838 Notizen
Isolierung von 3-H ydroxyanthranilsäure aus dem Kulturmedium
chloridazonabbauender Bakterien
Isolation o f 3-H ydroxy-anthranilic Acid from the Culture M edium of Chloridazon Degrading Bacteria Robert Buck und Franz Lingens
Institut für Mikrobiologie der Universität Hohenheim, Garbenstr. 30, D-7000 Stuttgart 70
Z. Naturforsch. 35 c, 838-839 (1980);
received June 13,1980
Chloridazon Degrading Bacteria, 3-Hydroxy-anthranilic Acid, Tryptophan Metabolism, Induction of Anthranilate Synthase
3-Hydroxyanthranilic acid could be isolated from the culture medium of chloridazon degrading bacteria growing under supplementation with phenylalanine. Anthranilate synthase is induced by phenylalanine.
Kürzlich konnten wir zeigen, daß chloridazonab- bauende Bakterien Phenylalanin au f einem bisher noch nicht beschriebenem Wege abbauen [1].
In der vorliegenden A rbeit wird die Isolierung von 3-H ydroxyanthranilsäure aus dem M edium die
ser Bakterien beschrieben, die sich nur nachweisen läßt, wenn unter Zusatz von Phenylalanin gezüchtet wird.
Bakterienstamm: D er Stam m N der chloridazon- abbauenden Bakterien aus der Stam m sam m lung des Instituts wurde verwendet.
Kulturmedium: Das M ineralsalzm edium enthielt in 1000 ml deion. Wasser;
0,875 g K H2P 0 4, 0,125 g K2H P 0 4,
0,5 g M g S 04 • 7 H20 , 0,1g N aC l, 0,1 g C aC l2 -6 H20 , 0,1 g (N H4)2S 0 4, 0,3 mg H3BO3,
0,04 mg C u S 04 • 5 H20 , 0,1 mg KI,
0,3 mg FeC l3 • 3 H20 , 0,4 mg M n S 04 • 4 H zO, 0,4 mg Z n S 04 • 7 H zO, 0,2 mg (N H4)2M o 0 4, 0,1 mg Biotin und 0,03 mg Cyanocobalam in.
Diesem M ineralsalzm edium w urden 3,6 mmol l-
Phenylalanin zugesetzt, und anschließend wurde der pH-W ert m it 2,5 n N aO H a u f 6,8 eingestellt. Bei 121 °C wurde 15 min autoklaviert.
Züchtungsbedingungen: 0,1 / Phenylalanin-M e- dium im 250 ml Erlenm eyer-K olben w urde m it
Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. F. Lingens.
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einer Impföse Bakterienzellen beim pft und bei 30 °C 2 Tage lang geschüttelt. Diese K ultur wurde anschließend in einen 2-/-Kolben m it 1/ Phenylala- nin-M edium transferiert und 26 h bei 30 °C inku
biert. Mit dieser V orkultur wurde ein 10-/-Fermen- ter angeimpft, der 36 h bei 30 °C gerührt und b e
lüftet wurde. Danach wurden die Zellen bei 4 ° C und 9000x0 in 30 min abzentrifugiert und m it M i
neralsalzm edium gewaschen.
„Resting-cells“ -Versuche: Frische, in der logarith- mischen W achstumsphase geerntete Zellen w urden in 2,3 / Akkum ulationsm edium (M ineralsalzm edium m it 11,4 m m ol// L -Phenylalanin) suspendiert und bei 30 °C unter starker Luftzufuhr inkubiert. N ach M etabolisierung von ca. 50% des eingesetzten Sub
strates wurden die Bakterien durch Zentrifugation aus dem M edium entfernt.
Isolierung der 3-Hydroxyanthranilsäure: D as M e
dium wurde au f pH 2 angesäuert, zur Trockene ein
geengt und der Rückstand m it Ethanol extrahiert.
D er Extrakt wurde konzentriert, in wenig E th an o l/
Wasser 50:50 aufgenom m en und über eine Sepha- dex-LH-20-Säule (100x5 cm) aufgetrennt. Als Elu
tionsmittel diente ein Gemisch aus gleichen Teilen Ethanol und Wasser. Das fraktionierte Säuleneluat wurde dünnschichtchromatographisch und UV-spek- troskopisch auf 3-Hydroxyanthranilsäure untersucht.
D ie Fraktionen m it dem gereinigten M etaboliten wurden zur Trockene eingeengt.
Dünnschichtchromatographie: Fertigplatten (25 x 25 cm) m it Kieselgel 60 F254 von Merck w urden ver
wendet. Als Laufm ittel dienten:
Isopropanol/W asser/A m m oniak (20/2/1) und Chloroform /Ethanol (40/60).
Substanzflecken wurden m it UV-Licht lokalisiert und die 3-H ydroxyanthranilsäure m it Ehrlichs R ea
genz nachgewiesen.
Bei „resting-cells“-Versuchen m it Phenylalanin als Substrat wurde nach Auftrennung des A kkum u
lationsm edium s an einer Sephadex-LH-20-Säule (100x5cm ) 3-H ydroxyanthranilsäure in den F ra k tionen 24 0 -2 5 0 eluiert. D ie isolierte Substanz und authentische 3-Hydroxyanthranilsäure zeigten bei der Dünnschichtchrom atographie gleiche R pW erte in verschiedenen Laufmitteln: 0,58 (in I) und 0,68 (in II). Beim Besprühen m it Ehrlichs Reagenz wurde eine charakteristische Farbreaktion erhalten.
Beim UV-spektroskopischen Vergleich besaßen die isolierte und authentische 3-Hydroxyanthranilsäure
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Notizen 839 gleiche M axim a bei 298 nm (pH 3) oder 333 nm
(pH 12). D ie Identität der isolierten 3-Hydroxyan- thranilsäure wurde w eiterhin über IR- und MS- Spektroskopie gesichert. Aus dem W achstum sm edi
um konnte keine 3-H ydroxyanthranilsäure isoliert werden, sie trat nur unter „resting-cells“-Bedingungen m it Phenylalanin auf. D a die 3-Hydroxyanthranil- säure offensichtlich aus Tryptophan gebildet wird, erhebt sich die Frage, ob Phenylalanin in irgend
einer Weise die Biosynthese des Tryptophans stim u
liert. Es w urde deshalb geprüft, ob Phenylalanin das erste Enzym der Tryptophanbiosynthese, die An- thranilatsynthase, aktiviert oder induziert. N ach A n
zucht der Bakterien unter Zusatz von Phenylalanin konnte tatsächlich eine verm ehrte Bildung von An-
thranilatsynthase im Vergleich zum phenylalanin
freien M edium nachgewiesen werden.
Als plausible Erklärung für die Bildung von 3-Hy- droxyanthranilsäure bietet sich dem nach die Stim u
lierung der Tryptophanbiosynthese durch Phenyl
alanin an, die nachfolgend zu einer verm ehrten Bil
dung von 3-H ydroxyanthranilsäure führt.
Danksagung
D er Deutschen Forschungsgem einschaft und dem Fonds der Chem ischen Industrie danken wir für U n
terstützung unserer A rbeiten und Susanne W eiß für die sorgfältige technische Assistenz bei der D urch
führung der Versuche.
[1] R. Buck, J. Eberspächer u. F. Lingens, Hoppe-Seyler’s Z. Physiol. Chem. 360,957-969 (1979).