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Gemüsebau Info 18/12

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Extension Gemüsebau

Gemüsebau Info 18/12

Falscher Mehltau an Fenchel

Foto 1: Verbräuntes, faulendes Blattgewebe an Fenchel erweckt im ersten Moment den Eindruck, es handle sich um eine bakterielle Fäulnis. Tatsächlich konnte an den betrof- fenen Pflanzen der Falsche Mehltau (Plasmopara crustosa) nachgewiesen wer- den. Foto: W. E. Heller (ACW).

Foto 2: Erst unter dem Mikroskop sind die typischen Sporenträger und Sporen des Falschen Mehltaus an Fenchel sichtbar.

Foto: W. E. Heller (ACW).

Pflanzenschutzmitteilung

10. Juli 2012 Nächste Ausgabe am 17.07.2012

Inhaltsverzeichnis

Pflanzenschutzmitteilung 1 Wichtige Grundlagen für die Bekämpfung der Möhrenfliege 5

Erdraupen (Agrotis spp.): Aus dem oberen St. Galler Rheintal werden stärkere Schäden an Karotten gemeldet.

Spinnmilben (Tetranychus urticae) an Freilandkulturen: In empfindlichen Kulturen wie Bohnen, Sellerie, Chicorée u.a. sollte jetzt mit den Pflanzenkontrollen auf erste feine Saugschäden der Spinnmilben begonnen werden. Spinnmil- ben halten sich auch an Gewächshauskulturen weiterhin hartnäckig. Kontrollieren Sie die Bestände und führen Sie bei Bedarf eine Behandlung durch.

Alternaria-Blattflecken und Cercospora/Ramularia-Blattflecken an Randen: Erster Befall wurde in der Region Baden (AG) festgestellt.

Blattlausbesatz unter Glas: Aus der Deutschschweiz werden erneut Befallsnester mit Kartoffelblattläusen (Aulacorthum solani, Macrosiphum euphorbiae) und teilweise auch Gurkenläusen (Aphis gossypii) an Kürbisgewächsen gemeldet. Im Tessin fand ein äusserst starker Flug der Schwarzen Bohnenblattlaus (Aphis fabae) und vermutlich einer eng verwandten Art statt. Vor allem an Tomaten kam es zu starkem Befall.

Weisse Fliegen und Thripse haben sich in den Kulturen unter Glas ebenfalls etabliert. Auch Zwergzikaden, Liriomyza- Minierfliegen und Raupen der Gemüseeule treten gelegentlich auf. Nach dem Abschlegeln der früher reifenden Kartof- felsorten wandern jetzt zahlreiche Kartoffelkäfer auf Nahrungssuche in die umliegenden Kulturen ab. Zur Sicherheit sind Auberginenkulturen in der Nähe solcher Kartoffeläcker jetzt vermehrt zu kontrollieren. Alle genannten Organismen wer- den ab sofort nur noch bei ausserordentlichen Vorkommnissen in der Schaderreger-Tabelle aufgeführt.

(2)

Extension Gemüsebau | Info 18/12 | 10. Juli 2012 2/7 Schädling / Krankheit Hin-

weis

Aktivitäten Stand

Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen

vor 7

Tagen aktuell

DATAphyto / Do- kumente / Pflanzenschutz-

mittel-Listen *

Merkblatt FiBL**

Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies und Rettich

Kohlfliege

(Delia radicum)

1 +++

(D-CH)

+++

(D-CH)

Kapitel 2-4, 6-7

S. 14 (11)

Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi

Kohldrehherzgallmücke

(Contarinia nasturtii)

+++ +++

Kapitel

2-4

S. 13 (9)

Rapsminierfliege

(Scaptomyza flava)

2 ++ +++

Kapitel

2-4

S. 15 (13)

Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies und Rettich / Rucola

Erdflöhe, Rapsglanzkäfer

(Phyllotreta spp., Meligethes sp.)

+++ ++

Kapitel

2-4, 6-8

S. 12 (7)

Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies und Rettich / Rucola

Kohlraupen

(Pieris rapae, Ma- mestra brassicae, Plutella xylostella)

++ ++

Kapitel

2-4, 6-8

S. 11 (6)

Kohlmottenschildlaus

(Aleyrodes proletella)

+ +

Kapitel

2-4, 6-8

S. 14 (10)

Mehlige Kohlblattlaus, Grü- ne Pfirsichblattlaus

(Brevico- ryne brassicae, Myzus persicae))

++ ++

Kapitel

2-4, 6-8

S. 12 (8)

Falscher Mehltau

(Peronospora parasitica)

++ ++

Kapitel

2-4, 6-8

S. 10 (4)

Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi

Adernschwärze

(Xanthomonas campestris)

++ +

Kapitel

2-4

S. 8 (2)

Kohlschwärze

(Alternaria brassicae)

3 + +

Kapitel

2-4

S. 10 (5)

Kopfsalate / Blattsalate

Grüne Salatlaus

(Nasonovia ribisnigri)

+++ ++

Kapitel

9-10

S. 6 (6)

Eulenraupen, Schattewick- lerraupen

(Noctuidae, Cnephasia spp.)

+ +

Kapitel

9-10

S. 5 (5)

Falscher Mehltau

(Bremia lactucae)

+++ +++

Kapitel

9-10

S. 5 (3)

Alternaria-Brennflecken

(Alternaria sp.)

4 - !*)

Kapitel

9-10

-

Marssonina-Blattflecken

(Marssonina panattonia)

- +

Kapitel

9-10

-

(3)

Extension Gemüsebau | Info 18/12 | 10. Juli 2012 3/7 Schädling / Krankheit Hin-

weis

Aktivitäten Stand

Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen

vor 7

Tagen aktuell

DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-

mittel-Listen *

Merkblatt FiBL**

Lauch / Zwiebeln / Schnittlauch

Lauchmotte

(Acrolepiopsis assectella)

++ ++

Kapitel

32, 33, 40

S. 28 (5)

Zwiebelthrips

(Thrips tabaci)

++

(D-CH)

++

(D-CH)

Kapitel 32, 33, 40

S. 27 (4)

Lauch / Zwiebeln

Purpurflecken- und Samt- fleckenkrankheit

(Alternaria porri, Cladosporium allii)

+ +

Kapitel

32, 33

S. 26 (2)

Zwiebeln

Falscher Mehltau

(Peronospora destructor)

+++ +++

Kapitel

33

S. 24 (4)

Botrytis-Blattflecken

(Botrytis squamosa)

- +

Kapitel

33

-

Karotten / Knollenfenchel / Knollensellerie, Stangensellerie

Möhrenfliege

(Psila rosae)

5 + ++

Kapitel

16-18

S. 17 (3)

Karotten

Möhrenblattfloh

(Trioza apicalis)

++ ++

Kapitel

16

S. 17 (4)

Cercospora-Blattflecken

Cercospora carotae

+ ++

Kapitel

16

S. 16 (2)

Knollensellerie, Stangensellerie

Septoria-Blattflecken

(Septoria apiicola)

+ +

Kapitel

18

S. 20 (3)

Tomaten / Auberginen

Tomatenminiermotte

(Tuta absoluta)

6

(D-CH)

-

(D-CH)

Kapitel 29, 31

S. 52 (15)

Gurken / Zucchetti / Speisekürbisse / Melonen und Wassermelonen

Falscher Mehltau

(Pseudoperonospora cubensis)

+ +

Kapitel

25-28

S. 40 (6)

Gurken / Zucchetti / Tomaten

Grauschimmel

(Botrytis cinerea)

+++ ++

Kapitel

25, 29

S. 39 (4) S. 47 (5)

Echter Mehltau

(Sphaerotheca fuliginea, Erysiphe cichoracearum, Oidium neolycopersicum)

7 ++ +++

Kapitel

25, 26, 29

S. 40 (5) S. 48 (8)

(4)

Extension Gemüsebau | Info 18/12 | 10. Juli 2012 4/7 Wegen lokalen Unterschieden von Auftreten und Intensität ersetzt diese Übersicht die Feldkontrolle nicht !

Tabellenlegende :

1 Kohlfliege: Der Hauptflug der 2. Generation hat sich in der Deutschschweiz weiter verstärkt. Auch im Tessin findet in der Magadino-Ebene Flug statt. Empfindliche Kulturen müssen in Befallslagen geschützt werden.

2 Rapsminierfliege an Kohlgewächsen: An einem Befallsstandort im Kanton Aargau (Raum Baden) haben wir erneut einen äusserst starken Flug der Rapsminierfliege festgestellt. Neben der hohen Anzahl an adulten Fliegen in der Falle waren in den Kulturen zahlreiche Blattminen und Larven zu finden. Rauhblättrige Kulturen wie Chinakohl, Radies und Rettich sowie Kohl- rabi sind besonders empfindlich. Kontrollieren Sie die Bestände und führen Sie bei Bedarf eine Behandlung durch.

3 Kohlschwärze: An Chinakohl hat sich die Krankheit seit der letzten Woche stark entwickelt. Denken Sie jetzt an die Feldhygi- ene, denn in abgeernteten Kohlbeständen nehmen die schokoladenbraunen runden Alternaria-Flecken schnell zu. Wer Altbe- stände einarbeitet, reduziert jetzt die Infektionsgefahr.

4 Alternaria-Brennflecken an Salaten: Erntereife Salatbestände in der Nähe von Rapsfeldern sollten möglichst noch vor dem Rapsdrusch geerntet werden. Es besteht die Gefahr, dass durch den Drusch Alternaria-Sporen auf den Salat gelangen, dort auskeimen und Brennflecken verursachen könnten.

5 Möhrenfliege: In der Deutschschweiz hat der Hauptflug der 2. Generation begonnen. In Einzelfällen wurde die Schadschwel- le von 1 Fliege pro Falle und Tag für den Einsatz von Granulaten oder Angiessmitteln bereits überschritten.

6 Tomatenminiermotte: Nach den uns vorliegenden Meldungen ist die Flugaktivität des Schädlings sehr gering bis gering in der Deutschschweiz, im Tessin und im Kanton Waadt. Im Wallis gehen die Fangzahlen weiter zurück. Hier liegt die Mehrheit der Tiere vermutlich als Larve vor.

7 Echter Mehltau an Kürbisgewächsen: Insbesondere an Zucchetti im Freiland breitet sich die Krankheit jetzt stark aus. Kul- turkontrollen werden empfohlen.

Schädling / Krankheit Hin- weis

Aktivitäten Stand

Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen

vor 7

Tagen aktuell

DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-

mittel-Listen *

Merkblatt FiBL**

Tomaten

Bakterielle Tomatenwelke

(Clavibacter michiganensis ssp. mi- chiganensis)

+ +

Kapitel

29

S. 46 (3)

Kraut- und Braunfäule

(Phytophthora infestans)

+++ ++

Kapitel

29

S. 47 (6)

Kein Problem:

-

Zunehmend:

 

Abnehmend:

Vereinzelt:

+

Vorhanden:

++

Probleme:

+++

* Internet-Pflanzenschutzmitteldatenbank DATAphyto: http:dataphyto.acw-online.ch

** Homepage FIBL (Ausgabe 2012):

http://www.shop.fibl.org/artikel/mb-1284- pflanzenschutzempfehlung.php

!*)

Schaderreger könnte auftreten, Kul- turkontrollen bzw. Fallenüberwachung empfehlenswert!

(5)

Extension Gemüsebau| Info 18/12 | 10. Juli 2012 5/7

Wichtige Grundlagen für die Bekämpfung der Möhrenfliege

Zur Bekämpfung der Möhrenfliege (Abb.1.) stehen im Laufe des Jahres 2013 keine larviziden Wirkstoffe mehr zur Verfü- gung. Die künftige Bekämpfungsstrategie muss also auf die adulten Fliegen ausgerichtet werden. Für den optimalen Ein- satz der verfügbaren Spritzmittel ist die Flugüberwachung ei- ne wichtige Voraussetzung, wie die hier zusammengestellten biologischen Grundlagen zur Möhrenfliege zeigen.

Abb. 1: Adulte Möhrenfliege auf einem Karottenblatt (Foto:

H.U. Höpli, ACW).

Entwicklungszyklus der Möhrenfliege

Die Möhrenfliege (Psila rosae) bildet in der Schweiz nördlich der Alpen drei Generationen pro Jahr aus. Die Nachkommen der dritten und letzten Generation eines Jahres liegen im Herbst bei der Ernte bereits als Puppen im Boden vor oder noch als Maden in den Karotten. Puppen und auch Larven überwintern häufig auf dem Feld, weil ein Teil der befallenen Karotten dort liegengelassen wird.

Ab Ende April bis Mai des nächsten Jahres schlüpfen die adulten Fliegen der überwinterten Generation aus. Meist dau- ert der Flug dieser 1. Generation etwa zwei Monate, da sich überwinterte Larven und überwinterte Puppen unterschiedlich schnell entwickeln. Nach dem Schlupf suchen die Fliegen die höhere Vegetation am Rande des Feldes auf - wie Hecken, Büsche und kleine Bäume. Dort finden sie Blütennektar und Honigtau von Blattläusen als Nahrung und paaren sich. Möh- renfliegen sind relativ ortstreu und treten räumlich begrenzt auf. Von Natur aus findet eine Migration über weitere Distan- zen kaum statt.

Eiablageverhalten der Möhrenfliege

Zwei bis drei Tage nach dem Schlupf beginnen die begatteten Weibchen der Möhrenfliege mit der Eiablage. Dazu fliegen sie ab dem späteren Nachmittag (ab ca. 16.00 Uhr) bis zur Abenddämmerung vom Feldrand her in die Karottenfelder ein.

Ihre Flughöhe beträgt dabei ungefähr 80 cm über dem Boden.

Beim Einflug werden die Weibchen der Möhrenfliege von spezifischen Pflanzenduftstoffen und der Blattfarbe der Wirts- pflanzen angelockt. Auf kurze Distanz erfolgt die Orientierung

an der Blattform. Pflanzen mit gefiederten Blättern werden von der Möhrenfliege bevorzugt angeflogen. Nach der Lan- dung auf einem Blatt beginnen die Möhrenfliegenweibchen über das Blatt zu laufen. Mit ihren Geruchsorganen auf den Fühlern und ihren Geschmacksorganen an den Füssen und am Rüssel nehmen sie innerhalb weniger Sekunden Sub- stanzen der Pflanzen wahr, mit denen sie Wirtspflanzen von Nicht-Wirtspflanzen unterscheiden können. Dabei spielt das Verhältnis von Pflanzenstoffen, die die Eiablage stimulieren und von solchen, die eine abschreckende Wirkung entfalten, eine entscheidende Rolle.

In unseren Laboruntersuchungen der Jahre 1992 und 1993 haben wir das Blattlauf-Verhalten der Möhrenfliegenweibchen auf Blättern von 18 verschiedenen Wirtspflanzen aus der Fa- milie der Doldenblütler von der Landung bis zur Eiablage be- obachtet. In Abbildung 2 sind die Ergebnisse dieser Untersu- chung zum Blattlauf-Verhalten der Möhrenfliege schematisch dargestellt.

Abb 2: Schematische Darstellung zum Blattlauf-Verhalten vor der Eiablage von Möhrenfliegenweibchen auf Blättern von verschiedenen Wirtspflanzen aus der Familie der Doldenblüt- ler. Gesamtzahl der Beobachtungen im Labor: 468 (= 100%).

Durchgezogene Linie = Blattlauf, gestrichelte Linie = Flug.

Prozentzahlen und Zeitangaben beziehen sich auf Durch- schnittswerte für alle 18 im Labor getesteten Doldenblütlerar- ten zusammen (Grafik: T. Degen, Université de Neuchâtel).

(6)

Extension Gemüsebau | Info 18/12 | 10. Juli 2012 6/7 Auf Wirtspflanzen aus der Familie der Doldenblütler setzen

die Weibchen der Möhrenfliege nach der Landung und Pflan- zenerkennung ihren Blattlauf fort. Dieser führt sie in den meis- ten Fällen von den Fiederblättchen auf die Blattmittelrippe hinab Richtung Boden (Abb.2, S. 5). In unseren Untersuchun- gen verliessen gut zwei Drittel der auf Doldenblütlern gelan- deten Weibchen das Blatt wieder, ohne dass in der unmittel- baren Folge eine Eiablage resultierte. Ein Drittel setzte den Blattlauf fort, lief den Stängel hinunter und vollführte am unte- ren Stängelende einen sogenannten „Stängelrundlauf“. Im Anschluss daran verliess ein Fünftel aller gelandeten Weib- chen den Stängel, um im Boden Eier abzulegen. Gemäss an- derer Quellen kommt es auf Wirtspflanzen bei zirka 50% aller Landungen zu einer Eiablage.

Die Weibchen der Möhrenfliege legen ihre Eier vorwiegend im Umkreis von 5 cm um den Wurzelhals der Wirtspflanzen her- um mehrere Millimeter tief in den Boden ab. Dabei bevorzu- gen sie schattige und feuchte Stellen in Erdspalten und unter Bodenkrümeln. Nach erfolgter Eiablage kehren sie noch am gleichen Abend in die umliegende höhere Vegetation am Rande des Feldes zurück, wo sich die Männchen permanent aufhalten. Adulte Möhrenfliegen treten also überwiegend am Feldrand auf, wo sie nicht bekämpfbar sind.

Abb. 3: Larve der Möhrenfliege in einer Karotte (Foto: C.

Sauer, ACW).

Das Eiablageverhalten ist für die Bekämpfung relevant Wie unsere Laboruntersuchungen zum Blattlauf zeigten, ist der Blattkontakt vor der Eiablage auf Blättern von Wirtspflan- zen aus der Familie der Doldenblütler verhältnismässig kurz und betrug im Mittel aller 18 untersuchten Arten nur 35 Se- kunden (Abb.2, S. 5). Auf den getesteten Karottensorten ‚Tip Top‘ bzw. ‚Danvers‘ dauerte der Blattlauf sogar nur 28-34 Se- kunden. Bei vielen Spritzmitteln ist es undenkbar, dass inner- halb einer derart kurzen Einwirkungszeit ein tödlicher Effekt erzielt werden kann. Entsprechend starben auch beim Einsatz von Pyrethroiden in Käfigversuchen ausserordentlich wenig Fliegen durch den Kontakt mit den behandelten Blättern.

Vielmehr wird vermutet, dass die Pyrethroide einen abstos- senden (repellenten) Effekt auf die Fliegen haben und bei- spielsweise den Geruchs- und Geschmackssinn stören.

Nachweislich kommt es durch den Einsatz von Pyrethroiden zu einer Reduktion der Eiablage und damit zu einem geringe- ren Befall.

Larven als Verursacher des Schadens

Eine Woche nach der Eiablage der Möhrenfliege schlüpfen die Larven aus den Eiern und fressen zunächst an den feinen Faserwürzelchen der Pflanzen. Erst das dritte und letzte Lar- venstadium dringt in die Hauptwurzel ein und verursacht an Karotten die typischen rostbraunen Frassgänge (Abb. 3-5).

Fünf bis sechs Wochen nach ihrem Schlupf sind die Larven ausgewachsen und verlassen die Wurzel, um sich im Boden zu verpuppen. In mässig warmen Sommern schlüpfen die Fliegen der zweiten Generation rund zwei bis drei Wochen danach aus den Puppen und der Zyklus beginnt von vorn. In aller Regel erscheint die dritte und letzte Generation im Herbst. In den letzten Jahren variierte die Generationendauer innerhalb der Vegetationsperiode häufig zwischen 8 und 10 Wochen je nach Region, Jahreszeit und Witterung.

Abb. 4: Rostbraune bis dunkle Frassgänge von Möhrenflie- genlarven an Karotten (Foto: C. Sauer, ACW).

Abb. 5: Wachstumsreduktion von Karotten durch Möhrenflie- genbefall. Die Karotten im Vordergrund wurden während des starken Fluges der 1. Generation im Mai 2012 nicht geschützt (vgl. Schäden in Abb. 4). Die Karotten im hinteren Bildteil wa- ren während des Möhrenfliegenfluges mit einem Vlies be- deckt und konnten sich normal entwickeln (Foto: C. Sauer, ACW).

(7)

Extension Gemüsebau | Info 18/12 | 10. Juli 2012 7/7 Die Flugüberwachung nimmt weiter an Bedeutung zu

Mit dem Einsatzende der Granulate und Angiessmittel im kommenden Jahr stehen keine larviziden Wirkstoffe mehr zur Verfügung. Die künftige Bekämpfungsstrategie muss auf den vorhandenen Spritzmitteln basieren und auf die Bekämpfung der adulten Fliegen ausgerichtet werden. Die exakte Bestim- mung des Behandlungszeitpunktes ist wichtig, um die abstos- sende Wirkung der Pyrethroide optimal zu nutzen. Somit ist eine Flugüberwachung anhand von orangefarbenen Möhren- fliegenfallen unverzichtbar.

Nur durch die Überwachung werden Flugaktivität und Flug- stärke der Möhrenfliege parzellengenau angezeigt. Ist die Schadschwelle von 1 Fliege pro Falle und Woche überschrit- ten, ist baldmöglichst eine Behandlung vorzunehmen. Liegt der Flug unter dieser Schadschwelle ist keine Spritzung erfor- derlich, was Kosten spart.

Spritzungen nach Fahrplan führen nicht zum Erfolg Wie die Erfahrungen in den letzten Jahren zeigten, kann es selbst bei zehn Spritzungen gegen die Möhrenfliege pro Kul- tur zu Frassgängen an den Karotten kommen. Dies ist der Fall, wenn:

- die Behandlungen nicht auf die Flugspitzen ausgerichtet werden,

- die Spritzungen wegen ungünstiger Witterung zu spät erfol- gen,

- ungeeignete Wirkstoffe – z.B. Frassgifte verwendet werden.

Da die adulten Möhrenfliegen nicht an den Blättern fressen, nützt die Spritzung eines Frassgiftes nichts.

Vorbeugende Massnahmen sind ein Muss

Selbst mit gezielten chemischen Bekämpfungsmassnahmen ist absolute Wirkungssicherheit nicht immer zu erreichen, ins- besondere bei hohem Befallsdruck während regenreicher Wetterperioden.

Das Einhalten der Fruchtfolge und die Standortwahl sind wichtig. Offene Parzellen ohne höhere Vegetation am Feld- rand sind für den Anbau von Doldenblütlern zu bevorzugen.

Liegen die Felder weit entfernt von typischen Befallsstandor- ten sowie von Komposthaufen mit befallenen Karotten haben sie ein geringeres Befallsrisiko.

Grundsätzlich sind befallene Karotten nicht auf den Feldern zu belassen oder dort zu entsorgen, sondern möglichst zu verfüttern.

Wird der Erntetermin auf den Flug ausgerichtet und spätes- tens vier Wochen nach dem Hauptflug geerntet, lässt sich der Schaden weiter begrenzen.

Es hat sich gezeigt, dass in Befallslagen eine kontinuierliche Satzfolge, kleinparzelliger Anbau und verspätete Ernten häu- fig in einem hohen Möhrenfliegenbefall resultieren und des- halb zu vermeiden sind.

Literatur

Degen, T., E. Städler & P.R. Ellis, 1999: Host-plant suscepti- bility to the carrot fly, Psila rosae. 1. Acceptability of various host species to ovipositing females. Ann. Appl. Biol. 134: 1- 11.

Ellis, P.R. & A. Ester, 1999: Possible reasons for the decline in carrot fly (Psila rosae (F.)) infestations in western Europe.

IOBC/wprs Bulletin 22, 83-87.

Freuler, J. & S. Fischer, 1982: La mouche de la carotte, Psila rosae Fab. (Diptera, Psilidae). I. Biologie. Revue suisse Vitic.

Arboric. Hortic. 14 (2): 71-79.

Städler, E., 1969: Untersuchungen zur Verbreitung, zeitlichem Auftreten und Bekämpfung der Möhrenfliege. Der Gemüse- bau 32 (3): 1-4.

Städler, E. & F. Gfeller, 1984: Versuche zur Verbesserung der Bekämpfung der Möhrenfliege. Der Gemüsebau 47 (4): 12- 14.

Sauer, C. & S. Fischer, Agroscope Changins-Wädenswil, 2007: Die Möhrenfliege (Psila rosae). Zugang:

http://www.agroscope.admin.ch/data/publikationen/13092504 45_M_Moehrenfliege_d.pdf .

Cornelia Sauer1, Thomas Degen2, Jürgen Krauss1 und Ute Vogler1 (ACW1,Université de Neuchâtel2)

cornelia.sauer@acw.admin.ch, thomas.degen@unine.ch juergen.krauss@acw.admin.ch, ute.vogler@acw.admin.ch

Impressum

Beiträge zur Lutz Collet (Posieux, FR), Martin Keller (Ins, BE), Johann Kling (Winterthur, ZH), Mitteilung lieferten Eva Körbitz (Salez, SG), Silvano Ortelli und Tiziano Pedrinis (Bellinzona, TI),

Margareta Scheidiger (Salenstein, TG), Suzanne Schnieper (Gränichen, AG)

Copyright Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil www.agroscope.ch

Herausgeber Verein Publikationen Spezialkulturen, c/o Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Zusammenarbeit Kant. Fachstellen und Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 5070 Frick

Redaktion Cornelia Sauer, Werner Heller, Serge Fischer, Lucia Albertoni, Mauro Jermini (ACW) und Martin Koller (FiBL) Adressänderungen Stutz Druck AG,

Bestellungen 8820 Wädenswil Tel. 044 783 99 11, Fax 044 783 99 22; info@stutz-druck.ch, www.stutz-druck.ch

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