Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 45⏐7. November 2008 A2399
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edes Jahr im Spätsommer trifft sie traditionell in Bonn zusam- men: die Jury des Film- und Fern- sehpreises des Hartmannbunds. Kri- tisch schaut sie sich jeden einzelnen Beitrag an, den Filmschaffende – der jährlichen Ausschreibung des Ärzteverbandes folgend – in stetig steigender Zahl einreichen.Wettbewerbsfähig sind Produk- tionen, die aktuelle Fragen und Pro- bleme von Patienten und Ärzten überzeugend darstellen. Bei der Be- wertung berücksichtigen die Jury- mitglieder nicht nur inhaltliche, sondern auch formale Aspekte. Die Jury ist dafür optimal besetzt: Der- zeit besteht sie aus Dr. med. Annette Tuffs (Leiterin Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Uni- versitätsklinikums und der Medizi- nischen Fakultät Heidelberg), Ute Pauling (Redakteurin beim WDR- Fernsehen), Wolfgang van den Bergh (Chefredakteur und Ressort- leiter Gesundheitspolitik der Ärzte- zeitung) und Heinz Stüwe (Chefre- dakteur des Deutschen Ärzteblattes).
Auch die zuständige Mitarbeiterin des Hartmannbunds passt in die Runde: Katja Krahmer, Redakteurin des Verbands, ist von Haus aus Kommunikations- und Medienwis- senschaftlerin.
Seit 1967 verleiht der Hartmann- bund den Film- und Fernsehpreis, mit dem die mediale Thematisie- rung anspruchsvoller gesundheits- politischer und medizinischer In- halte gefördert werden soll. Ute Pauling, die Dienstälteste in der Jury, weiß zu berichten: „Ob Do- kumentation, Gesundheitsmagazin, Reportage oder Spielfilm – ich habe schon unglaublich viele kreative Beispiele gesehen, wie sich besagte Themen ansprechend bis mit- reißend vermitteln lassen.“ Neben Kreativität sind auch Emotionen gefragt: „Einmal hat die gesamte Jury geweint. Im Film ging es um das Mädchen Katharina, das behin- dert zur Welt kam und acht Jahre lang schwerstbehindert ein wunder- volles Leben führte, bevor sie starb“, so Pauling. Der tiefgründige
und trotz aller Trauer heitere Film
„Die Geschichte von Katharina“
von Armin Maiwald wurde 1997 mit dem Film- und Fernsehpreis ausgezeichnet.
Für die WDR-Redakteurin ist er ein gutes Beispiel für die Vorge- hensweise der Jury: „Während eini- ge der wettbewerbsfähigen Beiträge bereits nach den ersten 30 Sekunden aus dem Rennen fallen, fesseln an- dere derart, dass man die DVD gar nicht anhalten mag.“ Eins sei dabei klar: Wenn einmal die Messlatte ge- legt ist, haben es die nachfolgenden Beiträge schwer: Besser? Schlech- ter? Die wachsende Zahl der einge- henden Beiträge zeigt, dass Gesund- heit und Gesundheitspolitik immer häufiger zum Thema von Fernseh- beiträgen und von Spielfilmen wer- den. Während sich die Zahl der Ein- sendungen in den Vorjahren von 30 auf 40 zubewegte, gingen 2008 insgesamt 56 Beiträge in das Ren- nen um die Hartmannbund-Tro- phäe. Da die Jury für ihr Urteil nur einen Tag Zeit hat, heißt das für sie, konzentrierter denn je zu arbeiten.
Am Ende des „Schnelldurchlaufs“
stehen meist zwei, drei Favoriten fest, die die Jury noch einmal genau- er unter die Lupe nimmt. Objekti- vität, inhaltliche Genauigkeit und die Sprache der Bilder – das sind die wichtigsten Kriterien bei der Er- mittlung der Sieger durch die Jury.
Der undotierte Preis, der jeweils im Rahmen der Hauptversammlung des Hartmannbunds verliehen wird, ist in der Szene etabliert. Die Aner- kennung durch den sachverständi- gen Verband ist für die Filmschaf- fenden von hohem Stellenwert. Die- sen Eindruck bestätigte auch der ak- tuelle Preisträger Wolfgang Lemme in seiner Dankesrede anlässlich der Preisverleihung am 24. Oktober.
Stellvertretend für das gesamte Team erhielt der WDR-Redakteur die Auszeichnung für „Was ist los mit dem Zappelphilipp?“ aus der Reihe „Quarks & Co.“. Die Sen- dung ist ein Paradebeispiel eines in jeglicher Hinsicht ausgezeichneten Films: „gut komponiert“, „erklä- rend, aber nicht wertend“ – mit die- sen und anderen Worten hat die Jury den Beitrag bewertet. I Katja Krahmer
FILM- UND FERNSEHPREIS DES HARTMANNBUNDS
Ausgezeichnete Filme
Ein gutes Thema allein macht noch keinen guten Film.
Einmal jährlich wird deshalb ein Beitrag prämiert, der auch durch seine filmische Herangehensweise überzeugt.
Dr. Kuno Winn, Vorsitzender des Hartmannbunds, überreicht den Film- und Fernsehpreis 2008 an Wolfgang Lemme.
Foto:Katja Krahmer