Fach Unternehmenslogistik Art der Leistung Prüfungsleistung Klausur-Knz. BW-UNL-P21-020629
Datum 29.06.2002
Die Klausur umfaßt einen Pflichtteil mit zwei Aufgaben, die alle zu lösen sind, und zwei Wahlpflichtteile mit drei bzw. sechs Aufgaben, aus denen nur eine bzw. drei
zur Lösung ausgewählt werden sollen. Werden aus diesen Bereichen alle Aufgaben gelöst, kommen nur die erste bzw. die ersten drei in die Bewertung!
Ihnen stehen 180 Minuten zur Verfügung stehen. Die maximal erreichbare Punktzahl beträgt 100 Punkte. Zum Bestehen der Klausur müssen mindestens 50 % der Gesamtpunktzahl erzielt werden.
Lassen Sie 1/3 Rand für die Korrekturen und schreiben Sie leserlich.
Denken Sie an Name, Unterschrift und Matrikelnummer.
Bearbeitungszeit: 180 Minuten zulässige Hilfsmittel:
Anzahl der Aufgaben: 11 insgesamt, davon 6 zu lösende
Taschenrechner Höchstpunktzahl: -100-
BEWERTUNGSSCHLÜSSEL
Pflicht 1 aus Wahl 2 3 aus Wahl 3
Aufgabe 1.1 1.2 2.1 2.2 2.3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 insges.
Max. Punkte 25 25 20 20 20 10 10 10 10 10 10 100
NOTENSPIEGEL
Note 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0
notw. Punkte 100-95 94,5-90 89,5-85 84,5-80 79,5-75 74,5-70 69,5-65 64,5-60 59,5-55 54,5-50 49,5-0
Pflichtteil 1
(Es sind alle Aufgaben zu bearbeiten.)
Aufgabe 1.1: Sourcing-Strategien 25 Punkte
Die Licht AG ist ein Unternehmen, das sich auf die Fertigung von Glühbirnen aller Art spezialisiert hat.
Seit einigen Jahren beliefert die Licht AG den Automobilhersteller Lorimer AG mit Glühbirnen für Autoscheinwerfer. Der Umsatz mit der Lorimer AG stieg im Laufe der Jahre auf 30% des gesamten Umsatzes der Licht AG. Parallel stieg auch der Umsatz mit anderen Automobilherstellern. Seit zwei Jahren hat sich das Geschäft der Licht AG deutlich verschlechtert, da das Unternehmen nicht in der Lage war, zu den geforderten Preisen zu liefern oder komplette Autoscheinwerfersysteme zu
entwickeln. Unter Druck gerät das Unternehmen auch durch wachsende Kundenansprüche und einem zunehmenden Konkurrenzdruck aus Asien. Mit dem unflexiblen, wenig systemreichen und
kostenintensiven Fertigungsmethoden der Licht AG konnten die Wünsche der Automobilhersteller nach kostengünstigen Systemen nicht befriedigt werden. Daher hat sich die Licht AG überlegt, wie sie die Lorimer AG mit einbaufertigen Scheinwerfersystemen versorgen kann. Zu diesem Zweck hat die Licht AG bereits Kontakt mit potentiellen Zulieferern von Reflektoren und Scheinwerfergehäusen geknüpft. Um die Kosten zu minimieren müssten die Zulieferanten die Licht AG just-in-time beliefern und die Licht AG die Lorimer AG selber just-in-time versorgen. Die Geschäftsführung der Licht AG erhofft sich insbesondere eine langfristige Geschäftsbeziehung mit der Lorimer AG und eine gesteigerte Reputation.
a) Diskutieren Sie die Voraussetzungen und Konsequenzen der Licht AG, die Lorimer AG als Lieferant erster Stufe (first tier supplier) zu beliefern.
10 Punkte b) Diskutieren Sie die Voraussetzungen und Konsequenzen der Alternative der
zweiten Lieferantenstufe (second tier) für die Licht AG. 10 Punkte c) Ist es realistisch davon auszugehen, dass die potentiellen Lieferanten die Licht
AG just-in-time beliefern werden. 5 Punkte
Aufgabe 1.2: Absatzlogistik 25 Punkte
Gegen Ende der 80er Jahre litt der schwedische Einzelhandel unter einer Rezession, unter dem Abbau staatlicher Kontrollen vor dem Eintritt in die EG und unter dem zunehmenden Preiskampf der
Hauptakteure. Der Gewinnrahmen des führenden Konsumgüterhersteller Jordan, der ein Hauptlieferant des schwedischen Einzelhandels ist, leidet unter den Preiskämpfen mit
dem Handel und einem zunehmenden Kostendruck. Der Gewinnrahmen von Jordan wurde weiter durch eine höchst ineffiziente Logistik ausgehöhlt. Das Push-System, die erhöhte Lagerung von Sicherheitsbeständen, die unzuverlässigen Nachfrageprognosen, die direkte Belieferung der Handelsfilialen, die Auslieferung mit eigenen Lieferwagen mit geringen Auslastungsgraden, der geringe Austausch mit dem Handel, die Auslieferung mit Mischpaletten, die Einwegverpackungen, die isolierte Lagerverwaltung, die langen Reaktionszeiten, die undifferenzierte Behandlung der Händler, die wöchentliche Auslieferung und die unflexible Produktion verursachten zusätzlich große Kosten ohne ausreichenden Gegenwert.
Der Hersteller Jordan beauftragt die Unternehmensberatung Schlau mit einer Analyse, die zum Ziel hat, die Logistikosten zu halbieren.
a) Zeigen Sie Kostensenkungspotentiale für Jordan auf und diskutieren Sie mögliche Kostensenkungsmaßnahmen.
12 Punkte b) Schlau schlägt Jordan vor ein Warenverteilzentrum aufzubauen. Welche
Konsequenzen hätte dieses für Jordan. 8 Punkte
c) Welche Risiken bergen die Vorschläge von Schlau. Zeigen Sie mögliche negative
Konsequenzen auf. 5 Punkte
Wahlteil 2
Bearbeiten Sie lediglich eine der drei Aufgaben!
Aufgabe 2.1: Zeitliche Ablaufplanung 20 Punkte
Es liegen an einer Flaschenabfüllanlage drei Aufträge zur Abfüllung jeweils eines Loses Pils-, Export sowie Alt-Bier vor. Die Flaschen müssen zunächst die Abfüllanlage und dann noch die
Etikettiermaschine durchlaufen. Für die drei Aufträge ist auf der Abfüllanlage, sowie auf der Etikettiermaschine mit folgenden Durchlaufzeiten zu rechnen:
Auftrag P: Abfüllung 3 Zeiteinheiten; Etikettierung 6 ZE Auftrag E: Abfüllung 4 Zeiteinheiten; Etikettierung 3 ZE Auftrag A: Abfüllung 5 Zeiteinheiten; Etikettierung 4 ZE
a) Entwickeln Sie für die obige Auftragsreihenfolge einen zeitlichen
Maschinenbelegungsplan, bei dem die Durchlaufzeit der Aufträge, d. h. die Summe aus Bearbeitungszeiten und Zwischenlagerzeiten aller Aufträge minimal ist!
10 Punkte
b) Wie lassen sich die mit diesem Plan verbundenen ablaufbedingten
Stillstandszeiten der beiden Maschinen verringern und welche Konsequenzen hat dieses wiederum für die Durchlaufzeit der Aufträge.
10 Punkte
Aufgabe 2.2: Hochregallager 20 Punkte
Die Firma Wicona stellt Aluminiumfester her und will das traditionelle Lagersystem auf ein Hochregallager umstellen. Die Investitionskosten des Hochregallagers beliefen sich auf ca. 30 Millionen DM. Daher will die Bewilligung dieses Lager gut überlegt sein.
Diskutieren Sie Vor- und Nachteile, die neben den Kosten bei solch einer Entscheidung zu diskutieren wären:
Aufgabe 2.3: Transportlogistik 20 Punkte
Dem Kosmetikhersteller Shower ist es gelungen, einen osteuropäischen Grossabnehmer für seine Gesichtscreme zu gewinnen. Mit dem Abnehmer wurde vereinbart, dass der Kunde die monatlichen Abnahmemengen auf Paletten, die jeweils 120 Pakete (a 12 Flaschen) aufnehmen, frei Haus erhält.
Bis zu gegenwärtigen Zeitpunkt beliefert Shower seine Kunden mit eigenem LKW, dessen monatlichen Fixkosten 5000 GE betragen. Wenn die eigene Transportkapazität ausgelastet ist, besteht die Möglichkeit, auf die Bahn auszuweichen oder eine Spedition zu beauftragen. Die Bahn setzt in ihrem Angebot neben einer Grundpauschale von 500 GE einen Kostensatz von 2,5 GE pro Palette an. Liegt das Auftragsvolumen über 60 Paletten, erhöht sich zwar der Grundpreis um 50 GE, auf die Transportkosten pro Palette wird aber ein Rabatt von 33 Prozent gewährt.
Die Spedition verlangt für jeden Auftrag eine Grundvergütung von 300 GE. An variablen Kosten werden 4 GE pro Palette berechnet. Beim Transport mit dem eigenen LKW entstehen variable Kosten von 16 GE.
Der Absatz nach Osteuropa wird vermutlich von Monat zu Monat stark schwanken. Von daher möchte die Geschäftsleitung das jeweils kostenminimale Transportmittel für alternative
Transportmengen ermitteln.
Lösen Sie das Problem analytisch!
Wahlteil 3
Bearbeiten Sie lediglich drei der sechs Aufgaben!
Aufgabe 3.1: Materialflussplanung 10 Punkte
Das Unternehmen Yorath stellt Einspritzpumpen her und ist mit ihrer Durchlaufzeit ihres
Materialflusses nicht zufrieden. Immer wieder kommt es zu Unterbrechungen und Verzögerungen, so dass die „time-to-market“ zu lange dauert. Daher beauftragt das Unternehmen den Logistikexperten Prof. Dr. Fluss mit der Untersuchung des Materialflusses.
Welche Kennzahlen müsste Fluss in einer ersten Untersuchung zur Erkennung der Schwachstellen im Materialfluss von Yorath erheben?
Aufgabe 3.2: Marketinglogistik 10 Punkte
Die Geschäftsführung eines Bekleidungsherstellers plant aufgrund sinkender Umsätze und Einbrüchen in der Umsatzrentabilität eine Reorganisation. Es ist beabsichtigt, den Funktionsbereich Logistik aus der Marketingabteilung auszugliedern. Begründet wird diese Maßnahme mit der Behauptung, dass physische Distribution ja doch nichts mit Marketing zu tun hat.
Entwerfen Sie eine Gegendarstellung zu dieser These. Gehen Sie dabei auf die Aufgaben der Marketinglogistik ein.
Aufgabe 3.3: Lieferantenauswahl 10 Punkte
Das Unternehmen Hunter AG ist ein Zulieferer der Automobilbranche erweitert seine
Beschaffungsaktivitäten. Neue Lieferanten in Fernost kommen als langfristige Geschäftspartner in Betracht. Es gilt zu überprüfen, ob sich die Lieferanten als Wertschöpfungspartner qualifizieren können.
Anhand welcher Kriterien könnte die Hunter AG festmachen, ob ein entsprechender Lieferant als strategischer Partner integriert werden kann?
Aufgabe 3.4: Virtuelle Unternehmen 10 Punkte
Das Unternehmen Gray AG reduziert ihre Fertigungstiefe auf ihre Kernkompetenz und sucht über das Internet Partner, die ihre eigene Kernkompetenz zur Herstellung von Anlagen einbringen. Nachdem die Zusammensetzung des virtuellen Unternehmens abgeschlossen ist, müssen konkrete Vereinbarungen über die Zusammenarbeit der Partner und auch über die spätere Auflösung getroffen werden.
Welche Punkte hat die Gray AG mit ihren Partner verbindlich fest zulegen:
Aufgabe 3.5: Komplexitätsvermeidung in der Beschaffungslogistik 10 Punkte
Helfen Sie dem Unternehmen Lange und zeigen sie, wie sich die Komplexität in der Beschaffungslogistik vermeiden, reduzieren oder beherrschen lässt:
Aufgabe 3.6: Transportleistung 10 Punkte
Die Gütertransportleistungen müssen im Rahmen eines Controlling wiederholt überprüft und gegebenenfalls neu geplant werden.
Zeigen Sie mögliche Kenngrößen zur Bewertung von Gütertransportleistungen auf: