Fehlbelegung
Zu der Glosse „Präzise Fehlbelegung“
in Heft 46/2000:
Sind wir Deutschen wirklich so anders?
Es stellt sich mir die Frage, was der Autor unter system- immanenter stationärer Ver- sorgung versteht. Ist damit der selbst verwirklichte – weil offiziell allein lebende – Patient mit Leistenbruch ge- meint, der sich 12,7 Tage (1977) ins Krankenhaus legt, dort Ressourcen unseres Ge- sundheitssystems verbraucht, gleichzeitig 140 DM Tage- geld pro Krankenhaustag kassiert und nach Entlassung weiter drei bis vier Wochen (bei Bürojob) krankge- schrieben ist? Kann und darf dies Sinn und Zweck unseres Solidarsystems sein?
Wenn Beurteilungskriterien, wie die „Appropriate Eval- uation protocols (AEP)“, in vielen Ländern der Welt schon eingeführt, erprobt und validiert sind, diese wei- terhin schon auf europäische Maßstäbe angepasst wurden, stellt sich schon die Frage, ob Deutschland hier wieder ei- nen Sonderweg gehen muss.
Sind wir Deutschen wirklich so anders als unsere europäi- schen Nachbarn, oder haben wir uns nicht nur in den ver- gangenen Jahrzehnten in un- serem Gesundheitssystem mollig warm eingerichtet, dieses auf allen Ebenen bis zur jetzt sichtbaren Erschöp- fung ausgenutzt?
Der OECD-Bericht von 1997 hat hierzu eine klare Analyse vorgelegt: Wir Deutschen ha- ben doppelt so viele Kran- kenhausbetten pro 10 000
Einwohner wie unsere eu- ropäischen Nachbarn, liegen bei den gleichen Krankheits- bildern in diesen doppelt so lange wie unsere europäi- schen Nachbarn und sind da- bei, was die Gesundheit be- trifft, nur im unteren Mittel- feld angeordnet. Wenn unse- re Gesellschaft sich diese Form der Gesundheitspla- nung weiter leisten will, dann bitte schön, muss man dieser Gesellschaft auch sagen, was das in der Zukunft kosten wird, vor allen Dingen bei unserer Bevölkerungsstruk- tur und nur vagen Hoffnun- gen auf Vollbeschäftigung.
Dr. med. M. Schweins, Frankfurter Straße 589, 51107 Köln
Vergütung
Zu dem Interview mit dem Vorsitzen- den der Kassenärztlichen Bundesver- einigung, Dr. med. Manfred Richter- Reichhelm, „Vorstoß in die neue Welt“ in Heft 47/2000:
Rechnungen an den mündigen Patienten
. . . (Richter-Reichhelm) ent- wickelt eine Mischung aus Schweizer Kleinkrämerei (Minutenpreise) und erfindet dazu noch den Morbiditätsin- dex (MIX – besser Mist).
Es gibt nur einen Weg aus dem Dilemma: Rechnungen an den mündigen Patienten.
Die Kostenerstattung ist sei- ne Sache. Raus mit den sozia- len Problemen aus der Kran- kenversicherung. Die müssen aus Steuermitteln (Sozial- steuer?) getragen werden.
Bezahlung unserer Funk- tionäre zum Quartalsfallwert!
Klaus A. Ronneberger, Bahnhofstraße 25, 24211 Preetz
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 1–2½½½½8. Januar 2001 AA27
Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.
LESERZUSCHRIFTEN
B R I E F E