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it durchaus gemisch- ten Gefühlen schaut die Psychotherapeutin Lucy Ackerman (Sarah Jessi- ca Parker) ihrem 30. Ge- burtstag entgegen. Denn ge- nau an diesem Tag will sie von der Brooklyn Bridge springen, wenn sie bis dahin nicht die große Liebe ihresLebens gefunden hat. Und es gelingt ihr, ihren Mitbewoh- ner, den Maler und Lehrer Joe MacGonaughgill (Eric Schaeffer), daran zu erin- nern, daß er vor Jahren ge- schworen hat, diesen Sprung mit ihr gemeinsam zu unter- nehmen.
Angesichts des sich nä- hernden Termins – vier Wo- chen Zeit haben sie noch – ergreifen beide endlich die Initiative: Joe findet den Mut, seine attraktive Nachba- rin (Elle Macpherson), die er schon seit Jahren anhimmelt, endlich anzusprechen, und Lucy lernt den gleichermaßen verrückten wie charmanten Künstler Bwick Elias (Ben Stiller) kennen. Doch beide sind von ihrer Wahl nicht so recht überzeugt. Lucy erkennt, daß Bwick vornehmlich nach dem Motto „mehr Schein als Sein“ lebt, und Joe, daß er jah- relang nur ein Traumbild und nicht eine wirkliche Frau ver- ehrt hat. Auf der Brooklyn Bridge treffen Lucy und Joe dann schließlich eine Ent- scheidung . . .
Der Regisseur und Haupt- darsteller Eric Schaeffer hat
diese Geschichte (jedenfalls teilweise) selbst erlebt: „Da gab es tatsächlich auf der ge- genüberliegenden Straßen- seite eine Frau, die ich ständig beobachtet habe. Ich finde, es ist eine wunderbar romanti- sche Geschichte, wenn sich jemand in eine Person ver- liebt, die gegenüber wohnt“,
sagte er. Daß in New York Tausende von Menschen in so unmittelbarer Nachbarschaft leben, jeder mit seinem eige- nen Schicksal, faszinierte Schaeffer zusätzlich.
Die Geschichte setzt sich mit typischen Problemen jun- ger Menschen in den 90er Jahren auseinander. Es geht um berufliche Sorgen, die Anonymität in der Großstadt und den Konflikt mit Eltern.
Doch wäre es völlig verfehlt,
„Wenn Lucy springt“ in die Gattung der Problemfilme einzuordnen. Vielmehr ist der Streifen ein romanti- scher Liebesfilm, ein moder- nes Märchen, bei dem das Ende schon ziemlich schnell vorhersehbar ist.
Für diese fehlende Span- nung wird der Zuschauer jedoch mehr als ent- schädigt durch die zahlrei- chen komischen Szenen, die überzeugende darstellerische Leistung der Schauspieler und nicht zuletzt durch die be- eindruckenden Bilder von ei- nem winterlichen New York.
Der Film ist am 11. Juli in den deutschen Kinos ange-
laufen. Kli
A-1977 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 30, 26. Juli 1996 (57)
Lucy (Sarah Jessica Parker, links) hofft, sich in einem neuen Outfit endlich den Mann fürs Le- ben zu angeln.
„ Wenn Lucy springt“
Ein modernes Märchen
V A R I A FEUILLETON
Foto: Trista