• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Public Health im Wissenschaftszentrum Berlin: Abschied mit dürrer Tulpe" (30.03.2012)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Public Health im Wissenschaftszentrum Berlin: Abschied mit dürrer Tulpe" (30.03.2012)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 109

|

Heft 13

|

30. März 2012 A 615

O

ffizielle Abschiede sind mit Blumensträußen verbunden. Meist handelt es sich um mittelgro- ße, brave Gebinde, die man schnell wieder vergisst.

Prof. Dr. Rolf Rosenbrock (66) wird sich an seine Ab- schiedsblume dagegen wohl noch länger erinnern. Für ihn, der das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) al- tersbedingt verlässt, gab es bei seiner Abschiedstagung am 23. März von WZB-Präsidentin Prof. Jutta Allmen- dinger nur eine einzelne Tulpe. Sie sei wegen eines Au- ßentermins nicht zum Blumenkauf gekommen und werde dies nachholen, sagte Allmendinger.

Die Begebenheit war symbolträchtig. Allmendinger hat 2011 bei einer Evaluation des WZB Lob bekommen für dessen inhaltliche und strukturelle Weiterentwick- lung seit ihrem Antritt 2007. Doch diese Entwicklung beinhaltet auch das Ende für die Arbeit der Public- Health -Gruppe, die – mit Vorläufer – 33 Jahre lang be- stand. Im Evaluationsbericht der Leibniz-Gemeinschaft heißt es: „Obwohl solide Forschungsergebnisse vorlie- gen, ist die Gruppe in der sozialwissenschaftlichen Dis- kussion weniger stark sichtbar. Die Chance, durch eine entsprechende Publikationsstrategie zu einer breiteren wissenschaftlichen Rezeption beizutragen, wurde nicht hinreichend wahrgenommen.“

Allmendinger ging darauf nicht ein, sondern lobte Rosenbrocks Arbeit: seinen Mut, zu Public-Health- Themen zu forschen, als noch alles, was nach „Volks- gesundheit“ und damit Nationalsozialismus roch, ver- pönt war, und den Weitblick, früh für einen For- schungsschwerpunkt am WZB zu sorgen. Sie verwies auf die hohe Interdisziplinarität und den Praxisbezug seiner Forschungsgruppe, auf seine enorme Zahl von Veröffentlichungen, auf die vielen Beiratsposten, und:

„Ich weiß, dass Sie noch immer für die Sache brennen.“

Rosenbrock nahm Tulpe und Würdigung an und reagierte ohne falsche Bescheidenheit: „Dank für das viele Positive und die angemessene Würdigung.“ Er gehe nicht geschlagen, betonte er selbstironisch.

Schließlich forschten heute nicht Einzelne zu Public Health wie am Anfang, sondern es gebe rund 100 Pro-

fessuren. Dass die Ära der Forschergruppe am WZB ende, sei aber „ein schwerer strategischer Fehler, dabei bleibe ich“.

Die Abschiedsbeiträge zum Thema „Partizipation und Gesundheit“ verdeutlichten zumindest, dass im Gesundheitswesen mehr im Argen liegt, als es Debatten um Honorare oder Qualitätssicherung manchmal er- kennen lassen. So beleuchtete Dr. Nick Kratzer, Mün- chen, wieso viele Arbeitnehmer heute zwar humanere und innovativere Arbeitsplatzbedingungen vorfinden als früher, trotzdem aber unter Druck geraten und mit gesundheitlichen Beschwerden reagieren. Gesine Bär, Berlin, erörterte, warum Gesundheitsförderung in pro- blematischen Stadtquartieren schwieriger ist als häufig angenommen; unter anderem, weil dort einzelne Grup- pen kaum erreichbar sind und es Probleme mit dauer- haftem kommunalen Geldmangel gibt.

Die „linken“ Themen, sie kommen langsam wieder auf die Tagesordnung, scheint es. Prof. Ilona Kick- busch, Brienz, befand, nach „etwas wüsten neolibera- len Zeiten“ machten sich nun wieder mehr Menschen Gedanken, wie Gesundheitssysteme erfolgreich öffent- lich gesteuert werden könnten. Sie erinnerte daran, dass es bei den Ergebnissen nicht nur um Gesundheit, son- dern auch um Partizipation, Wohlstand, Gerechtigkeit gehe, kurz: um einen ganzen Strauß von Themen.

PUBLIC HEALTH IM WISSENSCHAFTSZENTRUM BERLIN

Abschied mit dürrer Tulpe

Sabine Rieser

Sabine Rieser Leiterin der Berliner Redaktion

S E I T E E I N S

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Man kann darum annehmen, daß in einer späteren reiferen Marktphase, wenn der 'Kuchen' nicht mehr wächst und MCOs nicht mehr primär gegen teure traditionelle Einrichtungen, son-

2.2 Akademische Zuordnung Dem erklärten Ziel einer Erhal- tung und Förderung der Gesundheit entsprechend kann eine Postgra- duierten-Qualifikation in „Öffent- liche

Die von Ihnen gewählte Art der Dar- stellung birgt jedoch die Ge- fahr, daß der unvoreingenom- mene Leser zu der Schlußfol- gerung gelangt, daß die 90 Prozent nicht anerkannter

Laborveränderungen von klinischem Be- lang wie Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaus- haltes, Blutbildveränderungen (Leukopenie, Anämie, Panzytopenie), besonders bei Patienten

„Public Health"/Gesund- heitswissenschaften soll eine multidisziplinäre Graduier- tenausbildung an den Univer- sitäten im Sinne von „Schools of Public Health" installiert

The primary endpoints of the study after one year were an increase in total PA by accelerometry, an increase in aerobic fitness measured by the 20 m shuttle run, a decrease in

informiert über das spezi- elle Bewegungstraining für betroffene Frauen. Patien- tinnen berichten über die Auswirkungen des Trainings auf ihr Befinden und

Für Public-Health-Studie- rende und Experten ist es ein umfassend einführendes Grundlagenwerk, für Klini- ker eine wichtige und span- nende Ergänzung – vor allem im Hinblick