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DGB-Bundesvorstand, Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik
Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de
Nr. 26/2009 9. Juli 2009
DGB-Bundesvorstand, Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik
Wenn Preise und Löhne fallen
Mitten in der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit 80 Jahren warnen viele sogenannte Experten vor Inflation. Sie wettern gegen Konjunkturpakete und predigen gebetsmühlenartig den Lohnverzicht, um der scheinbar aufkeimenden Inflation Herr zu wer- den. Das ist Unsinn: Vielmehr müssen wir Deflation – also eine langanhaltende abwärtsgerichtete Lohn- und Preisspirale – fürchten.
Spätestens im Herbst erreicht die Krise den Arbeits- markt. Der Lohndruck steigt. In der Krise predigen viele Geschäftsführer und Vorstände Lohnverzicht.
Die Unternehmen wollen ihre Kosten in den Griff bekommen. Was betriebswirtschaftlich gut klingt, endet aber in der volkswirtschaftlichen Katastrophe.
Die Lohnkürzungen nagen an der allgemeinen Kauf- kraft. Folglich verdunkeln sich die Absatzperspektiven der Unternehmen. Der Einbruch bei Aufträgen, Umsätzen und Produktion setzt sich unaufhaltsam fort. Wenn die Preise dauerhaft fallen, dann schieben die Verbraucher ihre Kaufentscheidung hinten an. Der Konsum sinkt und die Unternehmensgewinne fallen.
Zudem steigen in der Deflation die realen Zinsen ebenso wie der Wert der Schulden. Die Bonität der Schuldner sinkt. Vielen droht die Zahlungsunfähigkeit und die Gläubiger kürzen die Kreditlinien.
Noch befinden wir uns nicht in einer Abwärtsspirale fallender Löhne und Preise. Doch die Gefahr ist groß.
Für das laufende Jahr wird ein Rückgang der Brutto- löhne und -gehälter von bis zu 3,6% prognostiziert.
Die Erzeugerpreise fielen im Mai 2009 um ganze 3,6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dies ist der stärkste Rückgang seit 22 Jahren. Auch die Verbrau- cherpreise liegen im Mai mit 0,0% auf einem Lang- zeittief – Tendenz fallend.
Die Politik muss jetzt einen Schutzwall gegen die drohende Deflation bauen. Hierfür braucht es dringend Mindestlöhne sowie weitere konjunktur- und geldpolitische Maßnahmen, um die Krise gezielt zu bekämpfen. Noch ist es nicht zu spät, doch die Deflations-Zeitbombe tickt!
Veränderung der Verbraucher- und Erzeugerpreise in Deutschland
-4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0
Mai 08 Jun 08
Jul 08 Aug 08
Sep 08 Okt 08
Nov 08 Dez 08
Jan 09 Feb 09
Mrz 09 Apr 09
Mai 09 in % gegenüber Vorjahreszeitraum Verbraucherpreise Erzeugerpreise
Quelle: Statistisches Bundesamt
Veränderung der Verbraucher- und Erzeugerpreise in Deutschland
-4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0
Mai 08 Jun 08
Jul 08 Aug 08
Sep 08 Okt 08
Nov 08 Dez 08
Jan 09 Feb 09
Mrz 09 Apr 09
Mai 09 in % gegenüber Vorjahreszeitraum Verbraucherpreise Erzeugerpreise
Quelle: Statistisches Bundesamt
Veränderung der Bruttolöhne-und gehälter in Deutschland
2,1 3,0 3,4 2,1 0,7 0,0 0,7 -0,2 1,6 3,4 3,9 -3,6 -2,0
-4,0 -3,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0
1998 1999
2000 2001
2002 2003
2004 2005
2006 2007
2008* 2009**
2010**
in % gegenüber Vorjahreszeitraum
Quelle: Statistisches Bundesamt; Frühjahrsgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute 2009
* vorläufiger Wert ** Prognose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute
Veränderung der Bruttolöhne-und gehälter in Deutschland
2,1 3,0 3,4 2,1 0,7 0,0 0,7 -0,2 1,6 3,4 3,9 -3,6 -2,0
-4,0 -3,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0
1998 1999
2000 2001
2002 2003
2004 2005
2006 2007
2008* 2009**
2010**
in % gegenüber Vorjahreszeitraum
Quelle: Statistisches Bundesamt; Frühjahrsgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute 2009
* vorläufiger Wert ** Prognose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute