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eden ersten Samstag im Monat können Leser des Deutschen Ärzteblat- tes bekanntlich mit ihren Fra- gen rund ums Geld bei Börse- bius anrufen. Trotz der ver- gleichsweise langen Telefon- zeit von vier Stunden kom- men erfahrungsgemäß viele Anrufer nicht durch. Für die- se möchte ich die interessan- testen Themen der jüngsten März-Aktion erörtern.Große Resonanz erzielten offensichtlich meine letzten Beiträge über Strategien für Gewiefte, als es um den Kauf von Puts (bei Kursverlusten Geld verdienen) und um Stillhaltegeschäfte (von et- wa gleich bleibenden Kursen profitieren) ging. Einige eil- ten flugs zur Bank. Speziell zu Stillhaltegeschäften höre ich aber immer wieder, dass sich Banken taub stellten, sol- che Wertpapiertransaktionen würden sie nicht machen, ein
Berater sagte gar, bei seiner Bank seien Stillhaltegeschäf- te gänzlich unbekannt.
Das ist natürlich Unfug, wenn sich ein Anlageberater in dieser Hinsicht taub stellt, Unfähigkeit will ich nur in Einzelfällen unterstellen. Es geht meines Erachtens wirk- lich darum, den Kunden mög- lichst in Geschäftsfeldern zu belassen, die den Banken die meisten Provisionen einbrin- gen, Fonds seien hier an er- ster Stelle genannt. Natürlich muss die Bank auf Nachfrage nach Stillhaltegeschäften ein- gehen. Voraussetzung ist al- lerdings, dass Sie bereit sind,
eine Risikoverpflichtung zu unterschreiben und auch bestimmte Größenordnungen erreichen. Unter 100 000 DM ist es übrigens schon normal, dass sich Ihr Banker blind stellt, ab 150 000 wird er ver- mutlich blinzeln.
„Wieso schreiben Sie so wenig über Neuemissionen?“
Richtig, über Börsenneulinge bringe ich im Vorfeld kaum etwas. Dabei gäbe es durch- aus eine Menge zu berichten.
Die Zurückhaltung hat aber einen ganz schlichten Grund.
Meistens liegt der Zeich- nungsschluss vor Erscheinen des nächsten Heftes. Eine
Empfehlung oder eine Ab- lehnung brächte dem Leser also gar nichts.
Vorsicht vor so genann- ten Währungsswaps. An- scheinend rollte hier wieder eine neue Masche im alten Gewand durch die Lande;
dies signalisieren zumindest etliche Anrufe. Dabei geht es darum, Kredite in einer fremden Währung (Schwei- zer Franken, Yen) aufzuneh- men, weil doch die Zinsen so charmant niedrig lägen. Das böse Erwachen droht immer dann, wenn die Währungsre- lationen zwischen der Mark (später dem Euro) und der Fremdvaluta auseinander driften. Währungsswaps kön- nen gut gehen, müssen aber nicht. Werden die Vergan- genheitszahlen zu Rate ge- zogen, spricht die Statistik gegen solche Geschäfte.
Den Stress gibt es dann um-
sonst. Börsebius
[76] Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 11, 17. März 2000
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Betrifft: Untersuchung bei Frau X Bezug: Rechnung vom . . . Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Übersendung der oben angegebenen Rechnung haben Sie mich in tiefe Zweifel gestürzt, teilen Sie mir darin doch Folgendes mit:
„Wir haben . . . durchgeführt . . .: 3908H3 Prostata spez.
Antigen (PSA) 1,15 39,33 DM.“
Nun war es bisher in meiner Familie immer so, dass Frauen weiblich waren; etwas Gegenteiliges hätte ich in 42 Jahren Ehe sicherlich bemerkt. Und Frauen besitzen meines Wissens keine Prostata. Da meine Frau aus einer Baureihe vor der Genmanipulation stammt, unterstelle ich einmal, dass dies auch bei ihr so ist.
Was aber haben Sie dann untersucht und berechnet?
Und da Sie es untersucht und berechnet haben, muss es nach den Gesetzen der Logik auch etwas gewesen sein. Was, um Himmels willen, habe ich dann als „Frau“ im Haus?
Und wenn sie etwas Prostataähnliches hat, was hab’ dann ich? Ich kann jedenfalls die Rechnung so nicht bezahlen (meine Behörde und sicher auch die Kasse würden sie mir um die Ohren hauen), sondern möchte das erst tun, wenn mein Schwangerschaftstest negativ ausfällt. Obwohl – ich hab’ ehrlich Bammel vor dem Ergebnis!
Ihrer Antwort sehe ich mit Spannung entgegen und verbleibe mit freundlichen Grüßen. ✮
Börsebius rund ums Geld
Wo der Schuh am meisten drückt
Die Gesetze der Logik
Diesen Brief sandte der Allgemeinmediziner Dr. med. Walter von Gierke der Redaktion des Deutschen Ärzteblattes zu.
Er geht davon aus, dass diese „amüsante Geschichte sicherlich vielen Lesern Spaß bereiten würde“.
Zeichnung: Reinhold Löffler