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Archiv "Andrologische Störungen: 1. Allgemeine Grundsätze und Diagnostik" (23.09.1976)

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Aktuelle Medizin

Stenosen der oberen Luftwege

Symptomatik Diagnose Therapie

Behinderung schneller Einat- mung.

des zweiten Rekurrens nach (unbekannter) Parese des er- sten Rekurrens. Wenn keine Heiserkeit: funktionelle La- rynxstenose (selten!).

weisung zum HNO-Arzt. Bei Ateminsuffizienz nach ande- ren Ursachen forschen.

Intrathorakale Stenosen der oberen Luftwege

Anfallsartige Unfähigkeit, aus- zuatmen.

In- und exspiratorischer Stri- dor, in schweren Fällen bis zur Ateminsuffizienz mit Zya- nose und Somnolenz.

In- und exspiratorischer Stri- dor (Symptomatik wie bei Trachealtumor).

Bei intrathorakaler Lokalisa- tion, Unfähigkeit, forciert auszuatmen (auffällig bei Aufregung oder Belastung).

Bei zum Teil extrathorakaler Lokalisation auch Behinde- rung der Einatmung unter Belastung.

Polyp mit Ventilwirkung, Fremdkörper (beweglich) Wiederholung derartiger Zu- stände, insbesondere bei for- ciertem Atmen (Belastung, Aufregung).

Trachealtumor (Metastase ei- nes Schilddrüsen-Ca., auto- chthoner Tumor)

Ex- und Inspiration sind be- hindert. Durch Auskultation genaue Lokalisation nicht möglich (bedrohliche Situa- tion, wenn zusätzlicher Reiz mit Schwellung).

Trachealstenose

Anamnese: Zustand nach zu- rückliegender stationärer In- tubation mit längerer Beat- mung? Zustand nach Tra- cheotomie? (warum?) Kom- pressionsmöglichkeit von au- ßen (Schilddrüse, Mediasti- naltumor)?

Tracheomalazie

Zustand nach zurückliegen- der stationärer Intubation, Tracheotomie, Strumektomie (Säbelscheidentrachea), nur exspiratorische Ventilations- behinderung (forciertes At- men gegen die Hand).

Differentialdiagnose: Peri- phere Atemwegsobstruktion (allein oder zusätzlich).

Unzureichende Einatmung bei Forcierung, sonst wie bei intrathorakaler Lokalisation.

Einweisung ins Krankenhaus und fachärztliche Behand- lung.

Prednisolon 100-200 mg i. v.

Krankenhauseinweisung mit ärztlicher Begleitung.

Einweisung in chirurgische oder HNO-Klinik. Eventuell (wenn technisch möglich) Notintubation oder Nottra- cheotomie. Prednisolon 100-200 mg i. v. Kranken- hauseinweisung.

Beruhigung des Patienten, langsames Ausatmen durch fast geschlossene Lippen (Lippenbremse), um intratra- chealen Druck hoch zu hal- ten. Versuch mit Broncholyse (Euphyllin® i. v., Bero- tec®-Inhalation) in schweren Fällen (wenn technisch mög- lich) Intubation.

Langsame Einatmung, sonst wie bei intrathorakaler Loka- lisation der Tracheomalazie.

Privatdozent Dr. med. Gerhard Siemon Medizinische Universitätsklinik Köln Josef-Stelzmann-Straße 9, 5000 Köln 41

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Aktuelle Medizin ÜBERSICHTSAUFSATZ

Unter Andrologie versteht man die Lehre von der Zeugungsfähigkeit des Mannes und allen damit im Zusammenhang stehenden Störun- gen.

Dieses Spezialgebiet hat in den letzten 15 Jahren zunehmendes In- teresse gefunden, da sich mehr und mehr die Erkenntnis durch- setzte, daß nicht die Frau allein ur- sächlich für die Kinderlosigkeit ei- ner Ehe verantwortlich zu machen ist. Man hatte inzwischen gelernt, daß die Ursache für die Kinderlo- sigkeit einer Ehe in etwa 50 Pro- zeit auf seiten der Frau, in etwa 40 bis 50 Prozent auf seiten des Man- nes und in 10 Prozent bei beiden Partnern gesucht werden muß.

Andrologie beschäftigt sich aber nicht nur mit den Fortpflanzungs- funktionen, sondern ebenso mit der Sexualität des Mannes, so zum Beispiel mit dem Problem der Po- tenzstörungen. Es leuchtet ein, daß sich vor diesem Hintergrund ein recht weites Feld für den androlo- gisch tätigen Arzt eröffnet. Um die- ses Feld aber richtig bestellen zu können, bedarf es einiger speziel- ler Kenntnisse, die in diesem und in den nachfolgenden Beiträgen angesprochen werden sollen. Da- bei wird davon ausgegangen, daß der niedergelassene Arzt ohne wei- teres in der Lage ist, in ambulanter Untersuchung sehr wesentliche Grundlagen der andrologischen Diagnostik festzustellen.

Im Vordergrund der ärztlichen Be- mühungen muß das Verständnis für die Sorgen des zur Untersuchung kommenden Mannes stehen. Mag auch das in früheren Jahren vor- herrschende Moment der psychi- schen Hemmungen heute durch Li- beralisierung der Sexualität und durch die Medienwirkungen weit- gehend abgebaut sein, so darf den- noch nicht übersehen werden, daß auch der Normalmann noch mit ge- wissen Bedenken kommt, wenn er seine Zeugungsfähigkeit untersu- chen lassen will. Sei es auch nur, daß er ein negatives Resultat be- fürchtet, der Arzt muß ihm mit Ein- fühlungsvermögen in die Beson- derheit dieser Situation entgegen- kommen. Das bedeutet gleichzeitig aber auch: der Arzt muß sich Zeit nehmen und die notwendige Ruhe aufbringen. Beides ist im Rahmen einer Normalsprechstunde so gut wie unmöglich. Da für die Ejakulat- untersuchung eine' Motilitätsbe- stimmung zu verschiedenen Zeiten über insgesamt vier Stunden erfor- derlich ist, scheint es zweckmäßig, wenn man die Gesprächsführung mit dem Patienten und die Labor- untersuchungen zeitlich so vonein- ander trennt, daß der Patient zur Ejakulatgewinnung für einen späte- ren Zeitpunkt wiederbestellt wird.

Zur Dokumentation der Befunde aus Anamnese, körperlichem Be- fund und Ejakulatuntersuchung empfiehlt sich ein auf die eigenen Interessen abgestellter Dokumen-

Andrologische Untersuchun- gen können im Zusammen- hang mit der ambulanten Vordiagnostik auch in freier Praxis vorgenommen wer- den. Im Rahmen von mehre- ren Beiträgen zum Thema

„Fertilitätsstörungen des Mannes" werden Grundsätze der Diagnostik unter den Be- dingungen der Praxis ange- sprochen. die wesentlichen Untersuchungsverfahren ge- nannt und die für eine dia- gnostische Einordnung not- wendigen sogenannten Normwerte aufgeführt. Dane- ben wird die Bedeutung der besonderen psychischen Si- tuation des Mannes behan- delt und auf die Notwendig- keit zur Gesprächsbereit- schaft seitens des Arztes hin- gewiesen.

tationsbogen. Das hat den Vorteil, daß nichts vergessen werden kann.

Hier werden auch Angaben über die Dauer der Ehe, ob bereits Kin- der vorhanden sind, Dauer des Kin- derwunsches, bisherige Methoden der Antikonzeption, lokale und all- gemeine Erkrankungen, Potenzstö- rungen, Frequenz des Geschlechts- verkehrs pro Woche, letzte Ejaku- lation und bisherige Behandlung erfaßt.

Anamnese

Zeit und Ruhe sind die besten Vor- aussetzungen für eine ergiebige Anamnese. Vor allem sollte der Arzt den Ratsuchenden sich ausspre- chen lassen, soweit es für die Klä- rung der Symptomatik notwendig ist. Andererseits muß man berück- sichtigen, daß sich in einer Reihe von Fällen hinter der Angabe „Kin- derwunsch" eine Potenzstörung verbergen kann.

Neben den üblichen Fragen der ärztlichen Anamnese interessieren den Andrologen gerade im Hin- blick auf die Zeugungsfähigkeit An-

Andrologische Störungen:

1. Allgemeine Grundsätze und Diagnostik

Carl Schirren

Abteilung für Andrologie (Vorstand: Professor Dr. Carl Schirren) der Universitätshautklinik Hamburg-Eppendorf

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Abbildung 1: Orchi- dometer nach Hy- nie. Man legt die beiden Schenkel mit den runden Scheiben auf den oben und den unte- ren Hodenpol, wo- bei Daumen und Zeigefinger der un- tersuchenden Hand in die dafür be- stimmten Ausspa- rungen eingeführt werden. Auf der Meßskala kann dann die Länge (unten; in mm) be- ziehungsweise das Volumen (in ml;

oben) abgelesen werden. Als normal ist ein Hoden anzu- sehen, der ein Vo- lumen oberhalb von 14,5 ml aufweist

% j_i g/ml 3— 100-3000—

C„,__,..__.___._,_„■,::).

2500—

90—

2— 80—

70- 2000—

1— 60—

50-1500—

20-25 26-30 31-35 36-40 41-50 50 years

n coitus frequency/weekly

firm consist. of testis

0 fructose content ( g/ml)

Abbildung 2: Hodenkonsistenz (fest), Fruktosespiegel im Sperma und Ko- itusfrequenz in Abhängigkeit zum Lebensalter (n = 3500)

Aktuelle Medizin

Andrologische Störungen

gaben des Patienten über exogene Noxen (Nikotin, Medikamente), von denen ein negativer Einfluß auf die Motilität und die Morphologie der Spermatozoen bekannt ist (verglei- che Schirren 1971). Auch die Fre- quenz des Geschlechtsverkehrs

pro Woche spielt eine Rolle, wenn man bedenkt, daß bei täglich prak- tiziertem Geschlechtsverkehr in der Regel eine schlechte Qualität des Spermas im Sinne einer Azoo- spermie beziehungsweise Oligo- zoospermie zu resultieren pflegt. In

einem solchen Falle erübrigen sich dann spezielle medikamentöse Be- handlungsmaßnahmen. Es reicht aus, die Frequenz auf zwei- bis dreimal pro Woche zu reduzieren, um einen Normalbefund zu errei- chen.

In diesen Komplex gehören auch Fragen nach der Situation auf sei- ten der Frau. So wird der androlo- gisch tätige Arzt zum Beispiel da- nach fragen, ob die Ehefrau bereits untersucht wurde, ob ein normaler Befund zu erheben war und ob eine Basaltemperaturmessung er- folgte. Gerade im Hinblick auf die so unbedingt notwendige androlo- gischigynäkologische Kooperation bei der späteren Therapie sind die- se Dinge wichtig, da ein differen- zierter Eingriff bei der Frau (hierzu gehört meines Erachtens auch die Pertubation) nur durchgeführt wird, wenn von seiten des Mannes die für eine Konzeption erforderlichen Voraussetzungen gegeben sind:

Nachweis von beweglichen Sper- matozoen. Es ist also nicht notwen- dig, mit einer diagnostischen Maß- nahme bei der Frau zu warten, „bis der Ehemann voll zeugungsfähig geworden ist", wie man es gele- gentlich in Arztberichten lesen kann.

Körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung muß den ganzen Mann zum Gegenstand haben. Daher ist es erforderlich, daß der Patient vollständig ausge- zogen angesehen wird, um zum Beispiel Disproportionen der Extre- mitäten zum Stamm sofort erken- nen zu können. Zur Feststellung der Hodengröße bedient man sich am besten eines Orchidometers.

Pflaume, Kastanie und Kirsche werden von den verschiedenen Un- tersuchern unterschiedlich in ihrer Größe beurteilt, so daß sie kein ob- jektives Maß darstellen können.

Wir bevorzugen das von Hynie an- gegebene Instrument (Abbildung 1). Grundsätzlich sollte auch die Prostata untersucht werden, was heute im Zeitalter der Vorsorgeun- tersuchung bei Männern über 40

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lebhaft beweglich mäßig beweglich unbeweglich

Tabelle 1: Übersicht des Motilitätsgrades (in Prozent) über insge- samt vier Stunden Beobachtungszeit.— Dieser Zeitraum ist notwen- dig, um beispielsweise einen stärkeren Abfall als 10 bis 15 Prozent zu ermitteln, der als pathologisch anzusehen ist. Die wiederholte Motilitätsbestimmung ist also nicht etwa beim pathologischen Sper- miogramm notwendig; vielmehr ermittelt der Arzt das pathologische Spermiogramm mittels wiederholter Untersuchungen des Nativ- spermas

60 120 240 sof. 30

14 101

1 0 1 1 2101

1 0 1

4

4 [6 1 0 [81 0 .

1 5

131

0

1

1

1

Tabelle 2: Übersicht der Normwerte des Ejakulats

Menge 2,0-6,0 ml

pH 7,0-7,8 (Merck-Indikator-Papier

6,6-8,0 oder Glaselektrode)

Geruch kastanienblütenartig

Farbe grau — weiß — gelblich

Konsistenz zähflüssig/flockig

(Verflüssig. in 15-30 Min.) Spermatozoenzahl über 40 Mill. Sp./ml Spermatozoenmotilität

sehr lebhaft 50°/o oder 40°/o

mäßig 20°/o oder 30°/o

unbeweglich 30°/o

Spermatozoenmorphologie über 60°/o

Fruktose über 1200 71m1

Phosphatase (sauer) 100-300 pg P205/30 Min.

Zitronensäure 300 mg 0/0

Inosit 1000-2500 pg/m1

Natrium 265 mg Vo

Kalium 54,2 mg Vo

Kalzium 26,6 mg Vo

Zink 470 ug/ml

Spermin 254-3180 /ml

Spermidin 30-366 ;Jrn1

Phosphohexose-lsomerase 35,6-2650 ! , Mol F-6-p/ml/h

Nukleinsäure 2,18-2,60x

10-15 g

Aktuelle Medizin Andrologische Störungen

Jahren zur Regeluntersuchung ge- hört. Es ist zweckmäßig, hierbei dann auch das Rektum rundum zu erfassen. Der Zusammenhang zwi- schen Hodenkonsistenz, Fruktose- spiegel im Sperma, Frequenz des Geschlechtsverkehrs pro Woche und Lebensalter geht aus Abbil- dung 2 hervor; es zeigt sich dabei, daß diese drei Parameter in gleich- mäßiger Abhängigkeit zum Lebens- alter stehen.

Samenuntersuchung

Die Samenuntersuchung ist der dritte Teil der ambulanten androlo- gischen Diagnostik. Sie wird nach einer sexuellen Abstinenz von fünf bis sechs Tagen vorgenommen.

Dieser Standard hat sich als unbe- dingt notwendig herausgestellt, da eine kürzere Karenz in der Mehr- zahl der Fälle zu einer Ver- schlechterung von Qualität und Quantität des Spermas führt und eine Verlängerung über den Zeit- punkt von fünf bis sechs Tagen hinaus keinen zusätzlichen Gewinn bringt. Sofort nach der Abgabe des Ejakulates und zu verschiedenen Zeiten hinterher (30, 60, 120, 240 Minuten) wird eine Motilitätsbe- stimmung vorgenommen, um den Beweglichkeitsgrad der Spermato- zoen zu ermitteln, und um zum Bei- spiel aus einem zu schnellen Abfall (10 Prozent wird als normal ange- sehen) Rückschlüsse auf die Quali- tät der Spermatozoen und damit auf notwendige Therapiemaßnah- men zu ziehen. Die Motilitätsbe- stimmung sollte über vier Stunden, das heißt fünfmal vorgenommen werden (Tabelle 1).

Der Samen muß grundsätzlich frisch zur Untersuchung gelangen.

In Hamburg sind im Durchschnitt etwa 1,3 Prozent aller Patienten nicht in der Lage, das Sperma in der Sprechstunde zu liefern. Hier ist man dann darauf angewiesen, sich das Sperma aus dem Hause mit- bringen zu lassen. Innerhalb von 20 bis 30 Minuten nach der Ejakula- tion sollte das Sperma beim Arzt abgegeben sein. Die Transportzeit muß bei der Beurteilung der Motili-

tät berücksichtigt werden. Am be- sten gibt der Arzt dem Patienten für diesen Transport ein steriles Glas mit einem Korken als Ver- schluß mit, wobei allerdings darauf zu achten ist, daß das Glas wenig- stens 3 Zentimeter Durchmesser aufweist; sonst können Schwierig-

keifen beim Auffangen des Sper- mas entstehen. Man muß den Pa- tienten sagen, daß alles Sperma zur Untersuchung abgeliefert wer- den muß. Die Samengewinnung un- ter Verwendung eines Kondoms ist abzulehnen, da hierdurch die Moti- lität der Spermatozoen erheblich

(5)

jig/m1 Abbildung 3: Fruk- tolyse bei zwei Eja- kulaten mit Normo-

zoospermie.

• - - - sper- matozoenfreies Eja- kulat durch Zentri- fugation

= das glei- che Ejakulat, jedoch spermatozoenhaltig

1000—

500—

3000—

2500—

2000—

1500 —

2 3 4 Std. 5

Tabelle 3: Die Häufigkeit andrologischer Störungen im Krankengut der andrologischen Abteilung Hamburg-Eppendorf

Klinische Diagnose Häufigkeit

(in %)

Normozoospermie 33

Hypozoospermie 13

Oligozoospermie 32

Hypokinesis 5

Verschlußazoospermie 3,5

Azoo-, Aspermie (Kastraten)

(Kryptorchismus usw.) 5

primäre Hodenatrophie 5

(Trauma)

primäre Hodenatrophie 0,2

(Infektion)

primäre Hodenhypoplasie ( g) 1

Klinefelter-Syndrom (9) 1

sekundäre Hypoplasie der Hoden 0,1

postpuberale Leydigzell-lnsuffizienz 1,2 100,0 Aktuelle Medizin

Andrologische Störungen

geschädigt wird. Auch das Auswa- schen des Kondoms, was vielerorts empfohlen wird, ändert an diesem Effekt nichts.

Die Samenuntersuchung besteht aus einem physikalischen, einem morphologischen und einem bio- chemischen Teil. Mittels physikali- scher Methoden werden die Men- ge, die Farbe, der Geruch, die Kon-

sistenz und der pH des Ejakulates bestimmt (Tabelle 2). Morpholo- gisch ermittelt der Arzt die Motilität (siehe oben), die morphologische Qualität der Spermatozoen im ge- färbten Ausstrichpräparat und die Spermatozoendichte. Der bioche- mische Teil wird durch die Frukto- sebestimmung abgedeckt; aus dem Fruktoseinitialwert kann ein Rück- schluß auf die Androgenproduktion

gezogen werden (Abbildung 2), aus dem Fruktolyseindex (gebildet aus dem Fruktoseverbrauch innerhalb von fünf Stunden) ist ein Rück- schluß auf die Motilität der Sper- matozoen möglich (Abbildung 3).

Keiner dieser Anteile kann fehlen, da sonst das -Gesamtgefüge ins Wanken gerät. So kann man bei- spielsweise die Rundkopfspermato- zoen nur im gefärbten Ausstrich- präparat sicher erkennen. Diese Sonderformen entsprechen in ih- rem Motilitätsgrad durchaus nor- malen Spermatozoen. Durch den Rundkopf im Zusammenhang mit dem Fehlen des Akrosoms können diese Spermatozoen jedoch nicht zur Befruchtung gelangen. Derar- tige Patienten sind infertil (Schir-

ren sen., Holstein und Schirren).

Am Ende der Untersuchung stehen ärztliche Diagnose und ärztlicher Bericht. Für den Diagnoseschlüssel besteht eine internationale Abspra- che (Tabelle 3), um sich gegensei- tig besser verständlich und um die Befunde austauschbar machen zu können. Der Bericht geht in der Regel an den beteiligten Gynäkolo- gen, um diesem die Möglichkeit weiterer diagnostischer Maßnah- men auf seiten der Frau zu ermög- lichen.

Für die Befundmitteilung an den Patienten bestellt man diesen ge- gebenenfalls gemeinsam mit der Ehefrau einige Tage nach der Un- tersuchung zu einem Gespräch.

Diese Praxis bewährt sich insofern, als damit dann jede Möglichkeit ei- ner Fehlinterpretation ausgeschal- tet wird und dem Ehepaar Fragen über unklare Dinge sogleich beant- wortet werden können.

Der praktische Arzt kann also durchaus sinnvoll an der Diagno- stik andrologischer Störungen teil- nehmen und hier einen beachtli- chen Beitrag im Sinne eines Scree- ning leisten, soweit er dieses Me- tier beherrscht. Für alle jene Fälle dagegen, in denen sich bei Unter- suchungen kein sogenannter Nor- malbefund ergibt, kann der prakti- sche Arzt dann auf die Spezialab- teilung für Andrologie zurückgrei-

(6)

Andrologische Störungen

fen, wie sie an den Universitäten und in größeren Städten vorhanden beziehungsweise im Entstehen sind. Dort werden dann jene Spe- zialuntersuchungen vorgenommen, die für den praktischen Arzt nicht durchführbar sind.

Literatur

Schirren, C.: Praktische Andrologie. Berlin:

Brüder Hartmann 1971 — Schirren, C. G.

sen., Holstein,A., und Schirren,C.: Über die Morphogenese rundköpfiger Spermatozoen des Menschen. Andrologie 3 (1971) 117- 152.

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med. Carl Schirren Abteilung für Andrologie Martinistraße 52

2000 Hamburg 20

ECHO

Zu: „Impfplanung" von Prof. Dr.

med. Heinz Spiess in Heft 15/1976, Seite 1015 ff.

Detaillierter Impfplan

„Mit einem detaillierten Impf- plan soll zahlreichen Infek- tionskrankheiten vorgebeugt werden. Das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT veröffentlichte einen von dem Münchner Mediziner Prof. Heinz Spiess aufgestellten Plan, der für Kinder vom dritten Lebens- monat an Schutzimpfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung emp- fiehlt. Vom zwölften Monat an sollte gegen Masern und Mumps geimpft werden. Auf- frischungsimpfungen gegen Diphtherie und Tetanus sind im zweiten Lebensjahr sowie von zehn bis zwölf Jahren fällig. Für Mädchen sieht der Plan zwischen elf und fünf- zehn Jahren eine Schutzimp- fung gegen Röteln vor. Er- wachsenen empfiehlt der Plan, etwa alle zehn Jahre die Impfungen gegen Teta- nus und gegen Polio zu er- neuern." (dpa in: Iserlohner Kreisanzeiger)

Aktuelle Medizin

Leseranfrage:

Immer wieder zeigen sich nach der Masern-Lebendimpfung sogenann- te „Impfdurchbrüche": Ich kann augenblicklich eine derartige Häu- fung nach vor einigen Jahren durchgeführten Masern-Lebendimp- fungen beobachten; auch mein Sohn, der vor vier Jahren gegen Masern geimpft wurde, ist an schweren hämorrhagischen Ma- sern erkrankt. Soweit ich hörte, handelt es sich um ein bundeswei- tes Problem. Bisherige Rückfragen bei verschiedenen Stellen ergaben die Antwort, daß nur unsachgemä- ße Handhabung und Aufbewahrung des Impfstoffes, wie Unterbrechung der Kühlkette u. a., hierfür verant- wortlich sein könnten.

Was sind die tatsächlichen Gründe für Impfdurchbrüche nach der Ma- sern-Impfung?

Kann man der Schutzwirkung die- ser Impfung noch vertrauen (an- geblich über 95 Prozent Schutz- quote?) — oder sollte man sich auch bei dieser Impfung, wie neu- erdings bei anderen Impfungen auch (zum Beispiel Tuberkulose- Schutzimpfung, Keuchhusten-Imp- fung, Pocken-Impfung), mehr Zu- rückhaltung auferlegen? Dr. U. H.

Antwort:

Die Impfung mit Masern-Lebend- impfstoff hat sich auf der ganzen Welt, auch in der Bundesrepublik, als sehr erfolgreich erwiesen. In der Bundesrepublik nahmen etwa 36 Prozent aller im Jahre 1974 ge- borenen Kinder bisher an der Ma- sern-Impfung teil. Dennoch ma- chen die Masern-Impfdurchbrüche Sorgen, weil jede nicht erfolgrei- che Impfung bei dem hohen Konta- giositätsindex der Masern als sichtbarer „Impfdurchbruch" auf- fällt.

Als Ursache für sogenannte „Ma- sern-Impfdurchbrüche" kommen in Frage:

Ursachen

0 Die unvorschriftsmäßige Lage- rung und Handhabung der Vakzine.

Der Masern-Impfstoff enthält pro Impfdosis nur 1000 vermehrungsfä- hige, attenuierte Impfviren (andere Impfstoffe enthalten eine 100- bis 1000fach höhere Dosis). Eine Inak- tivierung auch nur eines Teiles die- ses gegen Wärme und Licht emp- findlichen Impfvirus muß sich da- her besonders empfindlich hin- sichtlich der Wirksamkeit des Impf- stoffes auswirken. Bereits das Aufbewahren des Impfstoffes in den Fächern der Kühlschranktüre (+ 10 bis + 15'C) genügt, um den Impfstoff unwirksam zu machen. Er sollte bei Kältetemperaturen, allen- falls bis maximal + 4c) C, gelagert werden. Probleme der Lagerung und des Wirksamkeitsverlustes er- gaben sich im übrigen auch in an- deren Ländern, so in den USA, wo gerade diesen Fehlerquellen genau nachgegangen wurde (Krugman).

49 Auch ohne Lagerungsfehler hat sich ergeben, daß der Masern-Le- bendimpfstoff unter optimalen äu- ßeren Bedingungen kontinuierlich an Wirksamkeit verlor. Dabei ergab sich kein deutlicher Unterschied zwischen den beim Hersteller oder den anderweitig gelagerten Proben und den aus den Apotheken be- sorgten Chargen. Es ist inzwischen gelungen, den Impfstoff so weit zu stabilisieren, daß er bei der Vor- ratslagerung keinen kritischen Wirksamkeitsabfall mehr erfährt.

O Andere Ursachen von Impf- durchbrüchen nach der Masern- Lebendimpfung können beim Impf- ling liegen. Grundsätzlich gibt es keine biologische Maßnahmen, die AUSSPRACHE

„Impfdurchbrüche"

nach Masern-Lebendimpfung

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