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uf den ersten Blick wir- ken sie wie Vogelhäus- chen – die vielen klei- nen Schreine, die im Hof ei- nes jeden Hauses und in je- dem Tempel zu sehen sind. Sie dienen der Verehrung von Göttern und Ahnen, die täg- lich mehrmals mit kleinen Opfergaben und Räucher- stäbchen erfreut werden.Doch auch die Dämonen dür- fen nicht vergessen werden, damit das Gleichgewicht zwi- schen Gut und Böse erhalten bleibt. Gusti, der balinesische Guide, führt mich in ein Pri- vatgrundstück in Penglipu- ran, wo sich Touristen gegen einen Obolus einen Eindruck verschaffen dürfen. Wichtig- ster Teil ist der Bereich mit den Schreinen, wo die Haus- frau Früchte und Räucher- stäbchen verteilt. Es folgt der Wohn- und Schlafbereich. Im rückwärtigen, „unsauberen“
Teil unter schattigen Bäumen sind Hühner und meist ein Schwein sowie Toilette und Abfall untergebracht.
Unterwegs zurück durch Hügellandschaft zum bei Ubud gelegenen Four Seasons Resort Bali at Sayan, dessen Villen sich uneinsehbar wie Vogelnester hoch über ei- nem Flusstal verstecken, hal-
ten wir an Reisfeldern. Bü- schelweise werden die Halme mit der Hand geschnitten und die Ähren auf Bastmatten auf den Feldern per Hand „ge- droschen“. Auf dem Feld ne- benan wird Reis gepflanzt. So ist zweimal pro Jahr die Ernte gesichert, die bei der Lage Balis acht Grad südlich des Äquators nicht von Jahreszei- ten abhängig ist.
Eindrucksvolle Tempel Auch zum Haupttempel Pura Besakih zu Füßen des Götter- berges Agung, der meist in Ne- bel gehüllt ist, lohnt ein Aus- flug. Dreißig großflächige Tem- pelanlagen wetteifern mitein- ander, zu denen täglich Gläubi- ge mit ihren Opfergaben pil- gern. In Scharen zieht dieses
Heiligtum auch Touristen an, die nicht ohne den um die Hüf- ten geschlungenen Sarong und die gelbe Schärpe eingelassen werden. Auf dem Markt im touristischen Ubud kann man sie preiswert erstehen.
Der wohl eindrucksvollste Tempel ist der am Ufer auf ei- nem Felsen thronende Tanah Lot, vom Wasser umspült.
Dorthin gelangt man vom auf der südlichen Halbinsel am
Indischen Ozean gelegenen Four Seasons Resort Bali at Jimbaran Bay. Die Wellen des Ozeans branden an den Fel- sen. Bei Ebbe kann man hin- überwaten zu der Höhle, in der heilige Schlangen hausen sollen. Besonders abends zum Sonnenuntergang finden sich Menschenansammlungen hier ein. Fast einsam dagegen ist es beim ebenfalls auf steilem Fels hoch über dem Wasser balancierende Tempel Ulu Watu. Er ist fest in der Hand von Affen.
Beim Fischmarkt im Dörf- chen Jimbaran pflegt der Koch des Resorts täglich fri- sche Köstlichkeiten einzu- kaufen. Pünktlich zum Son- nenuntergang führen Tänze- rinnen aus dem Dorf vor dem Hintergrund des vergoldeten Meeres ihre traditionellen Mythen aus dem Ramayana vor. Renate V. Scheiper V A R I A
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 18⏐⏐5. Mai 2006 AA1237
Bali
Insel der Götter
Reise-Tipps
Ein Visum wird bei Einreise für 25 US-$ erteilt. Der Reisepass muss noch sechs Monate gültig sein.
Hotels:Informationen über die zwei Four Seasons Resorts unter der kosten- freien Telefonnummer: 0 08 00/64 88 64 88. www.fourseasons.com.
Anreise:Cathay Pacific fliegt täglich ab Frankfurt via Hongkong nach Den- pasar. www.cathaypacific.com.
Seit Ende 2004 bietet der Reiseveranstalter Marco Polo auch auf Bali „Indivi- duelle Reisen ohne Gruppe“ an. Informationen und Katalog unter Telefon:
0 89/1 50 01 90; E-Mail: contact@marco-polo-reisen.com; www.marco-polo-
reisen.com oder in Reisebüros. )
Reise
Schutzgeister in Hotelanlage mit Opfergaben
Foto:Renate V.Scheiper