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Bleistein, U. (1995). Entstehung, Wirkung und Management von Waldbränden. Waldbrandforschung an der WSL. Argumente aus der Forschung, 10, 4-6.

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__________ ARGUMENTE

AUS DER FORSCHUNG

Entstehung, Wirkung und Management von Waldbränden

Waldbrandforschung an der WSL Ulrike Bleistein

Medien und Information

Waldbrand - eine Naturkatastrophe? Die Sicht wancjelt sich: Heute hat man erkannt, dass Waldbrän­

de auch regulative Funktionen in Ökosystemen haben können. Mit dem Phänomen Waldbrand, von der Entstehung und Wirkung bis hin zum modernen Waldbrandmanagement, befassen sich Wissen­

schafter der Aussenstation der WSL in Bellinzona und des SLF in Davos.

Wie mag es begonnen haben? Vielleicht mit Blitz­

schlägen, die Angst unp Schrecken verbreiteten, bis ein Urmensch entdeckte, dass man dem Naturer­

eignis Feuer nicht einfach nur machtlos gegenüber­

stand, sondern es auch als Werkzeug verwenden konnte? Mit dem Gebrauch des Feuers fing vieles an: ein Meilenstein in der Geschichte des Menschen und der Beginn der Kulturgeschichte. Ambivalent blieb das Verhältnis Mensch und Feuer seither immer.

Für oder gegen Mensch und Natur?

Weltweit ist Brandrodung nach wie vor eine der wichtigsten Methoden, um Land urbar zu machen.

Während früher die wenigen Brände der noch geringen Bevölkerung kaum ins Gewicht fielen, werden dadurch heute wegen gestiegener Bedürf­

nisse nach nutzbaren Flächen grosse Waldgebiete zerstört (ca. 20 Millionen Hektar tropischer Regen­

wald pro Jahr nach Schätzungen der FAO). Die Brandrodung ist nicht nur als Waldvernichter in Verruf geraten. In den Tropenwäldern gelangen so etwa 1, 1 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr in die Atmosphäre. Dass sich deswegen unser Klima verändern könnte, wird befürchtet.

Regelmässig auftretende Waldbrände können aber auch notwendig für Ökosysteme sein. In den Nadelwäldern Nordamerikas wird so verhindert,

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dass sich zuviel pflanzliches Material ansammelt, das dann Grossfeuern als Nahrung dienen könnte.

Viele Baumarten sind regelrecht darauf angewiesen, dass die Streuschicht auf dem Boden entfernt wird, bevor sie keimen können. Einige Fichten- und Kiefernarten sowie der Mammutbaum brauchen grosse Hitze, damit sich die Samen öffnen. Dazu reichen hohe sommerliche Temperaturen nicht aus.

Forschungsschwerpunkt Naturgefahren

Die WSL untersucht im Rahmen ihres Forschungs­

schwerpunktes Naturgefahren nicht nur Wald­

brände, sondern auch Lawinen, Steinschlag, Rut­

schungen, Murgänge und Hochwasser. Modelle die für die Lawinenprognose anwendbar sind, können auch für die Vorhersage von Waldbränden verwen­

det werden: Wissenschafter des Eidg. Institutes für Schnee- und Lawinenforschung (SLF), das seit 1989 zur WSL gehört, und der Sottostazione arbei­

ten deshalb eng bei der Entwicklung ihrer Modelle zusammen. Die Waldbrandforschung soll an der ' WSL zu einem Schwerpunktthema ausgebaut

werden.

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Und auf der Alpensüdseite?

Waldbrände sind ein globales Phänomen: Ihre Untersuchung wurde bereits auf der Ministerkon­

ferenz zum Schutz der Wälder in Strassburg 1990 gefordert. Von der Politik hat-die Forschung damit einen klaren Auftrag erhalten. Für die Alpensüdseite der Schweiz entwickelten Wissenschafter der WSL­

Aussenstation Sottostazione Sud delle Alpi in Bellinzona ein umfangreiches Forschungskonzept.

"Soziokulturelle, ökonomische und ökologische Auswirkungen von Waldbränden sollen untersucht sowie Massnahmen der Brandverhütung und ein integrales Feuermanagement entwickelt werden", fasst Marco Conedera, Leiter der Sottostazione, zusammen. Wichtiges Werkzeug dazu ist eine Datenbank, die mittlerweile Informationen zu 5300 Waldbränden enthält.

Waldbrände und Klimawandel

Mit Hilfe dieser Datenbank arbeiteten Wissen­

schafter der Sottostazione und Daniel Mandallaz, Statistiker an der ETH Zürich, im Rahmen eines Projektes des Nationalen Forschungsprogrammes NFP31 (Klimaänderung und Naturkatastrophen) eine Methode aus, mit der sie die aktuelle Waldbrandge­

fahr abschätzen können. Aus Wetterdaten wie Tem­

peratur, relative Luftfeuchtigkeit, Niederschläge, Windgeschwindigkeit und Sonneneinstrahlung kann ein sogenannter Trockenheitsindex ermittelt wer­

den,, der Auskunft über die Wahrscheinlichkeit von Waldbränden an einem bestimmten Tag gibt.

Die so verbesserten Kenntnisse über die zusam­

menhänge zwischen Meteorologie und Waldbrän-

Modelle, Szenarien und Prognosen - Hilfsmittel für Forschung, Politik und Praxis

Ein Modell ist eine vereinfachte Darstellung eines Sachverhaltes, um die Erforschung zu erleichtern oder zu ermöglichen. Ein Szenario ist eine vermu­

tete Folge von Ereignissen, die unter bestimmten Annahmen eintreffen wird. Die Entwicklung mehre­

rer Szenarien soll die Entscheidungsfindung erleichtern. Eine Prognose ist eine Vorhersage, die immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist.

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den wollen die Wissenschafter der Sottostazione nutzen, um Szenarien für die Folgen eines mögli­

chen Temperaturanstiegs zu entwickeln: Wie wirkt sich eine Klimaänderung auf die Häufigkeit von Waldbränden aus; nimmt etwa die Zahl und Schwere der Waldbrände bei steigender Jahres­

durchschnittstemperatur zu?

Eichen und Kastanien statt Eschen und Linden?

Von 1973 bis 1992 verbrannten fast 20 000 Hektar Waldfläche in der Schweiz, das entspricht immerhin etwa einem Zehntel der Fläche des Kantons Tessin.

Waldbrände richten unmittelbar grosse Schäden an.

Doch wie wirken sich Brände langfristig auf das Ökosystem aus? Erreicht es wieder seinen ur­

sprünglichen Zustand? Oder verändert es sich mit der Zeit, vor allem wenn Brände wiederholt auf­

treten?

Gemeinsam mit Wissenschafterinnen und Wis­

senschaftern des Geobotanischen Institutes der Universität Lausanne, die bereits 1990 die Folgen

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von Feuer auf die Bodenvegetation in südexponier­

ten Kastanienwäldern des Tessins untersuchten, starteten die Forscher der Sottostazione ein Projekt im Rahmen des schweizerischen Beitrages zur UNO-Dekade für die Vorbeugung von Naturkata­

strophen: Erste Ergebnisse zeigen, dass wieder­

kehrende Feuer in kurzen Abständen die Standorte langfristig verarmen lassen und feuertolerante Arten begünstigen. Als besonders feuerresistent haben sich Eiche und Kastanie erwiesen; sie setzen sich gegenüber anderen Bäumen wie Linde und Esche durch.

Modemes Waldbrandmanagement

Diese Prozesse gibt es auf der Alpensüdseite schon sehr lange, wie eine Studie des Geobotanischen Institutes der Universität Bern zeigt: Vor sieben­

tausend Jahren machten die ersten Bauern Land mit Hilfe von Brandrodung·urbar. Weisstannen, Ulmen, Linden und Eschen mussten damals Hasel­

sträuchern und Adlerfarnen weichen. Nach einer letzten grossen Brandrodungsphase zu Beginn der Römerzeit, bei der vor allem die Erlen verdrängt wurden, begannen Menschen mit der Kultivierung der Kastanie. Die Brandrodungen wurden aufge­

geben, und Feuer wieder eher als Feind denn als Werkzeug betrachtet. In diesen Zeitraum fallen vermutlich auch die ersten Massnahmen zur Waldbrandbekämpfung.

Ohne Brandbekämpfung sähen die Wälder an vielen Orten im Tessin möglicherweise anders aus.

Ein integriertes Feuermanagement, an dem Wissen­

schafter der Sottostazione und der Abteilung Geo­

graphische Informationsverarbeitung des Geogra­

phischen Institutes der Universität Zürich zur Zeit arbeiten, wird die beobachteten Wirkungen von

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Waldbränden, ökologischen wie ökonomischen, berücksichtigen müssen. Grundlage ist ein Geo­

grafisches Informationssystem (GIS). Dort, wo wegen wiederholter Feuer die Degradation der Vegetation bereits weit fortgeschritten ist, wären zuerst Massnahmen zu ergreifen.

Die Waldbrandforscher der Sottostazione und ihre Schweizer Partner suchen in letzter Zeit ver­

mehrt die Zusammenarbeit mit Forschungsgruppen der EU. Enge Kontakte bestehen bereits zu Wissen­

schaftern aus Italien, Frankreich, Griechenland und Portugal.

Ursache der Waldbrände 1984 - 1993

10 % durch Blitzschlag;

90 % vom Menschen verursacht:

17 % deir Fälle vermutlich durch Brandstiftung, 25 % der Fälle durch menschliche Nachlässigkeit, die übrigen durch Armeeinsätze, Eisenbahn, Kurz­

schlüsse oder Feuer im benachbarten Italien;

Die meisten Waldbrände treten auf der Alpensüd­

seite im Winter auf.

Verbrannte Waldfläche in der Schweiz 1973- 1992

18 600 Hektaren in der gesamten Schweiz 16 800 Hektaren auf der Alpensüdseite 15 500 Hektaren im Tessin

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Referenzen

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