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Baur entstanden ist, hebt einleitend die besondere„Bedeutung für die interaktive und die mediengebundene Kommuni- kation“(1) hervor

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Academic year: 2022

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Liu, Lu:Entwicklungen im Bereich des Hörverstehens in deutschen und chinesischen Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache.Hamburg: Dr. Kovač, 2016 (Studien zur Germanistik 63).–ISBN 978-3-8300-9139-4. 250Seiten,

88,90.

Besprochen vonTorsten Mergen:Saarbrücken

https://doi.org/10.1515/infodaf-2018-0038

Hörverstehen gilt als schwieriges Lernfeld, da Fremdsprachenlernende verschie- dener Niveaustufen hierbei komplexe, schnell aufeinanderfolgende kognitive Prozesse bewältigen müssen, die auf flüchtigen, akustisch vermittelten Daten beruhen. Die Autorin der vorliegenden Studie, die an der Universität Duisburg- Essen unter Betreuung von Rupprecht S.Baur entstanden ist, hebt einleitend die besondere„Bedeutung für die interaktive und die mediengebundene Kommuni- kation“(1) hervor. Während die Kompetenzen Lesen und Schreiben durch Mög- lichkeiten der Wiederholung und der Verlangsamung, der Überarbeitung und erneuten Optimierung gekennzeichnet seien, erfolge Hörverstehen zumeist syn-

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chron. Folglich sei Hörverstehen die oftmalige Voraussetzung für eine erfolg- reiche Face-to-face-Kommunikation. Entsprechend hat die Forschung der vergan- genen Jahrzehnte mehrfach die Hörverstehenskompetenz fokussiert und Para- digmen für Vermittlung, Testung und Operationalisierung in Lernkontexten generiert. Gemeinsam ist den neueren Ansätzen die Konzeption einer intentiona- len Vermittlung, bei der das Hörverstehen als komplexe Kompetenz adressaten- spezifisch und holistisch geschult wird. Daher betont Liu:„Das HV [Hörverste- hen, T.M.] muss gezielt geschult werden, indem das HV in LW [Lehrwerken, T.M.] und in der Unterrichtspraxis adressatenspezifisch und in ausreichendem Umfang berücksichtigt wird.“(2).

Dies gilt umso mehr für chinesische Deutschlernende, die nach den Beobach- tungen Lius große Schwierigkeiten mit dem Erlernen der phonologisch wie syn- taktisch fremden Sprache hätten. Wegen der wachsenden Zahl an chinesischen Studierenden in Deutschland habe die kompetenzorientierte Vermittlung an Be- deutung gewonnen; Liu intendiert mit ihrer Arbeit einen„sowohl wissenschaftli- chen als auch praxisorientierten Beitrag zur Verbesserung des HV für chinesische Deutschlernende im universitären und akademischen Bereich in China“(2). Dazu analysiert sie kriterienorientiert ausgewählte neuere Lehrwerke aus Deutschland und China, die im Rahmen des institutionalisierten Deutschunterrichts Verwen- dung finden: Es sind diesAussichten,Mittelpunkt, Themen aktuell,em neuund Stichwort Deutsch, das einzige ausgewertete Lehrwerk aus China, das„am Zen- trum zur Studienvorbereitung der Tongji-Universität in Shanghai entwickelt“(66) wurde.

Nach einem kurzen Einführungskapitel mit Angaben zur Fragestellung und zum Aufbau ist Lius Studie ist in zwei Teile gegliedert: Vier Kapitel (Kapitel2 bis 5) untersuchen auf theoretischer Grundlagen das Hörverstehen im Bereich Deutsch als Fremdsprache, vier Kapitel (6 bis 9) sind der vergleichenden Analyse der Lehrwerke aus Deutschland und China sowie der Ableitung von Folgerungen aus den Analysen gewidmet.

Mit Blick auf die vier Theoriekapitel ist zu konstatieren, dass Liu zunächst einen Definitionsversuch für das Hörverstehen unternimmt, die dabei relevanten Prozesse und die für das fremdsprachliche Hörverstehen bedeutsamen Faktoren in kompakter Form erläutert. Sie arbeitet dabei die drei bezugswissenschaftlichen Traditionen (Textlinguistik, Psycholinguistik und Verständlichkeitsforschung) sowie die damit korrespondierenden Verständlichkeitspostulate präzise heraus.

Ferner stellt sie die Einflussfaktoren beim Hörverstehensprozess ausführlich dar, u.a. Hörerabsicht und Hörinteresse, sprachliches Wissen, Weltwissen, Verste- hensstrategien, Lebensalter der Hörenden, Gedächtnisleistung, Hörtextschwierig- keiten, Eigenschaften der Sprechenden und Kontexte. Im dritten Kapitel referiert sie den Stand der Forschung zur Hörverstehensschulung im DaF-Unterricht unter

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besonderer Berücksichtigung der kommunikativen Didaktik. Dabei hat sie stets den Blick auf das Wesentliche, wenn sie beispielsweise hervorhebt:„In der Praxis des FU [Fremdsprachenunterrichts, T.M.] ist es jedoch schwer festzulegen, ob und wann die Lernenden das Gehörte verstanden haben. [...] Weiterhin muss die Bedeutung der HV-Schulung im FU für jede Zielgruppe adressatenspezifisch bestimmt werden.“(19). Diese Perspektiven führt sie genauer aus, indem sie auf Aspekte der Hörtext-Auswahl und -Produktion, die verschiedenen Hörverstehens- aufgaben und vor allem die bislang erforschten Hörverstehensstrategien differen- ziert eingeht, des Weiteren dafür plädiert, auch die„Fertigkeit Hör-Seh-Verste- hen“(42) als fünfte Fertigkeit integrativ zu berücksichtigen. Daran anknüpfend leisten das vierte und fünfte Kapitel die Fundierung der Studie mit Blick auf die Lehrwerksforschung und die dabei eingesetzten Forschungsmethoden. Liu erläu- tert zunächst terminologisch nachvollziehbar Leitbegriffe ihrer Studie und macht mit den Instrumenten der Lehrwerksanalyse vertraut. Ferner untersucht sie die Entwicklung der DaF-Lehrwerke in Deutschland und in China und konstatiert, dass „DaF-LW [Lehrwerke, T.M.], die ursprünglich in Deutschland publiziert wurden, [...] eine immer wichtigere Rolle auf dem DaF-LW Markt in China« (53) spielen. Jedoch moniert sie für das Hörverstehen in deutschen und chinesischen DaF-Lehrwerken ein klar erkennbares Desiderat:„Von einer systematischen HV- Forschung im Sinne einer wissenschaftlichen Untersuchung der theoretischen Grundlagen, Kriterien, Einzelaspekte, Funktion und Wirkung, Evaluation und daraus abgeleiteten Vorschläge zur Praxis kann noch nicht die Rede sein.“(59).

Forschungsmethodisch erarbeitet sie, nach einer Vorstellung von Entste- hungsgeschichte, Zielgruppe und Konzeption der fünf von ihr analysierten Lehr- werke, ein Kriterienraster für die Analyse und Evaluierung von Lehrwerken mit dem spezifischen Fokus auf das Hörverstehen in drei Blöcken mit insgesamt 59Fragen: „I.Kriterien für die allgemeine Analyse der LW [Lehrwerke, T.M.], II.Kriterien für die HV-Schulung, III.Kriterien für Fertigkeiten Hörverstehen so- wie Hör-Seh-Verstehen.“(68).

Der Schwerpunkt der Studie, die vom China Scholarship Council gefördert wurde, liegt im zweiten Teil, in dem die Lehrwerke ausführlich und differenziert unter verschiedenen Fragestellungen analysiert werden. Während Kapitel6 der allgemeinen Analyse der Lehrwerke gewidmet ist und jeweils die Zielgruppe, den Aufbau und die curriculare Einbettung (Themen und Fertigkeiten) exakt ermittelt, steht im umfangreichen siebten Kapitel die Analyse des Hörverstehens und der Hörverstehensschulung im Zentrum:„Weil die Lektionen in allen Einzellehrwer- ken jeweils gleichartig aufgebaut sind, werden drei Lektionen exemplarisch von jedem LW [Lehrwerk, T. M.] ausgewählt; jeweils eine Lektion zu Beginn, eine in der Mitte und eine zum Ende des LW.“(93). Für die Analysebereiche mediale Ausstattung, Einsatz von Hörtexten (vor allem vorkommende Textsorten, Authen-

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tizität der Texte, sprachliche Vielfalt, Zielgruppenbezogenheit), Übungsformen sowie Strategien werden detaillierte Textbeobachtungen unternommen und u.a.

im Sinne von Empfehlungen für Folgekonzeptionen festgehalten: Liu postuliert auf das Basis der gewonnenen Daten einen stärkeren Lebensbezug zur Studien- vorbereitung in chinesischen Lehrwerken, die Adaption von authentischen Hör- texten, die Orientierung auch chinesischer Lehrwerke am Gemeinsamen europäi- schen Referenzrahmen sowie den Einbezug von Soziolekten und Dialekten bei der Hörgestaltung. Die Untersuchung der Übungen und Aufgaben ergibt eine große Vielfalt an Typen und Formen:„Die meisten Aufgaben in den untersuchten LW lassen sich in die Kategorien während des Hörens und nach dem Hören einordnen.“(185). Große Ungleichheiten bis hin zu Defiziten stellt Liu bei der Schulung der Hörstrategien fest, da diese„in den untersuchten LW nicht aus- reichend behandelt“(200) werden.

Das achte Kapitel nimmt die spezifische Zielgruppe, chinesische Studenten, in den Blick. Für verschiedene Lernniveaus–Anfänger, Lerner mittleren Niveaus und Fortgeschrittene–formuliert sie Empfehlungen für die Auswahl und Gestal- tung von Hörverstehenstexten, -übungen und Hörstrategien. Diskutabel sind einige Ausführungen, wenn man im Detail reflektiert, was damit verbunden sein könnte: Chinesische Lehrwerke für die mittlere Niveaustufe sollten sich nach Meinung Lius„an einer höheren Lernstufe orientieren“(209),„die rein-didakti- schen Hörtexte in den LW vermieden werden“(211); Aspekte wie zielgruppen- orientierte Diagnostik und individualisierte Passung werden in diesen Passagen nur am Rande berücksichtigt.

Das neunte Kapitel fasst in zehn Postulaten die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und formuliert Anregungen zur Verbesserung des Hörverstehensange- bots in chinesischen DaF-Lehrwerken. Liu fordert eindringlich andere, vor allem authentische und multilogische Hörtexte, eine thematisch-inhaltliche Kontextua- lisierung sowie vielfältige Übungsformen. Vehement hebt sie hervor:„Um wirk- same Hörstrategien in realen Situationen zu automatisieren, sollten die verschie- denen Hörstrategien in angemessenen Übungen in LW gezielt geschult werden.“ (223).

Zusammenfassend betrachtet intendiert Liu eine klassische Lehrwerkana- lyse, wobei nach der Lektüre ihrer Arbeit kleinere methodische und sprachliche Monita zurückbleiben. Zunächst ist kritisch zu bemerken, dass die Materialbasis der Studie wenig homogen wirkt, da Lehrwerke der Niveaustufen A1 bis C1 fokussiert wurden, dabei aber nicht komplette Reihen, sondern jeweils einzelne Werke. Folglich ist der Erkenntniswert nicht immer repräsentativ bzw. generali- sierbar, da Werke mit Fokus auf den Anfängerunterricht mit Lehrwerken für Fortgeschrittene unter gleicher Fragestellung betrachtet wurden. Ferner wirken die häufig gebrauchten Abkürzungen und einige agrammatische Satzstrukturen

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den Universitäten und der Einführung der kommunikativen Methodik in den FU [Fremdsprachenunterricht, T.M.].“(55). Trotz dieser Schwächen leistet Liu Pio- nierarbeit für den Bereich Deutsch als Fremdsprache mit dem Fokus auf die Lehrwerkarbeit in China. Nachfolgende chinesisch-deutsche Lehrwerkautoren und -herausgeber werden auf die Vorschläge Lius für die Hörverstehensschulung zurückgreifen und erste kriteriale Gestaltungskataloge nutzen können, die in der Dissertation präzise ausgearbeitet worden sind. Ferner bietet die Studie zahl- reiche Anstöße für vertiefende Forschungen sowohl mit Chinabezug als auch mit Blick auf die Generierung von Lern- und Leistungsaufgaben in Lehrwerken zum Hörverstehen. Liu konstatiert dazu:„In der vorliegenden Arbeit fehlt es noch an empirischen Untersuchungen, um die Wirksamkeit der [...] Strategien zu über- prüfen. Es gibt auch noch Forschungsbedarf von Strategievermittlungsverfahren für die zukünftigen Untersuchungen.“(200).

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