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Archiv "Deutsche HIV-Forschung durch Netzstruktur international wettbewerbsfähig" (02.12.2005)

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rotz verstärkter Anstrengungen ist es Forschung und Wissenschaft noch immer nicht gelungen, die

„Seuche“ Aids zurückzudrängen. Seit seiner Entdeckung 1981 tötete das HI-Virus mehr als 25 Millionen Men- schen. Auch die aktuellen Zahlen des UNAIDS/WHO-Berichts „AIDS Epi- demic Update 2005“ geben keinen An- lass zur Entwarnung.

Abermals ist die Gesamtzahl der HIV-infizierten Menschen weltweit ge- stiegen. Gegenwärtig sind 40,3 Millio- nen Menschen mit dem HI-Virus infi- ziert – eine Zahl, die noch nie höher war. Täglich stecken sich 14 000 Men- schen an. Dem UNAIDS/WHO-Be- richt zufolge, dessen deutsche Version die Deutsche AIDS-Stiftung in diesem

Jahr in Kooperation mit UNAIDS her- ausbringt, gab es im Jahr 2005 4,9 Mil- lionen Neuinfektionen, davon 700 000 bei Kindern unter 15 Jahren. 3,1 Millio- nen Menschen starben durch Aids weltweit. Besonders betroffen sind das südliche Afrika mit 64 Prozent der Neuinfektionen (25,8 Millionen Infi- zierte), Süd- und Südostasien (7,4 Mil- lionen Infizierte), Lateinamerika (1,8 Millionen Infizierte) sowie Osteuropa und Zentralasien (1,6 Millionen Infi- zierte).

Anlass zu etwas Optimismus gibt zu- mindest der Rückgang der Neuinfektio- nen in einigen Staaten. Besonders in den afrikanischen Ländern Kenia und Simbabwe sowie in der Karibik sei in den letzten Jahren die HIV-Präva- lenz gesunken, sagte Ben Plumley (UNAIDS) bei der Vorstellung der Da- ten am 21. November in Berlin. Präven- tion und Aufklärung würden in diesen Ländern zu wirken beginnen.Vor allem Änderungen im Sexualverhalten hätten zu dem Rückgang der Prävalenz beige- tragen. Verbessert hätte sich aber welt- weit auch der Zugang zu einer antire- troviralen Behandlung, betonte Plum-

ley. Bei mehr als einer Million Men- schen konnte die Lebenszeit verlängert und die Lebensqualität durch eine anti- retrovirale Therapie verbessert werden.

Schätzungsweise 250 000 bis 300 000 Todesfälle wurden dem Bericht zufolge durch den erweiterten Zugang zur HIV- Behandlung abgewendet.

Diese positiven Daten dürfen jedoch nicht über die Defizite hinwegtäuschen, die gerade auf dem Gebiet der Präven- tion noch immer bestehen und die der Bericht deshalb in den Mittelpunkt stellt. Beispielsweise verfügen in 24 Län- dern südlich der Sahara zwei Drittel der jungen Frauen nicht über ausreichen- de Kenntnisse zur HIV-Übertragung.

„Große Sorgen macht uns der steigende Anteil infizierter Frauen“, sagte Plum- ley. Nahezu die Hälfte der HIV-Infizier- ten sei weiblich. In Botswana und Swasi- land sei jede dritte schwangere Frau HIV-positiv. Großer Bedarf herrsche an HIV-Präventionsmaßnahmen, ohne die sich etwa 35 Prozent der Kinder infizie- ren, die von HIV-positiven Müttern ge- boren werden. Die nötigen Vorbeuge- maßnahmen haben im Jahr 2003 in den 30 afrikanischen Ländern mit der höch- M E D I Z I N R E P O R T

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A3316 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 48⏐⏐2. Dezember 2005

Deutsche HIV-Forschung

durch Netzstruktur international wettbewerbsfähig

Das Ziel lag ursprünglich bei 8 500 Patienten.

Mittlerweile sind es aber bereits 9 200 deutsche HIV-Infizierte, die sich in der Studienkohorte des Kompetenznetzes HIV/AIDS befinden. „Mit einer Kohorte dieser Größe können wir uns in der internationalen Szene gut behaupten“, sagte Prof. Dr. med. Norbert H. Brockmeyer (Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Univer- sität Bochum), der Sprecher des Kompetenznet- zes, das seit 2002 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

In Ländern wie zum Beispiel den USA, Spanien

und der Schweiz sind solche Patientenkohorten längst ein wichtiges Instrument, um die reale gesundheitliche Lage und die Qualität der me- dizinischen Betreuung von HIV-Patienten beur- teilen zu können. Erhoben wird neben zahlrei- chen Laborparametern – wie beispielsweise Viruslast – auch die Therapie (eingesetzte Me- dikamente und Zeitraum der Anwendung). Hin- zu kommen Untersuchungen der Lebensumstän- de der HIV- und Aids-Patienten. Durch Rückgriff auf solche klinischen Daten ließen sich For- schungsergebnisse schneller an der Realität spiegeln, sagte Brockmeyer bei einer Presse- konferenz in Düsseldorf.

In Deutschland bietet das Kompetenznetz den Rahmen für diese Verbindung zwischen For- schung und medizinischem Alltag. 45 Mitglieder

– Universitäten, Kliniker, niedergelassene Ärzte – liefern regelmäßig Befunde in eine flexible Telematik-Plattform.

Beleg für die Akzeptanz sei, dass Anfang No- vember anlässlich des „1. Japanisch-Deutschen HIV/Aids-Symposiums“ in Nagoya eine Koopera- tion mit japanischen Wissenschaftlern geschlos- sen worden sei, die sich bisher traditionell stark an der US-Forschungsszene orientierten. Aller- dings steht das Netzwerk auch vor der Aufgabe, neue Wege der Finanzierung zu finden. Die Förde- rung für das Bundesministerium für Bildung und Forschung läuft im Jahr 2007 aus. „Vorausset- zung für die langfristig erfolgreiche Arbeit des Forschungsverbundes ist die Unterstützung durch Politik und Industrie in den kommenden Jahren“, sagte Brockmeyer.

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Welt-Aids-Tag

Kein Grund zur Entwarnung

Weltweit steigt die Zahl der HIV-Infizierten weiter.

Auch in Deutschland nimmt die Zahl der Neuansteckungen zu.

Foto:D

AHW/Rolf Bauerdick

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sten HIV-Prävalenz aber nur fünf Pro- zent der Schwangeren erhalten können.

Besorgniserregend ist nach Ansicht von Plumley zudem die rasante Aus- breitung der Epidemie in Osteuropa und Ostasien (Anstieg um 25 Prozent).

In Europa sind mittlerweile mehr als zwei Millionen Menschen HIV-infiziert oder bereits an Aids erkrankt, hieß es zum Auftakt der 10. Europäischen Aids- Konferenz in Dublin. Das HI-Virus ver- breite sich auch in Europa überwiegend unter jungen Menschen, 75 Prozent der Neuinfizierten seien unter 25 Jahre alt.

UNAIDS blickt mit Sorge auf Südosteuropa

Die Infektionswelle hat vor allem Ost- europa einschließlich Russland betrof- fen, wo 1,5 Millionen HIV-Infizierte le- ben. Kein anderes Land in Europa hat mehr Infizierte.

Dort werde das HI-Virus besonders durch ungeschützten Geschlechtsver- kehr, gemeinschaftlichen Gebrauch von Drogenspritzen sowie durch Prostituti- on übertragen. UNAIDS blickt zudem mit Sorge auf Südosteuropa. Dort sind Risikoverhaltensweisen für eine HIV- Infektion sehr verbreitet, sodass sich die Ausbreitung des Virus in der ehema- ligen Sowjetunion noch verstärken könnte, wenn dort nicht schnell Präven- tionsmaßnahmen ausgebaut werden.

Nach Angaben von UNAIDS wer- den in den Jahren 2006 bis 2008 global etwa 55 Millionen US-Dollar für Anti- Aids-Projekte benötigt, um ein weiteres Ansteigen der Todesfälle zu verhin- dern. Weltweites Ziel müsse es daher sein, die Präventionsanstrengungen zu verstärken, betonte Heidemarie Wiec- zorek-Zeul, Bundesministerin für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung. Nur so könne das Ziel der Vereinten Nationen erreicht werden, bis 2015 die dramatische Zunahme der HIV-Infektionen zu stoppen.

Die künftige Bundesregierung wolle sich zumindest weiterhin diesem Ziel verpflichten und dafür jährlich 300 Mil- lionen Euro zur Verfügung stellen, er- klärte die Ministerin. Engagieren wolle sich die Regierung besonders bei der Versorgung aidskranker Menschen mit Medikamenten und der Förderung der

Produktion von Generika direkt in den Entwicklungsländern. Zudem sollen ein- heimische Apotheker geschult werden.

Als Beispiel für ein gelungenes deut- sches Projekt nannte die Ministerin den vor einem Jahr unterstützten Bau einer Fabrik in der Demokratischen Republik Kongo, in der mittlerweile das weltweit günstigste Aids-Medikament hergestellt werde. „Der diesjährige Bericht von UNAIDS bestätigt, dass die deutsche Entwicklungsarbeit die richtige Strate- gie hat“, sagte Wieczorek-Zeul: „Wir set- zen auf eine Kombination von besserer internationaler Kooperation und Koor- dination, Prävention und Aufklärung einschließlich der Nutzung von Kondo- men sowie Therapiemöglichkeiten.“

Aids dürfe nicht länger nur als Pro- blem der Entwicklungsländer in der Öf- fentlichkeit wahrgenommen werden, betonte Wieczorek-Zeul. Auch in Deutschland sei die Zahl der HIV-Infi- zierten im ersten Halbjahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr mit um 20 Pro- zent deutlich gestiegen, wenngleich die Infektionsrate im internationalen Vergleich niedrig liege. Insgesamt gab es 2005 nach Schätzung des Robert Koch-Institutes, Berlin, 2 600 Neuinfek- tionen in Deutschland, die Gesamtzahl der HIV-Infizierten ist auf 49 000 an- gestiegen. Davon sind etwa 8 000 an Aids erkrankt.

Als Ursache der Zunahme der Neu- infektionen werden ein nachlassendes öffentliches Interesse sowie überstei- gernde Hoffnungen auf antiretrovirale Therapien gesehen. „Ein weiteres defi- zitäres Kapitel deutscher Aids-Politik ist die unzureichende Reaktion auf die Gefährdung von Migranten“, sagte Dr.

Ulrich Heide vom Vorstand der Deut- schen AIDS-Stiftung. Migranten, die zweitgrößte Gruppe bei den HIV-Neu- diagnosen in Deutschland, würden nicht ausreichend von Präventions- und Beratungsangeboten erreicht und wären noch weit schlechter über HIV und Aids informiert als Deutsche.

Mehr Kommunikation in der Bevölke- rung ist deshalb ein Hauptanliegen der Deutschen AIDS-Stiftung. Auch der erstmalig in die deutsche Sprache über- setzte UNAIDS-Bericht soll dazu bei- tragen, dem Thema Aids hierzulande wieder mehr Aufmerksamkeit zu ver- schaffen. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 48⏐⏐2. Dezember 2005 AA3317

HIV-therapiebedingte Körperveränderungen sind eigenständige Erkrankung

Ein verbessertes Verständnis der Replikation von HIV, die direkte Messung der Virusbelastung im Blut und vor allen Dingen die antiretrovirale Kombinationstherapie waren die wichtigsten Faktoren für den anhaltenden Therapieerfolg der Immunschwächeerkrankung. Die individuel- le Kombination von meist drei oder vier aus der- zeit circa 20 verschiedenen Medikamenten wird nach anfänglicher Eingewöhnung gut vertra- gen. Eine Ausnahme bildet die Lipodystrophie, die mit Hyperlipidämie, manchmal Hyperglyk- ämie und vor allem mit erheblichen Fettvertei- lungsstörungen einhergeht. Diese sind als Lipo- hypertrophie durch teilweise erheblich entstel- lende Fettansammlungen im Nacken und Unter- kieferbereich sowie Brust oder Abdominal- bereich gekennzeichnet. Als Lipoatrophie tre- ten massive Veränderungen der Gesichtsform mit Fettverlust im Wangenbereich (Bichatscher Fettpfropf) und des subkutanen Fettes vor allen Dingen der unteren Extremitäten auf. Die Kör- perveränderungen in der Folge der HIV-Erkran- kung und ihrer Therapie haben eigenständigen Krankheitswert und überschreiten in vielen Fäl- len den Bereich kosmetischer Veränderungen.

Die Lipoatrophie geht vor allem auf be- stimmte Medikamente aus der Klasse der Nukleosidanaloga zurück, die Lipohypertro- phie findet sich häufiger bei der Behandlung mit Proteaseinhibitoren. Ein Wechsel der Medi- kamente kann dementsprechend in geeigne- ten Fällen eine Besserung bewirken. Intensives sportliches Training von Bein- und Abdominal- muskulatur kann zur Verbesserung des äuße- ren Erscheinungsbildes bei Fettveränderungen in diesen Bereichen führen. Massiver Fettver- lust im Gesicht bedarf der plastischen Behand- lung – zum Beispiel mit Hyaluronsäure, Eigen- fettinjektionen oder Polymilchsäure. Wissen- schaftlich liegen die meisten Erfahrungen mit der mehrfachen Unterspritzung mit Polylaktat vor. Obwohl die Substanz in den USA und in Frankreich zur Behandlung der Gesichtslipo- atrophie bei HIV-Infektion zugelassen ist, kann sie in Deutschland nur als Medizinprodukt eingesetzt werden. Die Zulassung als Arznei- mittel liegt nicht vor. Die Deutsche AIDS- Gesellschaft, die Deutsche Arbeitsgemein- schaft niedergelassener Ärzte in der Versor- gung HIV-Infizierter sowie die Deutsche AIDS- Hilfe befürworten aufgrund des eigenständi- gen Krankheitswertes der Lipoatrophie und langjähriger praktischer Erfahrungen eine Ko- stenübernahme für die Behandlung mit geeig- neten Verfahren. Dr. med. Hans Jäger

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