• Keine Ergebnisse gefunden

Vorhofflimmern – perioperatives Bridging nicht immer erforderlich

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Vorhofflimmern – perioperatives Bridging nicht immer erforderlich"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ARS MEDICI 42016

181 STUDIE REFERIERT

Bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) wird Warfarin (nicht im AK der Schweiz) meist 5 Tage vor einer elekti- ven Operation abgesetzt. Nach dem Eingriff wird die Behandlung dann fortgeführt. Bis wieder eine therapeuti- sche Antikoagulation erreicht wird, dauert es etwa 5 bis 10 Tage. Um das Risiko für perioperative arterielle Thromboembolien zu senken, wird häufig eine überbrückende Antikoagu- lation (Bridging) mit niedermolekula- rem Heparin durchgeführt, die jedoch mit einem erhöhten Blutungsrisiko ver- bunden ist.

In der randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten Studie BRIDGE (Bridging Anticoagulation in Patients who Require Temporary Interruption of Warfarin Therapy for an Elective In- vasive Procedure or Surgery) untersuch- ten amerikanische Wissenschaftler nun

an insgesamt 1884 VHF-Patienten (me- dianes Alter 71,7 Jahre), die mindestens 3 Monate lang Warfarin erhalten hat- ten, ob bei einer Unterbrechung dieser Behandlung zum Schutz vor periopera- tiven arteriellen Thromboembolien ein Bridging erforderlich ist.

Mehr schwere Blutungen bei überbrückender Antikoagulation Im Rahmen der Studie erhielten 934 Patienten nach dem Absetzen von War- farin ein Bridging mit niedermolekula- rem Heparin (100 IU Dalteparin pro kg Körpergewicht), und 950 Patienten er- hielten Plazebo. Das Bridging wurde über 3 Tage bis 24 Stunden vor dem Eingriff sowie über 5 bis 10 Tage da- nach durchgeführt. Die Warfarin- behandlung wurde 5 Tage vor dem chirurgischen Eingriff beendet und 24 Stunden nach der Operation wieder aufgenommen. Der Beobachtungszeit- raum erstreckte sich über 30 Tage nach Beendigung des Eingriffs. Als primäre Endpunkte definierten die Forscher die Inzidenz arterieller Thromboembolien (Schlaganfall, systemische Embolien, transitorische ischämische Attacken) und schwere Blutungen.

Die Inzidenz arterieller Thrombosen be- trug in der Gruppe ohne Bridging 0,4 Prozent und in der Gruppe mit Brid- ging 0,3 Prozent (Risikodifferenz:

0,1%; 95%-Konfidenzintervall [KI]:

-0,6 bis 0,8; p = 0,01). Das Risiko für ar- terielle Thromboembolien war demzu- folge in beiden Gruppen vergleichbar.

In der Gruppe ohne Bridging kam es bei 1,3 Prozent der Patienten zu schweren Blutungen und in der Gruppe mit Brid- ging bei 3,2 Prozent (relatives Risiko

[RR]: 0,41; 0,20–0,78; p = 0,005). Das Risiko für schwere Blutungen war somit ohne Bridging signifikant niedri- ger. Der Verzicht auf das Bridging senkte zudem auch signifikant das Ri- siko für kleinere Blutungen im Ver- gleich zur überbrückenden Antikoagu- lation (12 vs. 20%; p < 0,001).

Im Hinblick auf akute Herzinfarkte, tiefe Venenthrombosen, Lungenembo- lien oder Todesfälle zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen.

Diskussion

Als Limitation ihrer Studie betrachten es die Autoren, dass bestimmte Patien- tengruppen in BRIDGE nicht ausrei- chend berücksichtigt wurden. So wiesen nur wenige Patienten einen CHAD2- Score von 5 oder 6 und somit ein hohes Schlaganfallrisiko auf. Auch wurden in BRIDGE keine Patienten berücksich- tigt, die sich grossen Eingriffen mit hohem Risiko für arterielle Thrombo- embolien und Blutungen – wie einer Ka- rotisendarterektomie oder einer grossen Krebsoperation – unterzogen hatten.

Des Weiteren erhalten Patienten mit VHF immer seltener Warfarin, da mitt- lerweile neuere orale Antikoagulanzien zur Verfügung stehen. Bis anhin wird Warfarin jedoch immer noch häufig verschrieben, und die Studienergebnisse könnten nach Ansicht der Wissen- schaftler möglicherweise auf neuere Medikamente übertragbar sein. So wur- den in der Substudie RE-LY ( Rando - mized Evaluation of Long Term Anticoa- gulation Therapy) nach Absetzen von Dabigatran (Pradaxa®) bei der Durch- führung eines Bridgings im Ver gleich zu keinem Bridging mehr schwere Blutun- gen, jedoch kein signifikanter Nutzen im Hinblick auf die In zidenz arterieller Thromboembolien beobachtet.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Ergebnisse aus BRIDGE nicht auf Patienten mit künstlichen Herzklappen übertragen werden sollten, da diese Personen aus der Studie ausgeschlossen

wurden.

Petra Stölting

Quelle: Douketis JD et al.: Perioperative bridging antico- agulation in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med 2015; 373: 823–833.

Interessenkonflikte: 9 der 14 Autoren haben Gelder von verschiedenen Pharmaunternehmen erhalten.

Vorhofflimmern – perioperatives Bridging nicht immer erforderlich

Wenn Patienten mit Vorhofflimmern eine Operation benötigen, stellt sich die Frage, ob bei perioperativer Unterbrechung einer Warfarinbehandlung eine überbrückende Antikoagulation (Bridging) erforderlich ist. In einer randomisierten, doppelblinden Studie war die Inzidenz arterieller Thrombo- embolien mit oder ohne Bridging vergleichbar. Das Risiko für schwere Blutungen war beim Verzicht auf das Bridging signifikant geringer.

New England Journal of Medicine

Bei Patienten mit Vorhofflimmern ist bei perioperativer Unterbrechung einer Warfarinbehandlung der Verzicht auf ein Bridging nicht mit einem erhöhten Risiko für arterielle Thromboembolien verbunden.

Ohne Bridging kommt es seltener zu schweren Blutungen.

Diese Studienergebnisse sind nicht auf Patienten mit künstlichen Herzklappen übertragbar.

Bei grossen Eingriffen sollte ein Brid- ging in Betracht gezogen werden.

MERKSÄTZE

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Marc Horlitz, Köln, sah die Erfolgsrate der Ka- theterablation versus Medikamente mit 84 Prozent versus 65 Prozent deutlich positiver (4), räumte aber ein: „Die Katheterablation

Besteht das Vorhofflimmern seit weniger als sieben Tagen, kann die orale oder intravenöse Gabe von Antiarrhythmika der Klassen Ic (Flecainid oder Propafenon) oder III (Amioda-

Die neuen Antikoagulanzien bei Vorhofflimmern bieten eine willkommene Alternative für Patienten, die mit Vitamin-K-Antagonisten nur schlecht einzu- stellen sind, beziehungsweise

❖ In der ARISTOTLE-Studie bei Patienten mit Vorhofflimmern und mindestens einem zu- sätzlichen Risikofaktor für Stroke reduzierte Apixaban im Vergleich zu Warfarin bei akzep-

Zur Rezidivprophylaxe bei paroxysmalem oder persistieren- dem Vorhofflimmern nach (pharmakologischer oder elektri- scher) Kardioversion wird eine medikamentöse Therapie mit

Risikostratifizierung bei chronischem Vorhofflimmern Im aktuell angewandten sogenannten CHADS 2 -Score (Cardiac Failure, Hypertension, Age, Diabetes, Stroke [ 2]) addieren sich in

Die von Gallagher und Camm 1997 vorge- schlagene Klassifikation des Vorhofflimmerns nach dem zeitlichen Verlauf der Arrhythmie un- terscheidet paroxysmales Vorhofflimmern, das

Patienten unter OAK wegen eines hohen Risikos für arterielle Thromboembolien (TE) wie Vorhofflimmern (VHF) mit frühe- rem ischämischen Ereignis innerhalb der letzten sechs