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Archiv "Bronchialkarzinom: Remissionsrate und Überlebenszeit verbessert" (11.09.1998)

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ie häufigste Tumorerkran- kung in Deutschland ist das Bronchialkarzinom. Jährlich erkranken rund 45 000 Menschen.

Dieses Malignom wird überwiegend jenseits des 40. Lebensjahres klinisch apparent, der Häufigkeitsgipfel befin- det sich zwischen dem 60. und 75. Le- bensjahr. Die mittlere Überlebenszeit beträgt ein Jahr.

Zirka 75 Prozent aller Bronchial- karzinome betreffen nicht kleinzellige Formen (Non Small Cell Lung Cancer

= NSCLC). Histologisch handelt es sich um Plattenepithel- und Adeno- karzinome sowie um großzellige Kar- zinome. Etwa ein Viertel aller Bron- chialkarzinome gehört dem kleinzelli- gen Typ an (Small Cell Lung Cancer = SCLC). Diese zeigen eine hohe Proli- ferationsrate und eine Tendenz zu sehr früher Metastasierung.

Kombination mit Carboplatin

Wenn die Patienten noch keine Fernmetastasen aufweisen, wird eine Polychemotherapie über vier bis sechs Zyklen durchgeführt und eine Bestrahlung des Primärtumors mit 45 bis 55 Gy angeschlossen. Die Patien- ten mit Fernmetastasen haben in der Regel nur noch eine kurze Lebenser- wartung. Deshalb werden in diesen Fällen nebenwirkungsarme Chemo- therapie-Protokolle eingesetzt, wobei die Lebensqualität der Patienten im Vordergrund steht.

Beim langsam wachsenden und spät metastasierenden NSCLC steht die Chirurgie der resektablen Primär- tumoren im Mittelpunkt des thera- peutischen Vorgehens. Vor allem in der Stadien I und II ist die Operation

die Therapie der Wahl. Rund ein Drit- tel der nicht kleinzelligen Tumoren gehört bei Diagnosestellung in diese Kategorie. Für Patienten im Stadium II wird eine adjuvante Chemothera- pie diskutiert. Bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung ist eine neoadjuvante Chemotherapie indi- ziert. Sie hat das Ziel, den Tumor so zu verkleinern, daß er operativ entfernt

werden kann, und sie soll die Rate der Fernmetastasen senken.

Gegen das fortgeschrittene nicht kleinzellige Bronchialkarzinom der

Stadien IIIa und IIIb zeichnet sich in Studien ab, daß Paclitaxel (Taxol®) und Carboplatin die Überlebensrate der Patienten um 60 beziehungsweise 40 Prozent erhöhen und die Überle- benszeit etwa verdoppeln können.

Bemerkenswert ist dabei, daß die Be- handlung mit Paclitaxel und Carbo- platin gut verträglich ist und daß sie einen radiosensibilisierenden Effekt bewirkt, so Prof. Paul A. Bunn (Den- ver) beim Forum „New perspectives on the management of lung cancer“ in Barcelona.

Eingriff in den Zellzyklus

Patienten im nicht resektablen Stadium III b erhalten noch als häu- figste Therapiemaßnahme eine allei- nige Bestrahlung. Mehrere randomi- sierte Therapiestudien hätten aber ge- zeigt, daß eine zusätzliche simultane Chemotherapie die Überlebenszeit der Pa- tienten zu verlängern vermag, berichtete Dr.

Martin Wolf (Mar- burg). Dabei hat sich Paclitaxel als vorteil- haft erwiesen. Die Sub- stanz arretiert Tumor- zellen in der G2- und Mitose-Phase des Zell- zyklus und macht sie daher besonders strah- lensensitiv. In den Pha- se-II-Studien wurden parallel zur Strahlen- therapie Paclitaxel-Do- sen von etwa 60 mg/

m2/Woche verabreicht.

In einer eigenen Stu- die haben Wolf et al.

dieses Konzept an 40 Patienten geprüft. Nach dreijähriger Nachbe- obachtungszeit haben sieben von diesen 40 Patienten bisher kein Tumorrezidiv. Die zu- sätzliche Gabe von Carboplatin verbes- sert die Resultate noch, wie weitere Phase-II-Studien zeigten. Es wurden Remissionsraten von über 70 Prozent erzielt. Bei Patienten mit Tumor- stadium IIIa hat die adjuvante oder A-2249

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 37, 11. September 1998 (33)

Bronchialkarzinom

Remissionsrate und

Überlebenszeit verbessert

Patienten profitieren von kombinierten Chemotherapie- Regimen, die den Wirkstoff Paclitaxel enthalten.

D

Kleinzelliges (oben) und großzelliges Bronchialkarzinom (unten) im histo-

logischen Schnitt. Foto: Stephen B. Baylin

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neoadjuvante Chemotherapie bezie- hungsweise Chemo-Radiotherapie deutliche Vorteile gebracht. Erfah- rungen mit paclitaxelhaltigen Proto- kollen liegen jedoch noch nicht vor.

Im Stadium IV des NSCLC ist ei- ne hämatogene Fernmetastasierung vorhanden. In diesem Stadium der Er- krankung wird häufig eine palliative Chemotherapie durch-

geführt. Mit Cisplatin, Ifosfamid, Mitomycin und Vindesin wurden bisher Ansprechraten von etwas über 20 Pro- zent erzielt. Mit einer Kombination der ge- nannten Zytostatika lassen sich Remissions- raten von 30 bis 40 Pro- zent erreichen. Der Überlebensvorteil be- trägt jedoch nur einige Wochen.

Mehr Hoffnung macht der Einsatz von Paclitaxel. Es sei beim NSCLC zuerst in Mo- notherapie eingesetzt worden, berichtete Dr. Ulrich Gatzemeier

(Hamburg). In Phase-II-Studien wur- den damit Remissionsraten von 20 bis 40 Prozent erreicht. Eindrucksvoller aber waren die Zwei-Jahres-Überle- bensraten von bis zu 30 Prozent.

Daher begann man bald, Paclita- xel mit Platin-Derivaten zu kombinie- ren. Eine Therapie mit 75 bis 120 mg Cisplatin/m2/Tag und 135 bis 225 mg Paclitaxel/m2/Tag sei als Initialdosis gut tolerabel und erziele bei 40 bis 56 Prozent der Patienten Tumorremis- sionen, berichtete Dr. Pieter E. Post- mus (Amsterdam). Noch höhere Re- missionsraten würden erreicht, wenn Cisplatin gegen Carboplatin ausge- tauscht wird, so Prof. Rafael Rosell (Barcelona). Es wurden Remissions- raten bis zu 63 Prozent registriert.

Neben dieser eintägigen, alle drei Wochen durchgeführten Therapie läßt sich die Kombination Carbopla- tin/Paclitaxel sehr effektiv auch in wöchentlicher Applikation einsetzen.

In den Dosierungen von 100 mg/m2 Paclitaxel und Carboplatin ist die Therapie gut verträglich; sie bewirkt Remissionsraten im Stadium IV der Erkrankung bis zu 50 Prozent.

NSCLC werden bei Diagnosestellung in zwei klinische Stadien eingeteilt:

„limited disease“ mit einer besseren Prognose und „extensive disease“ mit einer schlechten Prognose. Zur „limit- ed disease“ liegen bisher nur wenige Erfahrungen vor. In einer Phase-II- Studie von Dr. Frank A. Greco et al.

(Nashville) konnten komplette Re-

missionen bei 40 bis 70 Prozent der Patienten und eine Gesamtremissi- onsrate von über 90 Prozent regi- striert werden. Diese Ergebnisse be-

stätigten Gatzemeier et al. in einer deutschen Phase-II-Studie. Beide Stu- dien haben jedoch eine noch zu kurze Nachbeobachtungszeit, um Aussagen zum Überleben der Patienten treffen zu können.

Die Patienten mit „extensive dis- ease“ haben bisher eine mittlere Überlebenszeit von höchstens acht Monaten; die Zwei-Jahres-Überle- benszeit erreichen weniger als fünf Prozent der Betroffenen. Der Einsatz von Paclitaxel konnte die Remissions- raten auf 34 bis 41 Prozent anheben.

Die Zweierkombination mit Cisplatin habe sogar Remissionsraten zwischen 70 und 90 Prozent mit einer medianen Überlebenszeit zwischen neun und zwölf Monaten erzielt, berichtete Wolf. Die in der Multicenter-Studie der Marburger Arbeitsgruppe regi- strierte mediane Überlebenszeit von zwölf Monaten war gegenüber den Standard-Chemotherapie-Protokollen ein signifikanter Zugewinn.

Wird zu dieser Zweierkombinati- on als dritte Komponente Etoposid dazugenommen, so ist eine weitere In- tensivierung der Chemotherapie möglich, wie das Nashville Cancer Center und das Anderson Cancer Center zeigten. Es wurden Remissi- onsraten von 90 Prozent und eine me- diane Überlebenszeit von 14 Monaten erreicht. Siegfried Hoc

A-2250

P O L I T I K MEDIZINREPORT

(34) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 37, 11. September 1998

Kein Anstieg von Herzklappen-Schäden durch Appetitzügler

Der Appetitzügler Dexfenfluramin war im Herbst 1997 vom Markt ge- nommen worden, nachdem 24 Fälle von Herzklappenschäden unter dieser Medikation bekanntgeworden waren. Eine zu dieser Zeit laufende plazebo- kontrollierte, doppelblinde Studie zur Erprobung einer Retardform von Dexfenfluramin wurde abgebrochen. Zuvor hatte man aber noch bei allen 1 072 Teilnehmern eine Echokardiographie durchgeführt. Zu diesem Zeit- punkt lag die mittlere Einnahmedauer bei 77 Tagen; sie entsprach damit in etwa der durchschnittlichen Dauer einer Adipositas-Therapie.

Die verblindete Beurteilung der Echokardiogramme ergab keine stati- stisch signifikanten Unterschiede zwischen den Studienarmen. Die Präva- lenz von leichten bis mittelschweren Veränderungen bezüglich Morphologie und Motilität an den Aorten-/Mitralklappen betrug unter Dexfenfluramin 6,5 Prozent, unter der Verum-Retardform 7,3 Prozent und unter Plazebo 4,5 Prozent. Wie Dr. Neil Weissmann (Washington) anläßlich der Tagung des American College of Cardiology in Atlanta erläuterte, beruht der ungünsti- ge Trend in den Verum-Gruppen vorwiegend auf einer höheren Zahl von be- langlosen Klappenanomalien, die bei etwa dreiviertel der erwachsenen Be-

völkerung zu finden seien. blae-ki

Metastasierungsrate des Bronchialkarzinoms in andere Organe (nach W. Hartl)

Referenzen

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