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Morgenländisch oder abendländisch? Forschungen
nach gewissen Spielausdrücken.
Von K. Himly.
Zusätze.
Bekanntlich giebt es in Oestei-reich (und Ungarn ?) ein Karten¬
spiel Jarolasch, über dessen Nameu sich wohl Mancher schon
den Kopf zerbrochen haben wird. Für Solche freilich, die ungarisch
verstehen, hat derselbe einen scheinbar ungarischen Klang, denn jär ist „geht", „kommt", järul „er nähert sich", järuläs „Näherung, Zutritt"; aus järäl „geht öfters" liesse sich ebenso järä läs bilden.
Dass aber eines dieser Wörter sich auf ein Spiel bezöge, sehe ich
im Wörterbuche nicht. Ich muss dabei an den bekannten Fluch
baszoma denken, den man auf eine gezwungene Weise aus dem
Ungarischen zu erklären gesucht hat und der doch wahrscheinlich
nichts Anderes, als das türkische b a S y m a „auf mein Haupt" (baSym
i^in) ist. Nun fand ich neulich im russischen Wörterbuche den
Ausdruck y e r a 1 a s = Whistspiel, unbedeutende Laute, Mischmasch,
ünsinn, und weiter yerlyk, yar lyk Schrift der Chane, Zettelchen
(auf Säcken, Kisten, Ballen, Arzneigläsern), beide Wörter mit nicht
sowohl russischer als eher türkischer Endung (auch das türkische
yar Erdriss, steiles Ufer findet sich dort wieder). Im türkischen
Wörterbuche findet sich neben dem bekannten y a r 1 y k (welches
nach Vullers, lex. pers. auch ins Arabische und Syrische gedrungen ist)
„fürstliches Handschreiben oder Zeichen" (vgl. yaz mak schreiben)
auch yar lyg a Verzeihen, Erbarmen und yarlygaS Vergebung,
Geschenk'). Yar lyk entspricht vollkommen dem chinesischen phai,
und dem russischen Gebrauche nach auch in der Bedeutung eiues
aufgeklebten Zettels oder Schildes (das o in yorlik bei Vullers
findet sich im Mongolischen in yoro;^o zeichnen und seinen Ver¬
wandten wieder neben jiru;fu u.s.w., vgl. ungar. ir.). Zur Ver-
1) Miklosicli vorgloicht türk. aralas-ilurmftk mischen. A rala» ist Mischung und Handgemenge.
Bd. XLIU. 36
656 Himly, Morgenländisch oder abendländisehf
breitung des chinesischen phai „Schild"^) gehören noch mongol. b ai
Zielscheibe, bambai „Schild' = phang-phai Seitenschild, korea¬
nisch pang -phä. Zu russ. ko zyr Trumpf vgl. türk. qaz y Gewinn,
qazanyr gewinnt, vielleicht noch besser qyzylroth, da Roth im
Chinesischen die Farbe des Gewinnes ist. Das griechische xwf<,
xöCiov wechselt in der Schreibung, und die Ableitung vom Glücks-
wuvfe xdiog hat wegen des Zischlautes viel gegen sich. Das russische pai Antheil erinnert sehr an das chinesische phai theilen , t a s o -
wat' Karten mischen an das hindustanische tas „Karten". Russ.
mast' '■') eine der 4 Farben der Karten erinnert an pers. must
Faust, Handvoll, Menge, welche Begriffe auch im itahenischen
mazzo (Handvoll, Kartenfarbe, Haufen, vgl. lat. manus, mauipulus;
mateola = mazza, mazzuola Keule?) in einander übergehen, liudi
odnoi masti sind Leute von einem Schlage , m a stä die Lehre
bei Handwerkern, mastitzi geehrt, bejahrt. Pers. mus teh Klöpfel
= de st eh. Im Russischeu ist auch dest' Buch Papier, welches
sicher das persische dest Hand ist, d e s t e h Buch Papier, Haufen.
Im Armenischen ist masu Theil, die Kartenfarbe wird aber jereng
„Farbe", pers. reng genannt. Vielleicht war es im Persischen früher
muSt. Russ. kl usi schwarze Farbe bei den Karten bedeutet
zugleich „Dohlen"; Vögel (Papageien) finden sich auf einer Art der
von Chatto veröffentlichten Kartenbilder. Hinsichtlich des auch
nicht im Lande erfundenen Dame- (Damm-) Spieles (SaSki eigentlich
wohl „Schachsteine") sind die Russen durch eine eigene bezeichnende Benennung voraus , nämlich d b v e d' für den „Dame" gewordenen Stein : „der Hingeführte" (vgl. d o v e s t i hinführen).
Es ist wohl Zufall, dass das tibetische byang „Schild" iu
„§og-byang" Spielkarte (Papier-Schild) mit dem makassarischen
b u y a n g buntes Papier , Spielkarte beinahe zusammentrifft. Im
Bugi lautet das Wort ujang, und in beiden Sprachen bezeichnet
der Ausdruck buntes Papier und Spielkarten zum Unterschiede von
karättasä Schreibpapier, welcher Ausdruck anscheinend durch
die Araber mittel- oder unmittelbar dorthin kam. Da auf Celebes
die chinesischen mit den portugiesischen Karten zusauunentreffen.
1) S. Miklosich, etym. Wörterbuch unter paveza. In den mit v
auftretenden Wörtera halte ich dieses für eingeschoben (gr. naßer^ta , rum.
paveze, kir. paveza, ital. pavese, palvese, frz. pavois), vgl. nnXXrjxdQt mit pers. ^.S-f-j, und hoi Miklosich selber babur (serbisch?) für unser
„Baier", ung. bÄjor.
2) Miklosich leitet mast' „Salbe", „Farbe", wie bulg. mastilo „Tinte"
und maslo „Oel" von der Wurzel maz „schmieren" ab, eine Ableitung, deren Triftigkeit ja nuf der Hand liegt. Dennoch halte ich eine Vergleichung obiger Ausdrücke für zweckdienlich. Von Kartenausdrücken findet sich bei Miklosich noch: russ. ;tlap Bube, ung. kolop, altp. hlapü Diener; kr aij a im Russischen
„Dame", während sich polnisch noch kr aik a für die 10 findet (s. die Aus¬
drücke für „König, Königin" bei Miklosich unter koriju (vom deutschen Karl).
Himly, Morgenländisch oder abendländisch?
ist auf diesen Umstand wohl einiges Gewicht zu legen, da, wie wir
oben sahen, der portugiesische Ausdruck karta bis Japan ge¬
drungen ist. Die portugiesische Herrschaft dauerte vom ersten
Drittel des 16. Jahrhunderts bis nach Mitte des siebenzehnten.
Matthes hat uns in einer besondern Abhandlung in der Tijdschrift
voor indische taal-, land- en volkenkunde (XI S. 525 ff.): , Korte
beschrijving van het Celebesche kaartspel, genaamd Omi", imd in
seinen Wörterbüchern der Makassar- und der Bugi-Sprache über
dieses Spiel sowohl, als m-sprünglich chinesische Kartenspiele und
Spiele überhaupt sehätzenswerthe Nachrichten gegeben. Wenn auch
die Portugiesen das einst so weit verbreitete Spiel mit seinem spa¬
nischen Namen hombre (Mann, Lehnsmann?) nennen (gewöhnlieh
hiess das Spiel übrigens tresillo von den 3 Theünehmem), so ent¬
spricht doch das port, ho mem sonst derBedeutung nach und könnte
Anlass zu der Benennung omi gegeben haben. Spielweise und
dem Portugiesischen entnommene Ausdrücke lassen über den Ur¬
sprung keinerlei Zweifel zu, wenn auch anderseits Abweichungen
vorkommen, wie z. B. die TheUnahme von 5 Spielern statt der ur¬
sprünglichen 3. Das Spiel hat 40 Karten, nämlich: 1. rei (port,
rei König) , 2. g a r a n g (im Makassar = ,Pferd" , port, cavallo),
3. sota port. Bube (vgl. oben das betreffende katalanische Wort.
Matthes hat hier v r o u w = Dame in unseren „französischen" Karten.
Besser entspricht der „Unter" der deutschen Karten, wie der „Ober"
dem cavallo), 4. assa = port, äs Ass, 5. tuju-tuju Sieben,
6. an nang-ann ang Sechs, 7. lima-lima Fünf, 8. appa-appa
Vier, 9. tallu-tallu Drei, 10. ruwa-ruwa Zwei iu den vier
Farben (also die betr. Zahlwörter) : s a p a d a (port. espada[s], engl,
spades, unser Spaten, Schüppen, Laub), kaiju Holz, entsprechend
port, paos Hölzer , k o p a s a , port, copas Kelche , hier Ananas¬
früchte (auch unter Chatto's indischen Karten), und b u 1 a fi u g Gold,
port, ouros, hier gelbe Ringe. Die e s p a d i 1 h a (Schüppen-
Eins) heisst sapadila, die manilha (entweder 2 von s a p a d a ,
oder kaiyu, wenn diese tarumpu [pt. trunfo, Trumpf] sind, oder
7 von kopasa oder bulaüng im andern Falle) manila, der basto,
— über dessen katalanischen Namen s. oben — (Eichel - Eius,
Trfefle-Ass) basattu. Sind den Farben espadas und paos ihre
ursprünglichen Gestalten als Schwerter und Stecken geblieben , so
könnte es scheinen, als ob dieses mit den übrigen beiden nicht der
Fall wäre ; allein hier rauss man die Umwandlungen im Auge haben,
die auch in Europa Wortspiele oder ähnliche Gestalten hervorriefen
(vgl. Schüppen, Laub, Spaten und espadas, bei denen Laut¬
anklang und Gestalt beide eine Rolle spielen) und kann dann auf Be¬
ziehungen stossen, die sich wie von selber darbieten. In einem der
bei Chatto erwähnten indischen Spiele finden wir Ananasfrüchte in
einer Schale, was zufällig sein könnte, aber auch eine Vereinigung der copas mit den Früchten. Was die bulaöng „Gold" genannten Karten anbetrifft, die also mit gelben Ringen (holl. kringetje) erscheinen, so
36*
558 Himly, Morgenländisch oder abendländisch f
braucht man nur daran zu denken, dass solche seit dem grauen Alter¬
thume hie und da als Geld dienten. Das war mit goldenen Ringen
im alten Aegypten der Fall (s. Pierret, diet, d'archeologie egyptienne
S. 352) und mit eisernen in dem Lande Swei-Ye in Inner-Asien
(s. Khin ting thsien lu 14 S. 5 a). Wie aber der Name esp a dii ha
die Eins der Farbe espadas, basto die Eins der Parbe paos
(span, bas tos) bezeichnet, so könnte man versucht sein, in ma¬
nilha (Handfessel) zugleich eine Anspielung auf eine der beiden
rothen Parben zu suchen, wozu sich wegen der Kettenringe (zwei solche
sieht man in dem genannten chinesischen Münzbuche geradezu ab¬
gebildet) die ouros darbieten würden, sobald wir die betreifende
Gestalt auch in Europa nachweisen könnten. S o , in China liezeich¬
nung der Kartenfarbe, welche die Münzenstränge darstellt, kann auch
Kette bedeuten ; auf Java wird dieselbe durch 1 i n t r i k bezeichnet,
was nach Crawford die javanische Bezeichnung für Spielkarten über¬
haupt ist (bei Roorda finde ich nur kertu in letzterer Bedeutung und
lintring Ring, welcher mit einer Reihe Edelsteinen von gleicher
Grösse besetzt ist). Pon tu ist port, p o n t o , Vorhand remäu ist
wohl nicht aus rei König und dem mal. mau wollen zusammen¬
gesetzt, sondern enthält das port, mäo ( Vor)hand, und r e ist das d e
von jogar de mäo die Vorhand haben oder vielleicht re Strich auf
dem Boden (bei gewissen Spielen), s. Wollheim's port. Wörterbuch,
ganjo gewonnen = ganho Gewinn, ich gewinne, rapponjo
halber Verlust („remise") = port, reponho ich setze wieder (?),
dilo, wie Matthes wohl richtig vermuthet, Verkürzung für co-
dilho. Tunggeng „umkehren' ist nach Matthes' Makassar-
Wörterbuch deshalb für Solo gewilhlt, weil man die Karten bei
diesem Spiele umkehrt, weshalb der Ausdruck auch augenscheinlich
für Matador gebraucht wird. Spadille forcee (span, espadillazo) ist
parisiki sapadila, was Matthes durch „spadille heeft hartzeer'
übersetzt (Wörterbuch pärisi smart jaw. peri; wegen der Enduug
ki statt i s. Matthes' mak. spraakkunst S. 95, wonach bei Ursach¬
wörtern nach betonter Endung ki eintritt). „Fragen' wird im Omi-
Spiel durch mänge „gehen' ausgedrückt (vgl. russisch o d i t'
üusspielen) ; mänge maki „fraget ihr", womit mau das Spiel dem
Nachbar überlässt, remäu mängge mami „lass die Vorhand nur
spielen!' Das gewöhnliche „ausspielen' i.st jug arä = port, jogar.
Kom para, das Passen bezeichnend, ist augenscheinlich = port,
com pra „Kauf". Pür gälli Gewinn durch 8 Karten derselben
Farbe ist keine einheimische Ableitung im Wörterbuche zu finden;
vielleicht hängt es mit port. - span, gala Prunk zusammeu , vgl.
auch galan, engalanar, galarin zwei- oder dreifache Rechnung
(span.), g a 1 a rim Spiel um das schon verlorene Geld (Martingale
= arab. m a r d h i n g a 1 ä ?) port, und die Ableitungen der arabischen
W^urzeln 'alä und jalä, auch 'aian a (j als Kehllautim span, ja¬
ba 1 i , als j im port, j a v a 1 i , ebenso j a r r o =• arab. jarrah, als
g in garbanzo =julbänu. s. w.). Etwas den Eingeborenen
Himly, Morgenländisch oder abendländisehf 559
Eigenthümliches ist die Unterscheidung von gälli-kayu (8 Karten
von der Farbe kayu) als bämbang heiss, unglücklich, und gälli -
bulaßng (8 Karten bulagng) als dinging-dinging kalt, glück¬
lich. S. 276 des Mak.-Wörterbuches heisst es bei tunggeng
ruwa twee matadors: Sapadila en Manüa enz. NB. met een even
getal matadors te vragen, of Solo te speien, is bämbang, of
kässipalli. Letzteres wird S. 65 dem arab. makrüh, dem
Bugiworte pemäli verglichen und bedeutet etwas von übler Vor¬
bedeutung. Da letzteres auch im Malaiischen und Batak mit p
wiederkehrt (mal. pämali „unheilvoll", bat. „schlecht"), ist wohl
die Uebereinstimmung mit pers -arab. b 6 m ä 1 „abgeschmackt , un¬
passend" zufäUig, zumal da Matthes dajakisch pali, bat. bummoli
„unerlaubt" anführt. Auch bei kässipalli sind die Vergleiche
mit sanskr. k a 5 m a 1 a Schwäche , Ohnmacht oder arab. g h a S i ,
maridh (ohnmächtig, krank) mindestens zweifelhafter Art; denn
wenn auch das Wort bestimmt gebraucht kässi palliya lautet und
wegen fehlender Endung an, die zu dem ka sonst gehört, eine
andere Art Nennwort zu Grunde liegen muss, so lässt es vielleicht
z. B. die Trennung in kässi (sauer) und p ä 11 i („haarlos") zu mit
einer Bedeutung des Unheils wenigstens in diesem letztem Worte.
— Portugiesischen Einfluss hat ferner Matthes im Namen eines
andern Kartenspieles der Bugis gefunden, da das Spiel k^nsi,
welches sonst mit „vingt et un" übereinstimmen soll, bei dem aber
nur bis 15 gezählt wird, augenscheinlich von dieser Zahl den Namen
(port, quinze) hat. Er hätte wohl auf seine Bugi-Sprachlehre hin¬
weisen können, derzufolge n vor s selten ist (und nur bei Fremd¬
wörtern vorkommt ? vgl. b ä n s a = sanskr. vä9a).
Wenn wir die oben erwähnten japanisch-chinesischen Karten
des San sai tsu ye vergleichen , welche die Zählkarten 1 (Ass) bis
9, als zehnte einen Mönch (sö = sota? aber mit dem Namen sen
oder t § i Tausend) , dann einen Reiter , zuletzt einen König ki-ri
(vgl. mak. k a r a n g „König", hier freilich rei) haben, also 4 X 12
Karten, scheint zu erheUen, dass bei Matthes S. 525 a. a. 0. der
sota mit Unrecht der holl. vrouw(?) zu Liebe vorangestellt ist,
wie auch die Reihenfolge S. 526 beweist, und dass die 10 in
beiden Spielen fehlt '), auf Celebes aber auch die beim Omi un¬
nöthigen 9en und 8en.
Andere portugiesische Spielausdrücke finden wir z. B. beim
m 6 gang-Spiele der Bugi und Makassar wieder. Megang selbst
ist nach Matthes aus dem port, mesa Tisch entstanden, und ame-
1) Vgl. oben poln. kralka 10 (Königinn?). Im Polnischen ist sonst krol König, krolowa Königinn; kralka kommt also wohl vom czechischen kral, wozu „Wenzel" zu vergleichen. Wie bei Miklosich a.a.O. zu ersehn, waren sowohl ksiadz Priester (auch Läufer im Schach, vgl. engl, bishop) als ksiaz'c Fürst und russ. kniaz' auf das deutsche kuninc zurückzuführen, kral u. s. w. auf das deutsche Karl.
560 Himly, Morgenländisch oder abendländisch?
jän gäng ist eine Art Würfelspiel (vgl. span, tab las); in dem
gleichbedeutenden p ad a du wang steckt dadu Würfel (port. dado).
Hier heisst das Spielgeld baratu = port, bar ato, wohl zu
unterscheiden von parada dem Spieleinsatz , da letzteres wahr¬
scheinlich mit lat. par (vgl. pareo Wette, franz. par er), ersteres
O , , 0£o
wohl mit arab. barät (»!_j für si-j, dem bekannten türkisch-arabisch¬
persischen „Berat") und mit obigem baralho zusammenhängt.
Zu den im Jahrgange 1887 S. 469 ff. , 481 f besprochenen
Belagerungsspielen gehört das mamäöang-mäcang der Bugi
und Makassar, welches auch Matthes mit dem jeu d'assaut ver¬
gleicht. M ä ö a n g ist Tiger, das Spiel heisst also „Tigerspiel" (vgl.
die kya „Tiger" genannten Brettsteine in Birma, die macan der
Malaien s. Jahrg. 1887 S. 466). Die zwei Spieler haben je 2 Tiger
oder 22 Menschen. Letztere suchen die Tiger festzusetzen (uragäi),
erstere die Menschen zu tödten (pawuno).
Ferner gehört hierher das gäla-Spiel bei den Bugis (vgl.
gäla durch einander laufen). Es wird auf einem Brette von 7X7
Feldern gespielt, von denen die Eckfelder, die mittleren au den Seiten
imd das Mittelfeld durch Kreuze bezeichnet sind. Der eine Spieler
hat 10 schwarze, der andere 13 weisse Steine (bätu Stein). Der
Inhaber der schwarzen setzt zuerst auf das Mittelfeld und muss
suchen, die weissen abzuschliessen, der der weissen, dieses zu hindern.
Das Schlagen findet , wie bei dem ludus latrunculorum , durch
Zwischensetzen statt (s. das Nähere in Matthes' Bugi-Wörterbuch
unter gäla und die Abbildung in dem zugehörigen „Atlas", Tafel
XIII, Fig. 12.
Auch das padängang, welchen Namen Matthes S. 356
seines Makassar-Wörterbuches durch d a m s p e 1 übersetzt (dang
het Hollandsche dam-Batoe dang „dam schijven" „Damsteine")
gehört insofem hierher, als es eins der Brettspiele ist, die bei den
Vergleichen zwischen Abend- und Morgenland in Betracht kommen.
Wie beim Tigerspiel der Tiger nicht genommen, sondern nur fest¬
gesetzt werden kann , so heisst hier der festgesetzte Stein bawi
Schwein , was nach Matthes daher kommt , dass weder das eine,
noch das andere Thier im Lande gegessen wird. Vergleiche auch
die Redensart äjällö-bäwi taüwa, die Jemand bezeichnet, der
allein einer grossen Menge Angreifer gegenüber Stand hält und
sich wie ein wüthendes Schwein vertheidigt (s. S. 221 a. a. 0.
unter bawi). Das Brett wird in den Sand gezeichnet; die Steine
sind beliebige Stücke Stein oder dgl. (S. 302 a. a. 0. unter tä¬
fa alä). — Unter Täb alä heisst es dagegen., dass patäbällang
eine Art Damspiel sei, gleichsam das Spiel, welches nur mit täu-
täbalä (Mannschaft) gespielt werde, wobei nicht, wie im Schach¬
spiele , von Anführem , wie König , Königin , Läufern u. s. w. die
Rede sei. Dieses letztere Spiel wird , wie bei uns , auf einem
hölzernen viereckigen Brette gespielt (Schach ist t s ä t o r 6). Man
Himly, Morgenländisch oder abendländisehf 561
könnte an tabula, span, tabi as, port, täb ola (Stein im Dam¬
spiel, jogo^ das täbolas Triktrak) denken, wenn nicbt Bugi täbbä
in täu täbbäe = tau täbalä entgegenstünde, wo das 1 aus¬
gefallen sein müsste. ö u k i findet sich , wie im Malaiischen und
Jawanischen, auch im Bugi für eine „Art Damspiel".
Durch genannten Herrn Nejedly auf die Beschreibungen chi¬
nesischer Kartenspiele : Bijdrage tot de kennis der Chineesche hazard-
en kaartspelen door J. W. Young in Jahrg. 31 der Tijdschrift
voor Indische taal-, land- en volkenkunde aufmerksam gemacht,
habe ich mir auch diese sorgfältig angesehen und für meine Zwecke
manches Neue herausgefunden. Vor Allem sehe ich daraus , wie
die Karten auch jetzt noch in Batavia ihrem muthmasslichen ur¬
sprünglichen Zwecke als blosse Zeichen für Würfel- und Brett¬
spiele dienen. So dienen gleich bei dem ersten dort aufgeführten
Glücksspiele lien-po, welches mit einem sehr einfachen Brette und
einer Art Würfel gespielt wird, Karten dazu, durch aufrechte oder
umgekehrte Lage anzudeuten, ob für den betreffenden Spieler Roth
oder Weiss die Gewinnfarbe sein soll. Es ist nicht gesagt, welche
Art Karten gemeint ist. Bei dem sechsten Spiel p e h - k i „acht
Zweige" (pa tsi) wird ein Brett mit 8 Feldern gebraucht, dessen
obere Reihe weiss auf schwarz die oben genannten Namen der
Schachfiguren imd Schachkarten tsiang, Si, siang, tsu weiss auf
schwarzem Grunde, die untere Reihe die entsprechenden Swai, s i ,
siang, ping schwarz auf rothem Grunde enthält. Der Bankhalter
hat die entsprechenden Schachkarten, die Spieler setzen auf die
Fächer, der Bankhalter thut unvermerkt eine der Karten unter
eine Dose und legt sie offen hin, sobald die Einsätze gemacht sind.
Sieben Fächer werden dann zu Gunsten des Bankhalters geleert,
welcher dem Gewinner den Einsatz nach Abzug einer Vergütung
sechsfach auszahlt. Zu dem siebenten Spiele gehört ein Brett von
ähnlichen 12 Feldern, woher der Name tsap dsi ki (sap i tsi,
sip dH tSi, l\ ör tSi) ') „die zwölf Aeste" oder sap i tze „die
zwölf Schriftzeichen". Es sind vier Reihen Pelder mit den Schach¬
figurennamen tsiang, Sl, siang weiss auf schwarz, Swai, Si,
siang schwarz auf roth, kü, ma, phao weiss auf schwarz, kü,
m a , phao schwarz auf roth mit den schon besprochenen Abänder¬
ungen der gleichlautenden Schriftzeicheu. Hier haben sowohl Spieler
als Bankhalter die entsprechenden Schachkarten. Die Einsätze ge¬
schehen auf den Feldem oder auf umgekehrten Karten, die aufs Brett
gelegt werden, der Bankhalter legt eine seiner Karten wie oben un¬
gesehen unter die Dose *), und diejenigen Spieler , die auf das be¬
treffende Feld oder die übereinstimmende Karte gesetzt haben,
1) Nach den Mundarten von Kanton, Amoy und Pekhig; ich weiss uicht, welche hier zu Grunde liegt.
2) Er kann dafür auch dünne Holzscheiben (dünne schijven van hout) nehmen. Das sind augenscheinlich die chinesischen Sohachsteine.
562 Himly, Morgenländisch oder abendländischt
gewiiineii das Zehnfache des Einsatzes mit geringem Abzüge,
während die übrigen verlieren. Dasselbe Spiel wurde vor dem
Spielverbote von 1883 nach einer von Herm W. Groeneveldt
stammenden Erläuterung zum Zwecke des Gebrauches von Seiten
der nicht chinesischen Bevölkerung auch auf einem Brette gespielt,
welches zwölf zu sechs und sechs getheüte Felder enthielt, von dem
die obere Eeihe die Würfelaugen 1—6 schwarz auf weiss, die
untere dieselben roth auf weiss enthielt, und statt der Schachkarten
wurden einfach mit diesen Augen bezeichnete Karten, — wie sie
nach Obigem in China ja auch noch gebräuchlich sind , — ge¬
nommen, ohne das Spiel sonst weiter zu verändem, abgesehen davon,
dass nun auch sogenannte tambangan (eigentlich Leichterschiffe,
Fährböte) gegen Entgelt für ihre Auftraggeber mitspielten. Nach
dem Verbote von 1883 wurde das Spiel mehrfach lungeändert, um
dem Auge des Gesetzes zu entgehen. Das Spielbrett bestand nun
aus 3X6 Feldern, deren mittlere Reihe aus den Würfelaugen von
1—6 bestand, die obere Eeihe aus den 6 Verlängerungen dieser
Felder mit der Bezeichnung wei siao ,ist klein", die untere des¬
gleichen mit w e i t a ,ist gross" (a. a. 0. S. 244 groote kaut, kleine kant) ; die Spieler gebrauchten keine Karten zum Einsetzen, sondern setzten auf die verlängerten Felder, und t a „gross" bedeutete ,roth".
Der Bankhalter nahm statt der Karten zwei Drehwürfel mit sechs
Seitenflächen und den gewöhnlichen Würfelaugen von 1—6; der
Stiel des einen Würfels war roth, und der vom Bankhalter ge¬
wählte wurde ebenso, wie früher die Karte, unter der Dose ver¬
borgen. Eine andere nur äusserliehe Abänderung des Spieles be¬
stand darin , dass mit Weglassung der Zeichen Wei t a und wei
siao die Eins grossentheils auf die obere Seite eines duroh die
Mittelfelder gehenden Striches fiel und so die obere Seite als für
Eoth bestimmt andeutete. — Nach einem emeuten Spielverbote
von 1884, welches das Spiel der „zwölf Aeste" zu den unerlaubten
Glücksspielen rechnete, suchte man dasselbe unter der Maske des
erlaubten Glücksspieles lien po (nien pao) fortzusetzen, welches
letztere unter 1) a. a. 0. beschrieben ist. Es gehört dazu ein Brett
mit einem gleichseitigen Eechteck als Mittelfeld und vier mit 1, 2,
3, 4 bezeichneten Trapezen als Seitenfeldern, sowie ein Würfel mit
den den Münzen entnommenen Schriftzeichen thung pao („durch¬
gängig werth") auf jeder der 6 Flächen. Die Spieler setzen, wie
oben bemerkt, auf eins der 4 Seitenfächer ihre Karte mit der
rechten oder der verkehrten Seite nach oben uud darauf den Ein¬
satz, der Bankhalter legt den Würfel ungesehen nieder und bedeckt
ihn mit der Dose, die von einem Spieler gedreht und auf das Mittel¬
feld gebracht wird. Die Eichtung des Zeichens pao, welehes roth
gefärbt ist, zeigt die gewinnende Seite an, wenn die betreffende
Karte mit ihrer Bezeichnung nach oben liegt u. s. w. Zu der Be¬
schreibung des als lien po verkleideten tsap dsi ki S. 285 ff.
scheint mir schon die Abbildung des auf den 4 Seitenfeldern mit den
Himly, Morgenländisch oder abendländisch? 553
Zablen 1. 2. 3. rotb, 1. 2. 3. schwarz, 4. 5. 6. roth, 4. 5. 6. schwarz hierzu versehenen lien-pao-Brettes S. 288 zu gehören, da die Zahlen
der 4 Randfelder nicht genügen, die 6 Würfelaugen zu bezeichnen.
Bei dieser ersten Art nahm der Bankhalter indess statt des pao-
Würfels wieder eine der oben genannten Karten , legte sie unter
die Dose und rief die betreflFende Zahl aus mit thSu „Anfang"
davor, sobald es sich um Roth, mit Sap 10, wenn es sich um
Schwarz handelte. Die tambangan gingen mit Büchern, in
welche die Einsätze eingetragen wurden, zu den Kunden, und diese
erhielten Zettel, auf denen die gewünschten Loose mit den Zeichen
z. B. Wagen 4, Pferd 5, nebst Einsatz und Zeit und Ort ein¬
getragen standen. Die S. 286 abgebildeten Vierecke zeigen die
Zahlen genau in der Reihenfolge der Schachnamen auf oben ge¬
nanntem Brette mit schwarzem oder rothem Rande. Trotz der
oberflächlichen Aehnlichkeit mit den früher von mir erwähnten
Schachdominosteinen ist doch kein näherer Zusammenhang sichtbar ;
nur Feldherr, Gelehrter und Elefant scheinen sich mit 1, 2, 3 nach
der Stellung auf dem Schachbrette vou der Mitte aus zu richten,
Wagen 4 und Pferd 5 scheinen vertauscht. Das Geschütz 6 stimmt
auch nach der Werthangabe nicht, wie ich sie anderweit vorgefunden
habe. Andererseits sind bei Raghunandana nur mit König, Elefant,
Pferd und Wagen die Würfelangaben 5, 4, 3, 2 verbunden'), die
wieder nicht mit den länglichen Würfeln des fiaupar bei Hyde
stimmen, wo die Augen 1, 3, 4, 6 sind. Es wird also in Indien
auch Würfel mit jenen Zahlen gegeben haben (?). — Die zweite Art,
das lien po mit dem tsap dsi ki zu verbinden, bestand darin,
dass auf obiges Brett wieder der pao-Würfel gesetzt wurde und
durch seine Farbe und Richtung die gewinnende Zahlenreihe z. B.
3. 5. 6. roth auf Fach 3 angezeigt wurde, während die Einsätze
auf den 3 anderen Feldern verfielen. Ein zweiter pao-Würfel
deutete dann mit der Richtung der rothen Seite je nach einem
der Seitenfelder an, die wievielte Zahl von 3. 5. 6. gewinnen sollte,
z. B. bei der Richtung nach dem Felde 2 die Zahl 5. Die Ein¬
sätze wurden wieder auf Karten, wie beim lien po, gemacht. Zu ver¬
gleichen ist auch das fünfte Spiel S. 278 Namens si ki (sze tsi
vier Zweige), bei dem ein Brett mit 4 Feldern, sonst wie oben mit
den entsprechenden Karten, gebraucht wird. Das Zeichen lien
(nien) ist nach Williams ein nicht anerkanntes für Morr. 4992
n 6 e n und bedeutet das Drehen mit den Fingern. Das lautgebende
Zeichen ist Morr. 7085 Igen. Die zwölf Aeste (Si ör tSi) sind sonst
die bekannten zwölfNamen derStunden tze, thsou, yin, mao u.s.w.,
die mit den 10 kan oder Stämmen kia, i, ping, ting u. s. w.
die Namen des Sechzig-Jahre-Kreises tze-kia, thSou-i, yin-
ping u.s.w. ergeben. Die hier fest gehaltene Aussprache ki bezieht
1) Weber, Daten über dns Schacbspiel nach ind. Quellen. Monatsbericht der Kgl. Ak. d, W. 8. Febr. 1872, S. 65 des Auszuges.
4 •
564 Himly, Morgenländisch oder abendländisch f
sich wohl auf die 12 khi oder Schachsteine (12 khi wurden bei einem
verloren gegangenen alten Brettspiele gebraucht). Dem Zeichen für
Würfel (tou, sai) wird iu der Abhandlung S. 275 die Aussprache
kauw(lies tauw?), S. 276 tao gegeben. Das men-thoan-Spiel
S. 277 (tu than .Beitragspieler") Morr. 10337. 9817 ist ein ähn¬
liches wie das si-ki, aber mit Zahlen und Münzen statt der
Schriftzeichen und Karten. Das San sai tsu ye sagt unter Karten,
dass man den Ausdruck thsu-phu (= ^ au par?) gebrauche, so¬
bald es sich um Würfel handle. Die Ausdrücke der verschiedenen
Spielgegenstände gehen eben in einander über. So möchte ich den
Ursprung der bindustanischen Bezeichnung täs für Karten auch
in einem Würfelspiele suchen, da täs, thäs (vgl. pers. täsbäz,
thäsbäz Gaukler, der mit dem Becher spielt) nicht allein ein
Gefäss überhaupt, sondern auch wohl den Würfelbecher bezeichnet
haben wird.
S. 290 ff. a. a. 0. ist von den eigentlichen Karteuspielen die
Rede. Das erste heisst phien kin (Morr. 8399. 6369) Zettel-
Gold, getheiltes Gold. Das Spiel besteht ausser den 7 Schachkarten
tsiang (Swai), si, siang, kü, ma, phao, tsu (ping) je zu
vier Karten, bis auf die tsu, die zehnfach erscheinen, in gleicher
Anzahl in Roth und Schwarz aus den hinzugefügten k i n ,Gold", so
dass es im Ganzen 70 Karten sind. Es können vier Spieler tbeil¬
nehmen ; die Beschreibung hat es indess mit Zweien zu thun. Der
Geber giebt dem Mitspieler 14, sich selber 15 Karten, und die übrigen
bleiben verdeckt auf dem Tische. Es handelt sich darum , eine
Folge zu bekommen. Roth ist die vorzüglichere Farbe und die
Reihenfolge wie oben mit kin voran. Drei auf einander folgende
Karten bilden ein fu. Kin kann je zwei der anderen dabei voraus¬
gehen. Diese Folgen heissen kiok „Fuss" und gelten 3 fu (s.
dieses Wort in meiner Beschreibung der Schachkarten). Drei Feld¬
herren machen ein kham Grube (Morr. 5004), was 6 fu zählt;
kommt ein vierter hinzu, dann zählt es 9 fu; und, wenn sie gleich
zuerst in einer Hand sind, 12 fu. Wenn nämlich die in der Hand
befindlichen nicht genügen, kann man aus dem verdeckt auf dem
Tische liegenden Haufen Ergänzungen vomehmen, indem ein Spieler
um den andern abnimmt. Bis auf die tsu und ping soll auch
von den übrigen Karten dasselbe gelten; 3 tsu oder ping gelten
nur ein fu. Es soll noch viele Abweichungen geben, die un¬
beschrieben geblieben sind.
Das folgende Spiel ist das der Si tze tSi phai oder Spiel der
„Zehn-Namen-Karten". Hierzu gehört ein Spiel von 38 Blättern,
nämlich 1 mit dem Namen pak tse (paitzS von pai 100 und
tze Sohn), yün thsien (yün Wolke, thsien Geld), mao-kung
(mao Haar, kung Herr), li-fa (li Birne, hua Blüthe), i-kuan
„ein Strang" (namentlich Kupfermünzen), i-so (sok) ein Strang (nach
Williams wären das z. B. einst in Yün-Nan 80 Kaurimuscbeln
gewesen; bei den chinesischen Karten aber sind es entschieden
4 e
Himly, Morgenländisch oder abendländisch ?
Geldstücke). Von diesen 10 Schriftzeiclien stammt offenbar der
Name des Spieles. Ausserdem sind darin 8 sip (Sap, Si 10, es
ist das Schriftzeichen der „grossen' Zehn, welches auch für „sammeln'
gebraucht wird), 8 kwan s. o., 8 sok s. o., 8 thsien (kupfernes
Geldstück, Geld). Weshalb sip und thsien hier nicht mit der
Eins erscheinen, erhellt nicht. Die vier ersten Namen, namentlich
Mao-Kung sind vielleicht, wie mit anderen Namen bei den oben
von mir beschriebenen , durch ganz China gebräuchlichen Karten
der Fall, einem Romane entnommen. Auch hier handelt es sich
um Folgen, wie bei dem vorigen Spiele. Indessen hat der Ver¬
fasser wegen mancher Besonderheiten und der Bedeutung der Namen
der mit diesen Karten gespielten Spielweisen lioekfoe, lotse,
m a et se imd lioeng kioe vergebens Erkundigungen einzuziehen
gesucht. Da es sich um eine strenge Reihenfolge dem Range nach
bei den sip (sjip), kwon (kwan), sok und thsien handelt,
und hinsichtlich der kwan die Anzahl von 1000 gegeben ist,
scheinen die sip = 10,000 (sonst wan), die kwan = 1000, die
sok = 100 und die thsien = einzelnen Geldstücken sein zu
sollen, womit wir eine treuere Uebereinstimmung mit unseren vier
Kartenfarben gewinnen, als sonst bei den ähnlichen chinesischen
Karten zu finden ist.
Die sogenannten ang pai (huug phai) oder „rothen Karten'
S. 293 bestehen je aus vier swai, Si, siang, kü, ma, phao,
ping auf der rothen, tsiang, Si, sang, kü,.ma, phao, tsu
auf der schwarzen Seite, so dass das Spiel wie im Mutterlande 56
Karten enthält. Es werden verschiedene Spiele damit gespielt, von
denen das hier geschilderte tio peh hi (tiao pai yü) „den weissen
Fisch angeln' eines ist. Der Name bezieht sich auf die angebliche
Eigenschaft des „weissen Fisches' (pai yü, mal. ikan selayur),
dass, wenn ein solcher gefangen werde, der nächste ihn in den Schwanz beisse und so fort. Dieses wird mit deu Folgen (s. o.) verglichen, die
auch hier den Ausschlag geben, indem z. B. Feldherr, Gelehrter,
Elefant in derselben Farbe 100, 4 tsu dgl., Wagen, Pferd und
Geschütz 50 gelten. Roth gih auch hier als bessere Farbe. Spielen
zwei Theilnehmer, so bekommt jeder 10 Karten verdeckt und nach
jeder dieser Austheilungen werden acht offen auf den Tisch gelegt,
die übrigen liegen auf einem Haufen , von dem nur die oberste
Karte offen liegt. Die Karten werden auch hier theils aus den
offen liegenden , theils aus dem verdeckten Haufen ergänzt. Sind
drei Spieler, so giebt man sich sieben Karten und legt fünf offen
hin und ebenso dem zweiten Mitspieler. Beim dritten werden sieben
gegeben und 4 offen hingelegt, so dass 14 Karten neben den Spielern
liegen, während die übrigen den bedeckten Haufen bilden.
S. 295 ff. ist das „Vier-Farben-Spiel' (sse sö) beschriebeu. Die
Bezeichnungen der Karten sind wieder obige Schachnamen; die für
Roth gelten aber auch für die gelben, die für Schwarz für die
grünen und weissen Karten. Es ist also das von mir schon er-
566 Himly, Morgenländisch oder aJiendländischf
wähnte grössere Schachkartenspiel. Indessen gilt hier Gelb für
die vorzüglichere Parbe (die kaiserliche?), worauf erst Roth, Grün
und Weiss folgen (Bei Paber ist die Reihenfolge Gelb, Grün,
Roth, Weiss s. u.). Die Reihenfolge der Karten ist dieselbe wie
beim vorigen Spiele. — Höchstens vier Spieler nehmen TheU. Der
Geber erhält 21, die Uebrigen je 20 Karten. Die übrigen liegen
verdeckt auf dem Tische. Statt wie bei den vorigen Spielen nach
fu zu zählen, zählt man hier nach ho. Das Scbriftzeichen hu
Topf wird im Nordchinesischen so gelesen, Williams giebt als
Kantoner Aussprache u , als die von Amoy o. Wenn nicht , wie
schon früher gesagt, hu und fu Aussprachen desselben Wortes zu
sein schienen, so könnte das Zeichen an das im San sai tsu ye
abgebildete Spiel thou hu „Werfen nach dem Topfe" erinnern, bei
dem die Wurfstäbe mit eben dem thsou bezeichnet werden, welches
sonst Spielmarken bezeichnet (Morr. 1416, wo das hinzugefügte Ii
„Pfeil" nur sinnverwandter Ausdruck ist. Morrison nahm die Stäbe
als Bezeichnung des Topfes , zu welchem Zwecke h u hinzuzufügen
ist. Thsou bedentet sowohl eine Art Spielmarkenstäbe , als die
zum Losen gebrauchten). Hat man drei gleiche Karten derselben
Parbe und bekommt durch Abnehmen eine vierte hinzu, so rechnet
es 6 ho , sind es nur 2, die durch eine dritte ergänzt werden,
1 ho u. s. w.
Zum Schlüsse werden die mit dem peh pai oder „weissen
Karten" gespielten Spiele behandelt. Der Name leuchtet sofort ein,
wenn man die farbigen Schachkarten vergleicht. Obwohl es sich
um die in ganz China verbreiteten si-fu-phai handelt, werden sie
doch nach vorliegendem Aufsatze auf Java weniger von Chinesen,
als von aus dem Pestlande von Hinterindien stammenden Frauen
und in den Kasernen gebraucht, zu welchem Zwecke die chinesischen
Namen durch malaiische und javanische ersetzt werden. Unter den
damit gespielten Spielen wird auch obiges tio peh h i „Weiss-
Fisch-Angeln" aufgeführt. Die chinesischen Zeichen für die Spielweiseu
tjit ki, pong hö (bang ho 6), gong gong, khoan 6, djago
hat der Verfasser nicht ausfindig machen können. Das Spiel von 120
Blättern besteht aus 4 lao thsien s.o., 4 anghoa(hung hua
„rotheBlume"), 4 peh hoa („weisse Blume"), den bau von 1—9 zu je
vier Blättern (wau 10,000), den pian (ping Kuchen) vou 1—9 dgl.,
den tiao (thiao Zweig, Strich, Strang) von 1—9 dgl. Letzterer
Name (Morr. 10047) ersetzt hier das gleichbedeutende so s. o.
Falls mehr als vier Spieler tbeilnehmen , nimmt man eiu zweites
Spiel. Man giebt erst 9 und beim zweiten Gange 8 Karten; in¬
dess soll die Spielweise und Anzahl der Spieler Abänderungen
hierin hervorbringen. Die übrigbleibenden Karten dienen, wie bei
den vorigen Spielen, zum Abnehmen und Ergänzen der Polgen.
Letztere bestehen aus zwei Karten derselben Zahl und Farbe, oder aus
an Werth auf einander folgenden, wobei die lao thsien, angboa,
und peh hoa zur Ergänzung dienen. 3 bau dreifach bilden ein
Himly, Morgenländisch oder abendländisch? 5g7
bak, 2 ban zweifach und ein 2 ping bilden ein kiok (s. o.), ebenso
ein 4 b a n , ein 4 p i n g und ein 4 t i a o. — S. 300 f befinden sich
die Abbildungen der Karten mit ihren chinesischen und malaiisch¬
javanischen Namen, welche sich mehr oder weniger auf die Gestalten
beziehen , die man in den Zeichnungen erkennen wollte. Hier ist
es namentlich der Ausdruck 1 i n t r i k , welcher nur bei den thiao
mehrfach wiederkehrt, der besonders lehrreich scheint, da er nach
Crawford überhaupt die Spielkarten bezeichnet. Bei diesem findeu
wir im englisch-malaiischen Theile seines Wörterbuches (playing)
card durch kiya, lintrik und p a tuwi wiedergegeben. Im
malaiisch-englischen Theile heisst es unter kiya playing cards, und
es folgt k i y a - k i y a name of a fish , p a t u w i playing cards ist
für ein dem Chinesischen entstammendes Wort erklärt, lintrik
playing cards für ein javanisches. In Roorda's javanischem Wörter¬
buche finde ich keinen ähnlicheren Ausdruck als lintring be-
naming van een ring met op een rij ingezette edelgesteenten van
gelijke grootte. Es scheint danach , dass die Gestalt der s o mit
den Zahlen 5, 7, 8, 9 mit ihren die Zahl der Stränge andeutenden
Scheiben als die von Ringen mit Edelsteinen aufgefasst und dass
der Ausdruck dann auf die (chinesischen) Karten überhaupt über¬
tragen wurde. Doch betrachten wir die verschiedenen Namen der
Reihe nach! Die Deutungen sind von mir, da sich in der Ab¬
handlung keine solchen finden. Auf die chinesischen Ausdrücke,
welche bei den ban, pian und tiao bis auf den Ausdruck j ö
(y a o) für „eins" bei den tiao nur die Zahlen nebst den Parbennamen enthalten, folgen die bei indisch-chinesischen und indisch-europäischen
Prauen üblichen und sodann die in der Kaserne gebrauchten. Ich
setze also Ch. für Chinesisch, Pr. für die zweite Art und K.
(Kaserne) für die dritte. — Ch. It ban (1 wan), Pr. jo nona
( j o spr. yo = chinesisch yao „Pieck", aüch in China für die
„Eins" üblich Morr. 11920 s. u. iö tiao; nona ünverheirathete
Europäerin; Crawford muthmasst die Abkunft von port.? nona
Nonne, im Bugi einfach = „Jungfrau". Es sollte eigentlich das Bild eines Mannes sein, ist aber für Nichtkenner nicht zu unterscheiden),
K. 10 petih (jav. pati Tod, Pürst?). — Ch. Dsi ban (2 wan),
Pr. dsi kutil (dsi ch. = 2, kutil mal. Wanze), K. 2 dimpil
tjina (dimpil? tjina Chinese). — Ch. San ban (3 wan), Pr.
san jarum (jarum Nadel wegen Gestalt der Nase?), K. Jar um
cina „chinesische Nadel"; auch bei den Bugi heisst eine der 30
Karten j arung, wahrscheinlich dieselbe. — Ch Si ban (4 wan),
Pr. konde (mal. k u n d a i Haarknoten auf dem Kopfe tragen, nach
Crawford aus dem Telinga; bei den Bugis kön de dgl. und Name
einer der 30 Karten), K. 4 tjina „Chinese". Die wau sollten
eigentlich alle Bilder von Chinesen sein , was aber hier nicht bei
allen deutlich ist. Im Köwa-gonggong-Spiele derCbinesen auf
Celebes und bei den Makassar heissen die Karten, welche im patu wi-
i 0 ♦
568 Himly, Morgenländisch oder abendländisch?
Spiele lätjiyang, lämbusu, tikara, jobong, tjina und
bawi heissen, tau Mann. ■— Bugi tjina.
Ch. Guö ban (5 wan). Fr. babi Schwein, K. 5 babi, Bugi
bawi').
Ch. Lak ban (6 wan), Fr. orang, K. 6 orang (orang
= Mensch, Mann).
Ch. Tjit ban (7 wan). Fr. setan Satan, arab. Saitän, K.
siser tjina („chinesischer Kamm", wegen der Zeichnung der Kopf¬
bedeckung, mal. siser Kamm).
Ch. Pe ban (8 wan). Fr. botok (jav. botoh Spieler?), K.
8 tjina.
Ch. Kau ban (9 wan) , Fr. r o n g e n g (mal. ronggeng
Tänzer, Sänger), K. 9 keang.
Ch. It pian (1 ping). Fr. j o kasut (jo chines. yao s. o.,
mal. kasut Schuh), K. 1 kasut.
Ch. Dsi pian (2 ping), Fr. dsi wadjik (jav. wajik Pferd
= sanskr. wägin), K. 2 dimpil plompong.
Ch. San pian (3 ping). Fr. san wadjik s. o. , K. 3 dja-
rum wadjik.
Ch. S i pian (4 ping), Fr. s i t a m b u r (mal. „Trommel"), K.
4 tambur.
Ch. Guö pian (5 ping). Fr. guö puser (jav. pusar
Nabel, mal. p u s a t), K. k a n t o n g.
Ch. Lak pian (6 ping), Fr. lak krok (mal. krok Striegel),
K. krok.
Ch. Tjit pian (7 ping). Fr. tjit mendera (jav. men dra
„kreisen"), K. sisir kero (sisir Kamm s. o.), Bugi mandura.
Ch. Pe pian (8 ping). Fr. pe delapun (mal. delapan 8),
K. 8 pipjis, holld. pipjes? für Aepfel oder Münzen?
Ch. Kau pian (9 ping). Fr. kau gluudung (mal. glon-
d'ong Klotz?), K. glinding.
Ch. J ö tiao (1 so) , Fr. j o p a u d j a n g (chin, j o s. o., jav.
pan jang langwürfig, langwürfige Schüssel), K. 1 bedor (skr.
patra = batil, bokor).
Ch. Dsi tiao (2 so). Fr. dsi beugkok (mal. bengkok
krumm), K. 2 dimpil dengkek.
Ch. Sau tiao (3 so), Fr. san udang (mal. ud'ang Garnate,
Garnele, Krebs), K. djarum gunung (mal. jarum Nadel, gu¬
nung Berg).
Ch. Si tiao (4 so), Fr. si pingang (jav. pingang Gürtel),
K. tja wang (chinesisch-malaiisch ^awan Theetassen).
Ch. Guö tiao (5 so). Fr. guö itam (mal. itam schwarz),
K. 5 lintrik s. o.
Ch. Lak tiao (6 so), Pr. lak bambu (jav. bambu Bambus,
nach Shakesp. hind. diet, ein Tehnga-Wort), K. k 1 e d j o.
1) von mir hinzugesetzt.
4 0«
Himly, Morgenländisch oder abendländisch f
Ch. Tjit tiao (7 so), Fr. tjit burung (mal. burung
Vogel), K. 7 sisir lintrik s. o.
Ch. Pe tiao (8 so), Fr. peh manis (mal. manis süss, jav.
Mangustin-Frucht), K. 8 lintrik s. o.
Ch. Kau tiao (8 so). Fr. kau mera (mal. merah roth.
Die Karte ist wirklich roth gefleckt), K. 9 lintrik s. o.
Ch. lau tshien. Fr. jo lau tjan, K. 10 radja (räja
.König").
Ch. ang hoa. Fr. jo prit (pret), K. 10 pin tji (sskr.
preta, holld. pren tje, prin tje Bild?).
Ch. pöh hoa, Fr. jo kut jin g (mal. kuöing Katze), K. 1
kutjing.
Offenbar diese 30 Karten sind es, von denen Matthes in seinem
Bugi-Wörterbuche die theilweise entsprechenden Namen gegeben
hat (s. u.). Die Randzeichen dienen den Chinesen dazu, die Karten,
welche sie eine über die andere geschoben in der Hand halten, zu
erkennen , ohne die Bilder anzusehen. Für die hier genannten
Nicht-Chinesen sind laut S. 302 die Karten ausser ihren Zeich¬
nungen kenntlich durch Einschnitte, unterscheidende Augen und
Nadeln , Striche , abgeschnittene Ecken u. s. w. ; das scheint sich
auf dasselbe zu beziehen, wenn nicht hier wirklich abgeschnittene
Ecken u. s. w. gemeint sind. S. 297 ist bei dem Vier-Farben-
Spiel auf Faber's Aufsatz in Theil XXVI der Tijdschrift voor
indische taal- , land- en volkenkunde hingewiesen , den ich weiter
unten zu erwähnen gedenke.
Matthes spricht in seinen Wörterbüchem der Bugi- und der
Makassar-Sprache von den beiden, ursprünglich chinesischen, Karten¬
spielen patuwi und kö wagonggong. Ersteres ist im Malaiischen
einer der allgemeinen Namen des Kartenspieles und augenscheinlich
aus tuwi und dem Vorsatze pa entstanden. Tuwi wird bei
Matthes so erklärt : ,In einer Art chinesischem Kartenspiel, welches
„auch unter den Inländern auf Süd-Celebes in Gebrauch ist, nennt
„man zwei Karten derselben Art si-toewi ein Paar; daher der
„Name dieses Spieles apatoewing, Mak. patoewiyäng". Das
entspricht ganz der Bedeutung des chinesischen tui und könnte
sich demgemäss wohl auf alle chinesischen Kartenspiele beziehen.
Wie sich das auf Celebes gebräuchliche Spiel vom köwa-gonggong
imterscheidet, darüber finde ich keine Auskunft. Köwa bedeutet
die auf dem Tische liegende Karte nicht tauschen, sondern für
andere Spieler liegen lassen. Sonst bedeutet köwa einen kräftigen
Schlag thun, was hier nicht zu passen scheint, und da sich für
gonggong weiter keine Bedeutung findet (gonggong mal. =
„bellen", makas. könggong Hund), so könnte man eine chinesische
Redensart wie kwa-kung „einzelner Herr", oderkwa-kung „die
Arbeit (an den Haken) hängen' denken, da die Handkarte dann
einzeln für sich bleibt. In Matthes' Bugi-Wörterbuche finden sich
eine Anzahl Ausdrücke, bei denen es heisst: „eine von den 30
570 Himly, Morgenländisch oder abendländisch?
Karten des patuwi- und des köwa-gonggong-Spieles" ; und diese
Anzahl stimmt nicht nur mit den obigen, in Young's Abhandlung
abgebildeten Karten überein , sondem es finden sich auch eiuige
ganz entsprechende Namen , wie häwi Schwein , tjina, könde,
mÄnisi, jarung Nadel. Wenigstens theilweise entsprechen die
übrigen Wörter, die auch sonst eine Bedeutung in der Bugi-Sprache
oder der von Makassar haben, wie böla Haus, rup iya Rupie,
Gulden, gön 5 ing Scheere, juku- 6] a „rother Fisch" (juku im
Bugi ein besonderer, im Makassar allgemein „Fisch"), göyoso Mak.
„Reiswurst", p ä m p a n g quer , p ö S i Topf (holld. potje ?), p 6 s o lahm (die Karte heisst auch m ä n i s i s. o. unter 8 so oder tiao, also
chinesisch pa so, pe sok, pat sok), mandura s. o. unter 7
ping, loöiyang Mak. (vgl. Bugi lööi, löji Lager, Feste, europ.
Wohnung, holld.-franz. logie), lämbusu (Mak. gerade), jöbong
Mak. boer (Matthes , Mak. woordenboek S. 408), Cäpi (Mak. auch
säpi) Rind, 6äppi Mak. missgestaltet (mal. £ apa i), sipi kneifen,
Scheere des Krebses, vgl. mal. sepit Zange, Scheere des Krebses,
jav. supit, ännäng-ännäng sechs (mak. ännang-ännang).
Käwo bang ist ein zusammengesetztes Wort, dessen erster Theil
k ä w 0 „gewinnen" in diesen chinesischen Spielen bedeutet. Da die
Sprache für diesen Begriff sonst ganz andere Ausdrücke hat, so
ist fremder Einfluss zu vermuthen, zumal beim Omi-Spiel der ent¬
sprechende Ausdruck ganyo portugiesisch ist; kao ist „hoch" im
Chinesischen, kao phan I have the honour of his acquaintance
s. Stent, vocabulary — (phan klettern; also etwa „ich bediene
mich seiner zum Emporklimmen"). Besser ist es vielleicht, den
Ursprung im Javanischen zu suchen , da der Ausdruck für „ge¬
winnen" im Chinesischen sonst eiu ganz anderer (ying) ist. Im Java¬
nischen ist kawon verloren, Niederlage und könnte sich auf den
Gegner beziehen, kawan wang wären „vier Stücke Silbergeld".
Merkwürdig ist der dem Portugiesischen entlehnte Ausdruck ban¬
dira (port, bandeira Banner) Flagge. Unter den älteren euro¬
päischen Karten kommt zwar auch wohl ein Fahnenträger vor;
allein ich vermuthe , dass die 5 ping gemeint sind , die an das
portugiesische Wappen der fünf Goldstücke erinnern könnten. Vgl.
auch die Fahne auf der Karte des cao thsai thung tze.
Ein bekanntes Glück- und Kartenspiel , welches seinen Weg
nach Celebes gefunden hat , ist sodann , wie es seheint , das
vingt et un, da es bei Matthes im Bugiwörterbuche S. 389 heisst:
döbolö, het Port, dobro, het Fransche double, het Holl,
dubbel; van daar mäboedjang-döbolö, lett. 'tverdubbe-
lingspel; van daar : vingt et un speien. Es scheint dem¬
nach, da die Portugiesen das Spiel vinte e um nennen, dass das
mehrfache Zahlen des Einsatzes die Benennung veranlasst hat. Die
Worte im Makassar-Wörterbuche lauten entsprechend, nur dass dort
die Redensart karßna-döbolö steht. Karana ist im Makassar
das gewöhnliche Wort für „Spiel". Der Bugi-Ausdruck mäbu-
Himly, Morgenländisch oder abendländisch?
jang enthält ujang „Papier" s. o. (mak. buyang) mit dem Zeit¬
wörter bildenden Vorsatze m ä und Einfügung des b nach Matthes'
Boeginesche spraakkunst S. 67. Matthes fiihrt sonst nnr die BUdung
mit Wiederholung des Stammes mäb uj amp ujang auf.
Das Spiel baraläng (Matthes , Boegineesch Woordenboek
S. 205) wird mit den Omi-Karten gespielt und ist also wahrschein¬
lich portugiesischen Ursprungs. Gewinner ist derjenige, welcher
den letzten der 5 Stiche macht. Das Wort kommt noch in gööang-
baraläng vor, welches eine Abart des gö6ang-gööang be¬
zeichnet, eines unserem „Wappen oder Schrift" etwa gleichkommenden
Spieles (mal. goneangan, goöangan, goyangan), bei dem ein Strich,
nach dem geworfen wird, und die Entfemung der Müuze von dem¬
selben die Reihenfolge ' entscheidet. Bei gößang baraläng kann
der erste Spieler mehrmals werfen. SoUte bar Vorsatz sein, so
könnte das an das malaiische her erinnern, welches aus Haupt¬
wörtem Zeitwörter büdet , wie kuda Pferd , b e r k u d a ein Pferd
haben , reiten. A 1 a n g ist im Malaiischen ein Querbalken (Bugi
kälang); es wäre also denkbar, dass das Spiel von den Malaien
so genannt und nach Celebes verbreitet wäre. Zu dem (portugie¬
sischen?) Kartenspiele fehlt nun aUerdings der Strich, und wenn
auch im Javanischen vom Stamm a 1 a n g das Zeitwort malang
„hindem" gebildet ist, so muss ich doch zugleich an das Portu¬
giesische denken, in dem baralha die übrig gebliebenen Karten
bedeutet (vgl. arab. äjLj Spahn, etwa die Spähne von dem Block
Karten baralho, femer baralhar Karten mischen, verwirren,
baralha auch Störang, Lärm, Verwirrung, Aufruhr).
Was die Namen des Papiers buyang, ujang bei den Bugis
und Makassaren betrifft, so weiss ich nicht, ob sie einen eigenen
StofF zu ähnlichem Gebrauche verwenden (was aUerdings zu ver¬
muthen steht), jedenfaUs haben sie dem Ausdrucke vor dem Fremd¬
wörte karättasä den Vorzug gegeben, um den Namen der Karten
zu schafFen, wenn nicht überhaupt durch Araber oder Portugiesen
die entsprechenden Ausdrücke qirthäs „Papier", cartas „Karten"
zu spät zu ihnen gelangten ; die Jawaner machten ihren StoflF d e 1 u -
wang aus der Rinde eines wie die Kokospalme galugu, glugu
genannten Gewächses, aber das europäische Papier heisst kgr tas,
die Spielkarte kertu, pakertu ist „Kartenspielen*.
Der Ausdruck sal6koro im Bugi-Makassar fiir ein „indisches
Kartenspiel* (holländ. vingt et un oder banken s. M. Bugi-Wörth.
S. 747) ist nur eine Umänderung des malaiischen salikur 21.
Auch im Würfelspiele begegnet sich portugiesischer Einfluss
mit chinesischem. Schon bei den Malaien haben wir die Ausdrücke
buwah-pari, bunga-onde neben d'ad'o = port, dado für
Würfel (pari, das auch für sich Würfel bedeutet, ist eigentUch
Loos, GlücksfaU, onde dgl., buwah Frucht und bunga Blüthe,
Knospe sind Zahl-Ausdrücke für derartige Gegenstände). Im Ma-
Bd. XLIII. 37
572 Himly, Morgenländisch. oder abendländisehf
kassar ist Würfel dädu, abötorö würfeln, pabötorö Würfler,
Matthes vergleicht jav. bOtöh Spieler, Würfler, welches Roorda
mit töb Einsatz vergleicht. Auch im Bugi ist dadu Würfel,
böte rathen, täu-böto Wabi-sager, mäbötö würfeln, pabötö
Würfler; doch sieht man in Matthes'Bugi-Wörterbuche unter töngkö,
dass der bei dem töngkö-töngkö-Spiele gebrauchte Würfel llsä-
töngkö „Inhalt des Deckels" genannt wird. Die Bedeutung „decken, Deckel" (letzteres für patongko) hat das Wort im Makassarischen
und bezieht sich hier auf den in Young's Abhandlung genannten
Würfeldeckel, das Spiel scheint auch dem dort voranstehenden zu
entsprechen. Indess ist bei Matthes von Karten, die auf Java als
Spielzeichen gebraucht werden, bei diesem Spiele nicht die Rede.
Trotz der vielen einheimischen Ausdrücke ist' der Bankhalter immer
ein Chinese.
Im 26. Jahrgange der Tijdschrift voor indische taal-, land- en
volkenkunde steht S 413 ff. eine Beschreibung dreier chinesischer
Kartenspiele von M. von Faber. Es ist dieselbe, auf welche in
der Young's Bezug genommen war s. o. Das erste dieser Spiele
ist wieder das obengenannte tjap-dji-ki. Hier sind die 12 Karten
abgebildet, welche je in Roth oder Schwarz die Würfelaugen bis
sechs enthalten, nur dass für die rothe Eins hier das Bild eines
Mannes angkoen „der rothe Fürst oder Herr" erscheint (Morr.
6219? kün, in Amoy kun gesprochen). Diese Art von Spielzeichen
ist wohl sehr alt, da man sich kaum eine nähere "Vereinigung
zwischen Würfel- und Kartenspiel denken kann. Hier legen die
Spieler ihre Karten mit Einsatz verdeckt hin, und der Bankhalter
zieht aus seinem Spiele eine Karte, die Gewinnkarte, offen hin u. s. w.
— Auch das Tiao peh hi „Weiss-Fisch-Angeln" kommt hier
vor rmd wird mit 28 rothen und 28 schwarzen Schachkarten ge¬
spielt, stimmt also mit dem bei Young überein; doch sehe ich,
dass jede Karte 10 zählt. Die Folgen scheinen wie bei Young zu
sein. Wer am Schlüsse die höchste Zahl auf diese Weise erreicht,
hat gewonnen. Hat nur noch ein Spieler Karten in Händen, so
ist der übrige Stock für ihn.
Auch zu dem oben nach Young erwähnten „Vierfarbenspiele"
möchte ich nach Faber noch Eiuiges nachtragen. Pür tsiang Peld¬
herr (oder swai dgl.) hat Letzterer die Lesung (?) koen ganz wie von
obiger Roth-Eins und übersetzt „Fürst". Die Reihenfolge der Parben ist gelb , grün , roth , weiss. Zwei gleiche Karten derselben Parbe bilden ein tui s. o. (daher 8 t u i = p a t u w i !). Vier gleiche Karten
derselben Parbe heissen tSao (Morr. 348 „winken"), zählen 8 hö
(s. 0.) und werden offen aufgelegt. Drei dgl. heissen kham (Morr.
5004 s. 0.), werden einstweilen nur gemeldet und zählen 3 hö ;
kommt im Laufe des Spieles eine vierte dgl. hinzu, dann heisst
das nicht tSao, sondern khai (öffnen. Morr. 4931) und zählt 6 hö.
Ein löng (= Morr. 7072, aber mit tsu „Fuss" statt ping Eis. —
Bedeutung nach dem Khang-Hi-Wörterbuche = ausgleiten, trippeln)
Himly, Morgenländisch oder abendländisch? 573
besteht aus den ursprünglich zwei gleichen Karten mit dazu kommen¬
der dritter, und zählt ein ho. Ein einzelner „koen" gehört auch
hierher. Sam kiok („drei Füsse') werden gebildet durch Wagen,
Ross, Geschütz, oder Feldherr, Gelehrten, Elefant und gelten 1 hö.
L i 0 k kiok (sechs Füsse) von Feldherr, Gelehrten, Elefant, Wagen, Ross, Geschütz zählt 2 hö. Soe sük tjoet (sse Sö tsu) Vier-Farben-
Soldaten, eine von jeder Farbe, zählt 2 hö. Sam kiok tjoet
(Drei-Fuss-Soldaten) in drei verschiedenen Farben zählt 1 hö. Von
den noch in der Hand befindlichen Karten wird eine entbehrliche aus¬
gespielt und der Folgende kann sie gegen eine andere weggeworfene
seinem Spiele hinzufügen. Sonst kann er sie liegen lassen und
von den verdeckten Karten eine abnehmen. Kann ein Andrer die
ausgespielte Karte gebrauchen , so kommt er an die Reihe. Hat
Einer nur noch die obigen Folgen, so hat er gewonnen (auch hier
der Ausdruck tao „hingelangen' mit der Lesung käu). Die hö des
Gewinners werden von jedem Andren zweifach bezahlt nach Abzug
etwaiger tsao oder khai Wer weniger hö hat, muss dem
zahlen, der mehr hat, für den Unterschied (abgesehen von dem, was
dem eigentlichen Gewinner zu zahlen ist?). Hat einer sam kiok und
eine der drei Karten noch ausserdem, so heisst das ta tu „grosser
Bauch'. Sind mehrere kham gemeldet, so hat die vorzüglichere
Parbe den Vorzug, was tsa hua „die Blume anstecken' heisst.
In Ermangelung des in Japan gedruckten koreisch-französischen
Wörterbuches musste ich mich mit der Durchsicht von Puzillo's
russisch-koreischem Wörterbuche begnügen , um einiger in Korea
übhcher Spielausdrücke habhaft zu werden. Da viele chinesische
Premdwörter in den Sprachschatz aufgenommen sind, ist die Ab¬
wesenheit der chinesischen Zeichen ein grosser Uebelstand, zumal
da die Aussprache derselben je nach der Zeit der Aufnahme, oder
nach bestimmten Lautgesetzen zu schwanken scheint. Pür Spiel¬
karten fand ich den Ausdruck thu-tsiöni, der an das chinesische
tu thsien „um Geld spielen' erinnert, obgleich derjenige für
„Zettel" phai unser öfter erwähnter, in China für die Karten ge¬
brauchter zu sein scheint. Der Ausdruck huironhanda „spielen"
ist einheimisch , ebenso anscheinend der für „Glücksspiel" nagi.
Unter „Würfel, Würfelspiel" ist sangniugi vielleicht das chines.
swang liu (ssangi ist Paar = chin. Swang?, niu = chines.
liu sechs), obgleich das weite Brett, auf dem mit 26 Steinen
gespielt wird, durch 10 Striche in die Länge und in die Quere
getheilt sein soll; da swang-liu sich sehr wohl auf den Würfel
allein beziehn konnte, so mag der Name auf ein anderes Brettspiel, als Puff übertragen sein. Unter „Schach" (Sa;^maty) ist tsi ang¬
gui augenscheinlich = tsiang-khi „Peldhermschach", welches
auch dem Annamischen und Japanischen nach wahrscheinlich früher
auch in China für siang-khi gebraucht wurde (für „Elefant"
fand ich merkwürdigerweise ein einheimisches Wort khokkiri).
Unter Schachspiel (Sa;fmatnaya igrä) findet sich ein Wort p a tugi, 37»
574 Himly, Morgenländisch oder ahendländiachf
unter „Damsteine' (SaSki eigentl. „Schachsteiue' ?) dasselbe, „Schach¬
brett' ist phani (= chines. phan Schüssel, Spielbrett, Brett
überhaupt = phantsa neben einheimischem nori, chines. pan-
dze) und patuk-phani. Indess kommt unter dem entsprechen¬
den Sa;fmatnit8a auch tsiang-gui-phani vor. In patuk-
tori „Schachfigur' (figura Sa;|;matnaya) ist tori anscheinend das
Wort für „Stein'. Nach der älteren Geschichte der Thang gab es
in Stn-Lo (Korea) gute Brettspieler : Sau i - k h i.
In Junker von Langegg's Theegeschichten habe ich, von dem
öfter genannten Herm Nejedly darauf aufmerksam gemacht, einige
Andeutungen wegen bildlicher, in Japan üblicher Darstellungen mit
in den japanischen Karten vorzugsweise die Farben bildenden Ge¬
wächsen gefunden, die mii' erwähnenswerth scheinen. So werden
Pflaumenbaum (ume) und uguisu (J. v. L. „Nachtigall'; es ist
aber wohl die Goldamsel?) zusammen dargestellt, wie auch das
dort erwähnte Gedicht es ausdrückt, welches auf die sprichwörtliche
Redensart ö-sukubai „der die Goldamsel herbergende Pflaumen¬
baum' bezieht. Unter dem Kaiser Murakami (947—967) war
nämlich im Jahre 949 Kino Tsuna Yoki, Statthalter von Tosa,
Verfasser des Tagebuches von Tosa und u. A. eines Gedichtchens,
welches aus dem Ko-kinsu in die obengenannte Sammlung Hiyaku-
nin-isMu aufgenommen ist '), gestorben. Ein Pflaumenbaum , der
ihm gehört hatte, wurde auf kaiserlichen Befehl nach der kaiser¬
lichen Hofburg versetzt. Da fand sich ein rother Zettel von der
Hand der Tochter an ihn angeheftet mit den Worten: „Dem Be¬
fehle des Kaisers gebührt Gehorsam , doch , wenn die Nachtigall
nach ihrem Heim firagt, was soll ich antworten?' Darauf wurde,
wie es heisst, der Baum der Tochter zurückgestellt. Seitdem soll
sich die Redensart ö-suku-bai erhalten haben (ö aus der süd¬
lichen Aussprache ang, eng für ying „Goldamsel' mit der ge¬
wöhnlichen Auflösung des Nasenlautes in u, in Katakanaschrift a u ,
suku = SU Aufenthalt , südliche Aussprache sok, siok, bai
= mei Pflaume mit dem südlichen b für m, wie in ba Pferd
für ma).
„Hirsch im Ahorn'. Nach J. v. L. heisst es im Liede „wenn
im Herbste purpurn der Ahorn, ruft der Hirsch nach der Hindin'.
J. V. L. weist auch auf den Doppelsinn des Wortes iro „Liebe'
und „Farbe' hin, die beide wechseln.
Mit der Wucherblume (kiku) sehe ich bei J. v. L. den Fuchs
zusammengestellt. Ein Prinz soll einen solchen (so zu sagen den
Wärwolf von Japan) in Wucherblumen angetroffen und ihn an der
Stirn angeschossen haben, worauf er auf der Stirn einer seiner
Beifrauen eine Wunde gefunden habe. Unter meinen kiku —
1) Der Verf. spricht davon, dass nach langer Trennung von der Heimath die Menschen ihn nicht mehr kennen, während die Blüthen ihn, wie sonst, mit ihrem Dufte begrüssen. Welche Blüthen gemeint sind, ist nicht gesagt.
Himly, Morgenländisch oder abendländischt 575
Karten habe ich den Fuchs nicht, wohl aber einen Napf zu Reis¬
wein (sakadzuki von sake Reiswein und tsuki anhangen, be¬
hexen, wie Füchse thun, füfu no sakadzuki wo suru mit
Reiswein die eheliche Verbindung eingehn; kitsune ga tsuki
„vom Fuchse behext"). Das Handbuch Yedo o setsu yo kai dai
no bukuro hat S. 77 a bei den verschiedenen Namen der Monate,
hier dem neunten, welcher auch den Namen kiku-dzuki führt,
das Bild eines jungen Ehemanns, der nach dem Reisweinnapfe greift,
während die Frau im Begriffe ist, eine Wucherblume zu pflücken.
Kiri (Paullownia) und Phönix (ho) nach J. v. L. ein SinnbUd
der Rechtschaffenheit. Die betreffende Karte hat einen goldenen
Ring, dessen Beziehung auf die verschiedenen Phönix-Sagen ich
noch nicht habe ausfindig machen können.
Botan (Paeonia) und der chinesische Löwe. Unter meinen
Karten findet sich ein SchmetterUng abgebildet. Etwaige Be¬
ziehungen auf eine Sage sind mir noch unbekannt.
„Binsen" und Wildgans. Der Vogel soll nach J. v. L. Binsen
aus dem Schnabel fallen lassen, um sich darauf zu setzen. Bei
mir stebt die Wildgans mit der Kartenfarbe Yama „Berg" in Ver-.
bindung.
„Kiefer" (matsu) und „Kranich" (tsuru). Die betreffende Geschichte steht an einer andem Stelle bei J. v. L. Es ist die fünf¬
undzwanzigste von der „Gatten-Föhre von Takasago". An diesem
Orte in Harim a dem Awadzi-Eilande gegenüber soU sich eine über
der Wurzel getheilte, uralte Föhre befunden haben. In dem da¬
neben befindlichen Hause habe eine Jungfrau gelebt, die von einem
Jünghnge aus Sominuye geliebt sei, in dessen Heimath (dicht bei
Osaka) auch eine Föhre gestanden habe. Wegen des Kranichs im
Wipfel, der auch in China ein Bild hohen Alters und der Ver¬
wandtenliebe ist , s. Mayers , Chinese Reader's Manual Uüter h o
und Fu-Kien (Seitenstück zu den Kranichen des Ibykos).
Hagi (Lespedeza) und Eber. Bei J. v. L. ist die Rede von
einem schlafenden Eber (siSi) zwischen schmetteriingsblütigeu hagi s. 0. Ich weiss nicht, warum dieses Bild, sowie das des „Hasen zwischen Binsen" , der den „Mond mit Schachtelhalmen scheuert",
gerade auf den noch ziemlich neuen Hn-riki-Sa „Menschen-Kraft-
Wagen", von Menschen gezogenen Wägelchen, die unsere Mieths-
wagen ersetzen, erscheinen. Der Mond erscheint auf unserer yama-
(Berg-) Karte ohne den indischen Hasen und den chinesischen
Kassiabaum.
§obu (japanisch ayame) „Kalmus". Auf den Karten heisst
so augenscheinlich eine blau blühende Art Schwertlilie. Bei J. v. L.
gewinnt in der sechsten Erzählung der Bogenschütze Genzami
Yoriraasa die Hand der Ayame-Hime „Prinzess Kalmus" und das
Schwert § i s i n o - ö „Eberkönig".
Die oben genannten Götter des Reichthums finden sich bei
Junker von Langegg vollständig mit ihren Inzeichen aufgeführt. Möge
576 Himly, Morgenländisch oder abendländisch?
ibr Ursprung , soweit es die sapta ratna anlangt, auch indisch
sein, und der Name B i S a m o n auch diesen Ursprung noch besonders bezeugen , so haben sich doch theils chinesische , theils japanische
Bestandtheile eingemischt; nirgend aber scheinen die Namen so
fest zu stehn, wie bei den Japanern, und gewisse Anzeichen, wie
der W 0 d s e oder „Japaner", wie einer der drei Glücksgötter auf den
mittelchinesischen Karten heisst, könnte auf japanischen Ursprung
gewisser Bestandtheile dieser Kartenbilder deuten. Uebrigens ver¬
schwimmen die Rollen der Götter in einander, und vielleicht suchte
man auch später die acht chinesischen sien oder Berggeister mit
in die Zahl hineinzuziehn. Gleich der erste bei J. v. L. genannte,
der Tuku-Roku-^in, wird mit dem zweiten, dem Dai Koku
^in, verwechselt. Wir haben also:
1. den Fuku Roku ^in, „Gott des langen Lebens und Glückes"
(Hepbum, jap. diet. Fuku-Hn, d. h. „Glücksgott", roku = lu
bezieht sich wohl auf das chinesische 1 u in lu-sing). Greis
mit Schildkröte und Kranich (Bilder des langen Lebens) und Hirsch
mit vor Alter gebleichtem Felle, einem Stabe mit Kürbisflasche,
langem Kleide und Sandalen (vgl. den chinesischen Berggeist T h i e -
Kwai-Li mit seinem Stabe und Kürbis. Will. diet. S. 800 und
§ou-sing-kung Will. S. 757).
2. Dai Koku ^in (^Ln = chines. Sin, sön Gott Hepb. D a i
Koku Den mit chines. thien „Himmel" = deva, dai = chines.
ta gross, koku = chines. he, hei „sehwarz", andere Schreibweise
im Yedo ... bukuro koku = chines. kok, kuo „Land, Reich". Nach
Hepbum heisst dieser Gott des Reichthums auch Fuk una kami,
was mit obigem Fuku-iin auf eins hinausläuft. Bei beiden koku
könnte man auKälaräga oder gar Krisna denken?). Er trägt
nach J. V. L. eine Mütze, „die Augen zu hindern, in die Feme zu sebu,
und sie zu zwingen, die nahe liegende Nothdurft des täglichen
Lebens zu schauen". Aueh der Schätze tragende Japaner auf den
Karten von Sutschou trägt eine Mütze, die eher an die Hoftracht
japanischer Fürsten, als an China erinnert. Dieselbe kommt mehr¬
mals auf diesen Kartenbildern vor. „Angethan mit einem kurzen
Leibrock und Stiefeln trägt er einen vollen Reitsack auf dem
Rücken, dessen Oeff'nung er mit der Linken zusammenhält, während
die Rechte einen Hammer trägt' (vgl. den Ackerbaugott I n a r i ?).
„Das Ende des Stieles dieses Hammers zeigt die Ebbe- und Pluth-
.Juwelen" (vgl. den Drachenkönig in der Geschichte von Momo Taro.
Ebbe- und Fluth-Juwelen heissen miöi-hino tama. Der Be¬
herrscher der Teufelsinsel trägt auch eine Tarnkappe). „Er kniet
auf Reissäcken, hat das Rechenbrett zur Hand mit kaufmännischen
Büchem. Sein Feind ist der Höllenfürst Yema" (skr. Yama), „der
den Sin-o, „Gevatter Tod", gegen ihn ausschickt. Von einem Sperling
geleitet wird dieser Oni (Teufel) von der Ratte mit einem Stech¬
palmenzweige vertrieben. Zum Andenken werden zu Neujahr Stech¬
palmenzweige mit Sardinenköpfen an die geschlossenen Thüren und
Himly, Morgenländisch oder abendländisch? ^11
Fenster gesteckt. Man isst geröstete Bohnen und feiert das Oni-
Yarai „Teufel- — Zackenzaun", indem man ruft: „Fukuwa uöi , oni
wa soto", „Glück herein, Teufel hinaus!"
3. Yebisu, wenn auch mit chinesischer Schrift anders um¬
schrieben (6i-dze Blutegel, japanisch hiru, und da tze „Sohn"
= ko, hier auch hiru-ko), doch wahrscheinlich der Name der
Ainos (= Yeso ?). Nach J. v. L. Sohn des ersteu Götterpaares (der
Susan) und Hiru-ko genannt: „kleiner Engel") (?yebi klingt an
an hebi „Schlange"; hiru-ko ist = fii-tze). Er trägt eine hohe
Mütze, ähnlich einem Vogelhalse, als Zeichen ^""r hohen Abkunft.
Wie auf unseren Ritterhelmen kommt ein derari ger Keimschmuck
auch in Japan vor; vielleicht aber ist die Hoftracht der Fürsten,
die Zipfelmütze, gemeint (s. o.). Weitere Inzeichen sind Angel und
Stachelbarsch.
4. Hot ei. (Es ist mir noch nicht gelungen, die etwaigen
chinesischen Scbriftzeicben ausfindig zu machen. An und für sich
entspricht tei z. B. chines. ti „Kaiser" und wird von Indra ge¬
braucht. Hö ist= fa = dharma, für hottai = fa thi „Bu-
ddha-mönch" wäre auch die Aussprache hotei denkbar). Der Knecht
Ruprecht der Japaner mit einem Zwerchsack, Fettwanst, langen
Ohren und rother Nase, im Sacke Spielzeug und Naschwerk tragend,
„früher Priester und Verseschmied in China".
5. ^uRo^Jn (= äou-Lao-^in, sou hohes Alter, lao alt,
i\n Mann. Will. chin. diet. S. 757 §ou-sing-kung „Herr des
Sternes des Alters", lao-sou sing, sou-sing-lao'r. Im Jedo-
Bukuro S. 396 b auch Nan-kiy oku-ro-Hn „Alter vom Südpol".
Der „Südpol" nan ki ist der Stern Canopus nach Wilhams) soll
einen langen weissen Rock mit gelber Stola eines Priesters tragen,
ferner einen grauen Mantel, eine viereckige schwarze Mütze, Krumm¬
stab, Buch oder Schriftrolle, und von einem Hirschkalb begleitet sein.
6. BiSamon (Vai^ravana), vielleicht der erste eigentliche
Gott des Reichthums (Kuvera selbei-), der seinen Weg nach China
fand, da ihm Ming Huang 753 ein Heiligthum errichten liess, s.
Eitel, Vai^ravana). Da sein Reich im TrayastriüQat im Norden
war, so hatte er das Goldland unter sich. Nach J. v. L. trägt er
einen goldenen Helm und in der Linken eine Pagode. Er ist von
einem Tiger begleitet. Letzterei- erscheint auf den Karten häufig
ohne weitere Gottheit selber als eine Art Spielgott.
7. Dai Ben (zai) Ten (pien thsai „unterscheidet die
Schätze") Göttin der Weisheit, des langen Lebens, des Reicbthumes,
Ruhmes und der Macht, des Glückes, der Schönheit und der Kunst.
Als Vairoiana, jüngere Schwester Wischnu's". Sie bewohnt das
Drachenschloss R i u - G u - Z o auf dem Meeresgrunde. In den 8
Händen hat sie Schwert, Axt, Bogen, Pfeil, Stricke, das Vagra, das
1) Lies „Egel"?
578 Himly, MorgenlätuUseh oder abendläruUacht
Rad (öakra) und die Biwa-Laute. — Letztere kommt auf den Karten
vor in der Hand eines Mädchens.
Zum Schluss noch einige der oben vorkommenden Zahlwörter :
Peking: 1 i, 2 ör, 3 san, 4 ssg, 5 wu, 6 liu, 7 thSi, 8 pa,
9 kiu, 10 ll, 100 pai, 1000 thSien, 10,000 wan.
Schanghai: i, ni, sän, sse, 'ng, lüh, thsi, pgh, kieu, zeh, pah, thsien, män,
Kanton : yat , i , sam , ssg , 'ng , luk, tsat, pat, kau, sak, pak, tsin, man,
Amoy: it, d^i, sam, su, ngo, liok, thSit, pat, kiu, sip, pek,
thSiän, ban.
Malaiisch: 1 sa (satu), 2 duwa, 3 tiga, 4 empat, 5 lima,
6 anem, 7 tujuh, 8 delapan, 9 sgmbilan, 10 puluh, 20 duwa puluh,
21 duwa puluh satu (salikur), 100 ratus, 1000 ribu (höhere Zahlen
wie 10,000 vgl. Sanskrit).
Javanisch: 1 sa, 2 loro, roro (Krama kalik), 3 telu, 4 papat
(K. kawan), 5 lima (K. gangsal), 6 ngngm, 7 pitu, 8 wolu, 9 sanga,
10 puluh, 20 rongpuluh, 21 salikur, 100 atus, 1000 ewu.
Bugi: 1 si, se, sedi, seuwa, suwa, Ö6di, ßeuwa, öuwa, 2 duwa,
3 tällu, 4 äppä (päta), 5 lima, 6 ännäng, 7 pitu, 8 aruwä, 9 aserä,
10 (sä)pulo, 100 rätu, 1000 säbbu.
Makassar: 1 si, 2 ruwa, 3 tällu, 4 äppä, 5 lima („Hand"),
6 ännang, 7 tuJu, 8 sagantuju, 9 saläpang, 10 sarapulu, 100 si-
bilänggang, 1000 si-säbu.