zielle Patientinnen wünschen würden. Die Frau steht als Ganzes im Mittelpunkt. Kom- munikation, Wertschätzung, Eigenverantwortung und Ent- scheidungsfreiheit im Rah- men der Arzt-Patienten-Be- ziehung sind immer wieder- kehrende Bestandteile in den unterschiedlichen Themen- bereichen.
In jedes der interessanten, gut lesbaren Kapitel sind auch psychosomatische Aspekte integriert. Themen, die in den meisten Lehrbüchern nur kurz abgehandelt werden, wie zum Beispiel Screening, Dys- menorrhö, prämenstruelles Syndrom sowie die Frau im Alter, finden hier eine aus- führliche Behandlung. Mam- mographie- und Zervix-Scree- ning werden einer kritischen Betrachtung unterzogen. Sehr hilfreich sind die zahlreichen Beispiele aus Erfahrungen in der Frauenarzt-Praxis. Die all- tägliche Praxis- und Kranken- hausroutine wird neu be- leuchtet. Es ergeben sich an- dere Sichtweisen, die zum Nachdenken anregen und da- zu einladen, sie in den Alltag zu integrieren. Den Autorin- nen ist es gelungen, die The- men kompetent, multidiszi- plinär und undogmatisch dar- zulegen.
Dieses Buch ist kein klassi- sches Lehrbuch oder Nach- schlagewerk, sondern viel- mehr ein Buch, welches das Wissen über eine moderne, frauenzentrierte Gynäkolo- gie und Geburtshilfe erwei- tert. Kurzum: ein Buch von Frauen für Frauen, das emp- fohlen werden kann.
Anastasia Fleuster Stefanie Weiß
Medizingeschichte
Bewegende Einzelschicksale
Margret Hamm: Lebensunwert zerstörte Leben. Zwangssterili- sation und „Euthanasie“. VAS – Verlag für akademische Schriften, Frankfurt /Main, 2005, 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen, gebun- den, 19,80 A
Vor knapp einem Jahr wurde wieder ein „Euthanasie“-Pro- zess gegen eine der letzten noch beteiligten Ärztinnen eingestellt. Pressereaktionen zeigten ein immer noch vor- handenes erstaunliches Maß an Unkenntnis. Grundlegende Einzelheiten und die Bezie- hung der damaligen zu heute aktuellen medizinethischen Fragen sind selbst Kollegen in
der Hochschule häufig ebenso unbekannt wie der Umfang der Mittäterschaft von Ärz- ten, Pflegern und Behörden an den Mord- und Verstümme- lungsaktionen. Deshalb ist dem Geleitwort Hans-Jochen Vogels zuzustimmen, wenn er die „nicht genügend präsente Erinnerung“ beklagt.
Von ausgewiesenen Exper- ten werden in 13, mit Bildern und Dokumenten versehenen Aufsätzen alle wichtigen Fra- gen behandelt: Gesetz und Führererlass als „rechtliche“
Grundlage von Zwangssterili- sation und „Euthanasie“ so- wie die Rechtsentwicklung in der Bundesrepublik (Scheu- len), die Rolle der Amtsärzte (Vossen) und der Fürsorge- behörden (Sandner), der Um- gang mit sozialen Außensei- tern (Ayass), die Sonder- pädagogik (Fuchs), die Einbe- ziehung der Minderjährigen (Beddies), die Bürokratie der T4-Aktion (Lilienthal), die Aktion 14f13 am Beispiel Bernburg (Hoffmann), die Haltung der Kirchen (Hinz- Wessels), Zeugenschaft und
„historische Wahrheit“ (Roer), die Verweigerung der Ent- schädigung bis heute (Sur- mann) und, besonders ver- dienstvoll, der aktuelle Bezug zum Thema einer genetischen
Verbesserung des Menschen (Wunder) und zur Sterbehil- fe-Debatte (Feyerabend).
Die knappe Form der Dar- stellung, ohne Verzicht auf weiterführende Literatur, ins- besondere aber der erste Teil
des Werkes mit auf Dokumen- ten beruhenden Nachzeich- nungen bewegender Ein- zelschicksale von Zwangs- sterilisierten und „Euthana- sie“-Geschädigten machen das Buch zu einem Standard- werk – vor allem für den Ein- satz im schulischen und akade- mischen Unterricht. Nicht zu- letzt der günstige Preis und die sorgfältige Edition lassen hof- fen, dass das Buch auch viele Ärzte zur intensiven Ausein- andersetzung mit der Verant- wortlichkeit ärztlichen Han- delns anregt. Udo Schagen
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 1–2⏐⏐9. Januar 2006 AA39
B Ü C H E R