Die Information:
Bericht und Meinllllg NACHRICHTEN
Direktkandidaten
(Berufsangaben nach der Zu- sammenstellung des Statisti- schen Bundesamtes)
Dr. Horst Rudschies, Prakt. Arzt, NPD, Nordfriesland - Dithmar- schen-Nord
Dr. Roll Meinecke, Arzt, SPD, Harnburg-Nord II
Susanne Oberkampf, Ärztin, KBW, Harburg
Ursula Thielepape, Ärztin, NPD, Hannover 111
Dr. Hanna Neumeister, Zahnärz- tin, CDU, Holzminden
Eva Neuhaus, Ärztin, KPD, Köln II
Dr. Jörg-Dieter Gursky, Arzt, FDP, Düsseldorf-Mettmann I Dr. Waller Tietz, Arzt, NPD, Moers
Jürgen Vogt, Arzt, KPD, Essen II Prof. Dr. Walter Achenbach, Chefarzt, FDP, Lüdinghausen Johannes Pietschmann, Arzt, KPD, Bochum
Botho Prinz zu Sayn-Wittgen- stein-Hohenstein, Arzt, Forstwirt, CDU, Siegen- Wittgenstein Dr. Emil Flosdorf, Arzt, NPD, Sie- gen-Wittgenstei n
Dr. Karl Becker, Facharzt, CDU, Frankfurt II
Dr. Hans Bardens, Facharzt, SPD, Ludwigshafen
Airnut Bilger, Ärztin, KBW, Lud- wigshafen
Hannelore Doering, Ärztin, KBW, Heidelberg Land - Sinsheim Dr. Reinhard Steinmetz, Zahn- arzt, NPD, Weilheim
Dr. Dieter Schweingel, Kinder- arzt, FDP, Bayreuth
Dr. Roll Ringer, Arzt, FDP, Aschaffenburg
Dr. Rosemarie Scheurlen, Ärztin, FDP/DPS, Homburg/Saar Mit drei Ausnahmen stehen alle Kandidaten dieser Liste auch auf der jeweiligen Landesliste ihrer Partei.
Einundvierzig Ärzte kandidieren für den Deutschen Bundestag
Mindestens 45 Ärzte und Zahnärzte bewerben sich als Kandidaten bei der Wahl am 3. Oktober um einen Sitz im 8. Deutschen Bundestag.
Diese Zahl ergibt sich aus der vom Statistischen Bundesamt erarbeite- ten und im Verlag W. Kohlhammer veröffentlichten Zusammenstellung auf der Grundlage der Nieder- schriften der Kreis- und Landes- wahlausschüsse über die Zulas- sung der Wahlvorschläge.
ln der Publikation sind 51 "Ärzte und Apotheker" sowie 22 "übrige Gesundheitsdienstberufe" aufge- führt. Die Berufsangaben sind je- doch etwas problematisch. Soweit erkennbar, wurde vom "vornehm- lich ausgeübten Beruf" ausgegan- gen. Es ist also möglich, daß weite- re Mediziner kandidieren, die an- dere Berufsangaben gemacht ha- ben, etwa "Wissenschaftlicher An- gestellter", "Professor" oder auch
"Student". Ferner ist nicht ersicht- lich, wo zum Beispiel Tierärzte, Pharmaberater oder gar Heilprakti- ker eingeordnet wurden. ln den rechts und links nebenstehend wie- dergegebenen Listen sind daher nur die 45 Kandidaten aufgeführt, die in der Zusammenstellung des Statistischen Bundesamtes mit ei- ner ärztlichen oder zahnärztlichen Berufsbezeichnung eingetragen sind (41 Ärzte und 4 Zahnärzte).
Im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerung sind die Ärzte - ähnlich wie viele sogenannte Dienstleistungsberufe (Beamte, An- gestellte, Lehrer) - unter den Bun- destagskandidaten überrepräsen- tiert. Von allen 3244 Kandidaten hat knapp jeder sechste Aussicht, ge- wählt zu werden. Bei den Ärzten ist
es nur jeder zehnte. Tatsächlich dürften vier (drei Ärzte und eine Zahnärztin) gewählt werden. Dies läßt sich ohne umständliche Hoch- rechnungen oder wochenlange Re- cherchen mit großer Sicherheit voraussagen.
Mehr als die Hälfte der kandidie- renden Ärzte und Zahnärzte, näm- lich 25, haben sich ihrer Wahlchan- cen von vornherein begeben, in- dem sie sich für Splitterparteien und Randgruppen aufstellen ließen.
Man sollte wohl unter gesell- schaftspolitischen Aspekten nicht einfach darüber hinwegsehen, daß mehr als die Hälfte derjenigen An- gehörigen dieser Berufsgruppen, die überhaupt die große persönli- che Belastung einer Wahlkandida- tur auf sich nehmen, ihre politische Heimat außerhalb der vier großen Parteien suchen. Zumal es falsch wäre zu glauben, daß sich vorwie- gend jüngere Ärzte bei den kleinen Parteien und radikalen Gruppen engagieren: tatsächlich sind diese 25 Kandidaten im Durchschnitt ebenso alt, nämlich 49 Jahre, wie ihre 20 Berufskollegen bei den vier großen Parteien.
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Unter den "Bundestagsparteien"findet sich die größte Zahl von Ärz- ten und Zahnärzten - nämlich acht - bei der FDP. Sechs kandi- dieren für die CDU, fünf für die SPD und einer für die CSU.
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Im einzelnen sind bei den Split- tergruppen an Ärzten und Zahnärz- ten aufgestellt: NPD 9, AVP 6, AUD 1, KPD 3, DKP 2, KBW 3, 5-Prozent- Biock 1.Vier "sichere" Plätze
Eine Untersuchung der Plazierung dieser Kandidaten in den Wahlkrei- sen beziehungsweise auf den Lan- deslisten läßt die Voraussage zu, daß dem neuen Bundestag die fol- genden Ärzte und Zahnärzte ange- hören werden:
~ Dr. Rolf Meinecke, SPD, der be- reits seit zwei Legislaturperioden in dem sicheren Wahlkreis Harn- burg-Nord II direkt gewählt wurde.
~ Dr. Hans Bardens, SPD, hat im Wahlkreis Ludwigshafen ebenfalls
2480 Heft 40 vom 30. September 1976 DEUTSCHES ARZTEBLA'IT
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Bericht und Meinung DOKUMENTATION
seit zwei Legislaturperioden eine sichere Mehrheit. Allerdings kämpft er gegen einen prominen- ten Gegenkandidaten, nämlich den Ludwigshafener Helmut Kohl. Soll- te letzterer überraschend in Lud- wigshafen direkt gewählt werden, so ist Dr. Bardens zusätzlich mit Platz 4 auf der Landesliste der SPD abgesichert (1972 kamen fünf Kan- didaten von dieser Liste in den Bundestag).
• Dr. Hanna Neumeister, CDU, wurde 1972 zum ersten Mal über die Landesliste Niedersachsen ge- wählt und hat für die Bundestags- wahl 1976 einen sicheren 13. Platz;
bei der letzten Bundestagswahl ka- men die ersten zwanzig Kandida- ten von der CDU-Landesliste in
den Bundestag.
• Botho Prinz zu Sayn-Wittgen- stein-Hohenstein, CDU, war für die letzten zwei Bundestage jeweils über die Landesliste Nordrhein- Westfalen gewählt worden, auf der er diesmal auf Platz 40 gesetzt wurde. Seine Aussichten auf ein neues Mandat können von einer geringfügigen Verschiebung der Stimmenzahl abhängen, denn 1972 kamen von der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen genau 40 Kandidaten ins Parlament.
Von Änderungen des Wählerverhal- tens gegenüber 1972 könnten wei- tere ärztliche Kandidaten nur dann profitieren, falls diese der CDU zu- gute kommen sollten. Jedoch müß- te schon ein größerer Umschwung eintreten, um beispielsweise Dr.
Karl Becker im Wahlkreis Frankfurt II eine Chance zu geben. Er steht auf der CDU-Landesliste Hessen, von der beim letzten Mal 17 Kandi- daten in den Bundestag kamen, auf Platz 22. Ähnliches gilt für Prof. Dr.
Dr. Helmut Pfeifer in Saarbrücken, der auf der CDU-Landesliste Saar- land auf Platz 9 gesetzt wurde: von dieser Liste gelangten vor vier Jah- ren drei Bewerber in den Bundes- tag. Alle anderen kandidierenden Ärzte und Zahnärzte, auch bei FDP und CSU, haben noch weit gerin- gere Aussichten. gb
Listenkandidaten
(Berufsangaben nach der Zu- sammenstellung des Statisti- schen Bundesamtes)
Dr. Martin Meier-Siem, Arzt, SPD, Hamburg
Dr. Dr. Gerhard Ohnesorge, Facharzt, NPD, Hamburg
Dr. Wilhelmine Steffens, Ärztin, NPD, Niedersachsen
Dr. Horst Tuilius, Arzt, SPD, Nordrhein-Westfalen
Prof. Dr. Karlheinz Woeber, Chefarzt, AVP, Nordrhein-Westfa- len
Dr. Egon Knapp, Arzt, DKP, Nordrhein-Westfalen
Karl Ulrich Schwarzrock, Arzt, DKP, Nordrhein-Westfalen Dr. Mathilde Schneider, Zahnärz- tin, CDU, Hessen
Dr. Wolfgang Weimershaus, Arzt, FDP, Hessen
Dr. Ursula Hansen, Ärztin, CDU, Rheinland-Pfalz
Dr. Ursula Laschet, Ärztin, SPD, Rheinland-Pfalz
Dr. Renate Haussleiter, Ärztin, AUD, Baden-Württemberg Dr. Heinz Pollwein, Zahnarzt, CSU, Bayern
Dr. Georg Schreiber, Arzt, Jour- nalist, FDP, Bayern
Dr. Hans Meier, Arzt, FDP, Bay- ern
Dr. Karl Herrligkoffer, Arzt, AVP, Bayern
Dr. Karl von Brentano, Arzt, AVP, Bayern
Dr. Rigolf Hennig, Arzt, AVP, Bayern
Peter Cornelius, Arzt, 5-Prozent- Block, Bayern
Dr. Hans-Bernhard Hubert, Prakt.
Arzt, NPD, Bayern
Dr. Hans Maria Hochsieder, Arzt, NPD, Bayern
Prof. Dr. Dr. Helmut Pfeifer, Facharzt, CDU, Saarland
Dr. Erwin Höer, Chefarzt, AVP, Saarland
Dr. Joachim Reichelt, Prakt. Arzt, AVP, Saarland
Wahl
der Partei steht
jedem Arzt frei
Die Repräsentanten der ärztlichen Organisationen scheuen klare Stel- lungnahmen nicht. Stellung zu be- ziehen ist schließlich ihre Aufgabe als mehrheitlich gewählte Sprecher der Ärzteschaft. Falsch indes war und ist es, der Ärzteschaft und ih- ren Repräsentanten zu unterstel- len, sie wären pauschal gegen ir- gendeine gesellschaftliche Grup- pierung unseres Volkes eingestellt.
(Dies ist so falsch wie die Un- terstellung in dem dubiosen
„Schwarzbuch" einer Partei, das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT wie überhaupt die gesamte ärztliche Presse sei pauschal für eine einzi- ge andere Partei eingestellt.) Beim jüngsten — dem 79. — Deut- schen Ärztetag gab es zu der Fra- ge der „Parteiischkeit" ein — wenn auch improvisiertes, so doch sehr aufschlußreiches — Kolleg, das der ÖTV-Arzt Dr. Euler ausgelöst hatte. Dr. Euler hatte sich vor dem Plenum des Deutschen Ärztetages ausdrücklich zu dem gesundheits- politischen Grundsatzprogramm der SPD (und des DGB) bekannt, und zwar unter Bezugnahme dar- auf, daß der Beifall der Ärzte für die Politiker bei der Öffentlichen Veranstaltung, die diesem Ärztetag vorausging, sehr unterschiedlich ausgefallen war. Darauf ging der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Sewering, in seinem Schlußwort ein. Beide Äußerungen sind nachstehend, unredigiert, aus dem soeben von der Bundesärzte- kammer herausgegebenen Ste- nografischen Wortbericht des 79.
Deutschen Ärztetages vom 10. bis 15. Mai 1976 wiedergegeben.
Dr. Euler, Berlin: „Ich darf Ihnen ganz deutlich sagen — das wurde durch meine Ausführungen schon
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 40 vom 30. September 1976 2481