Verhältnis von DNEL zu AGW
REACH-Text Anhang I Abschnitt 1.0.1
− „Ziel der Ermittlung schädlicher Wirkungen auf die
Gesundheit des Menschen ist es, … für den genannten Stoff Expositionsgrenzwerte abzuleiten, die bei der menschlichen Exposition nicht überschritten werden sollten.
Dieser Expositionsgrenzwert wird als Derived No-Effect Level (DNEL — abgeleitete Expositionshöhe, unterhalb deren der Stoff zu keiner Beeinträchtigung der
menschlichen Gesundheit führt), bezeichnet.“
− „The objectives of the human health hazard assessment shall be to … derive levels of exposure to the substance above which humans should not be exposed.
This level of exposure is known as the Derived No-Effect Level (DNEL).”
http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02006R1907-20150101&from=DE
Weitere Verwendung des Begriffs DNEL
− Im Sicherheitsdatenblatt sind diejenigen DNEL im Abschnitt 8 zu nennen, die in einem
Expositionsszenario im Anhang verwendet werden.
REACH-Text Anhang II Abschnitt 8.1.4 und ECHA-Leitlinien zur Erstellung von Sicherheitsdatenblättern
− Arbeitsschutzgrenzwert (OEL) bzw. dessen Datengrundlage kann zur Ableitung des DNEL verwendet werden
− Risiken bei Tätigkeiten mit Expositionen unterhalb des DNEL‘s gelten als angemessen beherrscht
ECHA-Leitlinie B.7.1.2 Rechtliche Bestimmungen zur Festlegung von DNELs
http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02006R1907-20150101&from=DE http://echa.europa.eu/documents/10162/13643/information_requirements_part_b_de.pdf
Artikel 37 Absatz 5 REACH
„Der nachgeschaltete Anwender hat geeignete
Maßnahmen zur angemessenen Beherrschung der
Risiken zu ermitteln, anzuwenden und gegebenenfalls zu empfehlen, die in einer der folgenden Unterlagen
festgestellt sind:
a) in dem ihm übermittelten Sicherheitsdatenblatt/den ihm übermittelten Sicherheitsdatenblättern;
b) in seiner eigenen Stoffsicherheitsbeurteilung;
c) in Informationen über Risikomanagement-
maßnahmen, die ihm nach Artikel 32 zugegangen sind.“
http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02006R1907-20150101&from=DE
REACH zusammengefasst
− REACH definiert DNEL als Derived No Effect Level
− Beurteilungsmaßstab zum abstrakten Nachweis einer sicheren Verwendung bei Stoffen in Mengen über 10 Jahrestonnen
− DNEL ist herstellerspezifisch und kann für verschiedene Endpunkte (Inhalativ, dermal, oral) festgelegt werden
− DNEL-Festlegung bezieht Wissens-/Datenlücken ein
− DNEL (Mehrzahl) sind im Sicherheitsdatenblatt anzugeben
− „Grenzwert“ taucht nur in der deutschen Übersetzung auf
− Einhaltung des DNEL wird in REACH nicht gefordert
− „Gefühlte“ Einhaltungspflicht aus Artikel 37 Absatz 5 REACH, diese bezieht sich aber explizit auf Maßnahmen
− REACH ist primär Inverkehrbringens-Recht
Bekanntmachung zu Gefahrstoffen 409
„Frage 3.1: Welche rechtliche Verbindlichkeit haben AGW bzw. DNEL für den Arbeitgeber?
Antwort:
Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) sind die für den Arbeitgeber in Deutschland rechtsverbindlichen Grenzwerte.
Inhalative DNEL sind gemäß TRGS 402, Nummer 5.3.2 Absatz 3 eine Hilfestellung für die Beurteilung, ob die getroffenen Schutzmaßnahmen ausreichen, wenn kein AGW zur Verfügung steht.“
http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/pdf/Bekanntmachung-409.pdf
Bekanntmachung zu Gefahrstoffen 409
„Frage 3.2: Was ist zu tun, wenn sich AGW und DNEL unterscheiden oder wenn es keinen AGW gibt?
Antwort:
− Ist der AGW strenger als der DNEL, hat der Arbeitgeber den AGW einzuhalten.
− Ist der DNEL strenger als der AGW, ist der AGW vom Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) zu überprüfen. In diesem Fall sollten Arbeitgeber sich an den AGS
wenden.
− Gibt es keinen AGW, aber einen DNEL, sollte der DNEL als Beurteilungsmaßstab dienen, der im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung und Wirksamkeitsüberprüfung berücksichtigt werden kann.“
http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/pdf/Bekanntmachung-409.pdf
Erfolgt, alle AGW wurden bestätigt.
Arbeitsschutz-Argumentation zusammengefasst
− AGW und Schutzniveaus dürfen national unterschiedlich sein
− AGW sind Grenzwerte (strafbewehrt), DNEL Beurteilungsmaßstäbe
− AGW und DNEL(Beschäftigte, inhalativ, Langzeit) sind in 3/4 der Fälle gleich
− Bekannt höhere AGW als DNEL der 1. Registrierungsphase wurden vom AGS bestätigt!
Weitere Meldung durch Arbeitgeber nicht notwendig.
Werte der 2. Registrierungsphase werden derzeit ausgewertet.
− Betriebe verwenden in der Mehrzahl Gemische und nicht Stoffe
− Methoden für dermale Messungen und teilweise Luftmessungen existieren nicht
Fazit
− Widerspruch für die Maßnahmenfestlegung bei Diskrepanz AGW – DNEL offensichtlich
− Ursache (formal):
DNEL: REACH ist Inverkehrbringens-Recht -> europäisch einheitlich AGW: Berücksichtigt nationale Arbeitsschutzbedingungen,
europäische Mindestanforderungen müssen eingehalten sein
− Problem in der Praxis VIEL kleiner als Diskussion
− Diskussion auf europäischer Ebene angekommen
− Mögliche Lösungen in Sicht
− Vorgehen: Compliance innerhalb des jeweiligen
Regelwerk prüfen
Weitere Quellen
− European Commission, Employment, Social Affairs and Equal Opportunities, The opinion of the
Advisory Committee on Safety and Health at work: Guidance for employers on controlling risks from chemicals Interface between Chemicals Agents Directive and REACH at the workplace, October 2010 http://ec.europa.eu/social/BlobServlet?docId=6126&langId=en
− Wolf, T.; Lechtenberg-Auffarth, E.: Erste Erfahrungen mit der Festlegung von Derived No-Effect Level (DNEL) unter REACH für Stoffe mit Arbeitsplatzgrenzwert (AGW)
http://www.bpuvzdigital.de/ce/erste-erfahrungen-mit-der-festlegung-von-derived-no-effect-level-dnel-unter-reach- fuer-stoffe-mit-arbeitsplatzgrenzwert-agw/detail.html
− Ott, H.: Überprüfung der Stoffe aus der 1. Registrierungsphase nach REACH in Bezug auf Luftgrenzwerte für den Arbeitsplatz http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/artikel62.pdf
− Schenk, L.; Johanson, G.: A Quantitative Comparison of the Safety Margins in the European
Indicative Occupational Exposure Limits and the Derived No-Effect Levels for Workers under REACH, TOXICOLOGICAL SCIENCES 121(2), 408–416 (2011)
http://toxsci.oxfordjournals.org/content/121/2/408.full.pdf