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Quadrapulus.
Von W. E. Crnin.
Den verschiedenen Kirchen Roms wurden bekanntlich von den
Päpsten des 8. und 9. Jahrh. reichliche Schenkungen an TextilstofFen
(Altardecken, Vorhänge usw.) gemacht, deren Aufzählung einen
wichtigen Zug der gleichzeitig verfaßten Abschnitte des ,Papst-
6 huches" bildet. Unter den vielen noch immer dunkeln Benennungen
solcher kostbaren Erzeugnisse ermangelt keine mehr einer passen¬
den Erklärung als das die Überschrift dieses Aufsatzes bildende,
ausschließlich, soweit ich sehe, im Papstbuche vorkommende Wort^).
In der Vita Hadrian's (772—795), sowie in der Paschalis'I.
10 (817—824) und Gregor's IV. (827—844) liest man wiederholt:
vestem de quadrapulo , periclisin de q. , velum omatum de q.,
vela omata de fundato atque q., cortinam holosiricam de 2.--^?'
fundato, vela de fundato de stauraci et q., rotas omatas de q.,
sowie adjektivisch: de palliis quadrapulis, von Geschenken, welche
15 die Stadtkirchen vom Papste bekamen.
Handschriftlich scheint das Wort beständig als quadrapulus
resp. quadrapolus überliefert zu sein , was ältere (auch neuere)
Herausgeber in quadruplus-), unter Heranziehung des ebenfalls dort
vorkommenden octapuius^), umzudeuten bestrebt gewesen sind.
20 Darin haben dann einige einen der betreffenden Gewebeart ent¬
nommenen Stoffnamen gesehen*), andere einen Hinweis auf die
1) Lüer Pontificalis, ed. Duchesne, 1,499, U, S.'i , 61 , 76, 77 u. ö.
Eine längere Liste der bezüglichen Stellen bei Du Cange (nach der Aasgabe Fabroti's, 1649), s. v.
2) Fabroti a. a. 0., 109. Vgl. B eissei, Bilder a. d. Gesch. d.
altchr. Kunst, 1899, 269.
3) Von Duchesne stets obtapulus gelesen; vgl. Beissel a. a. O.
4) Beissel a. a. O.
Crura, Quadrapulus. 553
Form, bezw. die AnzabI der darauf gearbeiteten OrnamenteD u
Cange bekennt sicb zum Nichtwissen, indem er auf jede Etymologie
verzichtet.
Im Verlaufe meiner Bearbeitung der koptischen Handschriften
der nunmehr Rylands'schen, vormals Cra wf ord'schen Samm- 5
lung stieß ieh auf ein höchst interessantes Verzeichnis textiler und
sonstiger Gegenstände, welches Nr. 243 meines demnächst erscheinen¬
den Katalogs bildet. Die betreffende Handschrift stammt angeb¬
lich aus Aschmunen, im unteren §a'ld, ist aus Papier und gehört,
nach dem Schrifttypus zu urteilen^), etwa dem 10—11. Jahrh. an lo
Der Text ist ungewöhnlich reich an arabischen , mit koptischen
Bucbstaben umschriebenen Ausdrücken. Darunter finden sich
folgende zwei Passus: oi"*.ppi"Te, e>T o"yK*>iVA*kCe ni>.-x'jTiA.(j', a.y oT«'^«i*''^P*>"'>T^^'/ oYnuipig ne.-T'J-n*.«' — oT*.Ajuii3'*.p n«,AK«.- 'vpe^noyAAi , d. h. ,ein Mantel (tlo^!) und eine Mütze (iC>«jJii, i"
■iy^) aus Brokat (^Lj^xJ!), und ein [Kleid von ?] Kaprabbul-^iofl (resp. -Arbeit), eine Decke aus Brokat (^LjJJ!)" — „ein Kopftuch
von Katrabbul-StoS (resp. -Arbeit)".
Mir scheint, an der Deutung des uns hier interessierenden Wortes
ist kaum zu zweifeln. Auch glaube ich nicht zu irren , wenn ich 20
im lat. quadrapulus das lautgetreue Seitenstück zum arab.
erblicke. Es ist mir allerdings noch nicht gelungen, im Arabischen
eine genau entsprechende Anwendung dieser Adjektivbildung aus¬
findig zu macben, die nur in Bezug auf eine Weinart 'Irak's belegt
zu sein scheint*). ss
1) Fr. Michel, Reeherches I, 10, 11 (den F. Book, Lit. Gewand.
I, 6, wörtlich zitiert, doch ohne ihn zu nennen!). Acta SS., Maii III, 394.
Dagegen Gregorovius, Gesch., II* 390 Anm. (diesen Hinweis verdanke ich G. F. Hill) und H. Grisar, Gesch., I, 377, wagen keine Erklärung. Die von P. Blanohet (Tissues 33) zitierten Nouvelles Barbier de Montault's sind mir unzugäuglich.
2) Er ähnelt dem der 9. Klasse Zoega's.
3) Su nach Jäküt IV, 133, wo auch die Aussprache Äa/araiijii gegeben wird. Daß im Koptischen das Teschdid an anderer Stelle steht, ist wohl nicht wesentlicb. Es scheint Name des an den Nordwesten Bagdäd's angrenzenden Unter¬
bezirks ^^mJd zu sein (vgl. Le Strange, Eastern Caliphate 79). Offenbar
Fremdname (so auch Jäküt); G. Hoffmann, Auszüge il , Anm., schlägt
„Nikatoropolis" vor. Eine Stadt gleichen Nnmens lag in Dyärbekr (Jäküt a. a. O.).
4) Richardson, DictiorMry, 1137, ohne Belegstelle. Karabacek, Mittelalt. Gewehe (1882), nennt das Wort nicht, doch bespricht er (SS. 6, 28)
554 Crum, Quadrapulus.
Erwägt man den Zeitraum , in welchem unser Wort in Rom
geläufig (oder doch wenigstens bekannt) gewesen zu sein scheint
(etwa 770 bis 850), so ergibt sich, daß wahrscheinlich die Ver¬
fertigung von Kafrabbul-StoS in der Landschaft gleichen Namens
doch weiter zurück als die Gründung Bagdäd's (762) geht. Über
Export von Mesopotamien nach dem Westen zu jener Epoche habe
ich freilich nichts hierher bezügliches ermitteln können ; docb ist
anzunehmen, daß, entweder über Ägypten oder direkt über Syrien,
die Fabrikate Persiens und der Zweistromländer schon bedeutend
früher auch in Alt-Rom zur Berühmtheit gelangt waren.
andere Textilprodukte Bagdäd's. Siehe auch den Rainer-Führer (1894), Nr. 738.
Auch von den Beschreibern des Sancta Sanctorum-&cb&tzes wird es nicht
erwäbnt (s. P. Lauer, Fond. Piot, Monum. XV, 109, 113, H. Grisar in
CivU. Cattol. 1907, 169).
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The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII (Sp. LXV,
LXVII) with all the MSS. collated*).
By L. H. Mills.
To the Ahurian One of Ahura.
1 Pavan aharayth^ barä yehabünam'^**) dmä zöhardk^***) i
höm(-äö-)mand* i bisrayä[-äö-)mand l ha§napäk(-Sö-)mand
pavan aharäyih lälä yehabünt ^-f)
2 av lak ahüränih^ ahurahya-jj)
3 pavan Snäyenitärih i Aüharmazd^ \l räye(-äö-)mand'^ i
gadä{-äö-)mand va] (i)* amesöspendän va* sröä l aharüv'^ va^
citats' Aüharmazd va'^ rat' i buland man («)'" aharä-
.yjÄ..."ttt).
Yasna LXVII (Sp. LXVI).
This chapter is included within other sections.
Yasna LXVIII (Sp. LXVII).
Prayers for Prienship, Health and Happiness.
1 Aetön^ lak- ahuränih'^ ahurdhya**f) at pavan zag^ (i)
äiyyärih yehahünam.
2 man^ am lak"^ beSit [havet (? havät) kolä aiä]^ beSit' yega¬
vimunet' aeyaS* denä milayä^ dastbarlhä güft'] hanä zöhar
me'im av'^ lak yehemtünät [cegön güft]"'.
«
*) For translations with paraphrase and commentary see JBAS. for July 1907.
**) So A, B. _ _ *••) So A.
t) Pavan ahuräyih lalä yehabünt shows that aSaya was not personified, ft) Written in Av. char, in B, E solving the obscurity; or was this form accidental, though recurring; but in any case '-ahe' should not be pronounced^
the word is '-ahya'.
ttt) See Yasna Vll, 16—51 (Sp.); Yasna XXII, 24—33 (Sp.) etc.
*i) B here reverts to the usual Pahlavi signs.
Zeitechrift der D. M. G. Bd. LXII. 36
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