Parat- hormon in Tumorzellen) besteht durchaus die Gefahr einer Kal- ziumintoxikation. Die abnorme Kalziumresorption aus den Kno- chen wird jedoch durch Mitramy- cin wirksam gehemmt (Dr. L.
Heuer, Konservatives Zentrum der Medizinischen Hochschule Lübeck). Die Niere wird durch Mitramycin nicht zusätzlich bela- stet. Im Verlaufe einer dreitägi- gen Infusionstherapie (25 mg Mitramycin pro Kilogramm Kör- pergewicht in fünfprozentiger Glukoselösung) fällt der Serum- Kalziumspiegel schnell ab, steigt freilich später wieder an. Toxi- sche Werte erreicht er aber erst drei Wochen später. Dann kann Mitramycin erneut eingesetzt werden. Mitramycin ist bei dieser niedrigen Dosis nur gering to- xisch, senkt aber sicher und schnell den überhöhten Kalzium- spiegel. WP
(91. Tagung der Nordwestdeutschen Ge- sellschaft für innere Medizin, Juni 1978.
Timmendorfer Strand)
Wie entsteht Tumorkachexie?
Die neuen Therapiechancen, die speziell Zytostatika und die Diffe- renzierung besonders therapie- günstiger Malignomarten eröff- nen, haben einige alte Probleme erneut aktualisiert (Professor D.
C. G. Schmidt, Westdeutsches Tumorzentrum, Universitätsklini- kum Essen). Dazu gehört vor al- lem die Frage, weshalb und durch welche biochemischen Prozesse die Allgemeinsympto- me wie Anorexie, Schwäche und schließlich die Tumorkachexie zustande kommen. Durch Aufklä- rung (und Therapie) dieser Vor- gänge könnte die onkologische Behandlung schlagartig verbes- sert werden. Im allgemeinen ste-
hen diese allgemeinen Auswir- kungen in keinem Verhältnis zur Tumormasse. Sie gehören,auch nicht zu den paraneoplastischen Syndromen. — Mit Auftreten der Tumorkachexie verschlechtert sich jedenfalls die Prognose (meist irreparabel) schlagartig und jegliche Ortemotherapie ver- sagt. WP
(6. Internationaler Seminar-Kongreß der Deutschen Gesellschaft für die Förderung der medizinischen Diagnostik, August/
September 1978, Montreux)
Früherkennung
des Korpuskarzinoms
Das Korpuskarzinom nimmt, sta- tistisch gesehen, in den letzten Jahren gegenüber dem Kollum- karzinom zu. Bemühungen um eine Verbesserung der Früher- kennung gelten insbesondere der Direktentnahme von Zellma- terial aus dem Cavum uteri (Bü rstchen-Techniken, Jet- Wash-Verfahren, Aspirationsme- thoden). Wie R. Heyn und Mitarb.
(II. Frauenklinik der Universität München) berichten, steht nun- mehr ein Einweginstrument für diese Entnahme als Endome- triumzellensammler nach Isaacs auch in Deutschland zur Verfü- gung. Die klinische Prüfung an 175 stationären Patientinnen er- gab im Vergleich mit der nachfol- genden histologischen Untersu- chung eine zytologische Treffsi- cherheit von 91 Prozent. Die Kon- trolle der narkoseuntersuchten Patientinnen erfolgte mittels Ku- rettage oder Hysterektomie. Es wurde kein „falsch positives" zy- tologisches Ergebnis registriert.
Drei nicht erkannte Vorstadien wurden als „falsch negativ" be- wertet. Zwei Perforationen unter 175 Aspirationen signalisieren ein bei der dünnen Kanüle (Durchmesser 1,9 mm) und ange- sichts der Ergebnisse wohl nicht allzu hohes Risiko. Hyn
(Tagung der Bayerischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Lands- hut, Juli 1978)
Hormonrezeptoren beim Mammakarzinom
Die Bestimmung der Östrogenre- zeptoren an Tumorzellen verbes- sert die therapeutischen Chan- cen beim Mammakarzinom längst nicht in dem erhofften Ma- ße. Bei hoher Östrogenrezepto- rendichte sind die Erfolge einer Hormontherapie noch am besten (Dr. J. C. Allegra, National Cancer Institute, Bethesda, Md., USA).
Die zusätzliche Bestimmung des
„Kern-Östrodiols" und der Pro- gesteronrezeptoren engt den Kreis der hormonreaktiven Mam- makarzinome ebenfalls deutlich ein (Professor Dr. R. K. Wagner, Max-Planck-Institut für Zeltbiolo- gie, Wilhelmshaven). Die Rolle eventuell nachweisbarer Dihy- drotestosteronrezeptoren an den Tumorzellen ist noch völlig unge- klärt. WP
(Internationales Symposium über Fort- schritte bei der endokrinen Behandlung des Mammakarzinoms, August/September 1978, Heidelberg)
Unklare Fieberzustände
Unklare Fieberzustände bringen einen gründlich um die Ruhe, eben weil sie oft unklar bleiben.
Dann kann gründliche Immun- diagnostik weiterführen (Profes- sor Dr. G. Junge-Hülsing, Städti- sche Kliniken Osnabrück). Man darf sich bloß nicht mit unspezifi- schen Befunden zufriedengeben.
Panvaskulitis, Myositis, Dermato- myositis verursachen nicht bloß bei sogenannten Kollagenosen, sondern auch als paraneoplasti- sche Syndrome unspezifische
Fieberzustände. Entzündliche und maligne Zystenerkrankun- gen scheinen auf recht verwand- te oder gar auf ein und dieselbe immunologische Basisreaktion zurückführbar zu sein, zumindest in der Theorie. Das verbindende Glied ist allerdings noch unbe- kannt. WP
(30. Therapiewoche, August/September, Karlsruhe)
82 Heft 2 vom 11. Januar 1979