• Keine Ergebnisse gefunden

„Ler- nende müssen zunehmend in der Lage sein, ihre Lernprozesse selbst in die Hand zu neh- men“ (S

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "„Ler- nende müssen zunehmend in der Lage sein, ihre Lernprozesse selbst in die Hand zu neh- men“ (S"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

85 REPORT (28) 4/2005

Rezensionen

nen Fällen werden jeweils angemessene Ge- staltungs- und Beratungsstrategien komplex entfaltet. Aus den Modellversuchserfahrungen und Fallstudien werden „Wege zum erfah- rungsgeleiteten, selbstorganisierten Lernen“

vorgeschlagen (S. 121) sowie „Konzeptions- elemente neuer Lernwege und Lernprozesse zwischen Organisation und Informalität“

(S. 129) beschrieben. Zeitgemäße Lernansät- ze (S. 149) beruhen dann auf einigen zentra- len Postulaten: „Lernen muss in erheblich höherem Maße unmittelbar in der Arbeit statt- finden“ (S. 149). „Das formalisierte Lernen kann nicht mehr als die einzig anerkannte und dominante Lernform gelten“ (S. 149). „Ler- nende müssen zunehmend in der Lage sein, ihre Lernprozesse selbst in die Hand zu neh- men“ (S. 150). „Benötigt werden hierzu neue Kombinationen von Methoden und Lernorten sowie andere Rahmenbedingungen“ (S. 150).

Dazu werden die Prinzipien eines Lean-Ma- nagements/Lean-Thinking stark gemacht. Dies sei „kein momentan zu erreichender Zustand, sondern ein ständiger ‚Denk’-Prozess, der zweierlei erfordert, nämlich kontinuierliche Entwicklung auf der Strukturseite und dazu auf der Seite der ‚Human-Resources’ Lernen (S. 163). Den „Lean-Prinzipien“ (Identifikati- on des Wertes, Wertschöpfung, Prozessfluss, Leistung auf Anforderung sowie kontinuierli- che Verbesserung) werden Lernprinzipien (sinnstiftende Identifikation, Potenzial und Ganzheitlichkeit, Offenheit und Transparenz, Bewusstheit und Selbstverantwortung sowie Ökonomie des Lernens) gegenübergestellt (S. 164–177; zusammenfassend: Abb. 3, S. 178).

Diese Konzeptionalisierung ist hilfreich, weil sie eine personalorientierte Managementstra- tegie stützen kann. Es bleibt allerdings zu fra- gen, ob hier nicht angesichts schon wieder veränderter Konstellationen in den Unterneh- men gutwillige berufspädagogische Postulate aufgestellt werden, welche durch Tendenzen zur Re-Taylorisierung schon wieder überholt sind. Es ist dann notwendig, solche Konzepte sowohl in ihren normativen Annahmen als auch in ihren empirischen Belegen breiter abzusichern.

Peter Faulstich

Forneck, Hermann J./Wrana, Daniel Ein parzelliertes Feld

Eine Einführung in die Erwachsenenbildung (W. Bertelsmann Verlag) Bielefeld 2005, 234 Seiten, 19,90 Euro,

ISBN: 3-7639-3165-1

Wie auch schon im Buch „Ein verschlunge- nes Feld. Eine Einführung in die Erziehungs- wissenschaft“ (Bielefeld 2003) orientieren sich die Gießener Erziehungswissenschaftler Forneck und Wrana an der Feldtheorie Pierre Bourdieus und grenzen sich mit dieser Ent- scheidung von der systemtheoretischen Auf- fassung der Ausdifferenzierung von Systemen und Subsystemen ab. Das Feld der Erwachse- nenbildung ist in ihrem Verständnis eine – in sich selbst parzellierte – Parzelle des pädago- gischen Feldes, auf dem von den unterschied- lichen Akteuren (Praxis, Wissenschaft, Ver- bände, Organisationen) nach außen um Au- tonomie und nach innen um Positionen gekämpft wird. Im vorliegenden Band über die Erwachsenenbildung ziehen sie das ur- sprünglich von Michel Foucault entwickelte Konzept der ‚Gouvernementalität’ zur Analy- se des gegenwärtigen Zustands der Weiterbil- dung heran. Weiterbildung ist deshalb für die Autoren eine Strategie, die vor allem auf Selbsttechnologien abzielt. Was als Nichthan- deln des Staats erscheint, sei in Wirklichkeit eine verdeckte Form des Regierens, die die Verantwortung an die Individuen abgibt, also eine Responsibilisierung.

Forneck/Wrana haben damit eine in der ers- ten Hälfte etwas langatmige, aber argumenta- tiv sorgfältig vorgehende und engagierte Zeit- diagnose der Erwachsenenbildung vorgelegt, die aktuelle Konzepte und Praktiken (selbst- organisiertes Lernen, Qualitätstestierung, Netzwerkbildung, Modularisierung) in einen schlüssigen Zusammenhang bringt. Das Be- mühen der Autoren um Strukturiertheit und Verständlichkeit, darunter auch das Angebot einer virtuellen Lernumgebung mit Hinweisen zum Lesen, Aneignen und Kritisieren wissen- schaftlicher Texte, erklärt sich auch aus dem Umstand, dass der Text in engem Zusammen- hang mit universitären Einführungsveranstal- tungen entstanden ist.

Im ersten Teil – und dies mag die Brücke zum ersten Band bilden – verfolgen sie die Frage nach der Beziehung zwischen der Allgemei- nen Pädagogik und der Subdisziplin Erwach-

(2)

86 REPORT (28) 4/2005 Rezensionen

senenbildung/Weiterbildung. Von dieser ist explizit aber erst auf S. 51 die Rede. Im zwei- ten Teil erläutern sie in Abgrenzung zur Sys- temtheorie von Parsons und Luhmann die Entstehung der Disziplin mit Hilfe der Konf- likttheorie gesellschaftlicher Felder und des Ansatzes der Gouvernementalität.

Zur Sache kommen sie die dann in der zwei- ten Hälfte des Buchs, wenn sie zunächst die im Feld Erwachsenenbildung möglichen the- oretischen Positionen anhand von drei Ach- sen bestimmen. Die erste Achse ist durch die Endpunkte der theoriebildenden empirischen und der evaluativen Forschung gekennzeich- net, die zweite durch die Endpunkte der „neu- tralen“ Beobachtung und der Einnahme eines normativen Standpunkts und die dritte durch die Endpunkte des empirischen und des nicht- empirischen Vorgehens. In diesem dreidimen- sionalen Raum lassen sich die Positionen der Akteure – hier die der wissenschaftlichen Au- toren – verorten. Es geht also um die vom Feld ermöglichten, um die Vorherrschaft kämpfen- den Formen des theoretischen Sprechens über Erwachsenenbildung.

Wenn die Autoren im letzten Teil die Verän- derungen beschreiben, die das Feld der Er- wachsenenbildung gegenwärtig unter dem Druck anderer Felder erlebt, legen sie selbst als neue Position des theoretischen Sprechens über Erwachsenenbildung eine ausführliche gouvernementalitätstheoretische Analyse vor, die die Selbsttechnologien im makrodidakti- schen Bereich und im Sektor der Anbieter so- wie die Auswirkungen neoliberaler Formie- rungen auf die Feldautonomie untersucht.

Das Buch unterscheidet sich von anderen Ein- führungen in die Erwachsenenbildung weni- ger durch den von ihm gewählten theoreti- schen Bezug als durch die besonders zu Be- ginn starke Einbindung in die allgemeine Erziehungswissenschaft. Es lohnt sich im Üb- rigen auch für Erwachsenenbildner, den ers- ten Band zu lesen – nicht nur, weil dort immer wieder Beispiele aus der Erwachsenenbildung angeführt werden.

Die Autoren benennen klar ihre Ausgangspo- sition, nämlich ihre Interpretation der gegen- wärtigen (bundesrepublikanischen) Gesell- schaft als eine neoliberale, und ihre Befürch- tung, dass das Feld der Erwachsenenbildung unter dem Druck des Einflusses durch andere Felder, also durch Ökonomisierung, einen Autonomieverlust erleiden könnte. Dabei

grenzen sie sich nicht nur von der Systemthe- orie (und dem Konstruktivismus), sondern auch von der Kritischen Theorie ab.

Wer sich über die Anwendungsmöglichkeiten einer von Foucault inspirierten Machtanaly- tik auf den Bereich der Erwachsenenbildung informieren und die durchaus kämpferische Behauptung einer neuen Position in der Er- wachsenenbildungstheorie verfolgen will, dem sei diese ebenso fundierte wie engagier- te Darstellung empfohlen. Ob allerdings die Mühe, die ihre Lektüre verlangt, von Studie- renden in den neuen Bachelor-/Master-Studi- engängen erbracht werden wird, bleibt abzu- warten.

Sigrid Nolda

Galiläer, Lutz Pädagogische Qualität

Perspektiven der Qualitätsdiskurse über Schu- le, Soziale Arbeit und Erwachsenenbildung (Juventa Verlag) Weinheim und München 2005, 278 Seiten, 24,50 Euro,

ISBN: 3-7799-1676-2

Die Frage nach der pädagogischen Qualität ist ein sowohl bildungs- und sozialpolitisch als auch erziehungswissenschaftlich aktuelles Thema, das sich übergreifend auf alle päda- gogischen Praxisfelder bzw. Teildisziplinen – hier in Auswahl Schulpädagogik, Sozialpäda- gogik und Erwachsenenbildung – bezieht. Im Gegensatz zur verbreiteten pragmatischen Behandlung der Thematik setzt Galiläer eher grundsätzlich an: Er untersucht die erzie- hungswissenschaftlichen Diskurse über Qua- lität, inwieweit diese in der Lage sind, die in der Bildungspraxis vorherrschende effizienz- und effektivitätsorientierte Qualitätsdiskussi- on wissenschaftlich zu durchleuchten und verallgemeinerungsfähige Kriterien für päda- gogisch verstandene Qualität zu entwickeln.

Entgegen der üblicherweise engen Perspekti- ve der pädagogischen Subdisziplinen wird in diesem Band eine übergreifende und verglei- chende Sichtweise angelegt. Ein wissenschaft- lich weiterführender und praktisch bedeutsa- mer Befund liegt dabei in dem Nachweis der grundsätzlichen Ähnlichkeit der Qualitätsan- forderungen und -konzepte quer über alle pädagogischen Bereiche hinweg.

Bei der Frage der „Schulqualität“ zeigt Gali- läer deutlich die Diskrepanz zwischen päda-

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die über 30 Niederlas- sungen deutscher Banken im Großherzogtum Luxem- burg haben sich in den siebziger Jahren nach und nach bereits einen kleinen Kundenstamm herangezo- gen,

Es muss aber nicht mal Afrika oder Asien sein, auch bei Reisen nach Südeu- ropa kommen Durchfallerkran- kungen, aber auch grippale In- fekte häufiger vor.. Die Zahlen hatte ich

Beispiels- weise lag im Jahr 2018 das erste Lohndezil für Personen mit einer beruflichen Grundbildung als höchstem Abschluss rund 610 Franken hö- her als für Personen mit

Ich will dies an der einen oder anderen Stelle noch vertiefen: Professor Unschuld hat ausge- führt, dass eine der Ursachen für die Entfrem- dung der Ärzte von der Medizin auch

Nicht zuletzt weil man erkannt hat, daß die Ausbildung in Deutsch- land immer weniger attraktiv für Ausländer geworden ist und dies für die wirtschaftlichen Kontakte in

Da Produkte aus der Apotheke meist besonders hautverträglich sind und oft auch keine Duft- stoffe enthalten, eignen sich Syndets auch für trockene oder empfindliche Haut..

Bei einer überhöhten oralen Dosis jedoch ist die Kapazität der Leber während dieser ersten Passage rasch erschöpft und ein entsprechender Teil des Nalo- xons gelangt unverändert in

Im vorliegenden Band werden einige größere und kleinere interessante Aktionen rund ums Lesen vorgestellt.. Im Mittelpunkt steht dabei der Bereich Leseerfahrungen sammeln, wobei