Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 43|
25. Oktober 2013 A 2009 DEUTSCHER ÄRZTINNENBUNDEine neue Generation motivieren
Podiumsdiskussionen, Interviews, Anhörungen – der Ärztinnenbund ist gefragt. Gleichzeitig ist es schwer, junge Kolleginnen dafür zu gewinnen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Der neue Vorstand versucht es mit Hilfe von Professionalisierung und moderner Kommunikation.
K
linik, Kinder, Kammer – vie- len jungen Ärztinnen ist das zu viel. Sie sind froh, wenn sie ihre Arbeit mit den Kita-Öffnungszeiten unter einen Hut bekommen und wollen sich nicht zusätzlich in be- rufsständischen Gremien engagie- ren. Diese Zurückhaltung beim eh- renamtlichen Engagement trifft auch Verbände wie den Deutschen Ärztinnenbund (DÄB). Das wurde beim diesjährigen DÄB-Kongress Anfang Oktober in Berlin deutlich.„Der neue Vorstand wird sich vor allem mit der beruflichen Situation von jungen Ärztinnen beschäftigen, um eine neue Generation für die Ziele des DÄB zu begeistern“, be- tonte dessen wiedergewählte Präsi- dentin, Dr. med. Regine Rapp-En- gels. Es ist eines ihrer Anliegen,
„die Vorstandsarbeit künftig für voll berufstätige Ärztinnen – auch mit Familienpflichten – attraktiv und machbar zu gestalten“.
Über die Grenzen des Ehrenamts diskutieren So wurde in der Mitgliederver- sammlung diskutiert, ob sich der Verband um eine hauptamtliche Geschäftsführerin bemühen solle und ob Aufwandsentschädigungen für die Teilnahme an bestimmten Sitzungen sinnvoll seien. Möglich wäre künftig beides. „Jüngere Ärz- tinnen prüfen ein ehrenamtliches Engagement auch unter dem As- pekt, ob sie sich einen damit ver- bundenen Verdienstausfall leisten können oder nicht“, erläuterte Rapp-Engels dem Deutschen Ärz- teblatt. Denn viele arbeiteten nicht nur ein wenig mit, sondern trügen wesentlich zum Familieneinkom- men bei. „Dann sagt eine Kollegin schon mal: In der Zeit, in der ich an einer Vorstandssitzung teilnehme, könnte ich einen Wochenenddienst
übernehmen und Geld verdienen“, berichtet die DÄB-Präsidentin.
Hinzu komme, dass ehrenamtliches Engagement in ärztlichen Organi- sationen häufig nicht wertgeschätzt werde. Eine Aufwandsentschädi- gung bedeute deshalb auch eine Anerkennung.
Darüber hinaus befasste sich der Ärztinnenbund mit der Frage, ob neue Kommunikationsmöglichkeiten dazu beitragen können, ehrenamt - liches Engagement zu erleichtern.
„Wir haben E-Mail-Abstimmungen eingeführt, wenn die Sachlage klar ist. Außerdem ist es möglich, zu skypen statt zu einem Treffen zu fahren“, so Rapp-Engels.
Andererseits seien persönliche Kontakte und Treffen bei Foren und in Regionalgruppen unentbehrlich:
„Man braucht sie, wenn es um Netzwerkbildung geht, beispiels- weise im Rahmen unseres Mento- rinnennetzwerks. Und wie Gre- mienarbeit in Ärztekammern und Verbänden funktioniert oder eine Anhörung im Bundestag, das kann
man nicht mit Hilfe von Facebook lernen.“ Die Frage der Nachwuchs- gewinnung hat den DÄB immer be- schäftigt. Schließlich will er junge Kolleginnen darin unterstützen, ih- re Arbeitsbedingungen mitzugestal- ten und Führungspositionen zu übernehmen. Zudem kann jeder Verband glaubwürdiger für den Nachwuchs eintreten, wenn dieser auch vertreten ist. „Dass Ärzteman- gel herrscht, bedeutet für uns eine Chance, unsere Forderungen besser durchsetzen zu können“, betonte Rapp-Engels. „Wir werden gehört, man fragt an. Da geht es um eine Veranstaltung dazu, was ein Kran- kenhaus für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiv macht, oder um ei- nen Vortrag, ob Ärztinnen ihre Pa- tientinnen und Patienten anders be- handeln als Ärzte.“
Was genau der Ärztinnenbund von der nächsten Bundesregierung erwartet, darauf will Rapp-Engels erst antworten, wenn sich der neue Vorstand detaillierter positioniert hat, aber: „Ich gehe davon aus, dass wir unsere bisherigen Themen bei- behalten, vor allem die Forderung nach einer geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung und die nach besseren Berufsbedingungen für Ärztinnen.“ Auch beim Engage- ment für „Pro Quote Medizin“ wird es sicher bleiben: Die Initiative setzt sich dafür ein, Führungsposi- tionen in Universitätskliniken und Krankenhäusern sowie in allen Gre- mien der Universitäten und der ärztlichen Selbstverwaltung bis 2018 zu 40 Prozent mit Frauen zu
besetzen.
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Sabine Rieser
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Themen der wissenschaftlichen Vorträge : Transplantationsmedizin, Ökonomisierung, Adipositas. Kurz - fassungen in der „Ärztin“, Bestellung:www.aerztinnenbund.de Skypen statt tref-
fen, das sei mög- lich, sagt Regine Rapp-Engels. Doch erfolgreiche politi- sche Arbeit ist ohne persönlichen Ein- satz nicht möglich.
Foto: DÄB