BEWERTUNG DES EFRE UND DES ESF DES LANDES SACHSEN-ANHALT
IN DER FÖRDERPERIODE 2014-2020 BEITRAG DES EFRE UND DES ESF ZU INNOVATION UND
WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
TEILBERICHT „WISSENSCHAFT“
Abschlussbericht der Bewertung, 23. Juni 2020
BEITRAG DES EFRE UND DES ESF ZU INNOVATION UND WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Ramboll
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Dr. Thorsten Lübbers Manager
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Autorinnen und Autoren:
Marco Baldauf Dr. Thorsten Lübbers Miguel Riviere Johanna Wittenberg
INHALT
1. KONTEXT UND AUFTRAG 1
1.1 Kontext der Bewertung 1
1.2 Die Fördermaßnahmen im Themencluster Wissenschaft in
Sachsen-Anhalt 5
1.2.1 Aktionssteckbriefe 5
1.2.2 Interventionslogik 10
1.3 Bewertungsauftrag 12
2. METHODISCHES VORGEHEN 14
2.1 Bewertungsbereiche 14
2.2 Arbeitsschritte 16
3. BEWERTUNGSERGEBNISSE 20
3.1 Relevanzanalyse 20
3.1.1 Regionaler Kontext 21
3.1.2 Aktuelle Förderkonditionen 26
3.2 Umsetzungsanalyse 28
3.2.1 Finanzielle und materielle Umsetzung 29
3.2.2 Umsetzung der Förderung vor Ort 31
3.2.3 Administrative Umsetzung 34
3.3 Zielerreichungs- und Wirkungsanalyse 37
3.3.1 Effekte im Hinblick auf die Durchführung von anwendungsorientierter
FuE 39
3.3.2 Wissenschaftliche Ergebnisse 39
3.3.3 Effekte im Hinblick auf wissenschaftliche Aus- und Weiterbildung 40 3.3.4 Effekte im Hinblick auf die Sichtbarkeit der begünstigten
wissenschaftlichen Einrichtungen 41
3.3.5 Effekte im Hinblick auf die Einwerbung von Drittmitteln 42 3.3.6 Effekte im Hinblick auf den Wissens- und Technologietransfer
Wissenschaft-Wirtschaft 43
3.3.7 Effekte im Hinblick auf die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der
Wirtschaft in Sachsen-Anhalt 45
4. FAZIT 47
5. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN 49
LITERATUR 51
ANHANG 53
1. KONTEXT UND AUFTRAG
1.1 Kontext der Bewertung
Den Rahmen für den Einsatz der Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESI-Fonds) in Sachsen-Anhalt in der Förderperiode 2014-2020 bildet die fondsübergreifende Strategie des Lan- des. Neben dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen So- zialfonds (ESF) ist auch der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) unter diese fondsübergreifende Strategie gefasst. Unter dem Oberziel „Nachhalti- ges Wachstum, Beschäftigung und Innovation“ werden neun thematische Ziele verfolgt. Die The- men Innovation und Wettbewerbsfähigkeit sind im Zielsystem der Strategie prominent platziert und werden mit den thematischen Zielen „Forschung, Entwicklung, Innovation“ sowie „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU)“ unmittelbar adres- siert (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Fondsübergreifende Strategie zum Einsatz der ESI-Fonds 2014-2020 in Sachsen-Anhalt
Anmerkungen: Reihenfolge der Fonds nach Bedeutung für den jeweiligen Schwerpunkt; gefettet und unterstrichen sind die Fonds, die in dieser Bewertung betrachtet werden.
Quelle: Programmstruktur der EU-Fonds EFRE, ESF und ELER in Sachsen-Anhalt für die Förderperiode 2014-2020, eigene Darstellung Ramboll Management Consulting.
Die prominente Platzierung der Themen Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in der fondsüber- greifenden Strategie des Landes für den Einsatz der ESI-Fonds und der hohe Mittelanteil – rund 59 Prozent der EU-Mittel im Operationellen Programm (OP) für den EFRE und 12 Prozent der EU- Mittel im OP ESF – verdeutlichen die enorme Bedeutung der Themen Innovation und Wettbe- werbsfähigkeit für die erfolgreiche Entwicklung Sachsen-Anhalts. Die Zielstellungen und Aktivitä- ten, die im EFRE und im ESF mit Blick auf diese Themen verfolgt werden, sollen gemeinsam ei- nen Beitrag dazu leisten, die Leistungsfähigkeit des regionalen Innovationssystems zu steigern und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von in Sachsen-Anhalt ansässigen KMU zu erhö- hen. In diesem Teilbericht steht die Förderung von wissenschaftlichen Einrichtungen1 im Fokus.
Im EFRE ist die Förderung von wissenschaftlichen Einrichtungen unter anderem in der Prioritäts- achse (PA) 1 des OP EFRE verortet (siehe Abbildung 2). Für alle Aktionen und Teilaktionen dieser PA stehen in der Förderperiode 2014-2020 insgesamt (EFRE-Mittel und Kofinanzierung) knapp 630 Mio. Euro zur Verfügung. Davon sind etwa 46 Prozent für das Spezifische Ziel (SZ) 1 „Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten“ eingeplant.
Das restliche Budget wird für das Spezifische Ziel (SZ) 2 „Steigerung der Innovationskraft der
1 Wenn im Folgenden von wissenschaftlichen Einrichtungen gesprochen wird, sind damit sowohl Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften als auch außeruniversitäre und sonstige Forschungseinrichtungen gemeint. Wenn nur auf eine bestimmte Art von wissenschaftlicher Einrichtung abgestellt wird, wird deren genaue Bezeichnung (z.B. Universität oder Institut der Fraunhofer- Gesellschaft) verwendet.
EFRE
ELER ESF
EFRE
ELER EFRE EFRE
ELER ESF
ELER ESF
Querschnittsziele
Umwelt- und Naturschutz, Gleichstellung von Frauen und Männern, Bewältigung demografischer Herausforderungen, Internationalität Oberziele
Nachhaltiges Wachstum, Beschäftigung und Innovation
Forschung, I.
Entwicklung, Innovation
EFRE ELER ESF
Nutzung und II.
Zugang zu IuK- Technologien
III.
Stärkung der Wettbewerbs- fähigkeit von
KMU
EFRE ELER ESF
VerringerungIV.
von CO2- Emissionen
Förderung der V.
Anpassung an den Klima- wandel sowie
der Risiko- prävention und
des Risiko- managements
UmweltschutzVI.
und Förderung der Ressourcen-
effizienz
VII.
Förderung von Beschäftigung
und Unterstützung
der Mobilität der Arbeits- kräfte
VIII.
Förderung der sozialen Eingliederung
und Bekämpfung
der Armut
IX.
Investitionen in Bildung, Kompetenzen
und lebens- langes Lernen Thematische Ziele
Wirtschaft in den durch die Regionale Innovationsstrategie (RIS) bestimmten Leitmärkten“ ver- wendet.
Abbildung 2: Verortung von Forschung, Entwicklung und Innovation im Zielsystem des OP EFRE Sachsen- Anhalt
Quelle: OP EFRE Sachsen-Anhalt; eigene Darstellung Ramboll Management Consulting Die 291 Mio. Euro (EFRE-Mittel und öffentliche Kofinanzierung) im SZ 1 sind für drei Aktionen eingeplant, während die 338 Mio. Euro des SZ 2 für sechs Aktionen verwendet werden. Der vor- liegende Teilbericht beleuchtet zwei der Aktionen des SZ 1 und eine Aktion des SZ 2 im Detail (eine Erläuterung zur Auswahl der hier betrachteten Aktionen ist im Kapitel 2.1 zu finden):
• „Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE-Infrastruktur“ (SZ 1),
• „Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitären For- schungseinrichtungen sowie Anreizsetzung insbesondere bei Spitzenforschung“ (SZ 1) so- wie
• „Ausbau der wirtschaftsnahen Innovationsinfrastruktur“ (SZ 2).
Für die beiden Aktionen des SZ 1 sind ca. 220 Mio. Euro eingeplant. Mit ihnen werden mithin drei Viertel der insgesamt für dieses SZ vorgesehenen Mittel durch die Bewertung abgedeckt. Für die Aktion „Ausbau der wirtschaftsnahen Innovationsinfrastruktur“ sind 68 Mio. Euro an EFRE-Mitteln und öffentlicher Kofinanzierung eingeplant. Dies entspricht rund einem Fünftel der hier program- mierten Mittel. Die (Teil-)Aktionen des SZ 2, auf die der wesentliche Teil der verbleibenden Mittel entfällt, werden in den Teilberichten „Wirtschaft“ und „Einzelbetriebliche kapitalorientierte Förder- instrumente“ behandelt.
Abbildung 3 stellt unter anderem die Output- und Ergebnisindikatoren dar, die für das SZ 1 defi- niert wurden. Die im Rahmen dieses Berichts betrachteten Aktionen sollen einen signifikanten Beitrag zur Erreichung der Zielwerte dieser Indikatoren bis zum Jahr 2023 leisten. So sollen die 20 Vorhaben zum Auf- und Ausbau anwendungsorientierter öffentlicher Forschungsinfrastruktur ausschließlich im Rahmen der gleichlautenden Aktion durchgeführt werden. Die Indikatoren „Zahl der unterstützten FuE-Projekte“ (Zielwert: 105) und „Zahl der neuen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unterstützten Einrichtungen“ (Zielwert: 160) werden ausschließlich von der Aktion „Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitären For- schungseinrichtungen sowie Anreizsetzung insbesondere bei Spitzenforschung“ bedient. Von der
Investitionspriorität 1a:Ausbau der Infrastruktur im Bereich Forschung und Innovation (F&I) und der Kapazitäten für die Entwicklung von F&I-Spitzenleistungen; Förderung von Kompetenzzentren, insbesondere solchen von europäischem Interesse
Spezifisches Ziel 1:
Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE-Kapazitäten Spezifisches Ziel 2:
Steigerung der Innovationskraft der Wirtschaft in den durch die Regionale Innovationsstrategie (RIS) bestimmten Leitmärkten
Aktionen:
• Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE- Infrastruktur
• Forschungsinfrastruktur der Hochschulen und Forschungseinrichtungen (Leibnitz)
• Ausbau der Infrastruktur für FuE-Aktivitäten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen - Kleingeräte
• Ausbau der Infrastruktur an Hochschulen (CMD)
• Ausbau der Forschungsinfrastruktur an Medizinischen Fakultäten
• Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE-Kapazitäten
• Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie Anreizsetzung insb. bei Spitzenforschung
Aktionen:
• Stärkung des Ausbaus der Innovationspotentiale in den Leitmärkten, FuE-Einzel-, Gemeinschafts- und Verbundprojekte
• FuE-Einzel-,Gemeinschafts- und Verbundprojekte - Entw.
logistischer Schnittstellen u. Umschlagtechniken für den kombinierten Verkehr
• FuE-Einzel-,Gemeinschafts- und Verbundprojekte - Klimaschutz/Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft
• Zuschuss
• Darlehen (MuG Grüne Innovation)
• Durchführung von Wissens- und Technologietransfer
• Ausbau der wirtschaftsnahen Innovationsinfrastruktur
• CAM Bethge Centrum
• Fraunhofer VDTC
• FhG Applikationszentrum
• Risikokapitalfonds
Investitionspriorität 1b: Förderung von Investitionen der Unternehmen in F&I, Aufbau von Verbindungen und Synergien zwischen Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungszentren und dem Hochschulsektor
Prioritätsachse 2 Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
von KMU
Prioritätsachse 3 Förderung der Bestrebungen zur
Verringerung der CO2-Emissionen in allen Branchen der Wirtschaft
Prioritätsachse 4 Erhalt und Schutz der
Umwelt sowie Förderung der Ressourceneffizienz Prioritätsachse 1
Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation
Prioritätsachse 5 Förderung der Anpassung an den Klimawandel sowie der
Risikoprävention und des Risikomanagements
Prioritätsachse 6 Territoriale Dimension
zur Entwicklung endogener Potentiale
programmierten Zahl von 574 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in verbesserten For- schungsinfrastrukturen entfällt fast die Hälfte (260) auf die beiden betrachteten Aktionen. Alle Aktionen der SZ 1 zusammen sollen einen Beitrag dazu leisten die Aufwendungen des öffentli- chen Sektors für Forschung und Entwicklung (FuE) bis zum Jahr 2023 auf 1,1 Prozent des Brutto- inlandprodukts (BIP) zu erhöhen. Der Ausgangswert dieses Indikators lag im Jahr 2012 bei 0,99 Prozent des BIP.
Die Aktion „Ausbau der wirtschaftsnahen Innovationsinfrastruktur“ soll auf die Outputziele des SZ 2 durch die Unterstützung von insgesamt zehn Einrichtungen einzahlen. In den unterstützen Einrichtungen sollen 49 bis zum Jahr 2023 neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler be- schäftigt werden. 67 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen in verbesserter Forschungs- infrastruktur arbeiten. Der Ergebnisindikator für die Aktionen des SZ 2 ist die Erhöhung der FuE- Ausgaben des Wirtschaftssektors FuE auf 0,7 Prozent des BIP bis zum Jahr 2023. Der Ausgangs- wert dieses Ergebnisindikators lag im Jahr 2011 bei 0,43 Prozent.
Abbildung 3: Indikatorik und Zielwerte für (Teil-)Aktionen im Bereich Forschung, Entwicklung und Inno- vation im OP EFRE Sachsen-Anhalt
Quelle: OP EFRE Sachsen-Anhalt & Finanzplan EFRE (Datenstand: 12. September 2018); eigene Darstellung Ramboll Management Consulting.
Spezifisches Ziel 2:
Steigerung der Innovationskraft der Wirtschaft in den durch die Regionale Innovationsstrategie (RIS) bestimmten Leitmärkten
Indikator Zielwert (2023)
Geplante Fördersumme 2014-2023
(gesamt) 338,33 Mio. €
Zahl der Unternehmen, die mit For-
schungseinrichtungen zusammenarbeiten 52 Zahl der neuen Wissenschaftler in
unterstützten Einrichtungen 49
Zahl der Wissenschaftler, die in verbesserten Forschungsinfrastruktur- einrichtungen arbeiten
67
Private Investitionen, die die öffentliche Unterstützung für Innovations- oder F&E- Projekte ergänzen
83,95 Mio. €
Zahl der Unternehmen/Einrichtungen, die
Unterstützung erhalten 690
FuE-Aufwendungen im
Unternehmenssektor am BIP 0,7%
Aktionen:
• Stärkung des Ausbaus der Innovationspotentiale in den Leitmärkten, FuE-Einzel-, Gemeinschafts- und Verbundprojekte
• FuE-Einzel-,Gemeinschafts- und Verbundprojekte - Entw.
logistischer Schnittstellen u. Umschlagtechniken für den kombinierten Verkehr
• FuE-Einzel-,Gemeinschafts- und Verbundprojekte - Klimaschutz / Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft
• Zuschuss
• Darlehen (MuG Grüne Innovation)
• Durchführung von Wissens- und Technologietransfer
• Ausbau der wirtschaftsnahen Innovationsinfrastruktur
• CAM Bethge Centrum
• Fraunhofer VDTC
• FhG Applikationszentrum
• Risikokapitalfonds Investitionspriorität 1b:
Förderung von Investitionen der Unternehmen in F&I, Aufbau von Verbindungen und Synergien zwischen Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungszentren und dem Hochschulsektor
Prioritätsachse 1
Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation
Spezifisches Ziel 1:
Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE- Kapazitäten
Indikator Zielwert (2023)
Finanzindikator Geplante Fördersumme 2014-2023
(gesamt) 291,09 Mio. €
Outputindikator Zahl der neuen Wissenschaftler in
unterstützten Einrichtungen 160
Zahl der Wissenschaftler, die in verbesserten Forschungsinfrastruktur- einrichtungen arbeiten
574
Zahl der unterstützten FuE-Projekte 105 Zahl der Vorhaben zum Auf- und Ausbau
anwendungsorientierter öffentlicher Forschungsinfrastruktur
20
Ergebnis-
indikator FuE-Aufwendungen im öffentlichen Sektor
am BIP 1,1%
Aktionen:
• Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE- Infrastruktur
• Forschungsinfrastruktur der Hochschulen und Forschungseinrichtungen (Leibnitz)
• Ausbau der Infrastruktur für FuE-Aktivitäten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen - Kleingeräte
• Ausbau der Infrastruktur an Hochschulen (CMD)
• Ausbau der Forschungsinfrastruktur an Medizinischen Fakultäten
• Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE- Kapazitäten
• Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie Anreizsetzung insb. bei Spitzenforschung
Investitionspriorität 1a:
Ausbau der Infrastruktur im Bereich Forschung und Innovation (F&I) und der Kapazitäten für die Entwicklung von F&I- Spitzenleistungen; Förderung von Kompetenzzentren, insbesondere solchen von europäischem Interesse
Flankierend zu den Aktionen des EFRE werden wissenschaftliche Einrichtungen auch im OP ESF in der PA 3 gefördert (siehe Abbildung 4).2 Für die PA 3 stehen in der Förderperiode 2014-2020 ins- gesamt etwa 203 Mio. Euro zur Verfügung (ESF-Mittel und Kofinanzierung). Davon sind etwa 20 Mio. Euro für das SZ 9 „Ausbau der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung“ und die hier ver- ortete Aktion „Internationalisierung an Hochschulen“ eingeplant.
Abbildung 4: Verortung von Forschung, Entwicklung und Innovation im Zielsystem des OP ESF Sachsen- Anhalt
Quelle: OP ESF Sachsen-Anhalt; eigene Darstellung Ramboll Management Consulting.
Mit den für die Aktion „Internationalisierung an Hochschulen“ eingeplanten Mitteln sollen bis zum Jahr 2023 34 Doktorandinnen und Doktoranden in Graduiertenschulen gefördert werden (siehe Abbildung 5). Im Ergebnis soll die Förderung dazu beitragen, die Zahl der verfügbaren Graduier- tenschulen in Sachsen-Anhalt auf drei zu erhöhen (der Ausgangswert lag im Jahr 2013 bei zwei Graduiertenschulen) sowie die Zahl der verfügbaren online-gestützten Aus- und Weiterbildungs- angebote der Hochschulen des Landes auf 38 (ausgehend von drei angebotenen online-gestütz- ten Kursen im Jahr 2013) zu steigern.
2 Im weiteren Sinne einschlägige Aktionen finden sich zudem auch in den SZ 3 und 4 der PA 1 des OP ESF. Hierbei handelt es sich um die Aktionen „Förderung der Herstellung von Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern in Wissenschaft und Forschung (FEM- Power)“ (SZ 3) sowie „Qualifikationsmaßnahme ‚Autonomie im Alter‘“ (SZ 4).
Prioritätsachse 1
Förderung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung und Unterstützung der
Mobilität der Arbeitskräfte
Prioritätsachse 2 Förderung der sozialen Inklusion und Bekämpfung von Armut und Diskriminierung
Prioritätsachse 3
Investitionen in Bildung, Ausbildung und Berufsbildung für Kompetenzen und
lebenslanges Lernen
Spezifisches Ziel 8:
Verbesserung des Schulerfolgs und Förderung inklusiver Schulbildung
Aktion:
• Schulerfolg sichern
• Produktives Lernen
• Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung
Spezifisches Ziel 9:
Ausbau der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung
Spezifisches Ziel 10:
Stärkung der Spitzenforschung und des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Aktion:
• Internationalisierung an Hochschulen
Aktion:
• Stärkung der
Spitzenforschung und des Wissenstransfers
• Förderung des Transfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft (Transfergutscheine)
• Innovationsassistent Investitionspriorität 10b:
Verbesserung der Qualität und Effizienz von, und Zugang zu, Hochschulen und gleichwertigen Einrichtungen zwecks Steigerung der Zahl der Studierenden und der Abschlussquoten, insbesondere für benachteiligte Gruppen
Investitionspriorität 10a:
Verringerung und Verhütung des vorzeitigen Schulabbruchs und Förderung des gleichen Zugangs zu einer hochwertigen Früherziehung und einer hochwertigen Grund- und Sekundarbildung, darunter (formale, nicht formale und informale) Bildungswege, mit denen eine Rückkehr in die allgemeine und berufliche Bildung ermöglicht wird
Abbildung 5: Indikatorik und Zielwerte für (Teil-)Aktionen im Bereich Forschung, Entwicklung und Inno- vation im OP ESF Sachsen-Anhalt
Quelle: OP ESF Sachsen-Anhalt & Finanzplan ESF (Datenstand: 11. Juni 2016); eigene Darstellung Ramboll Manage- ment Consulting.
1.2 Die Fördermaßnahmen im Themencluster Wissenschaft in Sachsen-Anhalt
Im Folgenden werden die vier betrachteten Aktionen im Detail vorgestellt. Im Anschluss wird die für das Themencluster „Wissenschaft“ erstellte und mit den zuständigen Fachreferaten validierte Interventionslogik vorgestellt, anhand derer die Bewertung der Förderung erfolgte.
1.2.1 Aktionssteckbriefe
Im Rahmen dieses Teilberichts zum Themencluster „Wissenschaft“ werden vier Aktionen beleuch- tet:
• Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE-Infrastruktur (Finanzplanebene:
11.01asz01.01.0. – im Folgenden: „anwendungsorientierte FuE-Infrastruktur“),
• Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitären For- schungseinrichtungen sowie Anreizsetzung insb. bei Spitzenforschung (Finanzplanebene:
11.01asz01.03.0. – im Folgenden: „anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten“),
• Ausbau der wirtschaftsnahen Innovationsinfrastruktur (Finanzplanebene:
11.01bsz02.09.0. – im Folgenden: „wirtschaftsnahe Innovationsinfrastruktur“) sowie
• Internationalisierung an Hochschulen (Finanzplanebene: 23.10bsz09.02.0.).
Mit den Aktionen sollen Forschungsinfrastruktur und Forschung in Sachsen-Anhalt gestärkt, der Wissenstransfer in die Wirtschaft befördert sowie die Aus- und Weiterbildung von hochqualifizier- ten Fachkräften unterstützt werden.
Indikator Zielwert (2023)
Finanzindikator Geplante Fördersumme 2014-2023 (gesamt) 20,19 Mio. €
Outputindikator Geförderte Personen in Doktorandenschulen 34
Ergebnisindikator Verfügbare Doktorandenschulen (Schulen) 3
Verfügbare online-gestützte Aus- und Weiter-bildungsangebote der
Hochschulen (Module) 38
Prioritätsachse 3
Investitionen in Bildung, Ausbildung und Berufsbildung für Kompetenzen und lebenslanges Lernen
Spezifisches Ziel 9:
Ausbau der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung
Aktionen:
• Internationalisierung an Hochschulen Investitionspriorität 10b:
Verbesserung der Qualität und Effizienz von, und Zugang zu, Hochschulen und gleichwertigen
Einrichtungen zwecks Steigerung der Zahl der Studierenden und der Abschlussquoten, insbesondere für benachteiligte Gruppen
ANWENDUNGSORIENTIERTE FUE-INFRASTRUKTUR (SZ 1 DER PA 1 OP EFRE SACHSEN- ANHALT)
Wer wird gefördert?
Antragsberechtigte sind Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Teilaktionen der Aktion (siehe nächster Abschnitt) unterliegen weiteren Einschränkungen.
Was wird gefördert?
Mit der Aktion sollen Innovationen unmittelbar in wissenschaftlichen Einrichtungen und damit mittelbar auch in der Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt unterstützt werden. Die Förderung erfolgt über vier Teilaktionen mit spezifischen Fördergegenständen und Förderzielgruppen:
• Teilaktion „Forschungsinfrastruktur der Hochschulen und Forschungseinrichtungen (Leib- niz)“ (Finanzplanebene: 11.01asz01.01.1.): Förderung von Geräteinvestitionen, kleinen Baumaßnahmen zum Einbau der Geräte sowie ggf. Personalkosten zur Bedienung der Ge- räte (schwerpunktmäßig bei Instituten der Leibniz-Gemeinschaft);
• Teilaktion „Ausbau der Forschungsinfrastruktur an Medizinischen Fakultäten“ (Finanzplan- ebene: 11.01asz01.01.2.): Förderung von Investitionen für Geräte und Software sowie kleinen Baumaßnahmen zum Einbau der Geräte (bei medizinischen Fakultäten);
• Teilaktion „Ausbau der Infrastruktur für FuE-Aktivitäten an Hochschulen und Forschungs- einrichtungen – Kleingeräte“ (Finanzplanebene: 11.01asz01.01.3.): Förderung von Inves- titionen für Kleingeräte und Software sowie kleinen Baumaßnahmen zum Einbau der Ge- räte (bei Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften);
• Teilaktion „Ausbau der Forschungsinfrastruktur an Hochschulen (CMD)“ (Finanzplan- ebene: 11.01asz01.01.4.): Förderung von Geräteinvestitionen, kleinen Baumaßnahmen zum Einbau der Geräte sowie ggf. Personalkosten zur Bedienung der Geräte (beim Center for Method Development [CMD] der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg).
Wie wird gefördert?
Die Förderkonditionen variieren je nach Teilaktion (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Förderkonditionen der Teilaktionen der Aktion „Anwendungsorientierte FuE-Infrastruktur“
Teilaktion Art und Umfang der Förderung
Forschungsinfrastruktur der Hochschulen
und Forschungseinrichtungen (Leibniz) Zuwendungen von bis zu 80 Prozent der förderfähigen Gesamt- ausgaben
Ausbau der Forschungsinfrastruktur an
Medizinischen Fakultäten Zuweisungen von bis zu 100 Prozent der förderfähigen Ge- samtausgaben (mindestens 5.000 und maximal 3,5 Mio. Euro) Ausbau der Infrastruktur für FuE-Aktivi-
täten an Hochschulen und Forschungs- einrichtungen – Kleingeräte
Zuweisungen von bis zu 80 Prozent der förderfähigen Gesamt- ausgaben (bei Universitäten mindestens 5.000 und maximal 200.000 Euro, bei Hochschulen für angewandte Wissenschaften mindestens 5.000 und maximal 100.000 Euro)
Ausbau der Forschungsinfrastruktur an
Hochschulen (CMD) Zuweisungen von bis zu 100 Prozent der förderfähigen Ge- samtausgaben
Um eine Förderung zu erhalten, sind die vollständigen Antragsunterlagen und eine Vorhabens- kizze bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt einzureichen. Diese bewertet die Erfüllung der Pro- jektauswahlkriterien und erarbeitet ein Ranking. Darüber hinaus erfolgt die Einholung eines wis-
senschaftlichen Vermerks mit der Angabe des innovativen Gehalts des Vorhabens vom Ministe- rium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt (MW). Innerhalb eines Abstimmungsverfahrens wird durch ein Gremium über die Förderwürdigkeit des Vorhabens entschieden. Nach positivem Votum des Gremiums wird anhand der Antragsunterlagen über die Förderfähigkeit des Vorhabens entschieden. Mit der Abwicklung der Förderung ist ebenfalls die Investitionsbank Sachsen-Anhalt beauftragt.
ANWENDUNGSORIENTIERTE FUE-AKTIVITÄTEN (SZ 1 DER PA 1 OP EFRE SACHSEN-AN- HALT)
Wer wird gefördert?
Gefördert werden Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie gemeinnützige An-Institute von Hochschulen aus Sachsen-Anhalt.
Was wird gefördert?
Mit der Aktion sollen die anwendungsorientierte Forschungskompetenz der wissenschaftlichen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt gestärkt und damit die Voraussetzungen für einen effektiven Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Unternehmen verbessert werden. Die Förde- rung erfolgt über drei Teilaktionen mit jeweils spezifischem Fokus:
• Teilaktion „Anwendungsorientierte FuE Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitä- ren Forschungseinrichtungen und Anreizsetzung insbes. bei Spitzenforschung – Schwer- punkte“ (Finanzplanebene: 11.01asz01.03.1.): Innovationsorientierte exzellente For- schungsvorhaben für wissenschaftliche Schwerpunkte, Kompetenzzentren und Netz- werke;
• Teilaktion „Autonomie im Alter“ (Finanzplanebene: 11.01asz01.03.2.): Forschungsvorha- ben mit dem Ziel der Früherkennung und Behandlung von Altersdemenzen sowie zur Er- leichterung des Lebensalltags für ältere Menschen;
• Teilaktion „Verbundförderung von KMU und Hochschulen im Rahmen der FuE-Richtlinie“
(Finanzplanebene: 11.01asz01.03.2.): Teilvorhaben von Hochschulen im Rahmen von Verbundvorhaben mit sachsen-anhaltischen Unternehmen.
Gefördert werden Aufwendungen für Personal, Sachmittel sowie Ausstattungs- und Geräteinvesti- tionen.
Im Rahmen dieses Teilberichts werden die beiden zuerst genannten Teilaktionen beleuchtet.
Beide sind durch die durchgeführten Fallstudien abgedeckt. Die dritte Teilaktion wird im Teilbe- richt zum Themencluster „Wirtschaft“ mitbehandelt.
Wie wird gefördert?
Bei Hochschulen, Forschungseinrichtungen und An-Instituten können bis zu 100 Prozent der för- derfähigen Ausgaben gefördert werden. Bei Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft können bis zu 80 Prozent der Personal- und Sachmittelkosten sowie bis zu 100 Prozent der Investitionsausga- ben gefördert werden. Die Förderung erfolgt in Form von Zuweisungen (Hochschulen) bzw. Zu- wendungen (andere wissenschaftliche Einrichtungen).
Für die beiden im Rahmen dieses Teilberichts beleuchteten Teilaktionen sind jeweils spezifische Antrags- und Bewilligungsverfahren vorgesehen.
Teilaktion „Anwendungsorientierte FuE Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitären For- schungseinrichtungen und Anreizsetzung insbes. bei Spitzenforschung – Schwerpunkte“ (Finanz- planebene: 11.01asz01.03.1.)
Um eine Förderung zu erhalten, sind die vollständigen Antragsunterlagen und eine Vorhabens- kizze bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt einzureichen. Diese bewertet die Erfüllung der Pro- jektauswahlkriterien und erarbeitet ein Ranking. Darüber hinaus erfolgt die Einholung eines wis- senschaftlichen Vermerks mit der Angabe des innovativen Gehalts des Vorhabens vom MW. In- nerhalb eines Abstimmungsverfahrens wird anschließend durch ein Gremium über die Förderwür- digkeit des Vorhabens entschieden. Nach positivem Votum des Gremiums wird anhand der An- tragsunterlagen über die Förderfähigkeit des Vorhabens entschieden. Mit der Abwicklung der För- derung ist ebenfalls die Investitionsbank Sachsen-Anhalt beauftragt.
Teilaktion „Autonomie im Alter“ (Finanzplanebene: 11.01asz01.03.2.)
Um eine Förderung zu erhalten, ist vor der Antragsstellung eine Vorhabenskizze beim Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg einzu- reichen. Die Bewertung der Förderwürdigkeit erfolgt durch eine Jury. Anschließend ist der Vollan- trag bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt einzureichen, welche die weitere Prüfung und Ab- wicklung der Förderung übernimmt.
AUSBAU DER WIRTSCHAFTSNAHEN INNOVATIONSINFRASTRUKTUR“ (SZ 2 DER PA 1 OP EFRE SACHSEN-ANHALT)
Wer wird gefördert?
Antragsberechtigt sind einerseits rechtlich selbständige, privatwirtschaftliche, wirt- schaftsnahe, anwendungsorientierte, außeruniversitäre, gemeinnützige Forschungseinrichtungen, die nicht einer Wissenschaftsgemeinschaft mit einer entsprechenden institutionellen Förderung angehören (Teilaktion „Ausbau der wirtschaftsnahen Innovationsinfrastruktur“ [Finanzplanebene:
11.01bsz02.09.2.]). Andererseits können im Rahmen von Einzelförderungen Institute und andere Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft gefördert werden (jede Einzelförderung konstituiert eine eigene Teilaktion [Finanzplanebenen: 11.01bsz02.09.2. ff.]).
Was wird gefördert?
Mit der Aktion werden Investitionen zur Schaffung und zur Erweiterung von Kapazitäten in wirt- schaftsnahen wissenschaftlichen Einrichtungen unterstützt. Dadurch sollen für KMU in Sachsen- Anhalt relevante Innovationspotenziale gestärkt, die Effizienz der angewandten Forschung im Land erhöht und zusätzliche Kooperationsmöglichkeiten zur Durchführung von FuE-Projekten in KMU geschaffen werden. Förderfähig sind:
• die Errichtung von selbst genutzten Forschungsinfrastrukturen oder Netzwerken der In- formations- und Kommunikationstechnologie,
• die Anschaffung von Geräten, Instrumenten, Apparaten, Ausrüstungen und Anlagen für Forschungszwecke und technische Laborausstattungen,
• bauliche Maßnahmen, die für deren Betrieb oder Nutzung erforderlich sind, sowie
• immaterielle Vermögenswerte (wie z.B. Software für FuE-Zwecke, Lizenzen oder der Auf- bau wissenschaftlicher Datenbanken und Dokumentationen).
Wie wird gefördert?
Die Förderung erfolgt in Form eines Zuschusses. Dieser beträgt bei Vorhaben im wirt- schaftlichen Bereich bis zu 50 Prozent, bei Vorhaben im nichtwirtschaftlichen Bereich bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben.
Die Antragsstellung erfolgt bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, die auch mit der Abwicklung der Förderung betraut ist.
INTERNATIONALISIERUNG AN HOCHSCHULEN (SZ 9 DER PA 3 DES OP ESF SACHSEN- ANHALT)
Wer wird gefördert?
Gefördert werden die Hochschulen in Sachsen-Anhalt.
Was wird gefördert?
Die Aktion „Internationalisierung an Hochschulen“ unterstützt Hochschulen bei der Förderung der Aus- und Weiterbildung des akademischen Nachwuchses, bei der Intensivierung ihrer Aus- und Weiterbildungsangebote für gut qualifizierte Fachkräfte aus der Wirtschaft sowie bei der Weiter- entwicklung ihrer Internationalisierungsstrategien. Gegenstand der Förderung sind insbesondere zusätzliche Vorhaben zur verbesserten Ausstattung der Hochschulen mit Humanressourcen, die im Zuge von Strategien zur Internationalisierung und Förderung des wissenschaftlichen Nach- wuchses erforderlich sind. Gefördert werden können:
• Aktivitäten für den erforderlichen zusätzlichen Personaleinsatz zur Internationalisierung der HS in ihren verschiedenen Facetten,
• Vorhaben zur Verbesserung der Doktorandenausbildung durch den zusätzlichen Auf- und Ausbau internationaler Graduiertenkollegs und Doktorandenschulen,
• neue online-gestützte Studienangebote, duale Studiengänge und Studiengänge mit ver- tieften Praxisphasen orientiert am Bedarf der Wirtschaft Sachsen-Anhalts,
• Koordinatoren- und Forschungsstellen für zusätzliche internationale Graduiertenschulen,
• Stipendien für internationale und deutsche Promovenden und Postdoktoranden sowie
• strategische Partnerschaften und die Entwicklung international ausgerichteter Curricula.
Die geförderten Aktivitäten müssen einen Anwendungsbezug aufweisen und ausschließlich im nichtwirtschaftlichen Bereich der Hochschulen verortet sein.
Wie wird gefördert?
Die Förderung erfolgt in Form eines Zuschusses in Höhe von bis zu 80 Prozent der zuwendungs- fähigen Ausgaben. Die restlichen 20 Prozent sind durch den Begünstigten zu erbringen. Es wer- den Personalausgaben, Sachausgaben und sonstige Ausgaben (wie z.B. Stipendien) gefördert.
Um eine Förderung zu erhalten ist eine Vorhabenskizze zu erstellen. Vorhabenskizzen können einmal im Jahr für das jeweilige Folgejahr beim MW eingereicht werden. Nach positiver Stellung- nahme durch das Ministerium kann dann ein Antrag auf Förderung bei der Investitionsbank Sach- sen-Anhalt gestellt werden. Mit der Abwicklung der Förderung ist ebenfalls die Investitionsbank Sachsen-Anhalt beauftragt.
1.2.2 Interventionslogik
Abbildung 6 zeigt die Interventionslogik für das Themencluster „Wissenschaft“. Sie skizziert die zentralen Umsetzungsschritte sowie erwarteten Ergebnisse und Wirkungen der vier betrachteten Aktionen. Die Aktionen sollen dazu beitragen die Rahmenbedingungen für Forschung und Innova- tionen an wissenschaftlichen Einrichtungen zu verbessern, um mehr Kooperationen mit der Wirt- schaft zu ermöglichen und qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszubilden.
Damit sollen die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts- und Wirtschafts- standorts Sachsen-Anhalt gestärkt werden.
Die Interventionslogik wurde auf Grundlage der vorliegenden Programminformationen erstellt und mit den zuständigen Fachreferaten im Rahmen eines Theory-of-Change-Workshops validiert.
Die Präsentation der Ergebnisse der Umsetzungs- sowie Zielerreichungs- und Wirkungsanalyse in den Abschnitten 3.2 und 3.3 erfolgt entlang der Elemente der skizzierten Wirkungskette der In- terventionslogik.
Abbildung 6: Interventionslogik Themencluster „Wissenschaft“
Quelle: Eigene Darstellung Ramboll Management Consulting.
Vorhaben zur Patentverwertung
Weiterentwicklung / Aufbau von Kompetenzzentren
Input
Finanzielle Mittel
• EU-Mittel (EFRE/ESF)
• Kofinan-zierungsmittel
Aktivitäten
Öffentlichkeitsarbeit
Bewilligung der Förderfälle
Outputs
Geförderte Hochschulen / außeruniversitäre Forschungseinrichtungen / An-institute von Hochschulen
Wirkungen
Nachhaltig gestärkte Forschungskapazität der angewandten Wissenschaft
Stärkung der regionalen Wirtschafts- und Innovationskraft
Ergebnisse
Einflussfaktoren
FEI-Infrastruktur
Sozioökonomische Entwicklung Finanzierungsumfeld und öffentliche Finanzierung Unternehmensressourcen Beratungsinfrastruktur
Finanzielle bzw. materielle Indikatoren des EFRE-OP
Geräteinvestitionen / kleinere Baumaßnahmen zum Einbau der Geräte
Verbesserte Profilbildung / Sichtbarmachung von Forschungskompetenzen
Steigerung der FuE-Aufwendungen im öffentlichen Sektor
Maßnahmen zur Zusammenarbeit Forschungseinrichtung
<-> Forschungseinrichtung
Vorteile im Standortwettbewerb
Verstärkte Einwerbung von Drittmitteln
Wissenschaft Wirtschaft
Verbesserter Zugang zu Forschungsinfrastruktur (insbesondere für KMU ohne
eigene FuE Abteilung)
Wissenschaftliche Ergebnisse (Publikationen, Qualifikationsarbeiten, Impulse für
Folgeprojekte, Impulse für Lehre und Weiterbildung)
Verwertung von FuE- Ergebnissen (Anmeldung von Schutzrechten;
Entwicklung innovativer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen; Vermarktung / Markteinführung von innovativen
Produkten, Verfahren und Dienstleistungen,)
Nachhaltig verbesserte Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation
Festlegung von Zielen und Aufgaben
Nachhaltig verstärkte Einbindung von Unternehmen, insbesondere KMU, in den
Innovationsprozess
Maßnahmen des Wissens- und Technologietransfers
Teilnahme an Messen und wissenschaftlichen Tagungen/
Online-Lehrgänge
Unterstützung bei der Einwerbung von Drittmitteln
Durchführung von FuE-Aktivitäten/
Graduiertenschulen
Schaffung und Erweiterung von Forschungsinfrastrukturen
Nutzung der Infrastruktur für FuE-Projekte
Verbesserte Forschungsinfrastruktur
Verbesserter Technologietransfer Unternehmen
<−> Forschungseinrichtung
Finanzierung von Investitionen, Personal- und Sachausgaben
Definition von Projektauswahlkriterien
Gewinnen und Halten von qualifiziertem Personal
Verbesserte Qualifikation, Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler
1.3 Bewertungsauftrag
Die konzeptionellen Grundlagen der Bewertung bilden die diesbezüglichen Festlegungen im Be- wertungsplan für die OP EFRE und ESF Sachsen-Anhalt3 und die auf Basis dieser Festlegungen er- folgten ersten Überlegungen zum methodischen Vorgehen in unserem Angebot aus dem Septem- ber 2016. Darüber hinaus fand ein Projektgespräch mit der EU-Verwaltungsbehörde EFRE/ESF (EU-VB EFRE/ESF) und den zuständigen Fachreferaten im MW statt, in dem die Zielstellungen und der thematische Fokus der Bewertung diskutiert wurden und damit unter anderem des hier vorliegenden Teilberichts diskutiert wurden. Die Zielstellungen und der thematische Fokus wer- den im Folgenden erläutert.
ZIELSTELLUNG UND BEWERTUNGSBEREICHE
Laut Bewertungsplan soll der Fokus der Bewertung im Bereich der Wirkungsanalyse liegen. Konk- ret soll der Beitrag der Förderung zu den relevanten SZ des EFRE und des ESF beleuchtet wer- den. Im Projektgespräch mit der EU-VB EFRE/ESF und den Fachreferaten im November 2017 wurde deutlich, dass auch Fragen der Relevanz (insbesondere der Passfähigkeit von Förderkondi- tionen und Fördergegenständen) sowie der Umsetzung (insbesondere die Nutzerfreundlichkeit der Antrags- und Abwicklungsverfahren aus Sicht der relevanten Zielgruppen) von Interesse sind.
Abbildung 7 gibt eine Übersicht über die Zielstellung und Analysebereiche der Bewertung.
Abbildung 7: Zielstellung und Analysebereiche der Bewertung
Quelle: Eigene Darstellung Ramboll Management Consulting
THEMATISCHER FOKUS DER BEWERTUNG UND DES VORLIEGENDEN TEILBERICHTS Aufgrund der Vielzahl der in den SZ 1 bis 5 (PA 1 und 2, IP 1a und 1b/EFRE) bzw. 2 (PA 1, IP 8c/
ESF) sowie 9 und 10 (ESF, PA 3, IP 10b) geförderten Aktionen musste eine inhaltliche Fokussie- rung erfolgen, um im Rahmen des für die Bewertung vorgesehenen Budgets und Zeitplans zu be- lastbaren Aussagen hinsichtlich des Beitrags von EFRE und ESF zu Innovation und Wettbewerbs- fähigkeit in Sachsen-Anhalt zu gelangen.
3 Der Bewertungsplan des ESF-OP in Sachsen-Anhalt ist unter folgendem Link aufrufbar: https://europa.sachsen-anhalt.de/filead- min/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/StK/Europa/ESI-Fonds-Neu_2017/Dokumente/ESF/OP_ESF/16_08_12_Bewertungs- plan_EFRE_ESF_2014-2020_neue_Anlage.pdf
Optimierung der Umsetzung und Steuerung der EFRE- und ESF-Förderung
Impulse für die strategische Vorbereitung und Planung der Förderung nach 2020
Bewertung des Beitrags der Förderung zu Innovation und Wettbewerbsfähigkeit
Praxisorientierte Empfehlungen für eine zielgerichtete
Weiterentwicklung der Förderung Relevanz
Umsetzung
Wirkung
Auf Basis der Ausführungen im Bewertungsplan sowie dem Projektgespräch mit der EU-VB EFRE/ESF und den Fachreferaten im November 2017 wurden bei der thematischen Fokussierung folgende Kriterien definiert:
• Fokussierung auf den EFRE (aufgrund der deutlich höheren Mittelausstattung für Innova- tion und Wettbewerbsfähigkeit),
• Fokussierung auf den Bereich Innovation/auf Förderungen im Bereich der Regionalen In- novationsstrategie für intelligente Spezialisierung (RIS3-Strategie),
• Fokussierung auf Förderungen, auf die ein vergleichsweise hoher Anteil der verfügbaren EU-Mittel entfällt, sowie
• Fokussierung auf Förderungen, mit denen die Kontinuität der Strukturfondsförderung in Sachsen-Anhalt über die Förderperioden hinweg nachvollzogen werden kann.
Zudem wurde bei der Bestimmung des thematischen Fokus der Bewertung der bisherige Umset- zungsstand der Aktionen und Teilaktionen berücksichtigt. Denn eine Bewertung kann sinnvoll letztlich nur für solche (Teil-)Aktionen erfolgen:
• bei denen sich zum Start der empirischen Erhebungen (siehe Abschnitt 2.2) eine hinrei- chende Zahl von Fällen in der Förderung befindet oder bereits Projekte abgeschlossen wurden, um bei Befragungen ausreichend große Brutto- und Nettostichproben zu realisie- ren bzw. bei Fallstudien eine gewisse Auswahl hinsichtlich der einzubeziehenden Fälle zu haben, sowie
• bei denen ein wesentlicher Teil (ca. 50 Prozent) der geplanten EU-Mittel bereits in bewil- ligten Vorhaben gebunden ist, um Aussagen für einen signifikanten Teil der insgesamt zur Verfügung stehenden Förderung treffen zu können.
Die Analyse des Umsetzungsstandes erfolgte zum Stichtag 31. Dezember 2017.
Auf Basis der genannten Kriterien wurden die in Abbildung 8 aufgeführten Aktionen für die Be- wertung ausgewählt. Um sie besser fassbar zu machen, wurden sie in vier thematischen Clustern zusammengefasst.
Abbildung 8: Thematischer Fokus der Bewertung
Quelle: Eigene Darstellung Ramboll Management Consulting In diesem Teilbericht werden die Detailbewertungsergebnisse der vier Aktionen des Themenclus- ters „Wissenschaft“ präsentiert. Zunächst wird ein Überblick zum methodischen Vorgehen gege- ben (Kapitel 2). Im Anschluss werden die Ergebnisse in den Bewertungsbereichen Relevanz (Ka- pitel 3.1), Umsetzung (Kapitel 3.2) sowie Zielerreichung und Wirkung (Kapitel 3.3). vorgestellt.
Aus den Bewertungsergebnissen abgeleitete Handlungsempfehlungen werden in Kapitel 5 präsen- tiert.
Themencluster „Wissenschaft“
•Ausbau der anwendungsorientierten öffentlichen FuE- Infrastruktur (EFRE, PA 1, IP 1a, SZ 1)
•Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten an Hochschulen und außeruniversitären FuE-Einrichtungen (EFRE, PA 1, IP 1a, SZ 1)
•Auf- und Ausbau der wirtschaftsnahen Innovationsinfra- struktur (EFRE, PA 1, IP 1b, SZ 2)
•Internationalisierung an Hochschulen (ESF, PA 3, IP 10b, SZ 9)
Themencluster „Breitband“
•NGA-Breitbandausbau in Gewerbe- und Kumulationsgebieten (EFRE, PA 3, IP 3d, SZ 5)
Themencluster „Wirtschaft“
•FuE-Einzel-, Gemeinschafts- und Verbundprojekte (EFRE, PA 1, IP 1b, SZ 2)
•Durchführung von Wissens- und Technologietransfer (EFRE, PA 1, IP 1b, SZ 2)
Themencluster „Einzelbetriebliche kapital- orientierte Förderinstrumente“
•Risikokapitalfonds (EFRE, PA 1, IP 1b, SZ 2)
•GRW gewerblich (EFRE, PA 2, IP 3d, SZ 4)
•Mittelstands- und Gründerdarlehensfonds (EFRE, PA 2, IP 3d, SZ 4)
2. METHODISCHES VORGEHEN
In den folgenden Abschnitten werden zunächst die Analysebereiche der Bewertung erläutert. Im Anschluss werden die Arbeitsschritte vorgestellt, mit denen diese Analysebereiche adressiert wur- den.
2.1 Bewertungsbereiche
Die Untersuchung umfasst eine Bewertung der Relevanz, der Umsetzung sowie der Zielerreichung und Wirkung der ausgewählten (Teil-)Aktionen im Themencluster „Wissenschaft“.
RELEVANZANALYSE
In der Relevanzanalyse wird herausgearbeitet, ob die betrachteten Aktionen aktuell und in nähe- rer Zukunft (nach wie vor) benötigt werden. Zudem wird ihre konkrete Ausgestaltung in den Blick genommen. Zentrale, zu erörternde Fragen sind dabei:
• Besteht vor dem Hintergrund der aktuellen sozioökonomischen Entwicklung in Sachsen- Anhalt (nach wie vor) ein Bedarf für die betrachteten Aktionen?
• Inwieweit adressiert die aktuelle Ausgestaltung der Förderung die Unterstützungsbedarfe der jeweiligen Zielgruppen?
• Wie wird die Ausgestaltung der Förderung seitens der jeweils anvisierten Zielgruppen be- wertet?
UMSETZUNGSANALYSE
In der Umsetzungsanalyse wird zum einen die Projektdurchführung durch die (End-)Begünstigen in den Blick genommen. Dabei wird die Effektivität der Umsetzung der Förderung „vor Ort“ durch die wissenschaftlichen Einrichtungen als Projektträger bewertet. Und es werden Gelingensbedin- gungen einer effektiven Umsetzung herausdestilliert.
Zum anderen werden die Prozesse der Antragstellung und Fördermittelabwicklung in den Blick genommen. Dabei werden unter anderem die Nutzerfreundlichkeit der diesbezüglichen Vorgaben und Verfahren sowie die Beratungs- und Unterstützungsleistungen der zwischengeschalteten Stellen betrachtet.
THEORIEBASIERTE ZIELERREICHUNGS- UND WIRKUNGSANALYSE
Im Rahmen der Zielerreichungs- und Wirkungsanalyse wird untersucht, inwieweit die mit den be- trachteten Aktionen intendierten Effekte tatsächlich erreicht wurden. Dabei werden folgende Leit- und Detailfragen adressiert:
• Welchen Beitrag leisten die Aktionen zu den jeweiligen SZ?
• Welche Wirkmechanismen sowie ggf. interne und externe Einflussfaktoren beeinflussen die Wirksamkeit der Förderung?
Entsprechend den Festlegungen im Bewertungsplan kommt bei der Zielerreichungs- und Wir- kungsanalyse ein theoriebasierter Evaluationsansatz zur Anwendung, der an die Methodik der Kontributionsanalyse (Mayne 2011, DG REGIO und DG EMPL 2015) angelehnt ist. Die Idee dieses Ansatzes ist es, systematisch Belege dafür und dagegen zu sammeln, dass (1) mit einer Aktion bzw. einer Gruppe von Aktionen intendierte Entwicklungen tatsächlich eingetreten sind und (2) dass andere Erklärungen ausgeschlossen bzw. nicht allein für die Entwicklungen verantwortlich gemacht werden können. Gelingt diese Beweisführung überzeugend, kann als empirisch bestätigt
gelten, dass die jeweils betrachtete Aktion bzw. Gruppe von Aktionen einen Beitrag zur Errei- chung wesentlicher Aktionsziele leistet.
Die Grundlage der Zielerreichungs- und Wirkungsanalyse bildet die spezifisch für das Themen- cluster „Wissenschaft“ entwickelte Interventionslogik, die bereits im Kapitel 1.2.2 vorgestellt wurde. Sie differenziert zwischen eingebrachten Ressourcen (Inputs), Aktivitäten, die infolge des Ressourceneinsatzes ausgelöst werden, den direkten Folgen dieser Aktivitäten (Outputs) sowie kurz- bis mittelfristigen Zielen (Ergebnissen) und langfristigen/übergeordneten Zielen (Wirkun- gen). Zusätzlich werden interne und externe Einflussfaktoren in der Interventionslogik abgebil- det, die Wirkungszusammenhänge beeinflussen. Entlang dieser Interventionslogik wird überprüft, ob die intendierten Aktivitäten, Outputs, Ergebnisse und Wirkungen sowie die definierten Wir- kungszusammenhänge zwischen diesen Ebenen und ihren Elementen tatsächlich eingetreten sind. Zudem wird der Einfluss weiterer interner und externer Faktoren betrachtet.
Eine spezifische Herausforderung bei der Zielerreichungs- und Wirkungsanalyse stellt die Tatsa- che dar, dass ein großer Anteil der im Rahmen der betrachteten Aktionen geförderten Vorhaben noch nicht oder erst seit vergleichsweise kurzer Zeit abgeschlossen ist. Da Ergebnisse und Wir- kungen von Förderungen vor allem im FuE-Bereich in der Regel erst mit einiger Zeitverzögerung auftreten bzw. sichtbar werden, können für diese Vorhaben belastbar allenfalls die Output- sowie ggf. noch Teile der Ergebnisebene betrachtet werden.
Um darüber hinaus auch empirisch fundierte Aussagen zu (möglichen) Ergebnissen und Wirkun- gen der aktuellen Förderung treffen zu können, macht sich die Bewertung den Umstand zunutze, dass die Aktion „Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten“ in sehr ähnlicher Art bereits in der vo- rangegangenen Förderperiode 2007-2013 umgesetzt wurde. Die geförderten Vorhaben aus der Förderperiode 2007-2013 liegen bereits ausreichend lange zurück, so dass erwartet werden kann, dass sich bereits konkrete Ergebnisse und Wirkungen materialisiert haben. Daher werden – unter der (realistischen) Annahme, dass sowohl die Aktion als auch die unmittelbaren und ggf.
auch die mittelbaren Zielgruppen der Aktion in beiden Förderperioden miteinander vergleichbar sind – die Ergebnisse und Wirkungen, die bei den in der Periode 2007-2013 unterstützten Vorha- ben zu beobachten sind, als belastbares Indiz dafür genommen werden, was bei den Vorhaben aus der Periode 2014-2020 in diesem Hinblick realistischerweise erwartet werden kann. Für die weiteren betrachteten Aktionen war eine Betrachtung von Vorhaben aus der letzten Förderperi- ode nicht möglich, weil die Aktionen hier noch nicht in vergleichbarer Art und Weise umgesetzt wurden.
2.2 Arbeitsschritte
Die Analysebereiche der Bewertung werden mit einem Mix aus qualitativen und quantitativen Me- thoden adressiert. Die nachfolgende Abbildung 9 stellt die wesentlichen durchgeführten Arbeits- schritte überblicksartig dar.
Abbildung 9: Arbeitsschritte der Bewertung
Quelle: Eigene Darstellung Ramboll Management Consulting.
In den folgenden Abschnitten werden die verschiedenen Projektphasen und die in ihnen umge- setzten Arbeitsschritte beschrieben.
DATEN- UND DOKUMENTENANALYSE
Den ersten wichtigen Bestandteil der Bestandaufnahme bildete die Auswertung vorliegender Da- ten und Dokumente. Hierzu zählen:
• Daten aus dem EFRE- und ESF-Monitoring zu den Förderinstrumenten zum Stichtag 31.
Dezember 2018,
• sekundärstatistische Daten zu unterschiedlichen relevanten Indikatoren (unter anderem FuE-Ausgaben, FuE-Intensität, Drittmitteleinwerbung und Absolventenquote) sowie
• Dokumente zu den betrachteten Aktionen und den in ihrem Rahmen umgesetzten Vorha- ben (OP EFRE und OP ESF Sachsen-Anhalt 2014-2020, Richtlinien, Projektskizzen).
Die Auswertung der genannten Datenquellen diente zum einen dazu, einen detaillierten Überblick über die betrachteten Aktionen zu erhalten. Dieser bildete die Basis für die Entwicklung zielge- richteter Fragestellungen und Erhebungsinstrumente sowie die Auswahl der Fallstudien (siehe un- ten). Zum anderen fanden die sekundärstatistischen Daten insbesondere in der Relevanzanalyse Verwendung, die Monitoring- und Förderdaten vor allem in der Umsetzungsanalyse.
1. Bestandsaufnahme
2. Erhebungsphase
3. Analysephase und Berichtlegung
Theory-of-Change Workshop
Daten- und Dokumentenanalyse
Fallstudien
Explorative Fachgespräche
THEORY-OF-CHANGE-WORKSHOP
Den zweiten maßgeblichen Bestandteil der Bestandsaufnahme stellte ein sogenannter Theory-of- Change-Workshop dar. In diesem Workshop wurde die für das Themencluster „Wissenschaft“ er- stellte Interventionslogik mit den zuständigen Fachreferaten diskutiert und weiterentwickelt. Zu- dem diente der Workshop dazu, weitere Informationen zur Konzeption und Umsetzung der be- trachteten Aktionen zusammenzutragen.
EXPLORATIVE FACHGESPRÄCHE
In der Erhebungsphase wurden acht Interviews mit Expertinnen und Experten für das Themen- cluster „Wissenschaft“ in Sachsen-Anhalt geführt. Bei diesen handelte es sich um Leitungsperso- nal der HS sowie von ausgewählten außeruniversitären FE in Sachsen-Anhalt. In den Interviews wurden vor allem Fragestellungen zur Relevanz und Umsetzung der Förderung erörtert.
FALLSTUDIEN
Den wesentlichen empirischen Erhebungsschritt für die Bewertung des Themenclusters „Wissen- schaft“ stellten 15 Fallstudien bei Vorhaben dar, die im Rahmen der betrachteten Aktionen umge- setzt wurden, und zwar:
• vier Fallstudien zur Aktion „Anwendungsorientierte FuE-Infrastruktur“,
• vier Fallstudien zur Aktion „Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten“ (davon zwei zu Vor- haben aus der aktuellen und zwei zu Vorhaben aus der letzten Förderperiode),
• vier Fallstudien zur Aktion „Wirtschaftsnahe Innovationsinfrastruktur“ sowie
• drei Fallstudien zur Aktion „Internationalisierung an Hochschulen“.
In den Fallstudien wurden jeweils Gespräche mit den Projektleitungen der Vorhaben sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltungen der betreffenden wissenschaftlichen Einrichtun- gen geführt. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Fallstudien zu den Aktionen „Anwendungsori- entierte FuE-Infrastruktur“, „Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten“, und „Wirtschaftsnahe Inno- vationsinfrastruktur“ mit Unternehmen gesprochen, die mit den begünstigten wissenschaftlichen Einrichtungen zusammenarbeiten. In zwei der drei Fallstudien zur Aktion „Internationalisierung an Hochschulen“ wurden ergänzend Interviews mit Stipendiatinnen und Stipendiaten geführt.
Bei der Auswahl der Fallstudien aus der Grundgesamtheit der bisherigen Förderungen wurden fol- gende mit den zuständigen Fachreferaten und der EU-VB EFRE/ESF abgestimmte Kriterien zu- grunde gelegt:
• eine möglichst große Vielfalt an Begünstigten (Universitäten, Hochschulen, außeruniversi- täre Forschungseinrichtungen),
• Abdeckung verschiedener Projektformen sowie
• eine gute Verteilung der Vorhaben über die Regionen des Landes.
In Abbildung 10 sind wesentliche Informationen zu den durchgeführten Fallstudien überblicksartig zusammengefasst.
Abbildung 10: Fallstudiensteckbriefe
Quelle: Eigene Darstellung Ramboll Management Consulting
* Die Angaben beiziehen sich hier nicht nur auf die Geräte, zu denen in den Fallstudien explizit gefragt wurden, sondern auf alle Geräte, die im Rahmen der Aktion (Medizingeräte, Kleingeräte) von der Einrichtung angeschafft wurden.
• Erweiterung der Sequenzierplattform des IPK um ein PacBio Sequel SMRT- Einzelmolekül-Sequenziergerät Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung
2016-2017 428.335 Euro
• Ausbau der molekularen bildgebenden Verfahren
OvGU Magdeburg 2016-2022*
7.373.000 Euro*
• Laserlithographiesystem MLU Halle-Wittenberg 2016-2023*
656.250 Euro*
• Thermografiesystem Hochschule Merseburg 2016-2023*
3.281.250 Euro*
• TEAMSenior OvGU Magdeburg 2016-2019 673.582 Euro
• Backwaren als Functional Food MLU Halle-Wittenberg
2019-2022 373.800 Euro
• Plattformtechnologie und Methode für Testung von Arzneimitteln und kosmetischen Produkten Hochschule Anhalt 2013-2016 98.824 Euro
• Zentrum für verhaltensorientierte Hirnforschung
Leibniz-Institut für Neurobiologie 2009-2016
1.261.124 Euro
• Schaffung eines Zentrums für generatives Fügen
Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Halle GmbH
2017-2019 3.300.000 Euro
• Funktionelle Proteine für Lebensmittel- und chemische Industrie
Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V.
• 2019-2020 1.935.000 Euro
• Ausbau und Verbesserung der technischen Infrastruktur des Virtual Development and Training Centre Fraunhofer-Gesellschaft
2016-2020 2.500.000 Euro
• Erweiterung des Fraunhofer-Centers für angewandte Mikrostruktur- diagnostik
Fraunhofer-Gesellschaft 2016-2019
9.915.000 Euro
• Graduiertenschule ABINEP OvGU Magdeburg
2016-2022 3.150.080 Euro
• Graduiertenschule AGRIPOLY MLU Halle-Wittenberg
2017-2022 5.000.000 Euro
• Online-gestütztes Weiterbildungsangebot MLU Halle-Wittenberg 2016-2023
5.915.781 Euro
• Projektleitungen
• Vertreter/-innen der Verwaltungen der wissenschaftlichen Einrichtungen
• Vertreter/innen von kooperierenden Unternehmen
• Projektleitungen
• Vertreter/-innen der Verwaltungen der wissenschaftlichen Einrichtungen
• Vertreter/innen von kooperierenden Unternehmen
• Projektleitungen
• Vertreter/-innen der Verwaltungen der wissenschaftlichen Einrichtungen
• Vertreter/innen von kooperierenden Unternehmen
• Projektleitungen
• Vertreter/-innen der Verwaltungen der wissenschaftlichen Einrichtungen
• Stipendiaten/-innen
Anwendungsorientierte
FuE-Infrastruktur Anwendungsorientierte
FuE-Aktivitäten Wirtschaftsnahe
Innovationsinfrastruktur Internationalisierung an Hochschulen
Interviewte Akteure
Vorhaben
Antragsteller
Laufzeit
Projektvolumen
ANALYSEPHASE/BERICHTLEGUNG
In der Analysephase wurden alle im Rahmen der durchgeführten Erhebungen und Auswertungen gewonnenen Erkenntnisse strukturiert, verdichtet und bewertet. Aus den so gewonnenen Ergebnis- sen wurden Empfehlungen für eine mögliche Weiterentwicklung der betrachteten Aktionen abgelei- tet. Ergebnisse und Empfehlungen wurden anschließend im Rahmen eines Werkstattgesprächs mit der EU-VB-EFRE/ESF und den zuständigen Fachreferaten diskutiert und validiert.
3. BEWERTUNGSERGEBNISSE
In den nachfolgenden Abschnitten werden die Bewertungsergebnisse für die vier Aktionen:
• „Anwendungsorientierte FuE-Infrastruktur“,
• „Anwendungsorientierte FuE-Aktivitäten“,
• „Wirtschaftsnahe Innovationsinfrastruktur“ sowie
• „Internationalisierung an Hochschulen“
in den Bewertungsbereichen Relevanz, Umsetzung sowie Zielerreichung und Wirkung präsentiert.
3.1 Relevanzanalyse
Die drei betrachteten aus dem EFRE kofinanzierten Aktionen sollen einen Beitrag zur Erhöhung der FuE-Intensität des öffentlichen Sektors und des privaten Sektors leisten (Ergebnisindikato- ren). Gleichzeitig soll mit der aus dem ESF kofinanzierten Aktion „Internationalisierung an Hoch- schulen“ die Aus- und Weiterbildung des akademischen Nachwuchses sowie qualifizierter Fach- kräfte unterstützt werden, indem die Anzahl der Doktorandenschulen sowie der online-gestützten Aus- und Weiterbildungsangebote erhöht wird (Ergebnisindikator).
Das Wichtigste auf einen Blick
• Die vier betrachteten Aktionen sind (weiterhin) strategisch rele- vant:
o Die FuE-Aufwendungen der Wirtschaft sowie die Drittmit- teleinwerbungen der wissenschaftlichen Einrichtungen sind in Sachsen-Anhalt nach wie vor vergleichsweise nied- rig. Zudem ist ein anhaltend hoher Fachkräftebedarf zu konstatieren. Die sachsen-anhaltischen Hochschulen leis- ten diesbezüglich mit der wissenschaftlichen Ausbildung von qualifizierten Fachkräften zwar schon einen beachtli- chen Beitrag, viele Absolventinnen und Absolventen ver- lassen das Land allerdings nach erfolgtem Abschluss wie- der.
o Vor dem Hintergrund der skizzierten sozioökonomischen Situation kommt der Intensivierung von anwendungsori- entierten FuE-Aktivitäten des öffentlichen Sektors als Ba- sis für einen erfolgreichen Wissens- und Technologietrans- fer von der Wissenschaft in die Wirtschaft sowie der Be- förderung der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung von qualifizierten Fachkräften weiterhin eine maßgebliche Bedeutung zu, um den Innovations- und Wirtschafts- standort Sachsen-Anhalt zu stärken.
• Die vier Aktionen sind zudem praktisch relevant: Die Begünstig- ten zeigen sich mit den Förderkonditionen der Aktionen überwie- gend zufrieden. Nur bei wenigen Aktionen werden einzelne Kon- ditionen (z.B. die Höhe der beizubringenden Eigenanteile oder die maximal mögliche Projektdauer) bemängelt.