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Archiv "Beteiligung an klinischen Studien: Vorurteile auch bei Ärzten" (10.09.2004)

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rauen mit Brustkrebs wissen zu we- nig über klinische Studien und sind selten bereit, sich daran zu beteili- gen. Dabei klaffen vorhandene Mei- nungen und die Erfahrungen in prakti- schen Studien stellenweise stark ausein- ander. Das schließt die Clinische Studi- en Gesellschaft mbH* (CSG) aus einer Untersuchung in Zusammenarbeit mit Universitätsklinika, Patientinnen-In- itiativen und niedergelassenen Gynä- kologen. Befragt wurden rund 150 Frauen, von denen sich die Hälfte be- reits an Forschungsvorhaben beteiligt hatte. Ziel war es herauszufinden, was sie über klinische Studien denken.

CSG-Direktor Prof. Dr. med. Ber- tram Häussler berichtete Mitte August in Berlin, dass viele der Befragten of- fenbar nicht sehr gründlich aufgeklärt wurden oder die Erläuterungen nicht verstanden. Nur rund 40 Prozent wuss- ten, dass Studienmedikamente abge- setzt werden können, wenn erhebliche Nebenwirkungen auftreten. Ebenso vie- le Frauen hatten noch nie gehört, dass bei einem Vergleich von zwei Medika- menten oder einem Medikament gegen Placebo meist das Los entscheidet, wer welches Präparat erhält. Patientinnen mit Studienerfahrungen antworteten kaum anders als Frauen ohne.

Dass manche Menschen mit den In- formationen über eine klinische Studie

zu wenig anfangen können, bestätigt Roswitha Bussar-Maatz. Die Leiterin des Koordinierungszentrums für klini- sche Studien** (KKS) am Berliner Uni- versitätsklinikum Charité verwies ge- genüber dem Deutschen Ärzteblatt darauf, dass beispielsweise die Auf- klärung von Probanden aus rechtlichen Gründen oft sehr umfassend und teil- weise schwer verständlich ist. Dazu

kommt: Wer mit einer neuen Erkran- kung konfrontiert ist, kann häufig nicht noch Einzelheiten über eine Studie ver- dauen. Bussar-Maatz berichtet darüber hinaus, dass Patienten und Patientinnen häufig schwer für Studien zu motivieren sind, wenn unterschiedliche Therapie- formen angeboten werden und somit persönliche Präferenzen eine Rolle spielen, beispielsweise bei Brustkrebs.

„Bei reinen Medikamentenstudien ist es deutlich einfacher“, sagt sie.

Der CSG-Befragung zufolge waren Studienteilnehmerinnen häufiger als Nicht-Teilnehmerinnen überzeugt, dass klinische Studien schon den Probandin- nen und nicht nur zukünftigen Patien- ten nutzen. Sie befanden auch öfter, dass die Studienteilnahme bessere Hei- lungschancen bedeutet. Folglich wür- den 80 Prozent der befragten Studien- teilnehmerinnen, aber nur zwölf Pro- zent der Nicht-Teilnehmerinnen Frau- en zum Mitmachen raten.

Dass das Informationsdefizit von Brustkrebspatientinnen rund um klini- sche Studien nach wie vor groß ist, be- stätigte Gudrun Kemper von der Pati- entinnen-Initiative mamazone. Kemper kritisierte zudem, dass man sich in Deutschland nur schwer einen Über- blick über Studien beschaffen kann:

„Ganz konkret ist es schwierig, sich über infrage kommende Therapieopti- mierungs-Studien etwa bei progno- stisch ungünstiger Situation einen Überblick zu verschaffen.“ Außerdem mangele es an Transparenz bei den Stu- dienergebnissen. Mamazone fordert deshalb ein nationales Studienregister, das internationalen Standards genügt (siehe auch DÄ 30/2004).

Das KKS der Charité will in Zukunft regelmäßig über Chancen und Risiken der Teilnahme an klinischen Studien in- formieren.Von Oktober an steht Monat für Monat jeweils eine Indikation im Vordergrund, beispielsweise Darm- krebs oder Herzschwäche. Die Veran- staltungen sind für Patienten und Ärzte konzipiert. Denn nicht nur Laien arg- wöhnen oft, dass sie keine Vorteile von einer Studienteilnahme haben und nur

„Versuchskaninchen“ sind. Auch nie- dergelassene Ärztinnen und Ärzte ha- ben Vorbehalte gegen klinische Studi- en, wie Bussar-Maatz bestätigt. Manche fürchten, Patienten an die Klinik zu ver- lieren, wenn sie diese auf Studien hin- weisen, oder fühlen sich bei einer Betei- ligung an einer Studie durch Klinikärz- te bevormundet. Andere können kei- nen Nutzen in einem Vorhaben erken- nen oder lehnen es ab, sich auch noch zusätzliche Arbeit aufzuhalsen. Viele Bedenken ließen sich jedoch zerstreu- en, wenn man ins Gespräch komme, sagt Bussar-Maatz. Sabine Rieser P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3710. September 2004 AA2433

Beteiligung an klinischen Studien

Vorurteile auch bei Ärzten

Frauen mit Brustkrebs wissen offenbar zu wenig über

Forschungsprojekte und Teilnahmemöglichkeiten an Studien.

28 Autorinnen ziehen Bilanz: über Erfahrun- gen mit Operationen und Therapien, über Fol- gen ihrer Wissenslücken, über Leben und Sterben mit Brustkrebs. Mit-Herausgeberin Gudrun Kemper engagiert sich im Netzwerk mamazone, nach eigenen Angaben Deutsch- lands größte Initiative betroffener Frauen.

„Jede Neunte . . .“ ist im Orlanda-Verlag er- schienen und kostet 17,50 Euro.

*CSG ist eine Tochtergesellschaft des Instituts für Ge- sundheits- und Sozialforschung (IGES). Die zitierte Befra- gung wurde aus Eigenmitteln finanziert. CSG hat mit dem Aufbau einer Datenbank „FindUs“ begonnen. Darin wer- den laufende Studien gelistet. Nutzer sollen durch geziel- te Frage-Antwort-Interaktionen leicht erkennen können, welche Studien für sie infrage kommen und für welche sie aufgrund von Ausschlusskriterien nicht geeignet sind (www.csg-germany.com).

** Das KKS ist eines von zwölf Zentren, die vom Bundes- forschungsministerium gefördert werden. Zu seinen Zie- len gehört, das Image klinischer Studien zu verbessern.

Über das KKS ist eine Informationsbroschüre „Klinische Studien“ erhältlich (Telefon: 0 30/45 05 53 016).

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