Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
der Herzkranzgefäße oder auf Miß- bildungen,
besonders auf Shuntvi- tien, geachtet werden. Da bei trai- nierten Sportlern neben dem Elek- trokardiogramm auch andere Beur- teilungskriterien wie Herzvolumen und Kreislaufzeiten sich verändern können, sind nicht selten spezielle kardiologische Kenntnisse für die si- chere Beurteilung grenzwertiger Be- funde erforderlich.Zusammenfassung
In der sportärztlichen Hauptbera- tungsstelle des Landes Hessen wur- den in einem Beobachtungszeit- raum von drei Monaten unter etwa 1000 Untersuchten elektrokardio- graphische Normvarianten gefun- den, deren Beurteilung beispielhaft dargestellt wird. Vagotone Zustände Hochtrainierter und sympathikotone Reaktionen Ungeübter führen zu ve- getativen Folgen im Elektrokardio- gramm, welche sich auf Reizbil- dung, Erregungsleitung und Hetero- topieneigung auswirken. Es werden außerdem an Beispielen die Elektro- kardiogramme von Sportlern mit un- vollständigem Rechtsschenkel- block, Rechtsbelastungszeichen, Trichterbrust, WPW-Syndrom und Parasystolie und deren Bewertung gezeigt. Aus den Untersuchungser- gebnissen wird gefolgert, daß die Normgrenzen beim Elektrokardio- gramm von Sportlern weiter als üb- lich sind. Da bei Sportlern auch an- dere klinische Beurteilungskriterien wie zum Beispiel das Herzvolumen verändert sein können, ist die klini- sche Beurteilung nur im Zusammen- hang mit anderen Befunden möglich und erfordert nicht selten spezielle kardiologische Kenntnisse.
Literatur beim Verfasser
Anschrift für die Verfasser:
Dr. Wolfgang Schulz und Professor Dr. med.
Martin Kaltenbach
Zentrum für Innere Medizin Abteilung für Kardiologie
Klinikum der Universität Frankfurt Theodor-Stern-Kai 7
6000 Frankfurt 70
Variantangina, Migräne und Raynaud-Phänomen dieselbe Erkrankung?
Sowohl die Entstehung der soge- nannten Variantangina (auch Prinz- metal-Angina) als auch die Prodo- malphase eines Migräneanfalls und das schmerzhafte Weißwerden der Finger beim Raynaud-Phänomen er- klärt man mit einem reversiblen Spasmus der jeweiligen Arterien.
Zur Bestätigung dieses pathophy- siologischen Konzeptes untersuch- ten kanadische Autoren 62 Patien- ten mit Variantangina mittels eines Fragebogens hinsichtlich des Auf- tretens von Migräneanfällen und Raynaud-Beschwerden und vergli- chen die Ergebnisse mit denen von 62 Patienten mit „normaler" Koro- narsklerose und 62 herzgesunden Personen. Die beiden Kontrollgrup- pen unterschieden sich nicht in den klinisch relevanten Parametern von der Variantangina-Gruppe.
Die Ergebnisse sind überraschend:
Während sich Migräneanfälle zu 26 Prozent bei den Patienten mit Va- riantangina fanden, waren es nur 6 Prozent bzw. 10 Prozent in den bei- den Kontrollgruppen. Ein Raynaud- Phänomen trat bei 24 Prozent der Variantangina-Patienten auf, hinge- gen in den beiden Kontrollgruppen unter 5 Prozent. Die Unterschiede sind alle hochsignifikant. Aus der Variantangina-Gruppe hatten 7 Pa- tienten sowohl Migräne als auch Raynaud-Beschwerden; in den Kon- trollgruppen traten solche Kombina- tionen nicht auf. Eine zeitliche Kor- relation beim Auftreten der verschie- denen Beschwerden ließ sich nicht finden. Im allgemeinen traten Migrä- ne- und Raynaud-Symptome Jahre vor der Variantangina auf.
Die Autoren schließen aus der Stu- die, daß ein gemeinsamer pathophy- siologischer Mechanismus — ver- mutlich reversible arterielle Spas- men — den drei Krankheitsbildern zugrunde liegen könnten. Die Beob- achtung, daß sich keine zeitlichen Korrelationen finden ließen, deutet darauf hin, daß zusätzlich lokale Triggermechanismen zur Symptom-
auslösung nötig sind. Ob ein glei- ches pathophysiologisches Konzept auch zu einer gleichen medikamen- tösen Behandlung führen könnte, muß zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch dahingestellt bleiben. Cme
Miller, D., et al: Is variant angina the coronary man ifestation of a generalized vasospastic dis- order? N. Engl. J. Med. 304 (1981) 763-6.
Montreal Heart Institute, 5000 E. Belanger St., Montreal, PC) H1T 1C8, Canada
Überlebenszeit bei Lungenkrebs
In einer epidemiologischen Studie wurde in Finnland in einer Popula- tion von etwa 300 000 Einwohnern die Überlebenszeit bei Patienten mit Lungenkrebs untersucht. Während vier Jahren wurden insgesamt 446 Fälle von Lungenkrebs registriert, die über fünf Jahre beziehungsweise bis zum Tod beobachtet wurden. In 97 Prozent war eine histologische oder zytologische Bestätigung der Diagnose möglich. Die Behandlung erfolgte in üblicher Weise je nach Befund mit Chemotherapie, Strah- lentherapie oder Lungenresektion.
Ein Jahr nach Stellung der Diagnose lebten noch 31 Prozent der Patien- ten, nach fünf Jahren nur noch 4 Prozent, dabei fand sich kein signifi- kanter Unterschied zwischen Män- nern und Frauen. Unter histologi- schen Gesichtspunkten betrug die Fünfjahresüberlebensquote 6 Pro- zent beim epidermoidzelligen Karzi- nom, 4 Prozent beim Adenokarzi- nom und 2 Prozent beim kleinzelli- gen anaplastischen Karzinom. Diese Zahlen unterscheiden sich kaum von den Ergebnissen früherer Unter- suchungen. Dies unterstreicht die weiterhin schlechte Prognose des Lungenkrebses (in der vorliegenden Untersuchung starben 96 Prozent der Patienten an der malignen Grunderkrankung und nur 4 Prozent an anderen Erkrankungen!). Sie
Huhti, E.; Sutinen, S.; Saloheimo, M.: Survival Among Patients with Lung Cancer. An Epide- miologic Study, Am. Rev. Respir. Dis. 124 (1981) 13-16, Esko Huhti, M. D., Department of Medicine, University Central Hospital, SF- 90220 Oulu, Finland
FÜR SIE GELESEN Sportler-EKG
Ausgabe B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 34 vom 27. August 1982 27