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7. Bayerischer Selbsthilfekongress – Erlebtes und Erlerntes im Austausch

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632 Bayerisches Ärzteblatt 12/2009

BLÄK informiert

„Dieser Weg war kein leichter – die- ser Weg war steinig und schwer“ mit diesen Worten begrüßte Theresa Kei- del, die Geschäftsführerin der Selbst- hilfekoordination Bayern (SEKO), die ca. 320 Tagungsgäste zum ganztägigen 7. Bayerischen Selbsthilfekongress am 23. Oktober 2009 in München. Alles stand unter dem Motto „Erlebtes und Erlerntes – Selbsthilfe und Fachwelt im Dialog“. Die Hauptorganisation des Kongresses über- nahm das Team der SEKO, die bayernwei- te Netzwerkeinrichtung zur Selbsthilfe mit Sitz in Würzburg. Tatkräftig und finanziell unterstützt wurde der Kongress von dem Selbsthilfezentrum München. Auch die Arbeitsgemeinschaft der gesetzlichen Krankenkassen, die bayerischen Apothe- ker sowie die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) unterstützten den Kon- gress finanziell und durch eigene Work- shopbeiträge.

In Bayern gibt es rund 11.000 Selbsthilfegrup- pen (SHG) mit ca. 500.000 Mitgliedern die über 800 Themen vertreten – Zahlen, die durch im- mer neu gegründete Gruppen stetig steigen.

Aus diesem Grund waren unter anderem die Ziele des Kongresses, die Begegnung von SHG und Experten „auf Augenhöhe“, die Weiter- entwicklung von Formen der Zusammenarbeit zwischen erlebter und erlernter Kompetenz sowie die Vernetzung der SHG in Bayern. Die Teilnehmer waren zu 63 Prozent aus den SHG und zu 37 Prozent Vertreter aus dem haupt- amtlichen Bereich (Gesundheit, Soziales, Poli- tik und Verwaltung). Neben vier Kurzreferaten am Vormittag wurden am Nachmittag in zehn Workshops gesellschaftspolitische Themen wie Krankenkassenförderung, Zusammenarbeit mit Ärzten und Apothekern oder auch soziale und familiäre Selbsthilfe und Familienselbsthilfe bearbeitet.

Wie erleben Ärzte die Selbsthilfe?

Dr. Peter Scholze, Internist, Psychotherapeut und Vorstandsbeauftragter für Patientenori- entierung der KVB, erläuterte in einem Kurz- vortrag mehrere Studien zu der Frage „Wie erleben Ärzte Selbsthilfegruppen?“. So habe

eine KVB-Studie von Scholze selbst, bei der Einzelpraxen und Praxisnetze im Fokus stan- den, ergeben, dass SHG von Ärzten prinzipiell sehr positiv bewertet würden. 95 (97) Prozent hielten eine SHG für sinnvoll und 71 (65) Pro- zent hätten bereits mit solchen Gruppen posi- tive Erfahrungen gemacht. 77 (92) Prozent der Arztpraxen meinten, dass SHG bei der Betreu- ung chronisch kranker oder schwieriger Pati- enten entlasten könnte. Bei der Auswertung zur konkreten Zusammenarbeit mit SHG wür- de dennoch oft eine gewisse Zurückhaltung in der Praxis spürbar werden. In lediglich 28 (27) Prozent der Arztpraxen würden SHG the- matisiert und neun Prozent der Einzelpraxen und 24 Prozent der Praxisnetze vermittelten mehr als zehn Patientinnen und Patienten im Quartal zu SHG. Prinzipiell seien 33 (46) Pro- zent bereit, ohne Honorar SHG zu beraten.

Die Einstellung von Ärzten zu SHG könne in einem argumentativen und in einem emotio- nalen Spannungsfeld abgebildet werden. Zu- stimmende Argumente seien laut Aussagen der Ärzte, dass SHG das Behandlungsergebnis helfen zu verbessern und dass sie zur Quali- tätsverbesserung, Kompetenzerweiterung und Transparenz beitrügen. An abwertenden Ar- gumenten werde zum Beispiel „unkompetente Besserwisserei“ der SHG angeführt, dass viele der SHG-Mitglieder Ärztekritiker seien, dass sie mit den Ärzten konkurrierten und eine ehr- liche Partnerschaft ablehnten. Zustimmende emotionale Argumente seien, dass eine geteilte Verantwortung entstehe, eine positive Rück- meldung vom Patienten komme und, dass sich Anerkennung durch die SHG gegenüber dem Arzt bilde. Negative emotionale Faktoren seien,

dass Angst vor dem mündigen Patienten be- stehe, vor einer Infragestellung durch SHG, vor Kontrolle und Konkurrenz, vor Aufdeckung von Fehlern oder vor der Einengung des Therapie- freiraumes für den Arzt. „Ärzte und SHG sollen nicht in einem Konkurrenzverhalten, sondern in einem Ergänzungsverhalten zueinander ste- hen“, betonte Scholze in seinem Kurzvortrag.

Die gesamte Auswertung der Studie kann unter www.kvb.de/de/patienten/selbsthilfegruppen.

html abgerufen werden.

Gute Kooperation zwischen Ärzten und Selbsthilfe – die bayerischen Pilotprojekte

Der Workshop „Gute Kooperation zwischen Ärzten und Selbsthilfe – die bayerischen Pi- lotprojekte“, wurde von Scholze referiert und von Dipl.-Psychologin Dagmar Brüggen, Kon- takt- und Informationsstelle Selbsthilfe in Mittelfranken e. V. (KISS), moderiert. Inhalte waren die derzeitigen Kooperationsprojekte zwischen Ärzten und SHG, die unter anderem von der KVB, SEKO und KISS angeboten und unterstützt werden. Über 50 Vertreter aus ver- schiedenen Bereichen der SHG nahmen an die- sem Workshop teil. Die Teilnehmer berichteten ausführlich über ihre positiven oder negativen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten. Deutlich wurde, dass die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und SHG weiter verbessert werden konnte. Dies wur- de aus den vielen Kooperationsbeispielen der SHG-Vertreter offensichtlich. Alle Teilnehmer forderten, dass die Bayerische Staatsregierung dafür sorgen solle, dass Selbsthilfeinformati- onen in die Ausbildungspläne für alle Gesund- heitsberufe implementiert werden. So würde beispielsweise gewährleistet werden, dass in Arztpraxen nicht nur der Arzt auf die SHG ver- weisen könne, sondern zum Beispiel auch die medizinischen Assistentinnen den Patientinnen und Patienten adäquat Ratschläge geben könnten, um noch mehr Selbsthilfefreundlich- keit in den Praxisalltag zu integrieren.

Weitere Informationen im Internet zum Thema Selbsthilfe unter www.seko-bayern.de.

Stefanie Todt (BLÄK)

7. Bayerischer Selbsthilfekongress – Erlebtes und Erlerntes im Austausch

Über 50 Teilnehmer des Workshops im Erfahrungs- austausch.

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