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DIE FARBE. . 89

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DIE FARBE. . 89

gerade die Vér’féhiedenartigkeit ihrer Schönheit, die liebliche Vereinigung der Gegenfätze erweckt unfer lntereffe. Dagegen wird bei Zwillingsgefchwifiern, die einander fehr ä.hnlicl fhen, durch gleichfarbige Kle1dungl.el1ei das Vv7under ihrer geir1einfchaftlichen Geburt hervorgehoben. Hier erfüllt alfo die Gleichfarbigkeit die Aufgabe, Beider Solidarität noch beffer zur Geltung zu bringen.

»Gleichfarbigkeit macht fiark«, könnte man von den Uniformen des Militärs und der geiftlichen Orden fagen. Auch in der Dekoration erhöht die farbige Symmetrie zweifellos den Eindruck der Ordnung, \Vohlhabenheit und Ruhe; aber die Forderungen des Farbenwechfels und der künft—

lerifchen Freiheit machen fich hier fo engerifch geltend, dafs ein geringes Zuviel an jenen Elementen der Ordnung langweilend, ftörend wirkt. Statt theoretifcher Begründung ein praktifches Beifpiel:

Wenn zwei Stühle aus demfelben Holze gebaut,ganz gleich geformt und nathbarlich aufgefiellt find, fo mögen fie, als Lichte Zwillinge, auch gleichfarbige Ueberzüge aus einunddemfelben Stoffe haben. Aber total falfch if°t die Anwendung des Pririzips auf die Gattung der Stühle oder gar aller Sitzmöbel überhaupt, wodurch wir das bef’te Mittel zur künftlerifchen lndividualifi—rung preisgeben.

Was nicht urfprünglich als »Paar« gedacht oder erzeugt lfi, das foll man auch farbig auseinander halten. Aber leider begnügt fich der Irrthum nicht mit der Uniform der » Art «; fele Dinge, die nach ihrer Gebrztuc115befiimrnung gar nichts gemein haben, werden farbig egalifirt: für Portiéren,

Vorhänge, Divan und Stühle wird derfel—be Textilftoff verwandt, und womöglich mit der Farbe

deffelben auch noch die V\7and »übereinftimmend« gemacht. Es if’t die geiftlofe Schablone der meif’ten Tapezierer, deren Interefle an fabrikmäfsiger l\/Iaterialvergeudung dem Unverftand des grofsen Publikums brüderlich die Hand reicht.

_ Zu den einzelnen Farben uns wendend, fo fteht-felbftvefltändli‘ch Braun allen anderen voran.

Es gab Wohl eine Zeit, in der diefe »Farbe der Farben « in der Dekorationskunft mifsachtet, ja

verpönt war es war, auf unferem Gebiete wenigfiens, die Zeit der Unnatur, merkwürdi‘ger Wéife gerade zufammenfallend mit der Epoche unferer grofsen Dichter. _ Während Gorth trotz feinf’rer Naturbeobachtung nicht dazukan1, dem Braunen fein Recht zu geben, fagt ein neuefrer Farbenlehrer geradezu: »ch Harmonie z'fl bumn. « Ein etwas paradoxer, aber viel \Vahres enthaltender Ausfp1uch.

Denn, wie wir fchon früher befp1ochén, lafst fich faf’t jede Farbe in einen bräunlichen Ton hinüberfpielen, und wenn wir die beiten—Farbengebungen einer in unferem Sinne fiilvollen Innen—

dekoration aufmerkfam prüfen, fo werden Wir in ihnen das Prinzip des Braunen verwirklicht finden. (Vgl. oben S. ao, ;; & 63.)« Abgefehen vom H‘elldunkel in den fchattigen Partien des

Zimmers, welches immer braun if’t, ‚haben manche Lokalfarbeh, wie Weinroth, lndifchroth, Oliv—

. grün, Meerblau etc. offenbar felbf’t in heller Beleuchtung einen bräunlichen Timbre. Das eigent—

habe Braun mit feinen taufend Abitufungen aber ift_ die obligate Farbe des Holzes und daher da, WO diefes in grofse_n Partien dekorativ verwandt iii, auch auf das Holz befchrimkt. Mit diefem Material freilich hat es gleichzeitig eine Verwendbarkeit wie keine zweite Farbe. Zimmer, in welchen Boden, Wände und Decken durchweg aus Holzvertzifelung befiehen, in denen bis auf einige Eifenbefchlitge und Kleingerärthe alles braun if’t, gehören nicht zu den Seltenheiten Und können trotz ‚diefer Einfarbigkeit den behaglichften Eindruck machen. Das Zierlichfie der Art Hi das fogen. Fugger’fche Trinkftübchen im Nationalmufeum zu München, wo das Holz fogar ohne alle Nachbehandlung hell und klar zu Tage tritt. Der hi1hmelweite Unterfchied dicfc’r Art natür—

licher Ifochromie von der erkünfieltei1 Art des Rocöco geht am Befien daraus hervor, dafs das letztere die natürliche Holzfarbe in ‚breiter Anlage ver‘fchmäht. :Von den Spezialfarben der ver—

fchiedenen Holzarten in einem fpäteren'Abfchnitt. Neben oder auf grofsen Holzflächen -follten in brauner Farbenur naturbraune Dinge dekorativ verwandt werden: Geweihe, Felle, Vogelgefieder, Vegetabilifches. Starkbräunliche Malereien fetzen andere Hintergründe voraus. Braune Textilf’toffe find auf Holzgrui1d unbrauchbar, aber auch fonfi wegen ihrer Holzanklänge in der Renaiffance nicht beliebt. '

HIRTH, DeutfchesZimmer. . I2

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