• Keine Ergebnisse gefunden

Die HausärztInnen sind für ihreSolidarität bestraft worden

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die HausärztInnen sind für ihreSolidarität bestraft worden"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

H . - U. B Ü R K E

Am 19.11.2005 präsentierten die Tarif- partner Santésuisse und FMH ihre ak- tuellen Tarmed-Zahlen. Besonders inter- essant waren die Daten der Santésuisse.

Diese zeigen – trotz einer durchschnitt- lichen Taxpunktwert-Senkung um zirka 3 Rappen – eine allgemeine Kostenstei- gerung 2003 – 2004 von 8,5 Prozent.

«Grundversorger» benachteiligt

Die als Grundversorger (= 48,3% der Ärztinnen und Ärzte) zusammengefasste Gruppe hatte ein Wachstum von zirka 6,9 Prozent zu verantworten, was inner- halb der Toleranzgrenze des Kostenneu- tralitätskonzepts von 7,5 Prozent liegen würde. Wenn man das Wachstum von 2003 zu 2004 der «Grundversorger- gruppe» in den verschiedenen Kantonen betrachtet, so fällt eine Differenz von plus 16,7 Prozent im Kanton Luzern zu minus 3,6 Prozent im Kanton Tessin auf.

Hohes Wachstum bei den Spezialisten

Gemäss Zahlen Santésuisse weisen die Spezialisten hingegen teilweise massive Kostenüberschreitungen auf, so bei- spielsweise die Psychiater mit 23,7 Pro- zent und die übrigen Spezialisten mit einem Wachstum von zirka 10,4 Pro- zent jeweils bezogen auf die gesamte Schweiz. Im Vergleich zu der hier als

«Grundversorger» zusammengefassten

wiesen hatten laut der Santésuisse- Statistik sowohl die Gynäkologen, die Ophthalmologen, die Kardiologen wie auch die in der als «übrige Gruppe» zu- sammengefassten Spezialisten (inkl.

der Chirurgen) ein grösseres Wachstum auf als die Grundversorger. Die Radiolo- gen fallen als einzige Gruppierung mit einem minus von 3,3 Prozent «aus der Reihe». Santésuisse zog daraus als Teil der Analyse das Fazit: Tarmed scheint Spezialitäten zu bevorteilen.

Unerklärliche Differenzen zwischen den Kantonen

In den von Newindex präsentierten Daten von den 12 Trustcentern, in wel- chen bisher gut 50 Prozent aller Praxen erfasst sind, konnten diese von Santé- suisse gezeigten Unterschiede nicht nachgeprüft werden. Hingegen hat New-

index das Abrechnungsverhalten der er- fassten Praxen präsentiert. Es wurde auf- gezeigt, dass unter den Kantonen die Umsätze verglichen nach Fachgruppen erheblich schwanken; so macht im Kan- ton Genf ein «Grundversorger» 101 Fran- ken Umsatz pro Sitzung; im Kanton Wal- lis jedoch sind Werte mit lediglich 61.20 Franken am tiefsten. Auch bei den Psy- chiatern lag der Kanton Genf am höchs- ten, Basel-Stadt am tiefsten (186 zu 113 Franken). Bei den Spezialisten insgesamt war der Kanton Aargau am höchsten und der Kanton Tessin am tiefsten (149 zu 101 Franken).

Schlussfolgerungen

Offensichtlich haben die Spezialisten vom Tarmed mehr profitiert als die Haus- ärztInnen; eigentlich ist vor Einführung des Tarmeds das Gegenteil versprochen

F O E D E R AT I O M E D I C O R U M P R A C T I C O R U M F O E D E R AT I O M E D I C A R U M P R A C T I C A R U M

O F F I Z I E L L E S O R G A N O F F I Z I E L L E S O R G A N

ARS MEDICI 4 ■ 2006

137 Da Santésuisse bewiesen hat, dass die Grundversorger im Gegen-

satz zu den Spezialisten die Toleranzgrenze des Kostenneutrali- tätskonzepts nicht überschritten haben, sollten die Grund- versorger keine Tarmed-Rückzahlungen leisten müssen. Weiter beweisen die Daten, dass die Taxpunktwerte künftig überregional und facharztgruppenspezifisch ausgehandelt werden sollten und nicht mehr kantonal über alle Facharztgruppen hinweg.

Die HausärztInnen sind für ihre Solidarität bestraft worden

Schlussfolgerungen aus den bisher präsentierten Tarmed-Daten

(2)

F O E D E R AT I O M E D I C O R U M P R A C T I C O R U M F O E D E R AT I O M E D I C A R U M P R A C T I C A R U M

O F F I Z I E L L E S O R G A N O F F I Z I E L L E S O R G A N

138

ARS MEDICI 4 ■ 2006 worden. Die Einführung des Tarmeds wurde vor allem auch damit begründet, dass intellektuelle Leistungen höher be- wertet werden sollen als technische und dass vor allem die Grundversorger davon profitieren sollen. Dies hat sich nicht be- stätigt. Die Grundversorger sind für ihre Solidarität bestraft worden.

Ebenso offensichtlich ist, dass zwischen den Kantonen massive Unterschiede in der Abrechnungspraxis der Ärztinnen und Ärzte und in der Abgeltungshöhe für ärztliche Leistungen bestehen. Diese Unterschiede sind weder statistisch noch gesundheitspolitisch zu erklären. In ge- wissen Kantonen verdienen Ärzte schlicht erheblich mehr als in anderen Kantonen für dieselbe Leistung.

Revisionsbedarf im Tarmed?

Im Grundsatz hat der Tarmed ab seiner Einführung seine Aufgabe erfüllt.

Schnell haben sich gewisse Schwächen gezeigt, wie die Tarifierung der Radiolo- gie, die mit Notmassnahmen für die frei praktizierenden Radiologen behoben werden konnten.

Die Tarifsystematik des Tarmed funktio- niert zwar. Die nun durch santésuisse und Newindex gleichermassen aufge- zeigten Tarifverzerrungen sind nicht mehr tolerierbar. Die Leistungen der HausärztInnen müssen besser abgegol- ten werden und die kantonalen Unter- schiede müssen ausgeglichen werden.

Die Tarifsystematik ist aber offensicht- lich revisionsbedürftig. Die Verzerrun- gen zwischen den Kantonen und die Ver- zerrungen zwischen den Facharztgrup- pen können aber nicht durch simple Taxpunktverschiebungen aufgehoben werden. Neu müssen die Taxpunktwerte facharztspezifisch und überregional aus- gehandelt werden. Es ist schliesslich nicht einzusehen, weshalb der Psychia- ter im Kanton Aargau mehr oder weniger verdienen soll als der Psychiater im Kan- ton Basel-Land.

Keine Tarmed-Rückzahlungen für «Grundversorger» mehr!

Die Zahlen von Santésuisse beweisen, dass sich die «Grundversorger» an die vertraglichen Bedingungen des Tarmed

gehalten haben und keine Toleranz- grenze des Kostenneutralitätskonzepts zu verantworten haben. Anders die Spe- zialisten, sie haben – entgegen der Tar- med-Zweckdefinition – offensichtlich über Gebühr vom Tarmed profitieren können und haben die Toleranzgrenze verletzt. Es kann nun natürlich nicht sein, dass die HausärztInnen die Rück- zahlungen proportional mit den Tarmed- Profiteuren leisten. Die HausärztInnen sind als Tarmed-vertragstreue Partner der Krankenversicherer von dieser Pflicht zu befreien. Zurückzahlen soll, wer die Toleranzgrenze verletzt hat. ■

H.-U. Bürke Präsident Sektion Zürich der FMP

FMP im Internet: www.fmp-net.ch

So nicht mehr mit uns!

Kommt am 1. April 2006 alle zur Demonstration gegen den weiteren Abbau unserer Hausarztmedizin auf den Bundesplatz nach Bern!

Die Demo beginnt um 14 Uhr und endet um 16 Uhr.

Eingeladen sind alle ÄrztInnen mitsamt ihren Familien, FreundInnen, PatientInnen und Medizinischen Praxisassis- tentinnen und alle, die die Hausarztmedizin auch für die Zukunft sichern wollen! Getragen wird diese Demonstration von der SGAM, SGIM, SGP, FMP und dem KHM. Unterstützt wird sie von vielen anderen Verbänden.

Sammelt mindestens 100 Unterschriften pro Praxis für die Petition, die wir am 1. April 2006 im Bundeshaus abge- ben werden. Eine Petition ist keine Initiative: Sie kann von allen – auch nicht stimmberechtigten – Personen unter- schrieben werden. Schickt bis zum 13. März 2006 laufend alle Unterschriften an das SGAM-Sekretariat

(www.sgam.ch).

Details und Unterschriftenbogen findetn ihr auf der Homepage der FMP www.fmp-net.ch.

Kommt zahlreich: Wir zählen auf euch!

Eurer Vorstand FMP La version française suivra dans le

prochain numéro.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

„Ungeachtet der Tatsache, dass die bayerischen Flüsse für die Wasserkraft bereits übererschlossen sind, tragen insbesondere die „kleinen“ Wasserkraftanlagen bei weitem nicht

Für Nahrungsergänzungs- mittel reicht eine Anzeige beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.. Protina ging mit seinen Basica®-Produkten aber einen

100 Gramm enthalten 0,25 Gramm Cetyl- stearylalkohol, 3 Gramm Woll- wachsalkohole, 46,75 Gramm weißes Vaselin und 50 Gramm gereinigtes Wasser.. Die beiden ersten

Um einerseits die Anreize für eine Rückkehr aus freiem Willen zu erhöhen und andererseits den tatsächlichen Bedürfnissen von Heimkehrern im Kosovo gerechter zu werden, wurde das

Über hypothesen im eigentlichen wortsinn konnte zu Beginn der beiden Forschungs- projekte  auf  der  Grundlage  der  allgemeinen  Fragestellungen  (i) 

Der Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL), Bereich Entsorgungsbetrieb und Verkehrstechnik, teilt mit, dass die Straßensammlung von Weihnachtsbäumen in den Stadtteilen

Das m uss besser

mit "Lonesome Cowboys" Story eines unverschämt hüb- den akuten Fall dar: Der Film schen Heroinsüchtigen und ist eine Parodie auf den We- seiner von einem Mann ge- stern,