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KOMMENTAR

Zivilcourage

Von Norbert Spinrath

In der Diskussion um den Rechtsextremismus haben sich viele zu Wort gemeldet. In nahezu allen Beiträgen wurde dem Entsetzen über die dumpfe Gewalt gegenüber Ausländern und sozial Schwachen und die immer ungenierter zur Schau gestellte neofaschistische Gesinnung Ausdruck gegeben. So wohltuend es klingt, wenn jetzt durchweg ein entschiedenes Vorgehen gegen den Rechtsextremismus gefordert wird, so überraschend ist doch, dass dieser Aufschrei erst jetzt kommt.

Ausgelöst durch den Düsseldorfer Anschlag, bei dem überhaupt noch nicht feststeht, ob er einen rechtsextremistischen Hintergrund hat, erfolgt eine Reaktion, die eigentlich schon längst hätte erfolgen müssen.

Jetzt ausschließlich über die Bekämpfung der Gewalt aus rechten Ecken zu sprechen, hieße allerdings fahrlässig einen überaus wichtigen Aspekt außer Acht zu lassen: In unserer Gesellschaft gibt es bereits seit längerem ein generelles Gewalt- und Kriminalitätsproblem. Unter deutschen und nichtdeutschen Jugendlichen ist Gewalt als Instrument zur Konfliktlösung oder einfach nur zum Spaß mittlerweile Mode geworden. Aber auch unter Erwachsenen ist das rücksichtslose Schlagen

gesellschaftsfähig geworden; und wer selbst nicht mitmischt, schaut eben weg. Und wie sich in jüngster Zeit in bedrückender Weise gezeigt hat, werden auch Polizisten immer häufiger Opfer von Gewaltangriffen.

Die menschenverachtenden Attacken eher unpolitischer, aber in der Nazimythologie verfangener Täter sind nicht wie plötzlich eintretender Platzregen über uns gekommen. Die Polizei hat seit längerem mit einer ständig wachsenden Zahl rechtsextremistischer Gewalttaten zu tun. Mit welcher Effektivität eine Bekämpfung - die übrigens längst betrieben wird - geschehen kann, hängt allerdings nicht zuletzt von den personellen und sachlichen Ressourcen ab, die man der Polizei zur Verfügung stellt.

Eine Verstärkung der personenbezogenen Ermittlungen im rechtsextremen Milieu, operative

Maßnahmen, Observationen und verdeckte Ermittlungen - wie sie in jüngster Zeit verstärkt öffentlich gefordert wurden - sind sehr personalintensiv. Dazu kommt, dass die Schwerpunkte polizeilicher Arbeit nahezu im Wochenrhythmus je nach politischer und öffentlicher Meinung verschoben werden.

Oft fordern gerade diejenigen Politiker von der Polizei, den Druck auf rechtsextreme Gewalttäter zu erhöhen, die angesichts leerer öffentlicher Kassen keine Probleme damit haben, immer mehr Stellen im Bereich der Polizei zu streichen oder nicht zu besetzen. Im übrigen kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Politik, die Medien und auch weite Kreise der Bevölkerung bei aktuellen Kriminalitätsentwicklungen die Polizei gewissermaßen als Notbremse und alleinigen Reparaturbetrieb ansehen. Allein können wir als Polizei die Folgen mangelnder Erziehung, verfehlter Sozialisation und defizitärer Kassen nicht korrigieren.

Da müssen schon alle Kräfte zusammenwirken. Und alle sind aufgefordert, bei Gewalt, egal aus welcher Ecke sie kommt, nicht mehr wegzusehen. Mehr Zivilcourage täte uns allen gut.

(aus DEUTSCHE POLIZEI 9/2000)

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