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UND LAND

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Academic year: 2021

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(1)N A T U R. ©Naturschutzbund Österreich, download unter www.biologiezentrum.at. M a iI J u n i. U ND. 1962. L A N D Z e i t s c h r i f t Offizielles. des. Organ. ö s t e r r e i c h i s c h e n der. N a t u r s c h u t z b u n d e s. österreichischen. Naturschutzstellen. Um die tosenden Wasser. Di e tosenden Wasser sind es, die der öster­ reichischen Gebirgslandschaft ihre einmali­ ge Schönheit, ihr eigenes Leben verleihen. Gerade sie aber erscheinen bedroht durch eine Unzahl von Energieprojekten von kleinem und kleinstem Ausmaß — es scheint geradezu, als ob selbst die letzten Rinnsale noch energiewirtschaftlich ausge­ quetscht werden müßten. Diese Bedrohungen waren auch Gegenstand eingehender Beratungen einer T ag u n g d es Ö sterreich isch en F isch ereiv erb an d es, der Dachorganisation aller Sparten der Fische­ reiwirtschaft, in der alle Bundesländer ver­ treten sind. Die einhellige Stellungnahme des Dachverbandes zu diesen brennenden Fragen hat folgenden W ortlaut: „Vor allem wenden wir uns hier g eg en die en erg iew irtsch a ftlich e N utzung k le in er und k lein ster Flüsse. Wir sind uns dabei im klaren, daß unsere Energiewirtschaft als fundamentale Voraussetzung unserer ge­ samten modernen W irtschaft ausgebaut werden soll und muß. Doch können wir nicht einsehen, daß es dem nationalwirt­ schaftlichen Interesse dient, wenn zum Bei­ spiel wegen ein paar 1000 PS Leistung ein ganzes T a l landschaftlich ruiniert, in sei­ nem Wasserhaushalt verändert und für den Fremdenverkehr (und unsere eigene Erho­ lung!) wertlos gemacht wird. W ir haben daher angeregt, die T ätig k eit der einzelnen Landesgesellschaften bzw. die Eigenbrötelei einzelner Gemeinden radikal einzuschrän­ ken.. Wir erlauben uns noch anzuregen, die Pla­ nung der Errichtung von hydroelektrischen Kraftwerken doch auf Bundesebene vorzu­ nehmen, da es doch wirtschaftlich gesehen nicht ökonomisch sein kann, so kleine Gebirgsflüßchen \yie die Erlauf im Oberlauf auszubauen, bevor nicht alle größeren Ge­ wässer, in erster Linie die Donau, genutzt sind.“. der Erlauf! In ihrem M ittellauf durchströmt die Erlauf die wildromantischen T o r m ä u e r ; Engpässe, die sich der Fluß in jahrtausendelangem Tosen selbst geschaffen hat. Heute noch ein naturbelassenes Engtal, entstand hier aus tosendem Wasser, steilem Fels und grü­ nem Wald eine Landschaft von vollendeter Harmonie. Aber auch nach dieser gottgelobten Land­ schaft greift nun die T ech n ik! Inmitten der Vorderen Torm äuer, etwa 100 m oberhalb der Mündung des Trefflingbaches, soll eine Talsperre errichtet werden, deren Stau bis zum Kraftw erk Erlaufboden reichen soll. Die derart gestauten Wildwasser sollen in einem 7 km langen Stollen durch den Fels hindurch einem K raftw erk zugeführt wer­ den, das unweit der Ortschaft Neubruck, bei den Steilabstürzen der Peutenburger Enge, entstehen soll. Dieses Vorhaben der NE WAG wurde bereits 1960 von der ober­ sten W asserrechtsbehörde zum bevorzugten Wasserbau erklärt. 49.

(2) ©Naturschutzbund Österreich, unter www.biologiezentrum.at Verfügungen unnotwendig zu diskreditie­ Die Durchführung dieses Vorhabens würdedownload ren! bedeuten, daß an Stelle der tosenden W äs­ ser ein ruhender See treten würde. Ein Angesichts der Bedeutung dieses Gebietes solcher See wäre nun, landschaftlich ge­ an der M ittleren Erlauf haben darüber hin­ sehen, durchaus erträglich, wenngleich er aus verschiedene Interessentenkreise den keineswegs eine „Verbesserung“ des gegen­ Antrag beschlossen, das Gebiet der T o r ­ wärtigen Zustandes bedeuten, wie uns T e ch ­ mäuer zum N alu rS chu tzgebiet zu erklären, niker mitunter einreden wollen, sondern ein wodurch dessen Bedeutung noch besonders Fremdkörper in der Landschaft bleiben herausgestrichen würde. Es darf gehofft würde und immer noch ein Surrogat. werden, daß die zuständige Behörde diesem Erträglich kann man aber ein solches Antrag stattgeben möge. Surrogat dann k e in e s fa lls mehr nennen, Wir dürfen in diesem Zusammenhang auch wenn seine Wasser, wie es im Projekt vor­ an die Ausführungen unseres verehrten gesehen und auch durchaus notwendig ist, Ehrenmitgliedes, Herrn Landeshauptmannes laufend erheblich abgesenkt würden: dies Dr. h. c. Leopold F igl erinnern, der erst würde öde, tote Uferstreifen bedeuten — im kürzlich eindrucksvolle W orte über die vorgesehenen Ausmaß geradezu ein Kasten­ Schönheit der niederösterreichischen Land­ reith auf niederösterreichischem Boden! schaft gefunden hat: Darüber hinaus jedoch würde das T a l der „Es gibt kaum ein anderes österreichisches Erlauf unterhalb der Sperre und damit die Bundesland, das eine ähnliche M annigfaltig­ Unteren T orm äuer trocken fallen, höch­ keit an landschaftlichen Formen aufweisen stens von übelriechenden Rinnsalen und könnte wie das Land zwischen Enns und stehenden Pfützen „belebt“ : Leitha. Vom felsigen Hochgebirge über die „Ich habe im K a m p ta l gesehen, was man bewaldeten Hügel im Voralpenland bis hin­ dort angestellt hat. Vor der Staumauer ist unter zum Donaustrom mit seinen Wein­ der See sicher landschaftlich reizvoll. Hin­ gärten, Stiften und Burgen, von den dunk­ ter der Staumauer trifft man nach längerer len Wäldern des W aldviertels bis in die Trockenheit ein ausgedörrtes Flußbett, in weite Ebene des Marchfeldes besitzt Nie­ dem in stinkigen Lacken die Fische sterben.“ derösterreich eine seltene Fülle von Schön­ (Zuschrift aus M itgliederkreisen.) heiten in den verschiedensten Varianten Eine derartige, geradezu mutwillig zu nen­ vereint." nende Zerstörung der wohl schönsten nie­ Diese „seltene Fülle von Schönheit“ aber derösterreichischen Flußstrecke kann und würde das vorliegende Kraftw erkprojekt in darf nicht hingenommen werden: um so we­ einem ihrer Kernpunkte restlos zerstören! niger hingenommen, als das ganze Gebiet Dabei kann man nicht sagen, daß es an der Landschaft um Ötscher und Dürren­ warnenden Beispielen fehlen würde, wie stein, weit über die Torm äuer selbst hinaus, derartige Eingriffe der Energiewirtschaft in bereits 1955 von der zuständigen Behörde die Landschaft in W irklichkeit aussehen: zum L a n d sch a ftssch u tz g eb iet erklärt und Allein die M irafälle in Niederösterreich sind dadurch in seiner Schönheit gewürdigt und ein erschütterndes Beispiel, deren einmalige als erhaltenswert geschützt wurde. Damit Schönheit durch ein Kraftw erk des gleichen aber wird die eindeutige W illensäußerung Unternehmens endgültig und unwiderruf­ einer durchaus nüchternen und sicherlich lich zerstört wurde. unromantischen Instanz eindeutig zum Aus­. druck gebracht. Es geht nun wohl nicht an, daß eine derartige Schutzgebietserklärung nur so lange gelten sollte, als keinerlei andere — m aterielle — Interessen mitspie­ len, in dem Augenblick jedoch geopfert würden, da solcherlei Interessen auftreten! Dies hieße doch, den W ert behördlicher 50. der Naarn in Oberösterreich! Aber auch anderswo, fast überall schon in unserem Heimatland Österreich, werden kleine und kleinste Wasserläufe hydroelek­ trisch genutzt und dadurch in ihrer Schön­.

(3) Österreich, download unter www.biologiezentrum.at heit zumindest gestört,©Naturschutzbund meistens aber zer­ liche Verunstaltung der Landschaft zur Folge hätte.“ stört oder vielfach vernichtet! „Ein Unternehmer, der in Mauthausen den Die Entscheidung liegt nun bei der ober­ berühmten Mühlviertler Granit abbaut, österreichischen Landesregierung. W ir zwei­ brauchte Strom. Die Bezirkshauptmann­ feln nicht daran, daß sich das zuständige schaft von Perg bewilligte sein Projekt, die N aturschutzreferat dieser Landesregierung W asserkräfte der wildromantischen Naarn in der Verpflichtung, für die Erhaltung der zu nutzen. So entstand in Perg ein neues Naturschönheiten dieses Landes einzutreten, E-W erk und etwa sechs Kilom eter weiter g eg en das energiewirtschaftliche Projekt oben ein Stauwerk. Was nun dazwischen und für die Bewahrung der Oberen Naarn liegt, kann jeder ,bewundern*: wo früher aussprechen wird! durch den teilweise schluchtähnlichen T a l­ Darüber hinaus aber sollte dieses Projekt einschnitt die gischtenden W asser brausten, Veranlassung sein, die Naturschutzverhältist heute ein armseliges Rinnsal . . . nisse an den M ühlviertler Bächen überhaupt An Stelle der W ildbachromantik gibt es zu studieren, vor allem in den donaunahen jetzt im Steinkar des einstigen Flußbettes Unterläufen: nur mehr schlecht riechende Tüm pel, in Damit nicht gleich der Naarn und der denen keine Forelle mehr leben kann. Das Stillensteinklamm noch die letzten W asser­ Bild der Landschaft wird durch eine meh­ läufe des M ühlviertels in ihren klam m arti­ rere Kilom eter lange Rohrleitung bestimmt." gen Abstürzen gegen die Donau zerstört Diese Wüstenei im Unterlauf der Naarn ist werden! aber anscheinend noch immer nicht ab­ schreckend genug; nun soll auch der O b er­ der Rodl in Oberösterreich lau f der Naarn, welcher heute noch ein So konnte ein weiterer Anschlag erfolg­ unberührtes Waldtal darstellt, zur Gewin­ reich abgewehrt werden, der gegen das T a l nung von W asserkraft ausgenützt werden der Rodl geplant war, bezeichnenderweise — vom gleichen Unternehmer übrigens, der von dem gleichen Unternehmen, das schon bereits den Unterlauf durch eine entsetz­ das T a l der unteren Naarn verunstaltet liche Druckrohrleitung verunziert hat! hatte und nun auch die obere Naarn zu „W ill man die bereits begangenen Sünden veröden droht! bedenkenlos wiederholen? Soll das ganze Die Rodl sollte zwischen der Penn-Mühle T a l zur Wüste, das gesamte Bachbett in in Gramastetten und der talabwärts ge­ seinen allerschönsten T eilen zum Steinkar legenen Siedlung Rottenegg mittels einer werden, mit ein paar stinkenden Tüm peln 3,3 km langen, im trockengelegten Bach­ darin, in denen kein Fisch mehr leben bett auf Betonsockeln (!) verlegten Eisen­ kann?" blech-Druckrohrleitung mit einem Durch­ Lediglich die Bezirkshauptmannschaft Frei­ messer von 90 cm energiewirtschaftlich ge­ stadt hat gegen diesen abermaligen An­ nutzt werden; der erzielte Energiegewinn schlag auf das Flußtal der Naarn Einspruch hätte etwa — 1600 PS betragen. erhoben. Der Bezirkshauptmann, Dr. J o ­ Vom Bezirkshauptmann Linz-Land Hofrat hann M üller, erklärte hiezu: „Wir haben uns mit dem Problem eingehend und ver­ M üllner, vom Bürgerm eister der Stadt Linz an der Donau Hofrat Dr. Ernst K o r e f, vom antwortungsbewußt auseinandergesetzt Naturschutzbeauftragten für Linz Arch. Ich selbst aber habe, gestützt auf das Gut­ achten der Fachleute und auf Grund meiner H irscbm ann , von der Landesplanung, vom Bürgermeister und vom Pfarrer in Grama­ eigenen Anschauung, das Projekt im gesam­ stetten sowie seitens der Bevölkerung wurde ten abg eleh n t. Denn nach meiner Meinung gegen diese Planung lebhaft und mit E r­ trifft im Fall Naarntal zu, was im Landes­ folg Stellung genommen und die Verrohrung gesetzblatt vom 31. Ju li 1956 steht: daß des Rodl-Baches abgewehrt. abzulehnen ist, was eine erhebliche Ände­ rung des Landschaftsbildes oder eine gröb­ Dieser Naturschutz-Abwehr an der Rodl. 51.

(4) ©Naturschutzbund Österreich, unter www.biologiezentrum.at Verfügungen unnotwendig zu diskreditie­ Die Durchführung dieses Vorhabens würdedownload ren! bedeuten, daß an Stelle der tosenden W äs­ ser ein ruhender See treten würde. Ein Angesichts der Bedeutung dieses Gebietes solcher See wäre nun, landschaftlich ge­ an der M ittleren Erlauf haben darüber hin­ sehen, durchaus erträglich, wenngleich er aus verschiedene Interessentenkreise den keineswegs eine „Verbesserung“ des gegen­ Antrag beschlossen, das Gebiet der T o r ­ wärtigen Zustandes bedeuten, wie uns T e ch ­ mäuer zum N alu rS chu tzgebiet zu erklären, niker mitunter einreden wollen, sondern ein wodurch dessen Bedeutung noch besonders Fremdkörper in der Landschaft bleiben herausgestrichen würde. Es darf gehofft würde und immer noch ein Surrogat. werden, daß die zuständige Behörde diesem Erträglich kann man aber ein solches Antrag stattgeben möge. Surrogat dann k e in e s fa lls mehr nennen, Wir dürfen in diesem Zusammenhang auch wenn seine Wasser, wie es im Projekt vor­ an die Ausführungen unseres verehrten gesehen und auch durchaus notwendig ist, Ehrenmitgliedes, Herrn Landeshauptmannes laufend erheblich abgesenkt würden: dies Dr. h. c. Leopold F ig l erinnern, der erst würde öde, tote Uferstreifen bedeuten — im kürzlich eindrucksvolle W orte über die vorgesehenen Ausmaß geradezu ein Kasten­ Schönheit der niederösterreichischen Land­ reith auf niederösterreichischem Boden! schaft gefunden hat: Darüber hinaus jedoch würde das T a l der „Es gibt kaum ein anderes österreichisches Erlauf unterhalb der Sperre und damit die Bundesland, das eine ähnliche M annigfaltig­ Unteren Torm äuer trocken fallen, höch­ keit an landschaftlichen Formen aufweisen stens von übelriechenden Rinnsalen und könnte wie das Land zwischen Enns und stehenden Pfützen „belebt“ : Leitha. Vom felsigen Hochgebirge über die „Ich habe im K a m p ta l gesehen, was man bewaldeten Hügel im Voralpenland bis hin­ dort angestellt hat. Vor der Staumauer ist unter zum Donaustrom mit seinen Wein­ der See sicher landschaftlich reizvoll. Hin­ gärten, Stiften und Burgen, von den dunk­ ter der Staumauer trifft man nach längerer len Wäldern des W aldviertels bis in die Trockenheit ein ausgedörrtes Flußbett, in weite Ebene des M archfeldes besitzt Nie­ dem in stinkigen Lacken die Fische sterben.“ derösterreich eine seltene Fülle von Schön­ (Zuschrift aus M itgliederkreisen.) heiten in den verschiedensten Varianten Eine derartige, geradezu mutwillig zu nen­ vereint." nende Zerstörung der wohl schönsten nie­ Diese „seltene Fülle von Schönheit" aber derösterreichischen Flußstrecke kann und würde das vorliegende K raftw erkprojekt in darf nicht hingenommen werden: um so we­ einem ihrer Kernpunkte restlos zerstören! niger hingenommen, als das ganze Gebiet Dabei kann man nicht sagen, daß es an der Landschaft um Ötscher und Dürren­ warnenden Beispielen fehlen würde, wie stein, weit über die Torm äuer selbst hinaus, derartige Eingriffe der Energiewirtschaft in bereits 1955 von der zuständigen Behörde die Landschaft in W irklichkeit aussehen: zum L a n d sch a ftssch u tz g eb iet erklärt und Allein die M irafälle in Niederösterreich sind dadurch in seiner Schönheit gewürdigt und ein erschütterndes Beispiel, deren einmalige als erhaltenswert geschützt wurde. Damit Schönheit durch ein Kraftw erk des gleichen aber wird die eindeutige Willensäußerung Unternehmens endgültig und unwiderruf­ einer durchaus nüchternen und sicherlich lich zerstört wurde. unromantischen Instanz eindeutig zum Aus­. druck gebracht. Es geht nun wohl nicht an, daß eine derartige Schutzgebietsei'klärung nur so lange gelten sollte, als keinerlei andere — m aterielle — Interessen mitspie­ len, in dem Augenblick jedoch geopfert würden, da solcherlei Interessen auf treten! Dies hieße doch, den W ert behördlicher 50. der Naarn in Oberösterreich! Aber auch anderswo, fast überall schon in unserem Heimatland Österreich, werden kleine und kleinste Wasserläufe hydroelek­ trisch genutzt und dadurch in ihrer Schön­.

(5) Österreich, download unter www.biologiezentrum.at heit zumindest gestört,©Naturschutzbund meistens aber zer­ liche Verunstaltung der Landschaft zur Folge hätte.“ stört oder vielfach vernichtet! „Ein Unternehmer, der in Mauthausen den Die Entscheidung liegt nun bei der ober­ berühmten M ühlviertler Granit abbaut, österreichischen Landesregierung. W ir zwei­ brauchte Strom. Die Bezirkshauptmann­ feln nicht daran, daß sich das zuständige schaft von Perg bewilligte sein Projekt, die Naturschutzreferat dieser Landesregierung W asserkräfte der wildromantischen Naarn in der Verpflichtung, für die Erhaltung der zu nutzen. So entstand in Perg ein neues Naturschönheiten dieses Landes einzutreten, E-W erk und etwa sechs K ilom eter weiter g eg en das energiewirtschaftliche Projekt oben ein Stauwerk. Was nun dazwischen und fü r die Bewahrung der Oberen Naarn liegt, kann jeder ,bewundern': wo früher aussprechen wird! durch den teilweise schluchtähnlichen T a l­ Darüber hinaus aber sollte dieses Projekt einschnitt die gischtenden W asser brausten, Veranlassung sein, die N aturschutzverhält­ ist heute ein armseliges Rinnsal nisse an den M ühlviertler Bächen überhaupt An Stelle der W ildbachromantik gibt es zu studieren, vor allem in den donaunahen jetzt im Steinkar des einstigen Flußbettes Unterläufen: nur mehr schlecht riechende Tüm pel, in Damit nicht gleich der Naarn und der denen keine Forelle mehr leben kann. Das Stillensteinklamm noch die letzten W asser­ Bild der Landschaft wird durch eine meh­ läufe des M ühlviertels in ihren klam m arti­ rere Kilom eter lange Rohrleitung bestimmt.“ gen Abstürzen gegen die Donau zerstört Diese Wüstenei im Unterlauf der Naarn ist werden! aber anscheinend noch immer nicht ab­ schreckend genug; nun soll auch der O b er­ der Rodl in Oberösterreich lau f der Naarn, welcher heute noch ein i So konnte ein weiterer Anschlag erfolg­ unberührtes Waldtal darstellt, zur Gewin­ reich abgewehrt werden, der gegen das T a l nung von W asserkraft ausgenützt werden der Rodl geplant war, bezeichnenderweise — vom gleichen Unternehmer übrigens, der von dem gleichen Unternehmen, das schon bereits den Unterlauf durch eine entsetz­ das T a l der unteren Naarn verunstaltet liche Druckrohrleitung verunziert hat! hatte und nun auch die obere Naarn zu „Will man die bereits begangenen Sünden veröden droht! bedenkenlos wiederholen? Soll das ganze Die Rodl sollte zwischen der Penn-Mühle T a l zur Wüste, das gesamte Bachbett in in Gramastetten und der talabwärts ge­ seinen allerschönsten T eilen zum Steinkar legenen Siedlung Rottenegg mittels einer werden, mit ein paar stinkenden Tüm peln 3,3 km langen, im trockengelegten Bach­ darin, in denen kein Fisch mehr leben bett auf Betonsockeln (!) verlegten Eisen­ kann?" Lediglich die Bezirkshauptmannschaft Frei­ blech-Druckrohrleitung mit einem Durch­ stadt hat gegen diesen abermaligen An­ messer von 90 cm energiewirtschaftlich ge­ nutzt werden; der erzielte Energiegewinn schlag auf das Flußtal der Naarn Einspruch hätte etwa — 1600 PS betragen. erhoben. Der Bezirkshauptmann, Dr. Jo ­ Vom Bezirkshauptmann Linz-Land Hofrat hann M üller, erklärte hiezu: „Wir haben uns mit dem Problem eingehend und ver­ M üllner, vom Bürgerm eister der Stadt Linz an der Donau Hof rat Dr. Ernst K o r e f, vom antwortungsbewußt auseinandergesetzt Naturschutzbeauftragten für Linz Arch. Ich selbst aber habe, gestützt auf das Gut­ H irschm ann, von der Landesplanung, vom achten der Fachleute und auf Grund meiner eigenen Anschauung, das Projekt im gesam­ Bürgermeister und vom Pfarrer in Grama­ stetten sowie seitens der Bevölkerung wurde ten abg eleh n t. Denn nach meiner Meinung trifft im Fall Naarntal zu, was im Landes­ gegen diese Planung lebhaft und mit E r­ folg Stellung genommen und die Verrohrung gesetzblatt vom 31. Ju li 1956 steht: daß abzulehnen ist, was eine erhebliche Ände­ des Rodl-Baches abgewehrt. rung des Landschaftsbildes oder eine gröb­ Dieser Naturschutz-Abwehr an der Rodl. 51.

(6) ©Naturschutzbund Österreich, unter www.biologiezentrum.at tigung des W asserfalles in dessen Wert als — und hoffentlich auch an der Naarn —download Naturdenkmal erfolgen würde. Hievon kommt in Hinblick auf die übrigen, noch wurde die Erteilung einer Ausnahmegeneh­ naturnahen M ühlviertler Bäche und auch migung von der Naturdenkmalerklärung sonstigen im Alpenvorland und in den Vor­ abhängig gemacht. Das Gutachten des Insti­ alpen eine grundsätzliche Bedeutung zu. Es tutes kam nun zur eindeutigen Erkenntnis, werden derzeit immer wieder Mühlen auf­ daß durch die Anlage eines E-W erkes eine gelassen und es besteht daher die Gefahr, Beeinträchtigung des Wasserfalles unzwei­ daß an Stelle der malerischen Stauwehre felhaft gegeben erscheint: „Ein Wasserfall die häßlichen Rohrschlangen in jedem Bach — und damit auch der Schöder-W asser­ erscheinen und das Landschaftsbild restlos zerstören! fall — kann in seiner Substanz nur dann als erhalten betrachtet werden, wenn ihm jene tosenden Wassermassen erhalten blei­ . . des Schöder-Wasserfalles in der ben, welche den W asserfall einst geschaf­ Steiermark! fen und sein Bett in den Fels eingegraben haben! Eine Verringerung der W asserfüh­ Wie es gehalten werden kann, was das rung — noch dazu in einem derartigen Aus­ aufrechte Eintreten eines Mannes bewirken maß wie vorgesehen — würde nur ein de­ kann, zeigt das Beispiel des Schöder-U^asnaturiertes Fallgerinne belassen. D er C ha­ serfa lles bei Murau. ra k te r des W a sserfa lles als N atu rden km al Im Bereich der Gemeinde Schöder, etwa w äre dam it je d en fa lls verloren ." Hiebei nördlich von Murau gelegen, stürzt dort wurde speziell auch auf die „ganz ähnlich der „Günstenbach“ über eine glazial ange­ gelagerten energiewirtschaftlichen Nutzun­ legte und fluvial klam m artig eingetiefte gen kleiner Wasserläufe in Oberösterreich Steilstufe in drei übereinanderliegenden Kas­ (wie etwa an der Naarn oder in der Stillen­ kaden von insgesamt rund 65 m Höhe. Auf steinklamm bei Grein) verwiesen, v/elche Grund der landschaftlichen Schönheit die­ in ähnlicher Weise klam m artig vom Mühl­ ses Klam m -W asserfalles wie seiner mit Ab­ viertel in das Donau-Tiefland hinabstürzten, stand größten Fallhöhe unter den steiri­ wie der Günstenbach heute noch, und durch schen W asserfällen wurde mit Verordnung völlig analoge Kraftwerksanlagen, wie sie der Bezirkshauptmannschaft Murau vom für den Schöder-W asserfall geplant sind, 20. Jänner 1959, GZ 7. Scho 19/14-1959 der g än zlich z ers tö r t wurden!“ Schöder-W asserfall mit seiner unmittel­ Schließlich wurde grundsätzlich ausgeführt: baren Umgebung zum N atu rd en km a l er­ klärt. „Österreich ist reich, ja überreich an Naturund Kulturschätzen, dadurch allzuleicht Aber auch dieses Naturdenkmal sollte zum versucht, leichtfertig zu opfern, was an­ O bjekt kapitalsintensiver Energiegewinnung werden: Im Jahre 1960 wurde um Erteilung dere Völker als kostbaren Besitz hüten und beschützen würden. Dieser Reichtum Öster­ einer Ausnahmegenehmigung für die E r­ richtung eines E-W erkes am Günsten-Wasreichs aber resultiert aus der Gesamtheit serfall angesucht! aller seiner Schätze: erst aus der Gesamt­ Über dieses Ersuchen wurden öffentliche heit aller dieser großen und kleinen Schätze Verhandlungen abgehalten, in derem Zuge erwächst jener Reichtum, den wir Heimat sich der Naturschutzbeauftragte für den Be­ nennen!“ Abschließend heißt es dann: „Zu­ zirk Murau, D irektor Erich H able, restlos sammenfassend darf auf Grund gewissen­ ablehnend gegen die Erteilung einer der­ hafter Prüfung aller einschlägigen Momente, Gesichtspunkte und Überlegungen festge­ artigen Ausnahmegenehmigung aussprach. Diese Stellungnahme wurde durch ein aus­ halten werden: führliches Gutachten des In stitu tes fü r N a­ 1. Der Schöder-W asserfall würde durch die turschutz nachdrücklich unterstrichen. Hie­ geplante energiewirtschaftliche Nutzung als bei war vor allem die Frage zu klären, ob Naturdenkmal im Sinne des Gesetzes in durch das geplante Projekt eine Beeinträch­ seiner Substanz vernichtet werden.. 52.

(7) Österreich, unter www.biologiezentrum.at 2. Für das geforderte ©Naturschutzbund „einigermaßen aus­download w ertung ein es W asserfa lles lä ß t sich m it einem N atu rd en km al in k ein er W eise v er­ reichend zu begründende öffentliche Inter­ einbaren , w eil es sich h ier um zw ei B e­ esse“ für eine Aufhebung des Schöder-Wasserfalles als Naturdenkmal erscheinen die g riffe handelt, d ie einen u n ü b erb rü ckb aren G egen satz bilden , ja sich g eg en seitig g e ­ Voraussetzungen radezu au sschließen . weder nach der gegebenen örtlichen Ener­ gielage D ie B ez irksv erw altu n g sb eh örd e hat vom noch nach der allgemeinen W irtschaftlich­ G e setz g eb er den beso n d eren und a u sd rü ck ­ keit eines holzverarbeitenden Betriebes lich en A u ftrag erh alten , in n erh alb ih res B ereich es die In teressen d es N atu rschu tzes und am wenigsten nach fremdenverkehrsmäßi­ ivahrzu nehm en und B eein träch tig u n g en d er gen Überlegungen gegeben; eine Aufhebung geschü tzten T e ile zu verhin dern . D er W as­ der Naturdenkmalerklärung würde dem­ s e rfa ll in. d er K ü n sten stellt fü r den B e­ nach als sachlich nicht gerechtfertigt er­ z ir k M urau und w eit d a rü b er hinaus ein e scheinen. eb en so ein m alig e w ie re iz v o lle Schöpfu n g Diesen Erwägungen schloß sich auch die d er N atur dar und ist z w eifello s eines Bezirkshauptmannschaft Murau vollinhalt­ S chutzes w ürdig E s so ll k ein esw eg s b e ­ lich an: „Solange dieser W asserfall als Na­ stritten w erden , d aß die ev en tu elle A us­ turdenkmal anerkannt ist, erscheint die nützung der 'potentiellen K rä fte d ieses Kombination mit einem E-W erk ganz W asserfalles w irtsch a ftlich e V orteile m it unmöglich Schließlich ging es ja in er­ sich brin gen w ürde. D iesem m ateriellen ster Linie darum, einmal grundsätzlich zu N utzen steh en a b er id eelle W erte g eg en ­ entscheiden, ob ein technisch regulierter über, d ie sich zw ar re ch n erisch nicht e r ­ und zum Betrieb eines E-W erkes verwen­ fassen lassen , a b er m in d esten s eb en so b e ­ deter Wasserfall noch Anspruch darauf er­ deu tu n gsvoll sind und im F a lle ein er Stattheben kann, als Naturdenkmal bezeichnet gebu n g des A n su chen s u n w iederbrin glich zu werden. Diese Frage mußte auf jeden v erlo ren w ären. Bei d ieser S ach lag e m u ßte Fall verneint werden, ganz abgesehen da­ die B eh ö rd e n o tw en d ig erw eise zu ein er a b ­ von, daß das ö ffen tlic h e In teresse an der lehn en den E n tscheidu n g gelangen ." Erhaltung dieser Naturschöpfung für spä­ Dem mutigen Bezirkshauptmann von tere Generationen bei weitem größer ist, Murau, Oberregierungsrat Dr. Johann R o ­ als ein noch dazu sehr fragwürdiger ma­ sen b erg er, gebührt für sein mannhaftes terieller Vorteil einiger weniger.“ Eintreten der Dank aller aufrechten Öster­ Dementsprechend entschied die Bezirks­ reicher! hauptmannschaft Murau vom 20. März 1962: „Dem Ansuchen um Erteilung „In den b ew eg ten Z eiten , in den en wir einer Ausnahmegenehmigung zur Heran­ leben, h aben die ,O asen d er S tille“, die ziehung des zum Naturdenkmal erklärten Ö sterreich sein en G ästen bietet, bereits W asserfalles in der Künsten bei Schöder z a h lre ich e B esu ch er aus a ller W elt an ­ zum Betriebe eines Elektrizitätsw erkes wird gezogen . Aus d er H ast und dem T ru b el k ein e F o lg e gegeben.“ d es m od ern en L eb en s seh n t sich der M ensch Die Begründung hiezu erscheint vorbild­ eben n ach d em F ried en d er N atur, nach lich: w irk lich em A u s-R u hen. So ist die e r h o l­ Ein W asserfall, d er zum B etrieb e eines sam e Stille ein b e lie b tes F erien ziel g ew o r­ E -W erk es verw en d et w ird, k ön n te zw ar den und in Ö sterreich sind so lch e Z iele ja th eo retisch auch w eiterh in n o ch als W as­ auch in den B ergen, in den F lu ßtälern , in se rfa ll b ezeich n et w erden , so fern ihm w e­ W ald- und S een g eb ieten in reich er Aus­ n igstens ein T e il d er n atü rlichen W asser­ w ahl zu fin d en .“ zu fu hr bela ssen wird, er ist a b er dann k ein N atu rden km al m ehr, son d ern ein kü n stlich Dozent Dr. Paul Bernecker reg u liertes G erinne. D ie tech n isch e V er­ Leiter der Österreichischen Fremdenverkebrswerbung. 53.

(8) ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Natur und Land (vormals Blätter für Naturkunde und Naturschutz) Jahr/Year: 1962 Band/Volume: 1962_3 Autor(en)/Author(s): Bernecker Paul Artikel/Article: Um die tosenden Wasser. 49-53.

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