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Leben aus dem Koffer

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Academic year: 2022

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Leben aus dem Koffer

Das Schöne am Reisen ist ja, dass man sich auf das Nötigste beschränkt und mit we- nig auskommt. Das macht frei. Besitz ist Last. Den Ballast ist man in den Ferien einmal los. Alles Nötige für drei Wochen packe ich in ein kleines Handgepäck- köfferchen aus federleichtem, unzer- reissbarem Goretex: Praktische Welten- bummler-Miniaturen, wie das Schweizer Armeemesser und den extraflachen Wecker. Kein Verbrauchsmaterial, denn das kaufe ich auf Reisen ein und staune, wie anders griechische Zahnpasta schmeckt und spanisches Waschmittel riecht. Ich nehme Kleidungsstücke aus modernen Textilien mit, knitterfrei, leicht waschbar und schnell trocknend. In den Ferien darf man bequeme, ältere Sachen auftragen und sie vor der Rückreise den Eingeborenen schenken. Es fehlt mir im Hotel an nichts, und ich frage mich, warum ich zuhause eigentlich mein Haus mit Kram voll stopfe, den ich im Grunde gar nicht brauche. Meiner Frau geht es ganz anders. Dankbar nimmt sie meine übrig gebliebenen 15 Kilo der Luftgepäck- gewichtslimite in Anspruch, weil ihr Kof- fer mindestens 35 Kilo wiegt. Lediglich den Konzertflügel lässt sie zuhause. Aber sonst kommt alles mit. Die gesammelten Werke von Shakespeare, das Reiseglätt- eisen, dessen Stecker dann nicht in kre- tische Steckdosen passt (nächstes Jahr

kommt der internationale Reisestecker mit!), das Picknickgeschirr (für unser Hotel mit Vollpension!) und die Silberrahmen mit den Fotos der Kinder. Warum sie für Kreta einen Skipullover mitnimmt, wird mir genauso schleierhaft bleiben wie die Notwendigkeit, für 21 Tage 60 T-Shirts und 12 Paar Pumps mitzunehmen. Ich winde ihr die Berg- und die Reitstiefel aus den Händen, packe abends noch heimlich ihre Pelzjacke und die Wolldecke wieder aus, denn ich muss das Kofferungetüm ja schleppen und das Übergepäck zahlen.

Wenn wir im Hotel ankommen, habe ich in zehn Minuten ausgepackt und gehe an die Poolbar. Sie hingegen richtet während drei Stunden im Hotelzimmer ein Heim ein. Da werden Möbel umgestellt, fleckige Tagesdecken reklamiert, Extra- kopfkissen bestellt. Und wenn es dann Zeit fürs Abendessen ist, ist sie völlig er- schöpft. Ich habe bereits den ersten Son- nenbrand und Schwips. Einmal flog ihr Koffer nach Sidney, während wir in Rho- dos ankamen. Ich freute mich zu früh, denn sie lernte damals nicht, mit wenig auszukommen, sondern kaufte am nächs- ten Tag einen Trousseau ein, der einer Braut aus dem Hochadel würdig war. Seit- her schleppt sie auch noch im Hand- gepäck Reserveslips, Reservenachthemd, Reservenecessaire und Reservebadeanzug mit. Streit ist in den Ferien vorprogram-

miert. Ich war zu faul, meine Video- und Fotoausrüstung mitzunehmen. Sie zetert, dass wir jetzt wieder keine Ferienbilder haben. Ich behaupte, ich hätte Angst ge- habt, dass man mir die Ausrüstung stiehlt.

Abends tuscheln die Leute im Hotel- restaurant hörbar, was das für eine herz- lose Frau ist, die jeden Abend in einer anderen hocheleganten Robe ans Buffet tritt, während ihr armer, vernachlässigter, ausgebeuteter Mann in den immer glei- chen fadenscheinigen, verknitterten Sa- chen erscheint und wegen ihres hohen Polyestergehaltes auch noch schweisselt.

Die Situation entspannt sich erst, als ich als Arzt enttarnt werde: Man sieht Halb- göttern in Weiss Exzentrizität und aske- tisches Leben nach, und meine Frau be- hauptet, dass ich statt Kleider zu kaufen immer für Kranke in der Dritten Welt spende. Und dann zieht sie eine kleine Feriensprechstunde auf, in der die ande- ren Gäste und das Personal des Hotels sich von mir beraten lassen. Sie verteilt ihnen aus der üppigen Reiseapotheke, die sie mitgeschleppt hat, Medikamente gegen Durchfall, Schlaflosigkeit und Exantheme.

Auf dem Rückflug haben wir zwölf Kilo Übergepäck: Olivenöl, Handgeschnitztes, regionale Keramik, Wassermelonen und Pistazien. Lauter Geschenke von dank- baren Patienten …

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