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Archiv "PC in der Praxis" (30.11.1989)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

DIE GLOSSE

„Das kann doch kein Schwein lesen!”

Karikatur: Peter Bensch, ln

Apotheker haben es manchmal schwer. Da wird ihnen ein hand- schriftliches ärztliches Rezept vorge- legt, und sie müssen es auch noch richtig lesen! Dem steht aber nicht selten die sprichwörtliche Un- oder Schwerleslichkeit von Ärztehand- schriften entgegen. Und die ist nicht nur sprichwörtlich, sondern auch wissenschaftlich bewiesen und als Tatsache belegt: Eine australische Statistikerin hat nämlich im Jahr 1976 in einer vergleichenden Unter- suchung den Handschriften von 200 Ärzten 500 Schriftproben von Nicht- ärzten gegenübergestellt und deren jeweilige Lesbarkeit verglichen. Alle Probanden mußten den gleichen Text schreiben, und zwar einen Satz, in dem alle Buchstaben des Alpha- bets mindestens einmal vorkamen.

Sie verwendete hierzu den interes- santen Testsatz: „The quick brown fox jumps over the lazy dog". (Für deutsche Verhältnisse wäre z. B. der bekannte, ebenso geistreiche Test- satz für Schreibmaschinenprüfungen geeignet: „Vor Jux, Gezech, Wein und Tabak empfand Ysop Qual").

Die schlecht oder unleserlich ge- schriebenen Buchstaben in diesem Satz wurden systematisch in jeder Schriftprobe ausgezählt. Ergebnis:

Mit wenigen Ausnahmen wurden fast alle Buchstaben in der Ärzte- gruppe schlechter, das heißt weniger gut leserlich geschrieben als in der Vergleichsgruppe.

Nun wissen wir statistisch objek- tiviert, weshalb die Apotheker manchmal den Stoßseufzer „Das kann doch kein Schwein lesen" von sich geben, allerdings ohne sich klar zu machen, daß sie sich selbst damit im Tierreich einordnen und gele- gentlich brummelnd noch hinzufü- gen „Sauklaue"!

Nun weiß kaum jemand, noch nicht einmal die meisten Apotheker, weshalb bei der Notwendigkeit, sol- che Rezepte zu lesen, oft mit so handfesten, scheinbar aus dem Tier- reich herrührenden Vergleichen um- gegangen wird. Denn es hat schließ- lich wohl trotz aller Dressurkünste bisher noch niemand vermocht, ein Schwein zum Lesen und noch weni-

ger eine Sau mit ihren Klauen zum Schreiben zu bringen.

Wer aber einmal das interes- sante und lohnende Heimatmuseum des kleinen schleswig-holsteinischen Städtchens Meldorf besucht, der kann es dort erfahren oder wenig- sten eine plausible Erklärung finden:

Bei Meldorf lebte in der Renaissan- cezeit, um die Mitte des 16. Jahrhun- derts, ein hochgebildeter, studierter

Großbauer und fürstlicher Landvogt namens Marcus Swin. Wie die Über- lieferung besagt, soll er für seine nä- here und weitere Umgebung diejeni- ge kompetente schreib- und lesekun- dige Person gewesen sein, um deren Hilfe in letzter Instanz immer dann nachgesucht wurde, wenn Briefe oder Urkunden von niemandem mehr entziffert werden konnten.

Und wenn Marcus Swin sie noch nicht einmal mehr lesen oder deuten konnte, dann konnte sie eben „auch kein Swin lesen". Nun muß man na- türlich wissen, daß das niederdeut- sche Wort Swin nicht nur Eigenname ist, sondern im Mittelhochdeut- schen, wie übrigens auch im Hoch- deutschen, zugleich auch Schwein bedeutet. Schwein war wiederum die ursprünglichere, weniger vulgäre Koseform von Sau. Es liegt nahe, anzunehmen, daß mit „Sauklaue"

vielleicht entsprechend diejenige Schreibhand gemeint sein könnte, die auch von Marcus Swin hätte nicht mehr entziffert werden kön- nen.

Die ganze Angelegenheit hat aber noch tiefere, weit in die Ver- gangenheit zurückreichende Analo- gien. So mancher römische Schrift- gelehrte soll nach Überlieferungen gelegentlich das schließlich zum ge- flügelten Wort gewordene „Quis le- get haec?" (Wer soll das lesen?) zi- tiert haben, das auf den römischen Schriftsteller Gajus Lucilius (103 v.

Chr.) zurückgeht. Die Römer hatten eben wohl keinen Schriftkundigen namens Sus, Porcus oder Scrofa, sonst hätte sich möglicherweise schon im alten Rom ein ähnlicher Stoßseufzer wie in unserem Sprach- kreis verbreitet. Bert Berley

PC in der Praxis

„Ich habe 300 Megabytes!" —

„Verwenden auch Sie den IBM-Text 4?" — „3 1/2-Disketten sind im Hand- ling besser als die 5 1/2-Laufwerke."

Auf immer mehr Ärzte-Veranstal- tungen hört man Fachsimpeleien dieser Art. Es wimmelt nur noch von

„MS-DOS", „Slots", „Thermo- und Matrixdrucker", „Directory", „Win- dows", „Back up" und „Restore".

Fast 10 Prozent aller niederge- lassenen Ärzte sollen schon einen PC (Personal-Computer) für die Praxis haben. Sie erwarten Hilfe in der Verwaltung. Und wer A sagt, muß auch B sagen. Dann muß man halt wissen, was ein „Random-Ac- cess-Memory" ist.

Patientenkarteien werden dann zu Datenbanken — auf Knopfdruck abrufbar. Der EDV-Zeitgeist kann auch bei den Arztpraxen nicht vor- beigehen. Den Jüngeren, die mit dem Bildschirm am Kinderbett auf- gewachsen sind, macht dies keine Probleme. Aber die anderen, die ei- ne Generation hinten dran sind?

Indes: Die Erfahrung aller Per- sonalchefs in den Großfirmen hat gezeigt, daß die Umstellung auch Äl- tere schaffen. Und keiner, der mal umgestiegen ist, will in die graue Vor-EDV-Zeit zurück. Das wird bei den Ärzten nicht anders sein. UM A-3692 (36) Dt. Ärztebl. 86, Heft 48, 30. November 1989

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