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Fünf Jahre gentechnikanbaufreies Bayern – Erfolg der Umweltbewegung, aber noch nicht am Ziel

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Landesfachgeschäftsstelle  Bauernfeindstr. 23  90471 Nürnberg  Tel. 0911/81 87 8‐0  Fax 0911/86 95 68 

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München,13.11.2014  PM 106‐14/LFG  Gentechnik 

Fünf Jahre gentechnikanbaufreies 

Bayern – Erfolg der Umweltbewegung,  aber noch nicht am Ziel 

BN begrüßt Umdenken der Staatsregierung, fordert jedoch  endlich konsequentes Handeln auf Bundes‐ und EU‐Ebene  gegen weitere Neuzulassungen ‐ 

Gentechnik im Futter von Tieren muss auf den Erzeugnissen  gekennzeichnet werden 

 

Seit 2009 werden in Bayern keine gentechnisch veränderten Pflanzen  mehr angebaut, auch die staatlichen und firmenfinanzierten 

Freisetzungsversuche wurden vor fünf Jahren beendet. „Der BUND  Naturschutz begrüßt das Umdenken der bayerischen Staatsregierung  für ein gentechnikanbaufreies Bayern. „Ohne den Einsatz und Kampf  eines breiten Bündnisses von Umwelt‐, Verbraucher‐ und 

Landwirtschaftsorganisationen gegen die Risiken der Genmanipulation  in Landwirtschaft und Essen wäre dieses Umdenken nicht erfolgt“, so  Prof. Dr. Hubert Weiger, BN Vorsitzender, und weiter: „Es reicht  jedoch nicht aus, gentechnikanbaufreie Kommunen in Bayern  auszuzeichnen. Denn nach wie vor setzt sich die von CSU/CDU  getragene Bundesregierung auf EU Ebene nicht für einen  konsequenten Zulassungsstopp ein.“ 

„Deutschland darf sich bei Abstimmungen über Neuzulassungen von  gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in den zuständigen EU‐

Gremien nicht mehr enthalten, sondern muss mit einem klaren Nein  stimmen“, so Dr. Martha Mertens, Sprecherin des BN‐Arbeitskreises  Gentechnik. 

Auch bei Abstimmungen über den Import gentechnisch veränderter  Pflanzen als Lebens‐ und Futtermittel ist Deutschland gefordert, mit  Nein zu stimmen. Nach wie vor werden in Deutschland ca. 6 Millionen  Tonnen Importeiweißfuttermittel eingesetzt, die zum Großteil 

gentechnisch verändert sind, insbesondere Soja, das an Schweine,  Geflügel und auch an Milchkühe verfüttert wird, ohne dass dies für  Verbraucher ersichtlich ist. „ Der BN appelliert an die neue bayerische  Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf, sich für die im 

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München,13.11.2014  PM 106‐14/LFG  Gentechnik  Koalitionsvertrag geforderte Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel 

von Tieren, die genmanipuliertes Futter erhalten haben, einzusetzen“,  so Richard Mergner, BN Landesbeauftragter. 

 

Nach 30 Jahren Gentechnikforschung und mehr als 15 Jahren 

kommerziellem Anbau ist deutlich geworden, dass Gentechnik in der  Landwirtschaft zu einer gnadenlosen Kommerzialisierung unserer  Nahrung führt, schließlich ist gentechnisch verändertes Saatgut dem  Patentschutz unterworfen. Der Herbizideinsatz hat im Zuge des Anbaus  herbizidresistenter Pflanzen massiv zugenommen. Über 85 Prozent der  kommerziell genutzten Gentech‐Pflanzen tragen eine Resistenz gegen  Herbizide, v.a. gegen Glyphosat. Breitbandherbizide wie Glyphosat töten  alle nicht‐resistenten Pflanzen ab, die Wildflora auf und neben den  Äckern verschwindet und damit fehlt zahlreichen Tieren, z. B. Insekten  und Vögeln, die Nahrungsgrundlage. In den USA wird die starke 

Abnahme der Monarchfalter, einst weit verbreitete Schmetterlinge, mit  dem flächendeckenden Anbau von herbizidresistenten Pflanzen in  Verbindung gebracht. Da zudem immer mehr Wildkräuter gegen die  eingesetzten Herbizide resistent werden, sind Landwirte verleitet, noch  mehr dieser Mittel auszubringen. Auch aus den Anbaugebieten in  Südamerika wird über Schäden für die Artenvielfalt und sogar über  Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung berichtet. 

 

Chronologie des Weges zum gentechnikanbaufreien Bayern  1993 

Der Kampf des BUND Naturschutz gegen Agrogentechnik in Bayern  begann 1993/1994 mit den Einwendungen und Protesten gegen die  ersten Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben  der Firma KWS in Niederbayern und Freisetzungsversuchen der TU  München mit herbizidresistenten Pflanzen bei Fürstenfeldbruck. Er  setzte sich fort, überall dort, wo Gentechnikkonzerne mit staatlicher  Genehmigung Gentech‐Pflanzen freisetzten. 

Ab 1996/1997 fanden an zahlreichen Standorten in Bayern  Freisetzungsversuche mit herbizidresistenten Mais‐, Raps‐ und  Zuckerrübenpflanzen der Firmen AgrEvo und Monsanto statt  (http://apps2.bvl.bund.de/freisetzung/index.html). 

 

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München,13.11.2014  PM 106‐14/LFG  Gentechnik  1997/1998 

Bereits im Frühjahr 1997 formierte sich unter aktiver Beteiligung des BN  ein Aktionsbündnis aus Umweltverbänden und kirchlichen Gruppen mit  dem Ziel ein Gesetz für ein Lebensmittel‐Gütesiegel „Gentechnikfrei aus  Bayern“ zu verabschieden und sammelte dafür über 30.000 

Unterschriften. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde von den  Grünen im Landtag eingebracht, fand jedoch keine Mehrheit. Es wurde  deshalb beschlossen ein Volksbegehren durchzuführen, das vom BN mit  initiiert und maßgeblich getragen wurde. Insbesondere von der 

stellvertretenden Landesvorsitzenden des BN, Doris Tropper, die eine  der zwei Vertrauenspersonen des Volksbegehrens war. Der Start war im  Oktober 1997 und bis Weihnachten hatten sich bereits über 200.000  Bürgerinnen und Bürger in die Listen für den Zulassungsantrag  eingetragen (erforderlich: 25.000). Angesichts dieses überwältigen  Erfolgs gab die CSU ihre generelle Verweigerungshaltung auf. Sie  brachte im Landtag einen eigenen Gesetzentwurf ein und peitschte  diesen in Windeseile durch. Es trat in Kraft kurz vor der entscheidenden  zweiten Phase des Volksbegehrens, bei der sich innerhalb von 2 Wochen  (24. April bis 8. Mai 1998) mindestens 10 Prozent der Wahlberechtigten  eintragen müssen, damit es zum Volksentscheid kommt. Obwohl das  CSU‐Gesetz bei genauerer Durchsicht eine breite Etablierung 

gentechnikfrei produzierter Produkte eher verhinderte, trug dieses  Verwirrspiel mit dazu bei, dass das Volksbegehren letztendlich leider an  der 10‐Prozent‐Hürde scheiterte (440.000, was 4,9 % entspricht). Mit  der Initiative und der Kampagne für das Volksbegehren wurde aber ein  Thema bewusst gemacht und auf den Weg gebracht, das bundes‐ und  europaweit Wellen Schlug. Es wurden damals die Grundlagen 

geschaffen die schließlich zur dauerhaften Ablehnung der 

Agrogentechnik bei einer deutlichen Mehrheit der Bürgerinnen und  Bürger in Bayern führte.  

  1999 

GVO‐Freisetzungen wurden nicht nur von Unternehmen, sondern auch  von staatlichen Einrichtungen durchgeführt. So testete die Bayerische  Landesanstalt für Landwirtschaft ab 1999 gentechnisch veränderte  Kartoffeln und später sehr umfangreich insektenresistenten Mais. 1999  wurde auch ein mehrjähriger Freisetzungsversuch der Bundesanstalt für 

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München,13.11.2014  PM 106‐14/LFG  Gentechnik  Züchtungsforschung mit gentechnisch veränderten, pilzresistenten 

Reben in Veitshöchheim genehmigt ‐ begleitet von massiven Protesten  von Umweltschützern, Verbrauchern sowie fränkischen Winzern. Der Versuch  wurde vorzeitig eingestellt 

  2003  

Die Staatsregierung legte in ihrer Broschüre: „Daten + Fakten + Ziele – Zwölf  Eckpunkte zur Grünen Gentechnik“ ein einseitiges Plädoyer für die 

Agrogentechnik vor, das heftig kritisiert wurde. (Die Kritik des BN ist  nachzulesen auf der BN Website unter  

http://www.bund‐naturschutz.de/themen/gentechnik/fakten.html.)   

Von der Staatsregierung unter Ministerpräsident Edmund Stoiber und  der CSU geführten Landtagsfraktion wurde damals beispielsweise  gefordert: „Es sind Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Bayern,  Deutschland und der EU ermöglichen, den Anschluss an die Weltspitze  auf dem Gebiet der Grünen Gentechnik zu gewinnen.“ 

 

Nach Ablauf des vorübergehenden Zulassungsstopps für den 

kommerziellen GVO‐Anbau in Europa von 1998 bis 2003 formierte sich  der Widerstand neu. In Bayern wurde 2003 von Umweltverbänden  gemeinsam mit kirchlichen Organisationen, Landwirten und 

Verbrauchern das „Bündnis für gentechnikfreie Natur und 

Landwirtschaft“ gegründet, dem 30 Organisationen angehören. Das  Bündnis organisierte den Widerstand gegen den Anbau der 

insektenresistenten Maislinie Mon 810, dem einzigen auf EU Ebene  zugelassenen GVO, und leistete Aufklärungsarbeit über die 

Agrogentechnik und die damit verbundenen Risiken. 

In vielen Landkreisen Bayerns entstanden regionale Bündnisse für eine  gentechnik(anbau)freie Landwirtschaft. Hervorzuheben ist dabei die in  Oberbayern entstandene Bewegung der „Zivilcourage“. Auch 

immer mehr Kommunen beschlossen, dem Netzwerk der  gentechnikfreien Kommunen beizutreten. 

  2004: 

München: Erste große, vom BN und dem „Bündnis Bayern für 

gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft“ organisierte Demonstration  gegen Agrogentechnik mit 5000 Teilnehmern 

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2005: 

Ingolstadt: Demonstration und Resolutionsübergabe an Horst Seehofer,  damals noch Bundeslandwirtschaftsminister. 

 

In der Folge begannen wachsende Teile der CSU, Zweifel an der  Sinnhaftigkeit des Gentechnikanbaus in Bayern zu äußern, auch in der  Erkenntnis, dass sich eine Risikotechnologie nicht gegen den Willen  breiter Bevölkerungskreise durchsetzen lässt. 

  2006 

Der frühere CSU‐Generalsekretär und spätere bayerische  Umweltminister Markus Söder war einer der Vorreiter des 

Umdenkprozesses, der in der Folge vom heutigen Staatskanzleiminister  Marcel Huber, damals noch einfacher Landtagsabgeordneter, in einem  Arbeitskreis der CSU weiter vorangebracht wurde. 

       2008  

Der Freistaat teilte im April mit, die Landessortenversuche aufzugeben,  bei denen zugelassener Gentech‐Mais auf seine Eignung für die 

bayerische Landwirtschaft geprüft wurde.  

  2009 

Die bayerische Staatsregierung stellte auch die seit 2000 laufenden  Freilandversuche auf 1,6 Hektar staatlicher Flächen ein, die der 

„Sicherheitsforschung“ dienen sollten. 

 

2010 /2011 

Die Zahl der auf Initiative von regionalen Bündnissen erreichten  Beschlüsse für gentechnikanbaufreien Kommunen und Landkreise in  Bayern und bundesweit wächst weiter. 

Seit 2011 vergibt das Bayerische Umweltministerium ein Logo an Städte,  Gemeinden und Landkreise 

  2014  

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München,13.11.2014  PM 106‐14/LFG  Gentechnik  Die Bayerische Staatsregierung trat dem Netzwerk der Europäischen 

gentechnikanbaufreien Regionen bei, dem über 60 europäische  Regionen angehören, darunter neben Bayern weitere acht 

Bundesländer (http://gmofree‐euroregions.regione.marche.it/). Das  Netzwerk setzt sich dafür ein, den Regionen mehr Befugnisse zum  Verbot des GVO‐Anbaus zuzugestehen.  

 

Für Rückfragen: 

Marion Ruppaner 

Agrarreferentin des BUND Naturschutz, Tel. 09 11 – 8 18 78 – 20   

 

Weiterführende links: 

http://www.bund‐naturschutz.de/themen/gentechnik/buendnis‐bayern.html  http://www.bund‐naturschutz.de/themen/gentechnik/fakten.html 

www.gentechnikfreie‐regionen.de  www.keine‐gentechnik.de 

 

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