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Ein Beitrag zur Wtlrdigung der Pahlavi-Gäthäs.
Von W. Bang.
Man ist fast allgemein davon überzeugt — und selbst die
meisten Vertreter der traditionellen Erklärung des Awesta sind
dieser Ansicbt — dass der Pablavi üebersetzung der Gäthäs ein
weniger grosser Wertb zuzuschreiben sei, als derjenigen des Ven¬
didad und übrigen Yasna. ünd scheinbar mit Recbt; denn sicher
ist , dass selbst der beste Kenner des Pahlavi , auch wenu er seiu
ganzes Wissen und seinen ganzen Scharfsinn aufbietet, bei den
meisten Stellen keinen irgendwie befriedigenden Sinn in die Pahlavi-
Gäthäs bringen kann, sobald er lediglich die üeber¬
setzung studirt').
Aber wäre dies der richtige Weg, um in ein gründliches Ver¬
ständniss derselben einzudringen? Gewiss nicht; so bebandelt kann
und braucbt die Pablavi üebersetzung gar keiuen Sinn zu geben,
denu da die Gäthäs metrisch verabfasst sind und da oft zwei gramma¬
tiscb zusammengehörige Wörter durch drei, vier andere getrennt
sind, so trennt die Pahlavi-Üebersetzuug ebenfaUs — denn sie über¬
setzt bekanntlich immer Wort für Wort.
Zur Illustration gebe ich hier einen metrischen lateinischen
Text mit einer nach den Grundsätzen der Pahlavi Paraphrasten
angefertigten üebersetzung ins Italienische:
at trepida et coeptis immanibus effera Dido
ma ansiosa e nelle imprese maniache feroce Dido
sanguineam volvens aciem macuhsque trementis
sanguinoso rivolgente sguardo colle tacche e tremente
interfusa genas et palhda morte futura
infaonata le gote e palhda nella morte futura
interiora domus inrumpit limina et altos
interiore della casa entra soglie e alti
conscendit furibunda rogos ensemque recludit
monta furiosa carelli spada e tira
Dardanium non hos quaesitum munus in usus.
Dardania non questo tenuta co 'preghi dono per uso.
1) Man vergl. z. B. die Uebersetzung des unten behandelten Stückes in de Harlez Manuel du Pehl. und in Haugs Essays. 3. Edit.
Bd. XLIV. 24
2 7*
364 Bang, Kin Beitrag zur Würdigung der Palilavi-Gathäs.
Wird wohl ein italienischer Secundaner die Interlinear Version,
wenn sie ihm ohne den Grmidtext vorgelegt wird, verstehn ? Kaum !
Man gebe ihm aber den Vergil in die Hand und er wird sich
freuen, in der Version ein bequemes Mittel zu finden, den Grund¬
text zu verstehn.
Dieselbe Hilfe leistete die Pahlavi Uebersetzung den Parsen-
priestern ') für welche sie ausschliesslich bestimmt war ^). Wie
ein Nicht-Italiener die oben mitgetheilte Interlinear-Version, solange
er sie allein vor sich hat, noch viel weniger verstehn wird, als ein
Italiener, ebenso verstehn auch wir, die wir keine Parsenpriester
siud, die Pahlavi-Uebersetzung noch viel weniger, als die Parsen¬
priester — wohlverstanden, wenn wir sie allein lesen wollen.
Aus dieser Betrachtung folgt für mich eine von der üblichen
etwas vei'schiedene Behandlung der Gäthäs : ich benutze die Pahlavi-
Gäthäs ebeuso wie eine Interlinearversion zum Verständniss der
Awestä-Gäthäs ; bei scbwierigen Stellen, die doppelte Auffassung
erlauben, greife ich zur Sanscrit-Uebersetzung des Neriosengh. Da¬
bei erinnere ich mich immer an die Thatsache, dass im Pahlavi
tausendmal das Abstractum für das Concretum erscheiut, uud dass
selbst Adjectiva durcb das Abstractum wieder gegeben werden 8).
Wenn man sich femer immer an die übrigen Eigenthümlichkeiten
der Pahlavi-Uebersetzung erinnert, so kauu es uicht allzu schwer
sein, mit der nötbigen Ausdauer und Liebe zur Sache, zu einem
tieferen Verständniss der Gäthäs durchzudringen.
Im folgenden gedenke ich, ein Stück der Gäthäs, Yasna XXVIII
1—4 zu besprechen; ich hofle später nocb oft Gelegenheit zu fiuden,
der Tradition zu ihrem wohlverdienten Becht zu verhelfen*).
Yasna XXVIII, 1—4.
l.a. Grundtext: abyä yäsä nemaghä ustäna-zasto rafgdhrahyä
Pablavi-Uebers. : zak [muzd I valman Aüharmazd nefSman be-
nefsman] bavehünam pavan niyäyiSn" [hamat dätak göbih i yaz-
dän** i^apirän* vabfdünam] büstän" yadman pavan rämiSni [nefSman] 5)
1) Wenn ich hier von Pursenpriestern rede, so denke ich natttrlich nicht an diejenigen der letzten Jahrhunderte.
2) Diejenigeu, die diese Methode für unwissenschaftlich oder unpractisch halten wollen, verweise ich auf die Lehrbücher von Toussaint-Langenscheidt, in denen man ganz dieselbe Methode befolgt findet.
3) „Das reine Handeln" aber „die Reinheit des Handelns" etc. Ich er¬
kläre mir diese Gewohnheit der Paraphrasten durch ihr Bestreben alles zu vergeistigen.
4) Dass die Traditiou irren kann und geirrt hat, streite auch ich nicht ab. Das wäre ebenso unwahr, wie die Erkläruug des Awesta aus den Veden.
5) Ich habe meine Transscriptionsweise schon öfter geändert — und das ist gut; ich bin überzeugt, dass ich es noch mehrmals thun werde. Sehr an¬
sprechend ist von einem gewisseu Standpunkt aus die Transscr. Andreas' im 43. Bd. ZDMG. pag. 30 folg., die mir eben zu Oesicht kommt; doch scheint 2 7*
Bang, Ein Beitrag zur Würdigung der Pafilavi-GätMs. 365
l.a. Uebersetzung: Dies erbitte icb durch (mein) Gebet mit
erhobenen Händen in Preude.
Dies [die Belobnung des Aüharmazd selbst für mich selbst]
erbitte icb durch (meiu) Gebet, [indem ich gesetzliche Worte der
trefiflicben Yazatas spreche,] mit erhobenen Händen iu Freude [(ich)
selbst (bin in Freude)].
Bemerkungen: Zwiscben yadman und pavan steht in der
Ausgabe minisnic, was offenbar ein Fehler ist. rafedhrabyä wird
im Pablavi durch pavan rämisuT, von Neriosengh darnach durcb
pramodena übersetzt; ich stehe nicht an, der Tradition zu folgen,
da sie einen passenden Sinn giebt. Die adverbiellen Bestimmungen
werden häufig, fast immer, durcb pavan mit einem Substantiv aus¬
gedrückt. Die Pahlavi-Uebersetzung für sich könnte man nach dem
Grundtexte allerdings wohl auch construiren: pavan zak rämiSnl
bavehünam, ,um diese Preude bitte ich", wie Spiegel scheints ge¬
than bat ; pavan stünde dann wie neupers. bah in Redensarten wie
nyäz kardan bab etc., wie es in der That in § 1 b u. c gebraucbt
ist, allein dagegen spricbt Neriosengh, der zak — pavan rämisni
durch asya pramödena übersetzt, also offenbar zak nicht mit pavan
rämiSni verbunden hat, sowie die Glosse hinter zak. Unter muzd
i valman Aüharmazd ist das zu versteben, was in 1 b u. c erbeten
wird; dass zak nicbt mit muzd direet zu verbinden ist, zeigt
Neriosengh '). Zu vabedünam vergl. West in Ind. Antiqu. 1881,
pag. 29—34. Wegeu der Schreibung vabedünam statt vabidünam
muss ich auf einen demnächst im Giornale della Societä Asiatica
Italiana erscheinenden Aufsatz verweisen.
l.b. mainyeush mazdäo paourvim spentabyä aSä vispeng shk-
yaothanä.
pavan minavadikTh Aüharmazd fratüm [pavan gäsänikih] afzä-
ylnisn" ahräyih I pavan harvist" küniSn« [aigh küniSn" hämäi pavan gäsänikih künisn"].
Zuerst (erbitte ich durch mein Gebet) das reine Handehi des
Spenta mainyus Mazda iu jeder Lage.
Zuerst [in der Verehrung der Gäthäs] das in jeder (Lage) reine
Handeln des Spenta mainyus Mazda [d. h. fortwährend Handeln iu
der Vollbringung der Gäthäverehrung.]
Bemerkungen: In diesem Paragraphen hat mau ganz be¬
sonders das obeu über abstr. pro concr. Gesagte zu beachteu ; nicht
nur, dass aSä durch ahräyih übersetzt wird, es wird sogar der
Name Spenta mainyus durch Abstracta wiedergegeben. Pavan im
sie mir viel zu complicirt. " = e liann ich nicht entscheiden, doch kenne ich die Gründe nicht. Das Beste dürfte sein z B. t k p etc. etc. zu transscribiren,
vergl. die Sgypt. Gramm. » o »
1) Ueberhaupt ist mit kleinen Ausnahmen alles, wofür sich kein Aequi¬
valent im Grundtext bietet, in die Glossen zu verweisen. Die schon angeführte Uebersetzung Haug's ist schon aus diesem Grunde nicht richtig.
24*
366 Bang, Ein Beitrag zur Würdigung der Pahlavi-Gäthäs.
Anfange der Pahlavi-Uebersetzung hängt von bavghunam in l.a. ab.
(bavehünam) fratüm pavan ahräyih i pavan harvist" künisn* i
ahrüb" Aüharmazd wäre die gewöhnliche Stehung. Zu bavehünam
pavan cf neupers. nyäz kardan bab. vispöng — pavan barvist"
sind adverbielle Ausdrücke ; Neriosengh : ,in allem Handeln , jedem Tbun", cf. 3.C. zaveng — pavan karetünisn".
1. c. vagbeush kbratOm managhö yä khSngvisä geushcä urvänem.
pavan zak I valman khart [va pavan asn" khart"] snäyisn" i göSürün [aTgb pährlj I göspendän pavan dänäklb künisu"].
(Dann erbitte ich) die Intelligenz des Vohumanö, die zugleich
eine Zufriedenstellung der Stierseele (ist).
(Dann erbitte ich) die InteUigenz [und den angeborenen Ver¬
stand] , die Zufriedenstellung der Stierseele [d. h. der Schutz des
Viehs (liegt) iu der Weisheit des Handelns].
Bemerkungen: cä in geushcä könnte man vielleicht auch
an den Anfang ziehen; of. va der Glosse. Zu pavan (bavehünam)
vgl. oben, yä khSneviSä etc. fasse ich , wobl im Einverständniss
mit der Tradition, als näbere Bestimmung zu kbratüm. Wenn
nacb der Ansicbt des Paraphrasten SnäyiSn" nocb von bavehünam
abbängen sollte , so würde mau va pavan Snäyisn" erwarten. Zu
asn" khart" vgl. das unter dem Titel Ganjesäyagän von Peshotan
Dastur Behramji Sanjana berausgegebene Pandnämeb des Vazörg-
Mitr» § 23, 28.
2. a. ye väo mazdä ahurä pairi — jasäi vohü — managhö. hamat
av" laküm Aüharmazd barä yehametünäne aigh pavan frärünih bünik
[barä av" khväbib 1 laküm mat" hömanäne].
Der icb mich Euch nähern will in Rechtscbaffenheit, o Ahura Mazda.
Wenn ich zu Euch kommen will: in ursprünglicher Recht¬
schaffenheit, 0 Aüharmazd [aber zu Eurer Anrufung will ich ge¬
kommen sein].
Bemerkungen: Die traditionelle Uebersetzung von ye, yo
— hamat erklärt sich nacb Spiegel, altb. Grammatik, pag. 310,
uuten, sehr leicbt. Man kann entweder yehametüntau" oder yekba-
m^tüntan" lesen, nicht aber ye-am^tüntan" , yäm^tüntan", of. die
grosse Inschrift vou Naqs i Rustam 1. 28, NaqS i Rajab 20 — 22;
ob man es von ar^iz ableiten darf, ist mir sehr fraglich; davon
würde ich matitüntan" erwarten ; h, kh scbeint demnach zur Wurzel
zu gehören. Die Glosse bestimmt sehr glücklich die speciellere
Bedeutung von pairi-jas und zeigt uns zugleich, wie gut der Para-
phrast die Stehe verstand. Man wird überhaupt gut thun, die
Glossen der Pahlavi-Gathas gründlich zu studiren , da sie meistens
weniger räthselhaft sind, als die Uebersetzung. Wie in allen Stücken der Pahlavi-Uebersetzung, so giebt es natürlicb auch bier secundäre,
die lange nicht denselben Werth haben, als die ursprünglichen ').
1) Wie Msgr. de Harlez längst in seiner treffliclien K.\egfese et correction des textes avestiques gezeigt Iiat.
Bang, Ein Beitrag zur Würdigung der Pahlavi-Gäthäs. 367
2.b. maibyo dävoi ahvao astvatascä hyadcä managhö.
av" li yehabünet pavan kolä II ahvan** I asthomandän va mön
ac I minavadän (nivaklh) [latamman zak ac tamman].
Mir gebet in den beiden Welten, der körperlichen nnd geistigen :
Mir gebet in allen beiden Welten, der körperlichen rmd geistigen (ein Gut) [hier (uuten) und dort (droben)].
Bemerkungen: nivaklb, wofür im Grundtext nichts Ent¬
sprechendes steht, ist zu tilgen, da aucb Neriosengh es nicht bietet ;
es ist durch einen denkenden Abschreiber eingeschoben worden,
dem der Satz unvollständig zu sein schien : in der That folgt das
Object erst im folgenden Paragraphen. Für die Tilgung spricbt
aucb latamman etc. , das durch nTvaklh von den Worten , die es
erklären soll, getrennt wird. Zu dem infinit, dävoi vergl. unser
„antreten' etc.
2. c. äyaptä asad hacä yäish rapento daidid b^ätbre.
(va) ävätib min ahräyih [ävätlh , aigh-am pateSnib pavan
frärünlh yehabünet] mön val valman räminitär yehabünet khvärih
[pavan räinisn" barä aväit kartan"].
Güter, (welche) aus der Reinheit (stammen), welchen die Er¬
freuer Glanz verleihen mögen.
Ein Gut, (das) aus der Reinheit (stammt) [ein Gut, d. h. ihr
möget mir Ueberfluss geben in.Rechtschaflenheit] welcbem der Er¬
freuer Glanz geben wird [in Freude geziemt es sich es zu tbun].
Bemerkungen: In der Pahlavi-Uebersetzung muss nach deu
Bemerkungen zura vorigen Paragraphen natürlich va wegfallen;
statt des ävätib der ersten Glosse steht in der Ausgabe aväkih,
was mir hier gar nicht zu passen scheint. Neriosengh übersetzt
gar nicbts, was sebr leicht erklärlich ist, wenn ävätib dagestanden
hat, wie ich vermuthe. mön val statt val mön wie öfter, rapento
„die Erfreuenden" , Pahlav. räminitär „der Erfreuer' : es dürften
darunter die Amesa speutas zu verstehen sein. Zu diesem Subject
tritt im Aw. Gäthä der Singular daidid, was nicbt auffällig ist.
yehabün°'t, Neriosengh däsyati in futurischer Bedeutung, h^äthre
ist ein accus, dual; es ist damit der Glanz der irdischen und der
Glanz der bimmlischen Welt geraeint. Die zweite Glosse trägt
nichts zura näheren Verständniss bei, soweit ich wenigstens sehen
kaun; sie scheint demnach secundär zu sein.
3. a. ye väo asä ufyäne manascä vohü apaöurvim.
hamat laküm Asavahist uefsman böraanäne Vohnmanac fratüm
[aTgb pavan khvählh I laküm yekavemünäue.]
Der ich micb zu allererst Euch, o A§a und Vohumanö zu eigen
machen will.
Wenn ich zuerst Euch, o ASavahist uud Vohüman zu eigen
.sein will [d. h. icb will iu Eurer Anrufung sein (Euch anrufen)].
Bemerkungen: vap weben , medial : „sich mit Jem. ver¬
weben, sich ihm zu eigen machen" (uefsman höman, cf Neriosengh).
Ich lese daber ufyäne statt des bisber üblichen ufyänl, doch gestehe
368 Bang, Ein Beitrag zur Würdigung der Pahlavi-Gätliäa.
ich , dass ich meiner Sache nicht ganz sicher bin ; ob die Glosse
pavan khvählh T lakiäm yekavemünäne hier eben so gut passt, wie
die äbniiche in 2. a. wage icb nicht zu entscheideu ; der Uebergang scheint mir schhesslich auch nicht viel schwieriger wie in pairi-jas.
apaöurvim ist das einzig richtige ; wie meine Uebersetzung zeigt,
erkläre ich es wie Kossowitseh, imd zwar des Pablavi fratum wegen.
3.b. mazdämcä ahurem yaeibyo kbSathremcä aghzbaSnvamngm.
va Aubarmazdac [a§ uefsman hömanäne] mön-as zak T val-
mansäu khötälh pavan anazär vandiSnib [aigh-aS yärastäyih I madam
Amesöspendän stavar].
Und dem Ahura Mazda (euch), denen unverletzliche Herrschaft
(gehört).
Und dem Aüharmazd auch [ihm will ich zu eigen sein] der
die Herrschaft über jene im unverletzlichen Besitz (hält) [d. b. er
(hat) feste Herrscbaft über die AmeSa speutas].
Bemerkungen: Die traditioneUe Uebersetzung und Erklärung
von yaeibyo ist unricbtig — soweit wenigstens unsere Kenntniss
der Manuscripte reicht, stavar für stafar der Ausgabe mit C.
de Harlez.
3. c. varSdaitl ärmaitish ä moi raf^dhräi zaveng jasatä.
valmanac vahrisu" Spendömat [aS uefsman hömanäne] zak av"
Ii pavan rämiSu" pavan kar|tüniSn"^yebametünet [hattän" av" kar|- tünäne am pavan rämiSn" madam ghan yebam§tünet].
(und denen gehört) fördernde Weisheit, kommet in Freude zu
mir auf mein Flehen.
Und der fördernden Spendömat [ibr will ich zu eigen seini
kommet zu mir in Freude auf mein Flehen [wenn ich zu Euch
flehen will, dann kommet in Preude zu mir].
Bemerkungen: ärmaitish ist nach meiner Ansicht coordinirt
zu khSathrgm in 3.b. Der Paraphrast hat, scheints, ärmaitim ge¬
lesen und es noch von ufyäne abhängig sein lassen, wie der Zusatz
aS uefsman hömanäne (cf Neriosengh) zeigt; aS nef sman könnte
übrigens auch sehr wohl ein ungehöriger Zusatz seiu. hattän" ist
eine sehr gute Correctur de Harlez' , cf Neriosengh. vahriSn" ist
wieder abstr. pro concr. Zwischen zak und av" dürfte besser i
stehen, id quod ad me für ad id quod ego. madam ist die eiuzig
ricbtige Lesung, wie die Inschriften zeigen ; der semitische Ursprung ist nicbt zu bezweifeln, aber eine Etymologie zu fiuden ist äusserst
schwierig, mad halte ich für das sem. ~y ; » = v oder m ist
bekannt; dass schliessende m in madam kann ich nicht genügend
erklären ; mad würde also nur eiue andere Form für vad sein (?).
4. a. ye urvänem mefigairim vohü dade bathrä managhä.
mön rübäu" bin garötmän" yehabünet pavan aväkih Vohüman
[äi kolä mön yehabünet as pavan aväkih yehabünt yehavün|t].
wer die Seele dem Himmel übergeben hat mit Vohumanö,
wer die Seele dem Himmel übergiebt mit Hilfe Vohümans
[d. h. alles was er giebt bat er mit desseu Hilfe gegeben].
Bang, Ein Beitrag zur Würdigung der Pahlavi-Gäthäs. 369
Bemerkungen: Ich gestehe offen, dass ich mengairim uud all
die übrigen Lesarten nicht verstehe, vieheicht hat einmal mengaire ')
oder dergl. dagestanden, was wenigstens in etwas erklärlich wäre,
bin garötmän" ist dafür desto klarer; zu bin ef kurd. be'in.
4.b. akshcä shkyaothananäm vidush mazdäo ahurahyä
af-as tarsagäsibac val künisukarän" [mon valman räi vabedünyen sacft] äkäs yehavünit pavan zak i Aüharmazd [diu" T Aüharmazd].
(Der) kennt auch die Segnungen der Handlungen (im Gesetz,
nach dem Gesetz) des Ahura Mazda.
Der (ist) auch ein Kenner der Achtung für die Thatenvoll-
brmger [welche ibm zu thun nöthig ist] in dem des Aüharmazd
[(in dem) Gesetz des Aüharmazd].
Bemerkungen: In 4.b. sehe ich den Nachsatz zu 4. a. Die
Pahlavi-Uebersetzung ist sehr scbwierig und ich bin nicht ganz
sicher, ob ich sie richtig aufgefasst habe. Wenn ich nicbt irre, so
soll af-as äkäs i tarsagäslb val küniSnkarän yehavünet (das wäre
die sinngemässe Stellung) heissen: (Wer dem Himmel seine Seele
übergeben bat) der kennt auch die Achtung, die einem VoUbringer
guter Thaten gebübrt. Ich vermag dies nicbt mit dem Grundtext
zu vereinigen, den ich nur so, wie Spiegel, constmiren kann.
4.C. yavad isäi taväcä avad khsäi aeSe aSahyä.
cand khvästär tübänik hömanam avand ämükhtam khvähiSn"
ahräyih [kar va kerfak].
(Daher) werde ich, soviel icb (nur) will und vermag, lehren
nach dem Wunsche des Reinen.
(Daher) bin ich, soviel ich wünsche und fähig bin, unterrichtet
im Wunsche der Reinheit [(ich bin unterrichtet) iu Tbaten und
guten Werken].
Bemerkungen: leb stehe nicht an, isäi so zu erkläreu, wie
die Tradition; khvästär ist eine freie Uebersetzung. Nach meiner
Ansicht liegt dem ganzen Paragraphen 4 folgender Gedanke zu
Gmnde: „Wer sich durch Vohumanö dem Dienste Gottes gewidmet
hat, der wird auch sehr bald einsehen, vrie gross der Segen ist,
den man für solche Handlungen , die dem Abura Mazda angenehm
sind, erntet : und da ich dies eingesehen habe, so will ich nur uach
seinem Wunsche lehren". Die Tradition ist anderer Ansicht; ich
kann ihr nicht folgen.
Zum Schluss gebe ich eine freie, sinngemässe Uebersetzung
der besprochenen Stelle und hoffe, dass man sie „verständlich"
finden möge.
1) Die betreffende Form wird wohl eine Umstellunj; aus garo-nmana sein miigsen (?).
370 Bang, Ein Beitrag zur Würdigung der Pahlavi-Gäthäs.
I.
Dies erbitte ich mit erhobenen Händen durcb mein Gebet in Freude :
Zuerst das in jeder Lage reine Handeln nach dem Gesetz des Ahura
Mazda
Uud die InteUigenz des Vohumanö, aus denen die Zufriedenheit der
Stierseele entspringt.
II.
Mir, der ich zu Euch flehe in Rechtschaffenheit, o Mazda,
Gieb in beiden Welten, der irdiscben und himmlischen
Aus der Reinheit stammende Gaben, welchen die Erfreuenden Glanz
verleihen mögen.
m.
Zu mir, der ich mich zu allererst Euch, o ASa und Vohumanö
Und dem Ahura zu eigen machen will, Eucb, denen unvergängliche
Herrschaft
Und mehrende Weisheit zu eigen ist, kommet in Freude auf mein
Flehen.
IV.
Wer durch Vohumanö seine Seele dem Himmel geweibt hat
Der kennt den Segen für die Handlungen nach dem Gesetze Ahuras :
Deshalb werde ich, soviel ich uur will und kann, lehren nach dem
Wunsche des Reinen.
15. Juni 1889.
371
Der Bock und das Messer.
Von R. Both.
Die anscheinend alberne Geschichte von dem Bock, der sich
selbst den Hals abschneidet , hat im vorigen Band S. 604 ff. auch
Böhtlingk's Scharfsinn beschäftigt, scheint mir aber noch nicht ganz
durchsichtig geworden zu sein. Es bleibt zu viel unwahrschein¬
liches iu dem Hergang. Als Liebhaber des begreiflichen und natür¬
licben auch in indischen Sachen suche ich das zu beseitigen.
Zur Bequemhchkeit des Lesers wiederhole ich den Vers aus
Mahäbhärata 2, 2193 welcher lautet:
ff ii!<?^*4ni*!ift<+^'«*i:
f^R^ flTWrei II
f'TWrl^
<T?[tt TT w^: THSf II
leb übersetze dieselben, indem ich fasse wie Pischel,
vor seiner Annahme eines Gerundiums mich aber wohl hüte,
wie folgt: JEin Boch versuchte emst ein Messer zu schlingen,
als aber das Messer — durch (die Bewegungen) seines Kopfes —
auf dein Boden sich umgehehrt hatte, erlitt er eine yrässliche
Verwundung seines Halses.
Schwierigkeiteu sind eigentlich erst durcb den Kommentator
hineingetragen. Seine „Anekdote der Oestlicben" ist übrigens eine ganz richtige Umschreibung, mit Ausnahme des fij<^*l I <Jlf ; mau
muss nur nicht mit Pischel meinen, dass der Bock das Messer auf¬
geklappt habe! Wie sollte er das macben? Es genügt, dass er
dasselbe mit Kopf uud Vorderfüssen in eine andre Lage bringt,
und ebenso genügt es , wenn er sich verwundet. Er hat nicbt
nöthig sich den Kopf abzuschneiden. Und die ganze absonderhche.