• Keine Ergebnisse gefunden

Bleistein, U. (1995). Forum für Wissen 1995 der WSL «Erhaltung der Biodiversität – eine Aufgabe für Wissenschaft, Praxis und Politik». Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 146(10), 821-827.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Bleistein, U. (1995). Forum für Wissen 1995 der WSL «Erhaltung der Biodiversität – eine Aufgabe für Wissenschaft, Praxis und Politik». Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 146(10), 821-827."

Copied!
7
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

M/r££/£t//VG£/V

— COA//HLW/CA7YO/VS

Forum

für

Wissen 1995der WSL

«Erhaltung der

Biodiversität -

eine Aufgabe

für

Wissenschaft, Praxis und

Politik»'

Zusammengefasstvon Mrifeß/eisfem

Keywords; biodiversity, research, nature conservation. fdk is: i&907.1:945.4

Zu Beginn des Europäischen Naturschutzjahres hat die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) ein zentrales Thema des Naturschutzes auf- gegriffen:Am ForumfürWissen, das am 1.Februar 1995 in Birmensdorf stattfand, dis- kutierten Fachleute aus Praxis, Wissenschaft sowie der Naturschutzverbände über die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt. Flierfür sei eine abwechslungs- reiche Mosaiklandschaft mit verschiedenen Nutzungsformen ideal, lautete das Fazit der Referenten.

Vom wissenschaftlichen Thema zur politischen Forderung

Der vom Menschen verursachte rasante Verlust der biologischen Vielfalt ist mitt- lerweileweltweitals drängendesProblem erkanntworden. WersetztedieBiodiversität aufdiepolitische Agenda;wo begann die KarrierediesesThemas?Vom21.bis24.Sep- tember 1986 tagte in Washington D.C. das «National Forum on Biodiversity» unter dem Patronat der National Academy of Science und der Smithsonian Institution.

ErgebnisdiesesForums war unter anderemdas vielbeachtete Buchvon W;'/so« (1988)

«Biodiversity». Bekannte Wissenschafter wie E.O. Wilson, Paul R. Ehrlich, Peter H. Raven und Daniel H. Janzen richteten einen dringlichen Appell zur bedingungs- losen Erhaltungder biologischen Vielfalt andie Öffentlichkeit.

dringlichen Öffentlichkeit.

dringlichen Appell Öffentlichkeit.

Appell

Auf

den Ministerkonferenzen zum Schutz der Wälder in Strassburg (1990) und Helsinki (1993) sowie aufder Konferenz über Umwelt undEntwicklung in Rio(1992) sprachen sich die politisch Verantwortlichen dann für den Schutz und die Förderung derbiologischen Vielfalt aus. Die Konvention zur Erhaltungder biologischenVielfalt,

' Zusammengefasst vonUlrikeBleistein nach den BeiträgenderAutoren: DerTagungsband Forum fürWissen 1995 «Biodiversität» kann bei derBibliothek der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaftbezogenwerden.

(2)

ein wesentliches Resultat der Rio-Konferenz, ist allerdings von vielen Staaten noch nichtratifiziert worden.

Das World Resource Institute, die World Conservation Union und das Umwelt- Programm der Vereinten Nationen publizierten 1992 gemeinsam eine Strategie zur Erhaltungder biologischen Vielfalt, diesich an internationale Institutionen, Regierun- gen, private Organisationen, Wissenschaft und Wirtschaftrichtet. Diese Strategie for- dert eine Orientierung von Sozial- und Wirtschaftspolitik an der Maxime einer natur- verträglichen Entwicklung.

Wie steht es um die biologische Vielfalt?

RasanterVerlust der biologischen Vielfalt, was heisst das genau? Die biologische Vielfalt umfasst neben der Vielfalt der Ökosysteme und der Arten auch diejenige innerhalb der Arten (genetische Vielfalt). In der öffentlichen Diskussion wird Bio- diversität allerdings oft mit Artenvielfalt gleichgesetzt. 1,7 Millionen Arten auf der Erde sind wissenschaftlich beschrieben; konservative Schätzungen ergeben eine Gesamtartenzahl von 12,5 Millionen, davon sind dergrösste Teil Insekten und Mikro- Organismen. Die tropischen Gebiete rangieren hinsichtlich Artenvielfalt ganz weit oben: Auf 7 Prozent der Erdoberfläche kommen neunzig Prozent der Arten vor. Bei genauen Aussagen über die Aussterberaten ist man auf Extrapolationen angewiesen, die von Habitatverlusten und Schätzungen endemischer Arten ausgehen, so dass hier Vorsicht geboten ist. Sicher ist aber, dass für den beobachteten Artenverlust direkte Ausrottung, beispielsweise durch Überjagung, eine weitaus geringere Rolle spielt als Habitatzerstörung oder -Veränderung.

Erhaltung der Biodiversität

-

eine gesellschaftliche Aufgabe

Claude Martin, Direktor des WWF International, wies am Forum für Wissen auf die Bedeutung der biologischen Vielfalt für den Menschen hin. Von der Erhaltungder genetischen Ressourcen sei die Erzeugung leistungsfähiger Sorten von Nutzpflanzen und-tierenabhängig.Mit Medizinausnatürlichen Quellen versorgtensichachtzigPro- zent derWeltbevölkerung. Erbetontedie Bedeutung von Korallenriffen undMangro- venbeständen als Nahrungsgründe für Fische und für die Uferstabilität, wies auf die Rolle von Waldbeständen für den Wasserhaushalt und als Befestiger von Böden hin und erwähnte, dass geschützte Ökosysteme als Erholungsgebiete und Einkommens- quellewichtigseien. Martin schränkteallerdingsein, dass sich der Wertintakter Öko- Systeme nicht quantifizierenlasse: «Letztlich istes aber eine Frage der Ethik, nicht zu zerstören, was einem ebensowenig gehört wie kommenden Generationen und Folgen haben kann, die niemandwirklich abzuschätzen vermag.»

(3)

Entstehung der Biologischen Vielfalt

-

was sagtdie ökologische Forschungdazu?

«Während die Grundlagenforschung sich vor allem für das Entstehen der Bio- diversität interessiert,istdas Erhalten und Fördern derBiodiversität in ersterLinie ein gesellschaftlich-kulturelles Anliegen», betonte PeterDuelli von der WSL. Da seit der Konferenz von Rio dieses Anliegen nun als gesellschaftliche Aufgabe klar formuliert

sei, müsse sich die ökologische Forschung mit den Faktoren befassen, die einen nega- tiven oder positiven Einfluss aufdie biologische Vielfalt haben, um danngezielt Emp- fehlungen aussprechen zu können.

DieNamen ökologischerModell undKonzepte sprechenfürsich: Die Inseltheorie (MöcArt/zur und WI/so«, 1967) beschreibt, welche Faktoren die Biodiversität in einer Landschaftauswinzigen natürlichen oder naturnahen Inseln, umgeben von einem Kul- tursteppenmeer, beeinflussen. Sie besagt, dass die Zahl der auf einer Insel lebenden Arten das Resultateines Gleichgewichteszwischen Einwanderungund Aussterberate ist. Konsequenzen für die Praxis: Die Naturinseln müssen vergrössert und die Distan- zen zwischen ihnen verringert werden. Aus diesem Konzept entwickelte sich die Vor- Stellung eines Biotopverbundes, der die gesamte Kulturlandschafteinschliesst.

Eszeigtesichjedoch,dassfürdiemeistenTierarten nichtdie Isolationder Flächen der begrenzende Faktorfür ihrVorkommen ist, sondern vielmehr dieHabitatqualität.

Von diesen Beobachtungen ausgehend, entwickelten Wissenschafter der WSL das

Mosaikkonzept(Due///, 1992). Eszeigt,dasseinevielseitige Mosaiklandschaft mit einer grossen Anzahl verschiedener, kleinflächigerLebensräume, zwischen denenTiere und Pflanzen wandern können, die regionale Biodiversität in der Kulturlandschaft günstig beeinflusst.

Auch den Wald sieht man heute aus einem anderen Blickwinkel: Das Mosaik- zyklus-Konzept (Auhrev/Y/e, 1938; Leihundguf, 1982) räumte mit derVorstellungeines stabilen Klimaxwaldesauf undgeht von einemZyklusausEntwicklungundZerfallaus.

Imentsprechenden Naturschutzkonzept, dem «fragmented-forest»-Konzept, erstmals von

//arm

1980fürWaldgebiete inden USA und Kanada vorgeschlagen, möchte man einenMosaikwald fördern,bei demrund umeinezentrale Alt-undTotholzinselzyklisch alle Sukzessionsstufender Kahlschlagbewirtschaftung gleichzeitig vorkommen.

An der WSL werden neben Modellen und Konzepten noch weitere Beiträge für

den Biotopschutz geleistet. Die Gruppe Landschaftsdatenbank entwickelt Methoden zurKartierung, Beurteilung und elektronischen Verwaltung der Biotope von nationa-

1er Bedeutung. Die Gruppe Moorschutz kümmert sich ganz speziell um die drastisch geschwundenen Feuchtgebiete. Die Gruppe Fauna hat eine Sammlung von 17 Roten Listen für gefährdete Tierarten zusammengestellt, die im letzten Sommer vom Bun- desamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) publiziert wurde (Due//;, 1994).

Bestimmung der Biodiversität

-

eine wissenschaftliche Aufgabe

Das Ausmass der Biodiversität zubestimmen und ihre Entwicklung zuverfolgen, ist heute eine weitere wichtige Aufgabe für die Wissenschaft. «Es besteht ein Mangel an verlässlichen Daten», stellte John Innes von der WSL fest. Traditionell messe man dieArtenvielfalt mit verschiedenen Indizes nach Shannon, Simpson oder Berger-Par-

(4)

ker, die allerdings rein numerisch seien und einen Informationsverlust zur Folge hätten. Methoden zur Bestimmung der Waldstruktur und der Landschaftsdiversität, Arteninventare, Modellierungen, die Voraussagen für Ökosystementwicklungen ermöglichten, und Dauerbeobachtungen könnten in der Praxis sinnvoll fürdie Bewer- tung der Biodiversitätsein. Wichtigsei, dassman verschiedene Ansätze berücksichtige.

Dass in Europa hinsichtlich Biodiversität einiges im argen liegt, verdeutlichte Innes mit einem Zitatvon £/fo« (1966): «Wenn man durch die langweiligen und auf- geräumten Wälder (Englands) wandert, die das Ergebnis moderner forstwirtschaft- licher Methoden sind, mag man kaum glauben, dass absterbendes und bereits totes Holzeinen der zwei oder drei bedeutsamstenKleinstlebensräume derTierarten eines natürlichen Waldes darstellt und dass mit dem Abräumen geworfener Bestände oder sich zersetzender Stämme das Gesamtsystem um vielleicht mehr alsein Fünftelseiner gesamten Fauna verarmt.»

Weil es häufig unmöglich ist, die Biodiversität in ihrer gesamten Komplexität zu erfassen, werden heute oft Bioindikatoren angewendet, die sowohl über Habitatviel- fait als auch über Habitatqualität und damit auch über den Artenreichtum Auskunft

geben. Als Bioindikatoren wählt man meistens gefährdete Arten mit hohen Ansprüchen aneinenvielfältigenLebensraum.Fürden SchweizerWaldwürdesichbei- spielsweise dasAuerwild alsIndikatoreignen. «Die Beurteilungder Biodiversitätnruss dieBeurteilungvon Funktionsabläufen wie VerbreitungderArten, Nährstoffdynamik, Nahrungserwerbsmuster und Räuber/Beute-Beziehungen mit einbeziehen,» betonte Innes. In der Schweiz wurde hierfürmit einem Dauerbeobachtungsprogramm begon- nen,ein Gemeinschaftsprojekt von WSL, Kantonen und BUWAL.

GenetischesMaterial

-

Baukasten der Evolution

Je vielfältiger das Erbmaterial der Organismen ist, desto grösser ist die Chance, dasssie sich anveränderte Umweltbedingungen anpassen können. Genetische Unter- suchungen in immissionsbelasteten Wäldern hätten gezeigt, dass sich Umweltstress in vielfältiger Weise auf die genetischen Strukturen auswirke, erklärte Gerhard Müller- Starck, ProfessorfürForstgenetik an der Universität München, derfrüher die Gruppe Forstgenetik derWSL leitete. ToleranteBestände wiesen invielen Fälleneinedeutlich grössere genetische Diversität auf als vom Absterben bedrohte sensitive Bestände.

Grosse individuelle genetische Vielfalt erhöhe die Überlebensfähigkeit, wenn Bäume komplexen Formenvon Umweltstress ausgesetzt seien (MMl/er-Starc/c, 1994).

Forstgenetikerder WSLführen zurZeit genetische Inventuren durch, um Risiken fürden Fortbestand der Wälderwie Genverlust zu ermitteln. Erstes Ergebnis für die

Fichte: Die Variation innerhalb von Waldbeständen ist grösser als erwartet, während diejenige zwischen verschiedenen Beständen vergleichsweise geringist. Dieses Resul- tat istwichtigfürGenreservate, einer Massnahme zum Schutz genetischer Ressourcen:

Esistbesser, weniger, dafür abergrössere Flächen auszuweisenalsumgekehrt. Bei der Tanne zeichnet sich ein entgegengesetzter Trend ab. Interessanter Nebenaspekt dieser Untersuchungen: DieWissenschaftererhielten HinweiseaufdienacheiszeitlichenEin- wanderungswege der Tanne und der Fichtein die Schweiz.

An der Einrichtung von Genreservaten, in denen mit Naturverjüngung gearbeitet wird,sind Wissenschafter derETHZ und derWSL beteiligt. Es darf dort kein Erbma-

(5)

terial der zu erhaltenden Baumart eingeführt werden, denn die vorhandenen geneti- sehen Ressourcen sollen vor fremden Einflüssen geschützt werden. Eine Nutzung des Waldes ist abermiteinigenwenigen Einschränkungen möglich. Fürdie Zukunft ist ein

ganzesNetz dieser Genreservate fürFichten,Eichen und Tannen geplant.

Neue Technologien,neue Probleme?

Mit der Entwicklung gentechnologischer Methoden rückt die biologische Vielfalt

auch inden InteressenbereichderWirtschaft.Diegenetischen Ressourcenwürdenzum begehrten Rohstoff, um Nutzpflanzensorten zu verbessern, sagte Martin. Es bestehe die Gefahr, dass von der Nutzung des genetischen Materials vor allem Industriebe- triebe in der ersten Welt profitierten, weil nach dem GATT-Abkommen verändertes genetisches Material patentiert werden könne. Die Konvention zur Erhaltung der biologischen Vielfalt sehe vor, dass die Nutzung biologischer Ressourcen abgegolten werden müsse. Unklarbleibt, wie mit Material in Genbanken zuverfahren ist,das vor Inkrafttretender Konvention gesammelt wurde. Müller-Starck warntevorgenetischen Manipulationen im Ökosystem Wald, derenAuswirkungen nicht abschätzbarseien.

Waldbewirtschaftung und Biodiversität

Auf

die Problematik von Untersuchungen, die den Einfluss der Waldbewirtschaf- tung aufdie Biodiversität messen wollen, wiesWalter Kellervon der WSL hin. Dauer- beobachtungsflächen seien in der Vergangenheit standörtlich nur in wenigen Fällen homogen gewesen; häufig fehlten Vergleichsflächen ohne jegliche Eingriffe. Ausser- dem überlagerten sich gleichzeitig verschiedene Einflüsse, die schwierig auseinander- zuhaltenseien. Sostellten und Mitarbeiter(1987) in verschiedenenLaubwäldern eineVerarmung der Krautschicht fest.Eine AuswertungvonZeigerwerten ergab, dass dieLichtwertedes Bestandesunterwuchses abgenommen

-

die Beständewurden dunk-

1er

-

und die Stickstoffwerte zugenommen hatten. Neben Änderungen der Wald- behandlunghatteoffenbarder Wegfall vieleraus demMittelalter überlieferterNeben- nutzungen zu einer merklichen Erholung der ausgepowerten Böden geführt; dazu kommen anthropogen bedingte Stickstoffeinträge aus derLuft.

Je grösser die Standortsdiversität, desto grösser sei auch die Biodiversität, beschrieb Keller die natürlichen Voraussetzungen für eine hohe biologische Vielfalt, die daneben aber entscheidend durch den Menschen beeinflusst wird. «Das Leben erstickt in der Uniformierung», fasste Keller seine Äusserungen zusammen. Ein Plen- terwald (Wald mit Bäumen aller Entwicklungsstufen auf kleinem Raum) bereichere die Biodiversität, aber nur Plenterwaldwärefür die Biodiversität nachteilig.

(6)

Welchen Beitrag kanndie Forstpraxis zur Erhaltung derBiodiversität leisten?

Heinz Kasper,KantonsoberförsterdesKantons Aargau,zeigte,wiederForstdienst aufdieForderungnachErhaltung der Biodiversitätreagierenkann.Vor kurzem wurde

das Wald-NaturschutzinventardesKantons Aargau abgeschlossen,das alleökologisch überdurchschnittlich wertvollen Waldflächen erfasst. Für die Auswahl wendete man vier Kriterien an (Z/mwer/i 1991 und 1994):

1. standörtliches Kriterium: seltene und besondere Waldgesellschaften

2. strukturelles Kriterium: Altholzbestände, grossflächige Laubmischwälder

3. besondere botanische oder zoologische Bedeutung der Waldobjekte

4. besondere Elemente wie Tobel, Rutschgebiete im Wald, Waldweiher, bestehende Waldreservate.

Insgesamt wurde eine Waldfläche von 9500 Hektaren als besonders wertvoll ein- gestuft, das sind 20 Prozent der Waldfläche im Kanton Aargau. Mehr als die Hälfte davon liegen im Jura, obwohler nureinen Anteilvon etwa einem Drittelander Fläche des Kantons Aargau hat. Dort wurden Wälder auf trockenen Standorten und gross- flächige, ältere und verhältnismässig strukturreiche Laubmischwälder aufgenommen.

Im Mittelland waren esvor allem ehemalige Auenwälder.

Zur ZeitwirdimAargau aneinem Aarwr.sc/iMfzprog'ramm Wn/rf gearbeitet.Haupt- zielseies,dennaturnahen Waldbau aufdergesamtenFläche zuverwirklichen.Daneben sollen seltene Waldgesellschaften geschützt, Naturwaldreservate und Altholzinseln geschaffen sowie der ökologische Wert von Waldrändern verbessertwerden.

Die Konsequenzen

Die für die Erhaltung der Biodiversität wünschenswerte Landschaft sah für die Referenten desForumsfürWissen sehrähnlich aus: Eine vielfältige Mosaiklandschaft mit derganzen Bandbreite derNutzungen, von Urwaldgebieten, wo derMensch nicht eingreift,bis zu intensiv bewirtschafteten Flächen, sei für die Erhaltung der Biodiver- sität ideal. Peter Duelli gab klare Prioritäten für den Naturschutz an: «Zunächst müs- sten wir also alle in der Schweiz vom Aussterben bedrohten Pflanzen- undTierarten fördern und die in der Schweiz schon ausgestorbenen zurückgewinnen.» FürLebens- raumspezialisten sei Biotopschutz angesagt: Naturinseln wie Hochmoore, Trocken- rasen und Laichgewässer müssten vergrössert, vermehrt und besser vernetzt werden.

Im Waldwünschtsich Duelli mehrLicht und offene Flächen.

Zur Erhaltung genetischer Ressourcen plädierte Müller-Starck für eine weit- gehende Anwendung der Naturverjüngung. Damit das Anpassungspotential einer Population erhalten werden kann, sollte sowohl die Anzahl der Bäume als auch die Anzahl der Nachkommenschaft in einem Bestand möglichst gross sein. Saatgut sollte von möglichst vielen Beständen und Bäumen gewonnen werden.

WalterKellerbetontedieBedeutungästhetischer Prinzipien: «Einekünftige Wald- behandlung wird Fragen von Form und Gestalt den Vorrang vor holzproduktions- orientierten Prinzipien und Rezepten einzuräumen und in derAusbildung zuberück- sichtigen haben; darin liegteine Chance fürdie Forstwirtschaft.»Ähnlich

Ausbildung Ähnlich Ausbildung

äussertesich

(7)

auch HeinzKasper: «Wirmüssen endgültig Abschied nehmenvom latent immernoch vorhandenen, aber durch die Entwicklung überholten Ziel, die Holzproduktion nach landwirtschaftlichem Vorbild zuintensivieren.»

In der Schlussdiskussionüber die Folgerungen fürPraxis und Forschung unter der Leitung von WSL-Direktor Rodolphe Schlaepfer kristallisierte sich dann noch eine Forderung andie Forschung heraus: Mehrfach wurde ein umfassendesMonitoring der Biodiversitätfürdie Schweiz gefordert.

Literatur

Anbrev/V/e,A., 1938:La forêtcoloniale: lesforêtsdel'Afriqueoccidentalefrançaise.Ann. Ac.Sei.

colon. (Paris) 9:1-245.

Due///, //, 1992: Mosaikkonzept und Inseltheorie in der Kulturlandschaft. Verh. Ges. Ökol. 21:

379-384.

Due///, L, 1994: Rote Liste der gefährdeten Tierarten in der Schweiz. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Hrsg.) BUWAL-Reihe Rote Listen, EDMZBern: 93S.

£//ou, C. 5., 1966:Dyinganddeadwood.IN: The patternofanimalcommunities.New York, Wiley andsons.279-305.

Darr/s, L. D., 1984: The fragmented forest: island biogeography theory and the preservation of bioticdiversity. University ofChicago Press,Chicago,Illinois.

Ku/tn, /V.; Am/e/, P.; //«/sc/tm/d, At, 1987: Veränderungen in der Waldvegetation der Schweiz infolge Nährstoffanreicherungen ausder Atmosphäre. Allg. Forst-Jagdztg. 758, 5/6: 77-84.

Le/hunr/gut, 7/., 1982: Europäische Urwälderder Bergstufe. Bern/Stuttgart, Haupt.308 S.

Macvtrt/iur, /?.//.; W//sou £.O., 1967: The theoryofisland biogeography. New York. Princeton UniversityPress.203 S.

MuZ/er-Starc/c, G., 1994: Die Bedeutung dergenetischen Variation für die Anpassung gegenüber Umweltstress. Schweiz.Z.Forstw. 12: 977-999.

W/faou, E.O., 1988:Biodiversity. National AcademyPress,Washington,521 pp.

Zimmer//, S., 1991: Das Wald-Naturschutz-Inventar im Kanton Aargau

-

KriterienKriterienpp.pp. und Metho-

den. Mitt.Aargau. nat. forsch. Ges. 33: 309 S.

Zimmer//, S., 1994: Das Wald-Naturschutzinventar im Kanton Aargau (WN1)

-

Schlussbericht.

Aarau, Baudepartement und Finanzdepartement Aargau (Hrsg.). 86S.

Ver/as5erm:Dr. Ulrike Bleistein, Medien und Information, Eidg. Forschungsanstalt für Wald.

Schneeund Landschaft (WSL), CH-8903 Birmensdorf.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Ein wesentliches Resultat der UNCED-Konferenz von Rio 1992 war die Verabschiedung eines neuen internationalen Abkommens ~ der Konvention zur Erhaltung der Biologischen

Allgemein verbessert die Ver- breitung von Samen und Früchten durch Ameisen die Lebensbedin- gungen verschiedenster krautiger Pflanzen (G. ßza/a, 1990) und somit auch

Im Gegensatz hierzu sind Dauerversuchsflächen in Lagen über 1000 Metern kaum zu finden, weshalb die Aussagen, die aufgrund von Daten der Dauerversuchsflächen gewonnen werden,

Ein wesentliches Resultat der UNCED-Konferenz von Rio 1992 war die Verabschiedung eines neuen internationalen Abkommens ~ der Konvention zur Erhaltung der Biologischen

Häufig wirkt Fremdpolleneinflug in Samenplantagen einer genetischen Einengung entgegen, führt aber auch dazu, dass die erwünschte genetische Zusammenset- zung des Saatgutes

Unsere vordringlichsten Forschungsbedürfnisse im Hinblick auf das Erhalten und Fördern der regionalen Biodiversität sind also entsprechend kurzfristiger Natur: Im Vordergrund

Modelle die für die Lawinenprognose anwendbar sind, können auch für die Vorhersage von Waldbränden verwen­?. det werden: Wissenschafter des

Wir können die Kontakte leider nicht noch intensiver kultivieren, weil wir eben doch nicht immer vor Ort sind, wegen der relativ grossen räumlichen Distanz.. UB: Du bist selbst